Erbarmen mit den Armen - Spr 19:17

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221. Erbarmen mit den Armen - Spr 19:17

Wer des Armen sich erbarmt, leiht JAHWEH; und ER wird ihm seine Wohltat vergelten!

Das soziale Gewissen war in Israel durch das Gesetz des Herrn stark ausgeprägt, man lese nur einmal die zwölf "kleinen Propheten" die manchen Sozialreformer unserer Tage erblassen lassen könnten. Dies war in jener Zeit besonders notwendig, wo es weder Krankenversicherung, Sozial- und Arbeitslosenfürsorge, noch Invaliden-, Waisen und Witwenversorgung und Altersrente gab! So war es jedem Frommen eine Gott wohlgefällige Pflicht, Almosen zu geben; darum setzte man auch die Bettler an die "Brennpunkte der Frömmigkeit", wie den Lahmen an die "schöne Pforte", die goldene Osttüre des Gottestempels (Apg 3.). "Wohl dem Mann, der gnädig ist und leiht! Er wird seine Rechtssachen (erfolgreich durchführen im Gericht!" verheißt Ps 112:5; dabei ist sicher nicht nur an ein irdisches Gericht, sondern auch an das göttliche Gericht gedacht, wie es auch unser Sprüchewort tut, das an jenem Tage Vergeltung, Erstattung (BA) oder Bezahlung (BUB) in Aussicht stellt.

Und doch konnte es geschehen, dass dem Armen das Almosen in der Kälte eines mitleidlosen Herzens gegeben wurde, weil der Fromme nur sein Ansehen wahren wollte und sich selbst suchte. Der Kranke am Teich Bethesda (= Haus der Barmherzigkeit, musste nach 38 Jahren des Leidens ausrufen: "Ich habe keinen Menschen!" bevor er dem Gottesmenschen Jesus begegnete (Joh 5:7). Bei den in Mt 25:35-36 von Jesus geforderten Taten der Barmherzigkeit sind wenigstens drei - die Aufnahme von Fremden ins eigene Haus, der Besuch bei Kranken und im Gefängnis - ohne eine persönliche Anteilnahme nicht zu verwirklichen! Das Richterwort des kommenden Christus über die "Gerechten der Völker" folgt genau unserem Sprüchewort von der Wiedererstattung dessen, was man JAHWEH leiht: "Wahrlich, ich sage euch, insofern ihr es einem der geringsten dieser meiner Brüder getan habt, habt ihr es mir getan" (Mt 25:40)! Ja, "...das Tun des Menschen kehrt zu ihm zurück" (Spr 12:14b), auch dem Reichen, der "nur Hartes antwortete, als der Arme ihn flehentlich bat" (Spr 18:23)!

Dem schließt sich Jakobus mit den Worten an: "Denn das Gericht wird ohne Barmherzigkeit gegen den ergehen, der nicht Barmherzigkeit geübt hat. Die Barmherzigkeit triumphiert über das Gericht" (Jak 2:13)! Dies kann natürlich im weitesten Sinn auch prophetisch verstanden werden, wenn wir an die göttliche Zielsetzung aller Gerichte denken und an den Triumph Seiner Barmherzigkeit über die Gerichteten am Ende aller Zeiten! Aber zunächst geht es um den einfachen Gedanken der göttlichen Vergeltung der von uns geübten Barmherzigkeit oder Unbarmherzigkeit im endzeitlichen Gericht.

Müssen wir nicht diesen "Lohngedanken" im Licht der paulinischen Rechtfertigungslehre ablehnen? Dächsen erzählte einmal, wie der Reformator Jonas einem Armen Almosen mit den Worten gegeben habe: "Wer weiß, ob Gott wiedergibt?" da warf der ihn begleitende Luther ein: "Als wenn's Gott nicht längst vorausgegeben hätte!" (nach DEL). Mit dieser Antwort begegnete der Reformator dem missbrauch des Lohngedankens, wie er unserem Spruch entnommen werden könnte. Doch muss auch dem falschen Gebrauch des paulinischen "nur aus dem Glauben" begegnet werden, vielleicht mit der geistlichen Antithese des Jakobus: "Der Glaube ohne Werke ist tot" (Jak 2:26)! Solche scheinbaren Widersprüche lösen sich dem auf, der sich um die genauen Zusammenhänge der biblischen Texte bemüht und auch Paulus nicht nur oberflächlich kennt. Auch er spricht ja vom Werk des Glaubens und vom Lohn im Gericht (1Kor 4:5 u.a.) Das schon früher zitierte Pauluswort von der "geistlichen Sparkasse" (1Tim 6:17-19) sei einmal, auszugsweise, nach der Mengenübersetzung wiedergegeben: "Denen, die Reichtum in der jetzigen Weltzeit besitzen, schärfe ein. Gutes zu tun, reich an guten Werken zu sein, Freigebigkeit und Mildtätigkeit zu üben und sich dadurch ein sicheres Grundvermögen für die Zukunft anzulegen, damit sie da wirkliche Leben erlangen!" Lasst uns das Wohltun und mitteilen nicht "vergessen"! Es sind "Opfer, an denen Gott Wohlgefallen hat" (Hebr 13:16)!


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222. Noch ist Hoffnung da! - Spr 19:18-20