Der 1. Korintherbrief - Kapitel 13

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Abschrift: Die Korintherbriefe Band I - IV (2007)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Band I, III und IV sind als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der 1. Korintherbrief - Kapitel 13

Das Hohelied der Liebe

Das Hohelied der Liebe

1Kor 13:1

'"Wenn ich in den Zungen der Menschen und der himmlischen Boten spräche, aber keine Liebe hätte, so wäre ich wie ein klingender Kupfergong oder wie eine schmetternde Cymbel.'"

Wir gehen wieder einen Schritt zurück nach Korinth. Die Aufforderung war: "Eifert nun nach den größeren Gnadengaben!" Und was ist größer als Heilen, Unterstützung anderer, Leitung, Zungenrede? Es folgt das sogenannte "Hohe Lied der Liebe"! Aber es ist kein gefühlvoller Erguss über die Korinther, auch hat Kap. 13 nichts mit einem Lied zu tun, es ist vielmehr ernster Unterricht, und dieses genau mitten hinein in die korinthische Gemeinde.

Zum ersten Mal spricht Paulus von der Liebe kurz in 1Kor 8:1-3; jetzt, in Kap. 13, stellt er sie mit unvergleichlicher Kraft in den Mittelpunkt. Die Korinther kannten bislang nur jene verlangende Liebe, die mit "Eros" bezeichnet wird. Diese Liebe (Eros) ist trotz möglicher edler Züge dennoch auf das eigene Ich bezogene Liebe. Paulus spricht aber von der "Agape", einer Liebe, die nichts für sich will, sondern alles hingibt und opfert, also für all solche, die ihr nichts wiedergeben, im besten Fall einen kümmerlichen menschlichen Dank. Darum müssen wir in der Agape die Liebe Gottes (1Kor 13:13) und die Liebe Christi (2Kor 5:14) sehen. Diese Liebe ist also keine menschliche Tugend, sie ist auch nicht das, was wir üblicherweise unter "christlicher Liebe" verstehen - sie ist weit mehr, sie kann uns nur in Christus, unserem Herrn mittels des heiligen Geistes gegeben werden, sie ist praktisch in unsere Herzen ausgegossen (Röm 5:5).

Ein Stück Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft bringt die Welt auch ohne Gott zustande,, und die übliche christliche Liebe wäre auch noch kein "überragender Weg" - die Liebe, von der hier Paulus spricht, ist Gott Selbst, weil Er Liebe ist (1Jo 4:8).

1Kor 13:2

"Und wenn ich Prophetenwort hätte und alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnisse, ja wenn ich all en Glauben hätte, so dass ich Berge versetzen könnte, aber keine Liebe hätte, so wäre ich nichts."

Wir nehmen die Aussagen vom gestrigen Vers 1 noch hinzu, der Rede "in den Zungen der Menschen und himmlischen Boten". Hier meint Paulus keine allgemeine Rede, sondern die Zungenrede "in fremder Sprache", die ja in Korinth hoch im Kurs stand und anscheinend reichlich vorhanden war. Und doch fehlte in Korinth trotz dieser reichlichen Gabe die Liebe. Jenen, die in Korinth meinten, durch ihre Zungenrede etwas zu sein, sagt Paulus: Ihr seid nur ein geräuschvolles Instrument! Beachten wir hier: Zungenrede war ja eine "Gnadengabe"! Und trotzdem war sie ohne die Agape weniger als wertlos!

In unserem heutigen Leitvers wendet sich Paulus den Gaben des Prophetenwortes, der Erkenntnis und des Glaubens zu, wobei er diese Gaben in Korinth durchaus voraussetzt. Die Korinther waren also reich an solchen Geistesgaben, aber zugleich erschreckend arm an Liebe! Alle Schäden, die Paulus in der Gemeinde offenlegte, waren auf den Mangel bzw. das Fehlen dieser Liebe zurückzuführen. Was wird aber aus gläubigen Menschen, die wertvolle Geistesgaben besitzen, aber keine Liebe haben? Ist dies ein bloßer Mangel oder ein sogenannter Schönheitsfehler? Paulis Worte sind schärfer: "So wäre ich nichts!"

Liebe Geschwister, vielleicht richtet sich dieses Wort heute auch ganz besonders an uns, die wir so tief in Christi unausforschlichen Reichtum hineinsehen durften und dürfen! Was nützt höchstes Wissen und Erkenntnis, wenn eben diese Liebe fehlt? Das Tragische ist dabei: Wir haben ja gemäß Röm 5:5 längst die Liebe in unseren Herzen - aber greifen wir auch auf sie zurück? Aktivieren wir sie überhaupt?

1Kor 13:3

"Und wenn ich all meinen Besitz austeilen, und wenn ich meinen Körper dahingeben würde, um mich dessen zu rühmen, aber keine Liebe hätte, so würde es mir nichts nützen."

In der pfingstlichen Königreichsgemeinde war es gang und gebe, dass aller eigene Besitz entspr. Apg 2:42-47 der Gemeinschaft zur Verfügung gestellt wurde, keiner mehr hatte Eigenes. (Wir möchten hier kurz anmerken, dass sich auch in unserer Zeit viele Gläubige die Praktiken dieser früheren jüdischen Königreichsgemeinden angeeignet haben und sich dabei gerne auf Apg 2:43 berufen, nämlich "Gemeinschaft, Brotbrechen und Gebet", was sie auch tatsächlich zu halten anstrebten. Dabei wird aber einfach übergangen, was wenige Verse weiter steht, nämlich, dass diese Urgemeinden ja auch ihren Besitz veräußerten, bzw. der Gemeinschaft zu Verfügung stellten - hier wird die fragwürdige Praktik angewandt, das Angenehme zu übernehmen und das Unangenehme zu ignorieren). Die Korinther mögen in ihrem Jüdischen Umfeld die Abgaben allen eigenen Besitzes vor Augen gehabt haben und sie hatten ja noch die Mahnung betreffs ihres schmählichen Verhaltens beim Herrenmahl in Erinnerung. Auch wenn sie jetzt zum Teilen bereit wären, ja sogar zum Austeilen ihres ganzen Besitzes - es würde ihnen nichts nützen, wenn es nicht aus der uneigennützigen Liebe gewirkt würde.

Viele Gläubige haben im Verlauf der Christenheit ihren Körper dahin gegeben, wird denken hier nur einmal an die vielem Märtyrer, die es in anderen Ländern ja bis heute noch gibt. Gewiss - ein grauenhafter Tod; mann kann vor solcher Standhaftigkeit nur höchste Achtung haben! Diese Gläubigen werden auch mit sicher ihren Lohn erhalten. Es gab auf dieser Erde aber nur einen Einzigen, der aus reiner Agape Seinen Körper dahin gegeben hat, und das war unser Herr! Am Kreuz floss Sein Blut für uns, damit wir von aller Schuld und Sünde freigelöst sind, und dies nach dem Reichtum Seiner Gnade, die Er in uns überfließen lässt (Eph 1:7-8).

1Kor 13:4

"Die Liebe ist geduldig, sie ist gütig; die Liebe ist nicht eifersüchtig; die Liebe ist nicht ruhmredig und nicht aufgeblasen."

Im Grunde waren die Worte Pauli für die Korinther doch ein niederschmetterndes Urteil - und was sind sie für uns?

In den Versen 4-7 beschreibt Paulus die Liebe, für die einen mögen seine Ausführungen einfach klingen, für die anderen schwer. Doch bedenken wir: Paulus ist kein Philosoph, der das Wesen dieser Liebe bestimmen will (die Agape lässt sich nicht bestimmen, weil sie keine menschliche Tugend ist!!!) Auch weiß keiner besser als Paulus, dass man diese wunderbare Liebe nicht beschreiben kann, sondern vielmehr von ihr ergriffen werden muss! Trotzdem gibt er bezeichnenderweise Hinweise dieser Agape und dies ganz gezielt und persönlich in die Nöte der Korinther hinein. Und was bezweckt Paulus damit?

Indem die Korinther feststellen, was diese Liebe alles tut und was sie nicht tut, und indem viele innerlich vor ihrer eigenen Unfähigkeit aufstöhnen, soll ihnen vor Augen gestellt werden, wovon die Liebe freigelöst hat!

Und was bedeutetn die Worte für. uns? Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder wir strengen uns an, der Beschreibung Pauli so nahe wie möglich zu kommen - die Enttäuschungen werden nicht ausbleiben. Oder wir lassen uns von der Liebe ergreifen, was zwar auch kein einfacher Weg ist, aber der Weg hat ein Ziel: "So jage ich dem Ziel zu, nach dem Kampfpreis der Berufung Gottes droben in Christus Jesus" (Phil 3:14). Paulus jagt dem Ziel zu, und "jagen" ist immer Kampf. In unsere Herzen ist die Liebe ausgegossen - eine Tatsache! Nun geht aber unser Blick nicht auf unser Fleisch, sondern auf Ihn!!! Wir ändern unsere Blickrichtung - weg von uns, hin auf Ihn - und so werden wir, die wir von Christus längst ergriffen sind, Ihm, unserem Ziel, immer ähnlicher!

1Kor 13:5-7

"Sie ist nicht unschicklich und sucht nicht das Ihre; sie lässt sich nicht aufstacheln und rechnet das Üble nicht an. Sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber mit der Wahrheit. Alles gibt sie auf, alles glaubt sie, alles erwartet sie, alles erduldet sie."

Wir wissen um die Schwere der gestern im letzten Absatz gemachten Aussage, deshalb wollen wir sie heute weiter vertiefen, zumal die Worte unseres Leitverses kaum weiterer Auslegung bedürfen.

Es gibt in unserem Glaubenseben immer einen Stand, den wir in Christus in der Gnade erhalten haben (unsere Rettung), und es gibt unsererseits einen dementsprechenden Wandel. Wir haben dies in unseren Schriften immer wieder vielfältig dargelegt. Heute beziehen wir dies auf die Liebe! Die Liebe ist gemäß Röm 5:5 in unsere Herzen ausgegossen - eine vollendete Tatsache, also gewissermaßen unser Stand. In den vergangenen Tagen haben wir gesagt, wir müssen diese Liebe aktivieren, also in unserem Wandel sichtbar machen, nur ... so ganz einfach und selbstverständlich geht das nicht. Unser Fleisch lässt sich nicht ändern, es gehört ans Kreuz! Damit ist schon einmal alle eigene Anstrengung und eigener Ruhm völlig ausgeschlossen. Es gibt, liebe Geschwister, nur einen Weg, um an das erwünschte Ziel zu kommen, einen Weg, den wir schon oft dargelegt haben und den wir uns trotz ständiger Wiederholung nicht überdrüssig werden lassen sollten: Der Blick auf unseren Herrn!

Wir kommen zu dem herrlichen Wort in 2Kor 3:18 (bitte lesen) und stellen fest. Um den Herrn widerzuspiegeln, müssen wir Ihn vorher ansehen, das heißt, unsere Sinne und Gedanken auf Ihn richten. Und es ist wie ein großes Wunder: wir spiegeln Seine Herrlichkeit wider! Aber es geht noch weiter: Wir werden dabei auch in dasselbe Bild umgestaltet, und dies von Herrlichkeit z u Herrlichkeit! In unseren Herzen ist Seine Agape und sie wird aktiviert, wenn wir Ihn anschauen, wenn wir den Spiegel unserer Herzen auf Ihn richten. Wenn wir also wahre Agape ausstrahlen, dann ist es das Spiegelbild der Liebe unseres Herrn - das ist unser echter Wandel!

1Kor 13:8

"Die Liebe wird niemals hinfällig. Seien es Prophetenworte, sie werden abgetan, oder Zungenreden, sie werden aufhören, oder Erkenntnisworte, sie werden abgetan."

Die Liebe wird niemals hinfällig, weil uns klar sein muss, dass hier von keiner menschlichen Liebe, sondern von der göttlichen Liebe, der Agape, die Rede ist. Wie könnte sie auch jemals hinfällig werden, da doch Gott Selbst "Liebe" ist!

Was darf es uns doch heute wieder erfreuen, stärken und Mut machen, dass wir einmal in der kurz vor uns stehenden Herrlichkeit in unvorstellbarer Weise von dieser Liebe um- und eingehüllt sein werden.

Die weiteren Aussagen in unserem Leitvers müssen unbedingt im Zusammenhang der folgenden Verse gesehen werden, ansonsten könnte man daraus falsche Schlüsse ziehen. Beachten wir zuerst, dass es bei den Propheten- und Erkenntnisworten heißt: Sie werden abgetan; die Zungenrede jedoch wird aufhören. Alle drei sind hervorragende Gnadengaben, die der Auferbauung der Gemeinde dienten, und dies so lange, bis gemäß Vers 9 die Reife kommt. Der Zusammenhang ergibt, dass nur der Bruchteil abgetan wird, also jenes, was in der Verwaltung des Übergangs seine volle Berechtigung hatte. Wenn der Übergang beendet ist, wird auch der Bruchteil der Prophetenworte und der Erkenntnisworte abgetan und es folgen Erkenntnisworte der Reife (wir kommen noch darauf zu sprechen).

Nur von der "Zungenrede" lesen wir, dass sie mit der Reife aufhören wird, das ist eine klare Ankündigung auf ihr völliges Ende innerhalb der Körpergemeinde Christi Jesus.

1Kor 13:9-10

"Denn bis jetzt erkennen wir nur aus einem Bruchteil und prophezeien aus einem Bruchteil. Wenn aber die Reife kommt, wird das aus Bruchteil abgetan werden."

Der erste Satz unseres Leitverses belegt es deutlich: Paulus selbst und die Gemeinde in Korinth waren zum Zeitpunkt der Niederschrift dieses Briefes noch nicht auf dem Höhepunkt der Erkenntnis angelangt, ihr damaliger Erkenntnisstand war nur ein Bruchteil. Paulus wusste, dass ihm noch mehr enthüllt werden wird, dass ein Zeitpunkt kommt, den er hier als "Reife" bezeichnet. Und diese Reife wurde dann auch tatsächlich später in seinem ca. 4 Jahre später verfassten Gefängnisbrief an die Epheser enthüllt (Eph 4:13).

Der "Bruchteil" kann also nur ein Übergang sein, ein Übergang vom Unvollständigen zum Vollständigen. Deshalb bezeichnen wir diese Phase im Dienst des Apostels als "Verwaltung des Übergangs". Die Kennzeichen des Übergangs waren: Israel hatte noch Vorrang vor den anderen Nationen. Deshalb lesen wir auch in Apg 13:46, dass den Juden zuerst das Wort Gottes gesagt werden musste. Da Paulus auch an den Königreichsgemeinden diente, war seine Botschaft dementsprechend mit den Kennzeichen des zukünftigen irdischen Königreichs durchflochten (z.B. Machttaten, Zungenrede). Wir sehen im Verlauf der Apostelgeschichte aber auch, wie sich die jüdischen Gemeinden immer mehr von Paulus distanzierten. Erst als der letzte dem Königreich zugeordnete Jude die Botschaft Pauli ablehnte, wurde das Volk zum Teil verstockt (Apg 28:26-28). Über das Volk Israel bestimmte Gott, dass es so lange verstockt blieb, bis die Vervollständigung der Nationen eingehe (Röm 11:25). Mit der Vervollständigung der Körpergemeinde Christi Jesu wird diese dann entrückt und Gott wendet sich wieder Seinem Volk zu, wie es in Röm 11:26 vorhergesagt ist. Wer die Zeitpläne Gottes nicht kennt, wer nicht zwischen Königreichsgemeinde und Körpergemeinde unterscheidet, wird auch nicht zwischen "Bruchteil" und "Reife" unterscheiden, unsere überhimmlische Berufung bleibt jenen verdunkelt!

1Kor 13:10

"Wenn aber die Reife kommt, wird das aus dem Bruchteil abgetan werden."

Die "Reife" kam, als Paulus in Rom etwa 4 Jahre später den Brief an die Epheser verfasste. Hierin enthüllte er all jenes, was jedes einzeln Glied am Körper Christi braucht, um zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zum gereiften Mann, zum aß des Vollwuchses der Vervollständigung des Christus zu gelangen (Eph 4:13).

Was ist nun die Reife (die ja den Korinthern noch verhüllt war)? Gestern sagten wir aus, dass in der Zeit des Übergangs "Israel" den Vorrang hatte. In Eph 2 wird dieser Vorrang aufgehoben - alle, die zur Körpergemeinde Christi Jesu gehören, sind gleichrangig. Beachten wir in Eph 2:5.6 das dreimalige "zusammen"! Dabei wird in diesen zwei Versen auch ein Hauptmerkmal der Reife genannt: "In der Gnade seid ihr Gerettete!" Die "Gnade" wird zu einem Stützpfeiler der Botschaft Pauli, sie allein rettet; eigene Werke sind bei unserer Rettung wertlos!

Aber beachten wir auch Paulus selbst: Was ist aus jenen anfänglich kräftigen Mann geworden, der, wie uns die Apostelgeschichte berichtet, so reich an vielen Machttaten war, dass er sogar Tote auferwecken konnte (lies Apg 20:9-10 und Apg 19:11-12)? Sein Weg war - menschlich gesehen - ein ständiger Abstieg von der Kraft zur völligen (körperlichen) Schwachheit. Und als Paulus dann gemäß der göttlichen Schule ganz unten angekommen war, als er alle körperlichen Leiden durchlaufen hatte, und zum Schluss als Gefangener in Rom von fast allen verlassen wurde - dort, und erst dort in seiner größten Schwachheit, konnte Gott ihm die tiefsten Geheimnisse enthüllen. Was Paulus schon in 2Kor 12:9 als Antwort auf sein Flehen um Entfernung des Splitters in seinem Fleisch vernehmen musste: "Dir genügt Meine Gnade; denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht", das wurde in seiner Gefangenschaft in Rom zur absoluten Reife gebracht!

Und wie sieht unser Weg aus, liebe Geschwister?

1Kor 13:11

"Als ich noch unmündig war, sprach ich wie ein Unmündiger; ich war gesonnen wie ein Unmündiger, und ich schätzte alles so ein wie ein Unmündiger. Als ich aber ein Mann wurde, habe ich die Dinge der Unmündigkeit abgetan."

Unser Leitvers wird von dem Wort "unmündig" beherrscht, es soll uns daher heute auch beschäftigen. Gestern haben wir bezüglich der Reife Eph 4:13 zitiert, heute lesen wir auch noch den folgenden Vers 14: "... damit wir nicht mehr Unmündige seien, von jedem Wind der Lehre wie von brandenden Wogen hin und her geworfen und und umhergetragen durch die Unberechenbarkeit der Menschen durch die List, die darauf ausgeht, den Irrtum planmäßig zu verbreiten." die Zeichen der Unmündigkeit werden hier sehr präzise genannt: Anstatt in dem uns betreffenden Evangelium des Paulus fest gewurzelt zu sein, sind wir anfällig für alle möglichen Einflüsterungen, seien sie von Menschen oder von geistlichen Mächten der Finstern (wobei sich Satan gemäß 2Kor 11:14 geschickt als "Engel des Lichts" zu tarnen weiß). Schon von Anfang an bestand ein auffälliger Abfall von dem Evangelium der Gnade, dessen Apostel allein Paulus war, seien es Einzelne, wie z.B. Demas (2Tim 4:10) oder ganze Landstriche wie die Provinz Asien (2Tim 1:15).

Das große Problem beim Verlassen der Unmündigkeit ist unser Fleisch. Ganz von der Gnade abhängig zu sein bedeutet ja, dass unser Fleisch, unser "Ich" nicht mehr mitwirken kann! Ja mehr noch: Wir sollen es (täglich) kreuzigen! Dies bedeutet, das wir langsam von einer fleischlichen zu einer geistlichen Gesinnung gelangen, also heraus aus der Unmündigkeit des Fleisches hinein in die Mündigkeit des Geistes! Unsere göttliche Schule, in der wir uns ja Tag für Tag befinden, fordert von uns Kampf, unsere fleischliche Gesinnung in den Tod zu verweisen und täglich im Gebt um geistliche Gesinnung zu ringen - und diese nicht nur für uns, sondern auch für unsere Glaubensgeschwister!

1Kor 13:12

"Denn bis jetzt erblicken wir sie wie durch einen Spiegel, in Dunkeldeutung, dann aber wie von Angesicht zu Angesicht. Bis jetzt erkenne ich nur aus Bruchteilen, dann aber werde ich so erkennen, wie auch ich erkannt worden bin."

Wir fragen uns heute erst einmal: Wen erblicken sie denn wie durch einen Spiegel in Dunkeldeutung? Die Antwort ist klar: Paulus knüpft an Vers 10 an, an die Reife. Sie ist es, die Paulus und die Korinther erblickten - allerdings ist diese Reife nur in "Dunkeldeutung" erkennbar, also schemenhaft bzw. aus einem Bruchteil. Wir müssen hierzu wissen, dass Gott dem Paulus Seinen Heilsplan nicht sofort vollständig enthüllt hat, sondern Stück für Stück, und die über Jahre hinweg. In unserem Leitvers bezeugt der. Apostel, dass er wohl wusste, dass zum damaligen Zeitpunkt die Enthüllungen noch nicht abgeschlossen waren, es fehlte noch das Vollmaß, die Reife. Und da Paulus die Korinther offensichtlich an seinen. Ahnungen über das noch Kommende teilnehmen ließ, konnte er ihnen jetzt auch schreiben: "Wir erblicken sie wie durch einen Spiegel in Dunkeldeutung..."! Seine Worte sind also eine klare Mahnung an die Korinther, nicht im Glauben stehenzubleiben, ihr momentaner Stand war ja nur ein Übergang; aus der Dunkeldeutung folgt noch die Klarheit!

Man kann in unserem Leitvers viel hineinlegen, wenn man den Zusammenhang außer Acht lässt, so auch in die Aussage: "... von Angesicht zu Angesicht"! Wir meinen, hier ist nicht das Angesicht unsere Herrn gemeint (das wir ja zweifellos sehen werden), sondern wir müssen auch hierin die Reife erkennen (von der ja fortlaufend die Rede ist), und diese Reife wird dann so deutlich und klar erkannt werden "wie von Angesicht zu Angesicht"! Allerdings müssen wir, um so hautnah mit der Reife konfrontiert zu werden, unseren seelischen Menschen mit all seinen fleischlichen Gefühlen hinter uns lassen und den geistlichen Menschen zum Wachstum bringen. Das bedeutet auch ein "weg vom Schauen und hin zum Glauben"!

"... dann aber werde ich so erkennen, wie auch ich erkannt worden bin."

Wir merken, liebe Geschwister, dass wir noch einen Tag an den Vers 12 anhängen müssen, die heutige Aussage können wir ja nicht einfach übergehen. Achten wir zuerst einmal darauf, dass Paulus im ersten Teil dieses Verses in der "Wir-Form" spricht, im zweiten Verteil zu der "Ich-Form" übergeht. Konnte er also im ersten Teil noch die Korinther einschließen, so spricht er im zweiten Teil nur noch für sich alleine.

Wenn wir heute auf den schweren und vom Leiden geprägten Weg unseres Apostels zurückschauen, so mag uns dämmern, warum er in prophetischer Vorausschau die Korinther auf seinen Weg nicht mitnehmen wollte. Aus dem Bruchteil wurde Paulus herausgeführt, allerdings auf die von Gott Selbst bestimmte Art und. Weise, nämlich in größter menschlicher Schwachheit! Wir haben es schon vor Tagen erwähnt, wir erinnern heute noch einmal daran: Die Reife wurde dem Apostel Paulus erst enthüllt, als er seinen tiefsten menschlichen Punkt erreicht hatte und alle eigene Kraft ausgeschlossen war - in der Gefangenschaft in Rom! Und wie gewaltig durfte er erkennen!!! Seine in Rom verfassten Briefe bezeichnen wir deshalb mit Recht auch als "Vollkommenheitsbriefe"!

Es folgt noch sein ganz persönliches Bekenntnis: "...wie auch ich erkannt worden bin". Und wie ist Paulus erkannt worden? Lesen wir doch nochmals 2Kor 12:8-10: Menschlich gesehen hat Paulus Heilung von Gott erwartet, doch Gottes Antwort lautete: "Dir genügt Meine Gnade!" Hat Paulus gemurrt? Ha er nachgefragt? Kam ein "aber"? Nichts von alledem!!! Es folgt nahtlos sein Dank: "Sehr wohl werde i ch daher eher die Schwachheit an mir rühmen, damit die Kraft Christi über mir zelte"; und am Schluss von Vers 10: "... denn wenn ich schwach bin, dann bin ich kraftvoll!" - so, liebe Geschwister, ist Paulus von Gott erkannt worden!

1Kor 13:13

"Von nun an aber bleiben Glaube, Erwartung, Liebe, diese drei. Doch die größte von diesen ist die Liebe."

In Vers 8 lasen wir, dass die Geistesgaben vergehen, nur die obigen drei werden bleiben - zwei davon allerdings auch wieder nur so lange, bis unser Herr kommt und uns zu Sich holt. Bis dahin bleibt unser Glaube ein unverrückbares und unbezahlbares Gott. Und was darf unser Glaube nicht alles fassen! Wir dürfen im Glauben erkennen, was unser überhimmlisches Erwartungsgut ist, wir dürfen im Glauben die überhimmlischen Räume betreten und unseren Herrn samt der Herrlichkeit Seines Losteils inmitten der Heiligen sehen, ja wir dürfen im Glauben bis zum Herzen des Vaters vordringen... und im Glauben sehen wir sogar bis zu den Abschlüssen der Äonen, wenn Gott alles in allen sein wird-

Auch was unsere Erwartung betrifft, können wir hier nur in wenigen Worten einen Bruchteil von dem schreiben, was uns an Herrlichkeit erwartet. Doch das für uns nächste Ereignis, auf das unsere Herzen voll Erwartung ausgerichtet sind, ist die Wiederkunft unseres Herrn. Ihn zu erwarten, Sein Erscheinen heute schon lieb haben, das ist die brennende Erwartung, die kurz vor uns steht!

Die größte Gnadengabe ist jedoch die Liebe! Nicht unseres menschliche, meist egoistische Liebe, sondern jene Liebe Gottes, die in unsere Herzen ausgegossen ist, die unser Besitz geworden ist und die nie hinfällig oder abgetan wird. Die Liebe schließt alles in sich ein, auch Glaube und Hoffnung, sie ist das Band der Vollkommenheit!

In Bezug auf uns schreibt Paulus betreffs der Liebe in Röm 8:38-39 (und damit wollen wir heute allen zusprechen): "Denn ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, weder Boten noch Fürstlichkeiten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Mächte, weder Höhen noch Tiefen, noch irgendeine andere Schöpfung uns werden scheiden können von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.

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Der 1. Korintherbrief - Kapitel 14