Der 2. Korintherbrief - Kapitel 13

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Abschrift: Die Korintherbriefe Band I - IV (2007/08)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Band I, III und IV sind als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der 2. Korintherbrief - Kapitel 13

Aufforderung zur Selbstprüfung
Schluss

Aufforderung zur Selbstprüfung

(Teil 2)

2Kor 13:1-2

"Siehe, dies ist dann das dritte Mal, dass ich zu euch komme; es soll ja jeder Fall durch zweier oder dreier Zeugen Mund festgestellt werden. Ich habe es schon zuvor betont und sage es denen vorher, die vormals gesündigt hatten, und allen übrigen (wie bei meiner zweiten Anwesenheit und nun in Abwesenheit), dass ich, wenn ich komme, nicht nochmals schonende vorgehen werde,"

Zweimal war Paulus bereits in Korinth, jetzt will er ein drittes Mal kommen und das. zeigt, wie wichtig ihm die Korinther sind (es ist nicht bekannt, dass Paulus andere Gemeinden mehr als zweimal besucht hat). Er will ganz offensichtlich die Vorfälle untersuchen und sein Urteil sprechen, wenn nicht doch noch vorher eine Umsinnung vollzogen wird. Dabei bezieht er sich auf das Gesetz in 5Mo 19:15 und möchte jeweils zwei oder drei Zeugen hinzuziehen. Das könnte auch uns etwas sagen: Wie viel wird doch überall getratscht und getuschelt, und wie schnell entstehen Gerüchte. Werden wir von solchen Vorkommnissen einmal betroffen, dann kann es nur vorteilhaft sein, wie Paulus vorzugehen, und weitere Zeugen zu hören - oft sieht dann eine Sache ganz anders aus!

Diejenigen in Korinth, die vormals gesündigt haben und keine Umsinnung vorgenommen haben, werden jetzt von Paulus nicht mehr geschönt werden - es kann also schmerzhaft werden! Wir fragen uns dabei, ob diese überhaupt noch "Gläubige in Christus" sein können? Unser Antwort muss ein klares "Ja" sein! Niemand wird aufgrund seiner Werke oder seines guten Charakters in die Körperschaft Christi Jesu berufen, sondern weil Gott jeden schon vor dem Niederwurf der Welt in Christus auserwählt hat und somit jedes Geschöpf in seinem irdischen Leben vorher kannte. Könnte sich Gott wohl in Seiner Auswahl irren?

In 1Kor 3:12-14 wird uns im Hinblick auf die Preisrichterbühne des Christus gezeigt, wie schmerzhaft eine Bereinigung durch Feuer sein kann - eine Vorwegnahme hiervon kann das Handel Pauli in Korinth sein, zwar auch schmerzvoll, aber letztlich doch hilfreich!

2Kor 13:3

"... weil ihr bei mir Bewährtheit dafür sucht, dass der Christus in mir spricht. Und Er ist gegen euch nicht schwach, sondern mächtig unter euch."

Wir möchten zuerst erneut darauf hinweisen (weil es ja schnell übersehen wird), dass wir mit diesem zweiten Brief an die Korinther noch in der Verwaltung des Übergangs stehen; noch war nicht der "Glaube ohne Schauen" gefordert, sondern Machttaten waren durchaus noch möglich. Wir sagen dies hier nicht, weil Paulus jetzt mit solchen Machttaten in Korinth aufwarten wollte, sondern weil Paulus zeigen wollte, dass Christus in ihm spricht.

Paulus selbst machte sicherlich nur zu oft einen schwachen Eindruck auf die Korinther, ja sie zweifelten sogar an seiner Vollmacht als Apostel Christi Jesu. Nur zu oft wird laut geworden sein: "Er soll doch mal seine Vollmacht zeigen!" Jetzt werden diese Verhöhner erleben, dass Christus in Seinem Apostel spricht und dies mit Macht.

Unser Blick wird mit diesem Vers wieder massiv auch Christus, unseren Herrn, gerichtet. Es war Seine Führung, dass die Korinther einen zweigeteilten Paulus erlebten, nämlich zum einen in völliger Schwachheit, und zum anderen gerade in dieser Schwachheit "kraftvoll", weil er die Kraft des Christus über sich zeltend wusste! Diese Wechselwirkung (wir nennen es auch "Dialektik") wurzelt im Wesen Christi Selbst, wohin uns ja die nächsten Verse noch führen.

Lassen wir uns heute einfach wiederholt vor Augen führen, dass unser Weg auf Erden nie aus uns heraus kraftvoll sein kann, es ist immer unser Herr und Haupt, von dem uns die Kraft zufließt! Und noch eines ist wichtig: Diese Kraft von Ihm muss uns nicht immer körperlich Heilung und Wohlbefinden bringen, sondern ist vielmehr eine geistliche Kraft, die unseren Blick nach droben lenkt wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes - und das bringt Freude ins Herz!

2Kor 13:4

"Denn wenn Er auch aus Schwachheit gekreuzigt wurde, lebt Er jedoch aus der Kraft Gottes. Denn auch wir sind schwach in Ihm, doch werden wir mit Ihm aus Gottes Kraft für euch leben."

Der Jubelruf des Paulus: "... den wenn ich schwach bin, dann bin ich kraftvoll!" vollzog sich schon Jahrzehnte zuvor in Vollkommenheit am Kreuz auf Golgatha. Erinnern wir uns zurück an die Feinde Jesu, wie sie höhnten, als Er in größter körperlicher Schwachheit sterbend am Kreuz hing: "Wenn Du Gottes Sohn bist, so steige doch vom Kreuz herab" (Mt 27:40 ff). Und Jesus hätte diese gekonnt, schließlich hatte Er die Vollmacht dazu bis zum Tod. Doch was wäre dann gewesen? Das Opferlamm, das gemäß 1Petr 1:20 schon vor dem Niederwurf der Welt vorhererkannt war (also bereitstand), wäre nicht geopfert worden, die Versöhnung Gottes mit der Welt wäre nicht erfolgt. Die Konsequenz für uns: Die Sünde hätte uns dauerhaft von Gott getrennt! Und vor allem: Gottes Liebe wäre nicht zur Schau gestellt worden, denn: "So liebt Gott die Welt, dass Er Seinen einziggezeugten Sohn gibt, damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht umkomme, sondern äonisches Leben habe (Joh 3:16).

Bedenken wir, liebe Geschwister, was Christus für den Vater bedeutet: Schon die oben genannte Tatsache, dass Er der "Einziggezeugte" ist, weist Seine einzigartige Stellung beim Vater aus. "Er" ist der Sohn Seiner Liebe, das Abbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor jeder Schöpfung, "Er" ist vor allem und das All besteht zusammen in Ihm (lies Kol 1:15 ff). Und in Phil 2:6 lesen wir sogar, dass Er es nicht für einen Raub erachtete, ebenso wie Gott zu sein - wie unfassbar herrlich und machtvoll war Er als Sohn! Und diesen Sohn gab Gott dahin, gab Ihn in die Hand der Finsternis und in die der Menschen und erzeigte der ganzen Schöpfung, dem gesamten All, dass Er das Liebste dahingab - aus Liebe zu uns" Werden wir das jemals ermessen können?

Wir haben wohl alle längst gemerkt, liebe Geschwister, wie das Thema "zweite Gnade" uns in diesem Brief beschäftigt und bewegt hat; heute kommen wir zum Höhepunkt dieses Themas, man könnte auch sagen: "Zur höchsten Stufe auf der Erkenntnisleiter". Es ist Christi Schwachheit am Kreuz! Damit wir dieser oft so wenig beachtete Übergangsbrief von überragender Bedeutung, denn auch Aussagen wie Phil 3:10 fußen auf unserem Leitvers!

Beachten wir zuerst: Paulus führt sein Verhalten auf die tiefste (oder höchste) Ursache zurück, einerseits auf die Schwachheit des gekreuzigten Christus und andererseits auf die Kraft Gottes. Und jetzt das Wichtige: Die Schwachhet Seines Kreuzestodes ist auch die Schwachheit im Leben Pauli - der Apostel ist schwac h in Seinem Herrn!

Vor uns liegt der Zerbruchsweg des Paulus es ist der "Zerbruchsweg unter dem Kreuz" und somit auch der "Zerbruchsweg in der Nachfolge Christi Jesu"!

Machen wir noch eine ungeheure Aussage: Der Kreuzestod Christi ist damit für die Gläubigen keine abgeschlossene Tatsache, sondern wird ein fortlaufendes Erleben in ihm, das heißt: In der Gemeinschaft Seiner Leiden!!!

Wir beenden diesen Tag hier, weil wir mit Sicherheit viel über diese Aussage nachzudenken haben - es lohnt sich!

Wir haben gestern im zweiten Abschnitt in der zweiten Zeile in Bezug auf das Verhalten Pauli ein "einerseits" angeführt und uns damit beschäftigt. Heute beschäftigen wir uns mit dem "andererseits", der Kraft Gottes, die für uns zuerst einmal sichtbar wurde, als Gott Ihn aus den Toten auferweckte und Ihn inmitten der Überhimmlischen zu Seiner Rechten setzte (lies Eph 1:20).

Aber Gottes Kraft wirkte schon vorher. In 2Kor 5:18 lasen wir: "Gott war in Christus, die Welt mit Sich Selbst versöhnend!" Diese Versöhnung wurde aber n icht erst in der Auferstehung wirksam, sondern mit Seinem Tod, was zur Konsequenz führt, dass Gott Seinen Sohn am Kreuz nicht verlassen hat, sondern gerade dort Seine Kraft wirksam wurde (siehe unsere Auslegung von 2Kor 5:18). Gerade die Versöhnung Gottes ist ja von überragender Bedeutung!

Heute geht es aber für uns darum, dass wir nicht nur in der Schwachheit Seines Kreuzestodes leben, sondern auch mit Ihm in der Kraft Gottes! "Schwachheit" und "Kraft" vereint in unserem Herrn - das kann der normale Weltmensch nicht mehr verstehen! Ob wir es wohl fassen können?

Weil Christus aus und in der Kraft Gottes lebte und lebt, leben auch wir mit Ihm aus dieser Kraft. Unser irdisches Leben ist ein Zerbruchsweg in Schwachheit, und dennoch ein geistliches Leben mit Ihm aus der Kraft Gottes. So gesehen werden die Worte Pauli lebendig und inhaltsvoll: "Denn wenn ich schwach bin, dann bin ich kraftvoll!"

2Kor 13:5

"Macht mit euch selbst die Probe, ob ihr im Glauben seht, prüft euch selbst! Oder könnt ihr nicht an euch selbst erkennen, dass Christus Jesus in euch ist (wenn ihr nicht etwa unbewährt seid)?

Genau dieses kraftvolle Leben, von dem wir gestern sprachen - und damit sind wir wieder in Korinth - möchte Paulus den Korinthern unter Beweis stellen, indem Christus machtvoll durch ihn spricht, jetzt vor allem im Gericht über diejenigen, die nicht gewillt sind, umzusinnen. Bedenken wir aber immer Diese Korinther sind ja nicht ungläubig, im Gegenteil - Paulus möchte diesen mit aller Deutlichkeit ihren Glauben vor Augen stellen und fordert sie zu einer Selbstprüfung auf.

Der Zusammenhang ergibt, dass die Korinther deshalb zur Selbstprüfung aufgerufen werden, um den Christus in Paulus zu erkennen (siehe Vers 3). Paulus könnte auch zu den Korinthern sagen: "Wenn ihr mich verstehen wollt, blickt in euer eigenes Herze! Wie sieht es dort aus?"

Und diese Selbstprüfung soll zeigen, ob sie im Glauben stehen! Beachten wir hier: Es heißt nicht, ob sie Glauben haben, sondern im Glauben stehen - das ist ein Unterschied! Wir können alle viel Glauben haben, und doch ist unser Wandel unwürdig; im Glauben stehen muss also praktische Auswirkungen haben. Christus lebt in den Gläubigen, und das wirkt sich auch im Wandel aus. Unsere eigene Selbstprüfung könnte deshalb so aussehen: Spiegeln wir gemäß 2Kor 3:18 die Herrlichkeit des Herrn wider? Sind wir bereit, auch Seinen Zerbruchsweg zu gehen? Sind auch wir in unserer Schwachheit kraftvoll?

Alle strafenden Maßnahmen wäre in Korinth überflüssig, wenn Christus Jesus in ihnen wirksam ist - aber ist Er es? Pauli Nachsatz (etwas verändert) lässt daran zweifeln: "Oder seid ihr etwa noch unbewährt?"

2Kor 13:6

"Ich erwarte aber, dass ihr erkennen werdet, dass wir nicht unbewährt sind!"

"Bewährt" ... "unbewährt" ... diese Worte haben wir immer wieder gelesen, und sie werden diesen letzten Teil unseres Briefes prägen. In unserem Leitvers sollen die Korinther erkennen, dass Paulus und seine Mitarbeiter nicht unbewährt sind - fragen wir uns heute doch einmal selbst, was "Bewährung" beinhaltet, ein Stück davon haben wir ja gestern schon behandelt.

Es geht, liebe Geschwister, nicht um unsere Bewährung vor den Menschen, sondern allein "für Christus! Um uns gleich ein Angstgefühl zu nehmen: Es ist nicht schwer für Ihn bewährt zu sein! Es geht dabei einzig darum, in Seinen Wegen zu wandeln, Seine Gesinnung immer mehr aufzunehmen! Einzig unser Fleisch macht uns dabei zu schaffen! Auszurichten haben wir uns dabei auf Seinen Tod am Kreuz, sowie auf Seine Auferstehung. Sein Tod führt uns in die Demut und auf den Zerbruchsweg, Seine Auferstehung führt uns an die unversiegbare Kraftquelle, die Macht und Größe Gottes. Und beides miteinander zu vereinen und in unserem Wandel auch auszuleben - das ist unsere Bewährtheit für Christus!

Wir haben bei Paulus gesehen, wie er sich erst einmal gegen den Splitter für sein Fleisch auflehnt, er fleht um Hilfe. Die Antwort war, dass Gott ihm die Kraftquelle zeigt, "Die Kraft des Christus", die über ihm zeltet. Auch wir (under Fleisch) lehnen uns erst einmal gegen die schweren Wege auf - das ist normal! Doch der Blick auf unseren Herrn zeigt uns, dass auch wir ein Stück von Ihm sind, dass auch wir in die Gemeinschaft Seiner Leiden eintreten können, u m auf diesem Weg die überragende Größe Seiner Macht zu erfahren - nicht in körperlicher Genesung, sondern in der Freude und im Frieden, der in unsere Herzen einzieht!

Bewährt für Christus? "Auf Ihn schauen!"

2Kor 13:7

"Wir wünschen jedoch zu Gott, dass ihr keinerlei Übles tut; nicht, damit wir als bewährt erscheinen, sondern dass ihr das Treffliche tut, wir aber wie Unbewährte seien."

Natürlich ist es Pauli brennender Wunsch, dass jene Minderheit der Korinther umsinnt, damit es erst gar nicht zu der angekündigten harten Maßnahme kommen muss, und er und seine Mitarbeiter sich folglich auch nicht in der Maßnahme einer Strafausführung bewähren müssen - unser Leitvers beschreibt das so: "... wir aber wie Unbewährte seien." Anders ausgedrückt: Es geht hier nicht um die Bewährung im Glauben, sondern darum, dass Paulus und seine Mitarbeiter wünschen, sich er gar nicht in dem Richteramt bewähren zu müssen, in diesem Fall wären sie (im positiven Sinn) wie Unbewährte.

Wir alle, liebe Geschwister, werden im Leben vielfach in Situationen gedrängt, vor denen wir uns fürchten. Auch Paulus war in einer ähnlichen Lage, er musste nach Korinth um die dortigen Missstände zu klären - keine schöne Aufgabe! Paulus musste auch in Kauf nehmen, dass seine Maßnahme falsch verstanden wurde, die Liebe zu ihm abkühlen könnte... auch wir. kennen sicher ähnliche Situationen. Und dennoch war Paulus zu allem bereit. Sind auch wir bereit, den uns übertragenen Aufgaben und Diensten ins Auge zu sehen? Und die ungeachtet unseres persönlichen Ansehens oder Wohlbefindens? Oder gar der Folgen?

Paulus liebte seine Korinther! Viel hatte er ihnen geschrieben, er hatte Boten zu ihnen gesandt, sie hatten ihm viel Kummer bereitet, aber auch Freude! Er hatte ermahnt und gedroht - können wir mit unserem Apostel mit fühlen, als er sich dieser Stadt näherte? Die Mehrheit würde ihn sicher freudig aufnehmen, aber die aufsässige Minderheit?

"Unbewährt" im Richten - das nahm er einerseits gerne hin! Aber andererseits ging es ihm um seine Bewährung und Bewährtheit für Christus, die lag ihm am Herzen, er verband sie mit seinem Evangelium, welches die Herrlichkeit des Christus zum Inhalt hat.

2Kor 13:8

"Denn wir vermögen nichts gegen die Wahrheit, sondern nur für die Wahrheit."

Einst fragte Pilatus den vor ihm stehenden Jesus: "Was ist Wahrheit?" (Joh 18:38) - er bekam noch keine Antwort darauf; doch zuvor in Joh 18:37 sagte Jesus: "Ich bin dazu in die Welt gekommen, um ein Zeugnis für die Wahrheit abzulegen. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört Meine Stimme". Die Antwort an Pilatus hätte lauten können: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben - doch noch war der Weg ans Kreuz nicht vollendet!

Da Jesus Christus allein die Wahrheit ist, konnte auch Paulus nichts anderes für die Wahrheit tun, als sich auf das Kreuz und die Auferstehung Jesu zu berufen. Und in beidem liegen, wie wir ja immer wieder gesehen haben, der Zerbruch und die Kraft!

Wenn Paulus beabsichtigte, nach Korinth zu reisen, um Strenge auszuüben, so war das in der Wahrheit, weil sein Vorhaben der Liebe entsprang, den Korinthern zu helfen. Und helfen wollte er derart, dass sie die Wahrheit vom Kreuz und der Auferstehung erfassen, dass sie mehr und mehr erkennen sollten, dass der Tod Jesu nicht nur Sein persönlicher Tod war, sondern dass sich jeder an Ihn Glaubende als "mit Christus zusammen gestorben" sieht (Röm 6:8); und wenn das erkannt wird, folgt der nächste Schritt: "... glauben wir auch, dass wir zusammen mit Ihm leben werden"!

"Mit Ihm zusammen gestorben" - das ist unser Zerbruchsweg. Er ist einerseits "einmalig" was unsere Stellung betrifft, und er muss andererseits "täglich" beschritten werden, was sich auf unseren Wandel bezieht (deshalb stirbt Paulus gemäß 1Kor 15:31 Tag für Tag).

Doch der Sterbensweg (Zerbruchsweg) hat die herrliche Verheißung: "Glaubwürdig ist das Wort: Denn wenn wir mitstarben, werden wir auch mitleben. Wenn wir erdulden, werden wir auch mitherrschen" (2Tim 2:11-12a).

2Kor 13:9

"Freuen wir uns doch, wenn wir schwach sind, ihr aber kraftvoll seid. Dies nun wünschen wir auch zu Gott: Euer Zurechtkommen!"

Es gibt viele Ursachen und Gründe zur Freude eines Gläubigen in seinem Alltag, die Quelle aller Freude ist jedoch die "Freude im Herrn" (Phil 4:4)! Und wenn der Herr dann auch wirklich allezeit unsere Freude geworden ist, dann werden wir Ihn auch immer mehr anschauen und danach trachten, Ihm ähnlicher zu werden, Seine Gesinnung in uns mehr und mehr aufzunehmen. Und Christi Jesu Gesinnung war, den Menschen die Liebe Gottes nahe zu bringen. In Lk 15:7 lesen wir ein Wort von Ihm: "Ich sage euch: So wird im Himmel mehr Freude sein über einen Sünder, der umsinnt, als über neunundneunzig Gerechte, die der Umsinnung nicht bedürfen."

Es geht uns heute um "die Freude", und wenn wir aus dem Mund Jesu hören, wie groß die Freude über einen ist, der umsinnt, dann können wir auch Paulus und seine Mitarbeiter verstehen, dass ihr Herz voll Freude sein wird, wenn auch in Korinth eine Umsinnung vollzogen werden könnte. Es ist die selbstlose Liebe, die zuerst Jesus Christus zur Schau gestellt hat und die auf Menschen abstrahlen darf, die sich an Ihm orientieren! "Die Liebe sucht nicht das Ihre", sagt 1Kor 13:5, hier geht es allein um das Wohl des anderen - und was kann einem Gläubigen dienlicher sein als ein Wachstum im Glauben, ein Zurechtkommen auf dem irdischen Weg der Schulung für das Überhimmlische!

Gern will der Apostel schwach neben den Korinther aussehen, wenn nur die Gemeinde kraftvoll geworden ist. Das ist eine Haltung, vor der wir, liebe Geschwister, doch allzu gern zurückweiche. Unser Fleisch verlangt nach Ansehen, Anerkennung, Lob ... könnte wir auf all das verzichten, ja sogar schwächlich wirken, wenn dadurch dem anderen geholfen wäre, wenn dieser dafür kraftvoll würde? Es sind oft Kleinigkeiten, die wir so wenig beachten - und doch sind sie beachtenswert, vor allem, wenn sie der Liebe entsprechen!

2Kor 13:10

"Deshalb schreibe ich euch dies, während ich noch abwesend bin, um bei meiner Anwesenheit nicht Strenge gebrauchen zu müssen, gemäß der Vollmacht, die der Herr mir zur Auferbauung und nicht zum Einreißen gegeben hat."

Mit Hoffnung und Bangen im Herzen hat Paulus diesen Brief geschrieben - wie wird er auf die Korinther wirken? Was wird er vorfinden? Noch kann die Gemeinde viel ordnen, noch können diejenigen, die Paulus strafen möchte, umsinnen. Zudem ist Titus mit den beiden Brüdern in der Stadt, dem ja bei seinem vorigen Besuch in Korinth so viel gelungen ist und der den Korinthern erneute eine tat kräftige Hilfe ist.

Auferbauung und Zurechtbringung muss das Ziel eines jeden Gläubigen sein, ob in der vorderen Reihe als Lehrer oder in der hinteren Reihe als stiller Beter. Und wie herrlich und wunderbar hat Paulus gerade jene stillen Beter gelehrt, für di Geschwister einzutreten: "... dass der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung Seiner Selbst gebe (nachdem die Augen eures Herzens erleuchtet wurden), damit ir wisst, was das Erwartungsgut Seiner Berufung ist, was der Reichtum der Herrlichkeit Seines Losteils inmitten der Heiligen, was die alles übersteigende Größe Seiner Kraft ist (für uns, die wir glauben), gemäß der Wirksamkeit der. Gewalt Seiner Stärke, die in Christus gewirkt hat, als Er Ihn aus den Toten auferweckt und Ihn zu Seiner Rechten inmitten der Überhimmlischen setzte ... (Eph 1:17-20).

Merken wir in diesem mächtigen Gebet worauf es ankommt? Es ist die Erkenntnis "Seiner Selbst"! Wie Hiob müssen wir erkennen, dass Gott wirklich alles vermag (Hi 42:2), auch wenn schwere Zerbruchswege vorangehen! Möge uns allen mehr und mehr diese geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung gegeben sein!

Schluss

2Kor 13:11

"Im übrigen, Brüder, freuet euch, lasst euch zurechtbringen, lasst euch zusprechen, seid gleichgesinnt, haltet Frieden, und der Gott der Liebe und des Friedens wird mit euch sein."

Wir sind fast am Ende dieses Briefes, und die Hoffnung auf die Zurechtbringung der korinthischen Gemeinde klingt vernehmbar ab. Aber wir dürfen auch den Jubelton der heiligen Freud aus dem Vers heraushören, den Paulus auf seinen schweren Zerbruchswegen lernen durfte und den er an uns weitergibt: "Freuet euch in dem Herrn allezeit! Nochmals will ich betonten: Freut euch!" Und das gilt ganz besondern auf unseren schweren Wegen. Man möchte hierbei die Worte Pauli von Vers 5 etwas umlenken: "Macht mit euch selbst die Probe" ... probiert es auch, wie mächtig die Kraft des Christus über uns ist, wenn wir völlig schwach sind!

Und bedenken wir erneut und immer wieder: Gerade diese Schwachheit dürfen wir in den herankommenden Äonen zur Schau stellen - wie mächtig wirkt hier die Gnade in uns!

"Seid gleichgesinnt, haltet Frieden...", ,mächtig müssen eigentlich diese Worte im Angesicht der überströmenden Gnade in uns anklingen! Und doch gibt es auch heute noch viel zu viel Hader unter den Gläubigen, ausgelöst zumeist durch unterschiedliche Erkenntnisse. Lassen wir uns alle deshalb noch einmal daran erinnern: Hohe Erkenntnis - so kostbar sie ist - bringt nicht automatisch einen würdigen Wandel nach sich; nur zu oft macht sie sogar "aufgeblasen"! Es ist der Weg n ach unten, der Zerbruchsweg, der erkennen lässt, dass es nur eine Körpergemeinde gibt, einen Geist, ein Erwartungsgut, ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller ... da müsste man doch eigentlich Frieden halten können - müsste!

Und so möge auch mit uns allen, liebe Geschwister, der Gott der Liebe und des Friedens sein!

2Kor 13:12

"Grüßt einander mit heiligen Kuss! Es grüßen euch alle Heiligen."

Paulus schloss mit diesen Worten seine geliebte Gemeinde in Korinth ein, wir dürfen heute über diese Gemeinde hinausgehen und alle jene mit einschließen, die weltweit zur Körpergemeinde des Christus berufen worden sind und noch immer berufen werden.

Unser Leitwort gebraucht Worte der herzlichen Liebe und Zuneigung und wir müssen uns immer wieder neu bewusst sein, dass wir eine ganz wunderbare Einheit als "Körperglieder des Herrn" darstellen, wo ein Glied das andere braucht. Der Widerwirker errichtet Bollwerke, er hetzt uns nicht selten so sehr gegeneinander auf, dass es zum Bruch zwischen Brüdern kommt - wo bleibt da das Wissen um die Einheit?

Es ist für uns leicht erkennbar, dass wir sehr unterschiedlich geführt werden! doch auch dies ist gottgewirkt, weil jeder von Gott seine Eigenheit bekommen hat und dementsprechend geführt wird. Das große Wunder dabei ist: So unterschiedlich wir Menschen in unserem Wesen sind, so gleich sind wir alle in Christus!

Der "heilige Kuss" mit dem sich Heilige küssen, ist anders als jener unter den Weltmenschen: Wir sind abgesondert von der Welt und bereitgestellt für Gott - und dies soll in dem "heiligen Kuss" zum Ausdruck kommen. Und es ist bekannt: Je größer die äußrer Not wird, je inniger wird die Gemeinschaft der Heiligen - die Verbindung untereinander wird dringend benötigt. So dürfen auch auch wir uns im Geist umarmen und küssen, wissend, dass wir mit. Gott in Christus nicht nur versöhnt, sondern auch vollkommen ausgesöhnt sind, dass wir in Ihm gerechtfertigt sind und in völligem Frieden mit Gott leben dürfen. Das ist ein Wissen, dass unzähligen Blutzeugen Christi die Kraft gegeben hat, ihr Leben für Ihn zu geben; denken wir noch einmal zurück an die vier Buchstaben, die immer noch auf manchen römischen Grüften zu lesen sind: "Q. N. D. S." (QUORUM NOMINA DEUS SCIT) - "deren Namen Gott kennt"!

2Kor 13:13

"Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen!"

Fast etwas Wehmut will mich, den Verfasser beschleichen, weil wir am dieses Briefes angelangt sind und die Korinther verlassen müssen. Wie muss uns doch diese Gemeinde, die vor fast zweitausend Jahren gelebt hat, ans Herz gewachsen sein und wie reich sind wir durch jenes gesegnet worden, was Paulus hier enthüllt hat. Auch wenn dieser Brief in der Verwaltung des Übergangs entstanden ist, und manches abgetan wurde, als die Vervollständigung kam - eines muss sich tief und unvergänglich in uns eingeprägt haben: Es sind die Zerbruchswege, auf denen einerseits unsere ganze Schwachheit sichtbar wird, andererseits aber nur auf diesem Weg die Kraft Gottes vollkommen gemacht werden kann.

Und so dürfen wir auch diesen letzten Vers betrachten, der die Gnade unseres Herrn als Grundlage unserer Berufung an den Anfang stellt - ja, dies wunderbare Gnade ist wirklich "überströmend", sie muss uns nicht nur genügen, sondern uns auch überglücklich machen!

Und die Liebe Gottes - ja, sie wurde in der Dahingabe Seines Sohnes für das ganze All sichtbar und offenbar, der für uns alle starb, damit wir Gottes Gerechtigkeit in Ihm würden!

Und dann führt Paulus noch die Gemeinschaft des heiligen Geistes an (was keine Trinitätslehre beinhaltet); diese Gemeinschaft ist die Einheit jener, die sich in Christus eins wissen, die "in Ihm" Empfänger der Gnade und Liebe Gottes sind und sich darin erfreuen dürfen. Dieser heilige Geist leitet uns alle in die volle Wahrheit, auch in diese, die wir am Anfang dieses Briefes (2Kor 12:3-5) lasen: "... der uns in all unserer Drangsal zuspricht, damit wir auch anderen zusprechen können... denn so wie die Leiden des Christus in uns überfließen, so fließt auch durch Christus unser Zuspruch über."

Gedicht

Bei dir sind wir geborgen,
da Dein Gebot besteht,
um gar nichts uns zu sorgen,
dagegen im Gebet
mit Danken und mit Flehen
vor dich, mein Vater, treten,
damit in allen Nöten
wir ganz auf Dich nur sehen.

Wie nah doch unsren Herzen
Dein Herz in Christus ist,
da Du in Not und Schmerzen
uns Gott des Mitleids bist;
zeit uns in unserem Leid
Gemeinschaft Deiner Leiden
Und halt uns vor die Freuden,
in jener künftgen Zeit.

Nun bring mit Dank und Flehen
ich meine Not vor Dich,
um unverzagt zu gehen,
wie Du willst, will auch ich.
Und dank bei jedem Schritt
erfülle nun mein Leben,
Du wirst mir Ruhe geben,
Dein Angesicht geht mit.

(Mel. Aus meines Herzens Grunde)

E. U. A.