Noch ist Hoffnung da! - Spr 19:18-20

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aus WJS: "Das Buch der Sprüche - die Unterweisung des Vaters" (ausgelegt in 366 Tageslesungen)
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222. Noch ist Hoffnung da! - Spr 19:18-20

Züchtige deinen Sohn, weil noch Hoffnung da ist; aber deine Seele trachte nicht danach, ihn zu töten. - Wer jähzornig ist, muss dafür Strafe tragen; denn greifst du auch ein, so steigerst du es noch! - Höre auf Rat und nimm Unterweisung an, damit du weise seiest in deiner Zukunft.

Wieder einmal ist von der Züchtigung und Unterweisung des Vaters die Rede. Gerade, weil noch Hoffnung auf eine bessere Zukunft ist, sollte sie erfolgen, solange die junge Seele noch bildsam ist. "Wer seine Rute spart, hasst seinen Sohn; aber wer ihn liebt, sucht ihn frühe heim mit Züchtigung" (Spr 13:24). Die Züchtigung, Erziehung und strenge Unterweisung sollte aber maßvoll geschehen und von Weisheit und Liebe bestimmt sein, nicht vom hitzigen Jähzorn dessen der den Sohn zu töten sucht. Allerdings galt nach 5Mo 21:18-21, dass der widerspenstige und aufsässige Sohn, wenn er nach der Züchtigung im Ungehorsam verharrte, vom Volk gesteinigt werden sollte. Wenn man dies auf unser Volk übertragen wollte, dann wäre es gar bald ausgestorben!

Die Züchtigung ist jedenfalls nicht Selbstzweck, sondern "ultima ratio", letzte verfügbare Maßnahme der Liebe. So ist auch der Zorn Gottes "das Feuer Seiner leidenschaftlich erregten Liebe! (Markus Barth), die höchste Temperatur Seiner Barmherzigkeit (s. Hl 8:6-7)! Auch "der Vater aller Vaterschaften" züchtigt Seine Söhne, gerade weil sie wirklich Söhne und keine Bastarde sind. Er züchtigt sie mit einer Weisheit, wie sie irdische Väter niemals besitzen (Hebr 12:8-10). Er will nicht den Tod des Sünders und handelt auch in Seinen härtesten Gerichten nach den heilspädagogischen Zielen Seiner heimsuchenden Liebe; Er züchtigt gerade darum, weil noch Hoffnung vorhanden ist, dass wir "die friedsame Frucht der Gerechtigkeit" erlangen und "Seiner Heiligkeit teilhaftig würden" (Hebr 12:10-11). Selbst dann, wenn wir uns in unwürdigen m Genuss des Herrenmahls Gericht zuziehen, "werden wir vom Herrn gezüchtigt, damit wir nicht zusammen mit der Welt dem Verdammungsurteil anheimfallen" (1Kor 11:29-32).

Das NT betont das rechte Maß in der Züchtigung noch mehr, etwa in Eph 6:4: "Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern erzieht sie in der Zucht und Ermahnung des Herrn!" wobei solche "Ermahnung" zugleich Ermutigung, Ermunterung und Trost in sich birgt. Dem fügt Kol 3:21 hinzu: "Ihr Väter, ärgert eure Kinder nicht, damit sie nicht mutlos werden!" Wie viele Kinder müssen heutigen Tags diese gesunde väterliche Erziehung entbehren! So dürfen wir auch von Gott, unserem Vater erwarten, dass Er uns nicht über Tragvermögen auferlegt und zugleich mit aller Züchtigung im Leiden auch Trost, Ermunterung und Ermutigung schenkt!

Der Jähzorn hingegen, der dem Hass entspringt und zum Tode des Kindes führen kann, unterliegt der göttlichen Vergeltung: Der Hitzige (BA) muss dafür büßen1 und im Gericht bezahlen. Die blutige Spur führt vom Hass über den Jähzorn zum Mord, wie uns nach 1Jo 3:12 das Beispiel Kains lehrt, der "aus dem Teufel war", dem "Menschenmörder von Anfang". Darum wird Menschenhass und Bruderhass von Jesus als auch von Seinen Aposteln als "Mord" gewertet (Mt 5:21-22 - 1Jo 2:9). So besehen stehen wir alle im Gericht und haben es allein der Bewahrung Gottes zu danken, dass wir nie zu Mördern geworden sind. Wer aber der "Berserkerwut" des jähzornigen Hitzkopfs entgegentreten und den von seiner Wut Betroffenen bewahren will, wird dadurch dessen Jähzorn noch steigern, was schon viele erfahren mussten, die es in Unkenntnis seelischer Abläufe "nur gut meinten". Freilich ist auch das Handeln jener Bürger in unserer Zeit verachtenswert, die neugierig oder feige zuschauen, wenn Rowdies auf der Straße einen Ausländer, Juden oder Rentner niederschlagen oder berauben!

Die schwer übersetzbare zweite Zeile von Spr 19:19 wird von Buber anders wiedergegeben und mit Spr 19:18.20 zu einer gedanklichen Einheit verschmolzen. "Züchtige deinen Sohn, denn noch gibt es Hoffnung; aber seinen Tod zu verlangen, verhebe sich nicht deine Seele, großer Grimm trägt Strafe davon! - sondern rette ihn und fahre noch fort: Höre Rat, nimm Zucht an, damit du weise wirst in deiner Zukunft!" Das Nicht-Nachlassen in der Erziehung hat die Zukunftssicherung der Kinder im Auge und ist getragen von der Hoffnung. So handelt auch Gott an uns in einer geistlichen Zukunftsplanung, da Er allein das Ziel unsere Lebens kennt und uns zur Weisheit führen will, die letztlich Jesus Christus ist. Gerade, weil wir die Hoffnung haben dem Sohn Gottes einmal gleich zu sein, ordnen wir uns der Züchtigung Gottes unter und reinigen uns, gleichwie Er selbst rein ist (1Jo 3:1-3 - Kol 3:1-4)!

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223. Herzensgedanken und Gottesratschluss - Spr 19:21