Das Weib im Scheffelmaß

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Die Nachtgesichte des Propheten Sacharja
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Erklärt auf einem Bibelkursus in Langensteinbach vom 21.-31. Januar 1924
Nachgeschrieben, geprüft und ergänzt von Pfarrer Friedrich Take

weitere Abschriften hier:

Inhaltsverzeichnis
Kapitel davor:
7. Die fliegende Schriftrolle (Sach 5:1-4)

8. Das Weib im Scheffelmaß

  • Sach 5:5-11 (ELB) (5) Und der Engel, der mit mir redete, trat hervor und sprach zu mir: Heb doch deine Augen auf und sieh! Was ist dies da, das da hervorkommt? (6) Ich sagte: Was ist es? Und er sprach: Dies ist das Efa, das hervorkommt. Und er sprach: Das ist ihr Aussehen im ganzen Land. (7) Und siehe, ein runder Bleideckel hob sich; und da war eine Frau, die saß mitten im Efa. (8) Und er sprach: Dies ist die Gottlosigkeit. Und er warf sie wieder mitten in das Efa hinein und warf den Bleideckel auf dessen Öffnung. (9) Und ich hob meine Augen auf und sah: Und siehe, da kamen zwei Frauen hervor, und Wind war in ihren Flügeln, und sie hatten Flügel wie Flügel des Storches; und sie hoben das Efa empor zwischen die Erde und den Himmel. (10) Und ich sagte zu dem Engel, der mit mir redete: Wohin bringen diese das Efa ? (11) Und er sprach zu mir: Um ihm ein Haus zu bauen im Land Schinar. Und ist dieses aufgestellt, wird das Efa auf seine Stelle hingestellt.

Das 7. Nachtgesicht

Der Ernst des Gerichtes des großen Gottes im tausendjährigen Reich wird weiter noch nach einer anderen Seite hin veranschaulicht Sach 5:5-11. Sacharja sieht einen großen, geschlossenen Behälter auftauchen. Er hat die Form eines Ephas, des Normalmaßes für Getreide, 30-40 Liter fassend. Auffallend ist, dass es ganz gegen die Regel mit einem Deckel aus Blei verschlossen ist. Da wird der schwere Bleideckel mit einem Mal von innen gelüftet, und heraus lugt ein unreines Weib. Es will dem großen Gefäß entsteigen, aber wird daran von dem Dolmetscherengel, der es schnell zurückstößt und den Deckel fest verschließt, gehindert. Der Bleideckel ist zum Zulöten da, so dass es nicht wieder herauskann. „Das Weib wird dem Propheten als Bosheit gedeutet, gemeint is, im Unterschied von der Unreinheit als Befleckung des einzelnen Menschen, das Böse als Prinzip, als lebendige Kraft, das nicht tot ist, sondern ein dämonisches Leben hat. Daran, dass das Weib aus dem Behälter heraus will, erkennen wir, wie der böse Geist, wenn er gebunden ist, mit verstärkter Gewalt in seinen Wirkungskreis zurück will. Doch das böse Weib in dem Epha wird von zwei anderen Weibern, Gerichtsbotinnen Gottes, mit Flügeln wie Storchen-Flügel (5Mo 14:17 eines in der Bibel für unrein geachteten Vogels) emporgehoben und in schnellem und langem Flug in das Land Babylon gebracht. Dort wird ihr ein Tempel gebaut, da sie als böser Dämon noch nicht getötet werden kann. In dem Tempel soll sie ihr Postament bekommen. Da mag sie herrschen und verehrt werden.“

Was hat nun dieses siebente Nachtgesicht für eine Bedeutung für Israel, für alle Nationen, ja für das Reich Gottes überhaupt? Es soll sagen, dass nicht nur diejenigen, welche mutwillig im tausendjährigen Reich sündigen, sofort von Gott bestraft werden, sondern auch, dass die dauernd Widerstrebenen, in denen das böse Prinzip eine Macht geworden ist, aus ihm entfernt werden. Zu Einzelheiten sei noch folgendes erläutert:

Bedeutung des Ephas

Ähnlich, wie heute noch der Schmied Hammer und Zange, der Bergmann Schlegel und Eisen als Wahrzeichen seines Berufes hat, so dient hier das Epha, das Normalmaß im Getreidehandel, als Wahrzeichen der kaufmännischen Welt. Denn der Handel mit Getreide - man kann hinzufügen: mit Nahrungsmitteln überhaupt - ist die Grundlage für allen anderen Handel. Gottes Wort redet auch von dem „knappen, verfluchten Epha“, dem Epha mit den zwei Böden, dem betrügerischen Getreidemaß. Darum ist es auch wohl nicht ohne Bedeutung, warum Gott gerade dieses Maß in dem das Weib der Bosheit sitzt, dem Propheten im Gesicht gezeigt hat. Es führt leicht zum Betrug. Und nun ist heute der Getreidehandel auf der ganzen Erde fast ausschließlich in den Händen der Juden, und solcher sogenannter Christen, die der Juden gelehrige Schüler waren oder sind. Trefflicher könnten also die Juden der Endzeit gar nicht charakterisiert werden, als unter dem Zeichen des Ephas. Denn was sind alle modernen Kulturvölker heutigen Tages anders als Handelsvölker? Was steht anders im Mittelpunkt der Interessen? Das ist die Bezeichnung des Engels, auf das Epha hinweisend, so treffend: „So sehen sie aus im ganzen Lande“, [Sach 5:6], nämlich die Diebe und Meineidigen, die im vorigen Gesicht genannt waren. Das heißt, jene häufigsten Sünden, die gegen das Eigentum des Nächsten und gegen die Heiligkeit des Eides, der vor Gott abgelegt wird, stehen im engsten Zusammenhang mit dem alles und alle beherrschenden Handelstrieb, der die Völker ergriffen hat, Israel zumeist und zuerst (Ströter).

In Sach 5:7 wird in sehr anschaulicher Weise das drohende, schwere Gericht gezeigt - eine Scheibe von Blei, die über dem Epha schwebt. -

Merkwürdig ist es, dass die Gesetzlosigkeit in Gestalt einer Frau, die in dem Epha sitzt, und die nachher das Geschick ereilt, von der bleiernen Scheibe fest eingeschlossen zu werden, verkörpert wird. Saul geht zur Hexe von Endor. Heute sind die Medien der Spiritisten ebenfalls Frauen. Wie kommt es, dass gerade die Frau die Verbindung mit den Finsternismächten darstellt? Auch bei der ersten Sündenversuchung im Paradies knüpft Satan zuerst mit dem Weibe an.

Vom Weib geboren

Ganz offenbar lehrt die Bibel, dass das Weib vom Manne stammt.
Wenn das Weib vom Manne genommen ist, dann muss sie ursprünglich im Manne gewesen sein. Also haben wir das große Gottprinzip, das Prinzip der Männlich-Weiblichkeit. Also war der Mensch ursprünglich Einer. Die Grundprinzipien sind wunderbare Gotteslinien, die in Gott selber liegen: Das männlich-weibliche Prinzip. Das Wesen des Weiblichen ist das des Empfangenden, es ist offen, um alle Eindrücke aufzunehmen. Es besitzt eine wunderbare geburtsmäßige Aufnahmefähigkeit. Das männliche Prinzip geht gegen die Eindrücke an oder verarbeitet sie. Das männliche und weibliche Prinzip waren in Adam eins. Satan wusste, diesem komme ich nicht bei, ich muss es auseinander reißen. Da trat die erste Versuchung an Adam heran, als er (vergl 1Mo 2:19), allerlei Tiere auf dem Felde und in der Luft benennen sollte und sah, dass sie gedoppelt waren. Da hat der Teufel zum ersten Mal ihn mit der Frage versucht „Warum bist du allein?"

Wie stimmen aber 1Mo 1:27 und 1Mo 2:21f im ersten Buch Mose überein? Wird da nicht zweimal die Erschaffung des Weibes erzählt, vor allem aber, wird es nicht ein Widerspruch sein, wenn in 1Mo 2:22 erzählt wird, dass das Weib vom Manne genommen wurde? In 1Mo 1:27 muss übersetzt werden er schuf sie „als Männliches und Weibliches“. Denn im Grundtext stehen da diese zwei Eigenschaftswörter. Das sie verbindende „und“ fasse ich wie bei „wüst und leer“, „gang und gäbe“ kopuliert. Und wenn da steht: er schuf sie, also als Plural, Mehrzahl, so deutet das auf die Majestät hin, die der Mensch sein soll, oder weil der Geist schon die sich mehrende Menschheit sah. Fasst man 1Mo 27 so, dann gibt es eine wunderbare Harmonie zwischen 1Mo 1:27 und 1Mo 2:22 - „Er fiel in einen tiefen Schlaf.“

Diese Worte 1Mo 1:21 kommen gar nicht oft in der Bibel vor. Wo sie aber vorkommen, tragen sie etwas von Gerichts- und Todescharakter an sich. Bei Abrahams Schlaf, in dem er sein Volk im Traum unter dem Gericht Ägyptens sieht, und bei Jonas Schlaf kommt es noch vor. Schlaf ist mit dem Tode verwandt. Der Menschhat, so wie er von Gott kam, wohl keinen Schlaf nötig gehabt. Der Schlaf ist eine Todeserscheinung.

Nun ist mir’s klar, warum die Gottlosigkeit beim Weibe angefangen hat. Es ist ihre Natur, zu Empfangen. Das wusste Satan und wandte sich darum an sie. Nun aber hätte das männliche Prinzip, die Sünde vor den Herrn bringen und in des Herrn Kraft hinaus schlagen sollen. Das tat Adam jedoch nicht. Darum ist er der größere Sünder als Eva. Er hat innerlich geschlafen. Darum steht ausdrücklich in der Bibel: Eva habe die Übertretung (nicht die Sünde) eingeführt, und darum hat in Adam (Röm 5:12ff.) die Sünde angefangen. Unsere Kinder sind sündig, wenn sie geboren werden, sie haben das Ichwesen in sich, aber keine Übertretung. Röm 7: Ich wusste nicht von der Sünde. Wie die Sünde im weiblichen Prinzip ihre Anknüpfung hatte, so wird sie sich auch im antichristlichen Zeitalter in der Frau vollenden.

Der Antichrist hat eine Mutter, eine reinrassige Jüdin. Diese hat Vorfahren, die alle ihre Heiraten vollzogen nach dem Gesichtspunkt der Auswahl. Man will ja heute nur rassige, reinrassige Menschen. Solche Vorfahren hatte sie, in denen zugleich das Ich aufs Höchste kultiviert wurde. Das ist die Auswahl des Ich, Gott hat die Auswahl des Geistes. So ging’s durch Generationen durch. Und das Weib muss ja auch jetzt auf allen Gebieten vor. Bis schließlich die Ausgeburt des reinen Ich im Antichristen zustande kommen konnte. Deshalb verstehen wir, weshalb eine Weibsfigur im Epha sitzt: Die Sünde wird sich durch eine Weibsgeburt vollenden. Denn der Antichrist wird vom „Weibe“ geboren.

Die Erlösung des Fleisches

Die Erlösung geht nach dem Fleisch auch durch den Weg des Weibes. Der Mann ist ausgeschaltet. Das ist groß! Ist das weibliche Prinzip erst vom Teufel benutzt worden, benutzt es Gott dann auch. Darum ist es auch ein Grundbekenntnis in der Gemeine: „Geboren von der Jungfrau Maria“. Gott ist gerecht in allen Seinen Wegen und heilig.

Auch die zwei Gerichtsboten, die das Epha mit dem Weibe, dem bösen Prinzip, fortführen, erscheinen in der Gestalt des Weibes. Dadurch, dass sie das Epha mit seinem unheimlichen Inhalt forttragen in ein fernes Land, wird angezeigt, dass das Land und Volk zunächst, auf dessen Boden die Weissagung sich vollzieht, durch diesen Vorgang vollständig befreit wird, von seinem niedrigen Handelsgeist, und der dadurch entstandenen Knechtung und Herabwürdigung seines Wesens. Es wird nun ganz frei m um den anderen Völkern nach Gottes ewigem Liebesrat ein Segen werden zu können, gleich wie es ein Fluch gewesen war (Sach 8:13). Nicht nur die einzelnen Frevler und Freveltaten müssen weggeschafft werden, auch die Gottlosigkeit selbst als verführerische Macht muss weg“ (Jubiläums-Bibel).

Die Bedeutung Babylons

Damit ist aber erst der Anfang der ferneren Entwicklung des Völkerlebens auf Erden gemacht. Das erkennt der Prophet. Damit sind Gottes Gedanken noch nicht ans Ziel gekommen. Darum fragt er seinen Dolmetscherengel: „Bitte, wohin entführen die zwei Weiber mit den Storchenflügeln das Scheffelmaß?“ Darauf wird ihm der Bescheid: „Ins Land Sinear“, das heißt die Landschaft Babel, „dem Land des unredlichen Welthandels.“ Das Prinzip der Bosheit wird an seinen Ort, in seine Heimat gebracht werden. Dorthin, woher es stammte. Es stammt aber aus Babylonien, aus der Gegend, wo schon Nimrod, der erste Gewaltige und Weltherrscher, den wir aus der Bibel kennen, aus Hams Geschlecht, große Reiche und Städte gegründet hat. 1Mo 10:9-10. Später bauten dort von Gott abgefallene Menschen eine Stadt mit einem Turm, dessen Spitze bis an den Himmel reichen sollte, um sich einen Namen zu machen. Und nun wäre es für einen Bibelforscher eine interessante Aufgabe, die aber jetzt hier nicht durchgeführt werden kann, einmal festzustellen, welche Rolle je Babylon im göttlichen Haushalt zum Verderben gespielt hat. Die Geschichte Babylons beginnt in der Bibel 1Mo 10 und 11 und endet in der Offb 17 und 18.

Nun kann aber niemand Offb 18 lesen, ohne den Eindruck zu bekommen, dass es sich dort um den Untergang einer großen Handelsmetropole handelt, in welcher reich wurden alle, die Schiffe auf dem Meere hatten, von ihrem Wohlstand. Ohne Frage schaut Johannes eine wirkliche gewaltige Welthandelsstadt der Endzeit, die noch erbaut werden wird. Und dass diese Annahme nicht so ferne liegt, ergeben die Beobachtungen, die man in dieser dem Ende zueilenden Zeit machen kann. Denn man sieht, wie die großen Handelsvölker der Erde heute auf das Land zwischen Euphrat und Tigris, dorthin, wo Afrika, Europa und Asien in gewissem Sinn zusammenstoßen, ihr Augenmerk gerichtet haben. Schon sind dort wichtige Eisenbahnlinien gebaut. Gewaltige Petroleumquellen beutet man dort aus. Und englische Ingenieure sollen einen genauen Bewirtschaftungsplan des Euphrat- und Tigris-Landes ausgearbeitet haben, von dessen Ausführung sie sich eine Versorgung mit Brotgetreide für die ganze Welt versprechen.

Weden alle die Pläne, die man für Mesopotamien hat, verwirklicht, so entsteht dort eine Handelszentralstadt für die Welt. Diese Großstadt zieht aber viele Menschen an und zwar, wie das immer zu beobachten ist beim Entstehen neuer Großstädte, die Industrie und Handel treiben, nicht immer die besten. Auch Juden werden selbstverständlich in großer Zahl dorthin auswandern. Aus ihnen aber kommt wahrscheinlich der Antichrist. Von seiner Welthauptstadt, der großen Hure Babel, die alle anderen Völker hat trunken gemacht, zieht er aber weg nach Jerusalem und setzt sich dort in den Tempel und lässt sich als Gott verehren. Um Jerusalem und Babylon dreht sich die Geschichte der Menschheit vom ersten Adam bis zum zweiten wiederkommenden Adam. Wenn aber der Heiland wiederkommt, wird er den Antichristen vernichten samt seinem ganzen Anhang, und seine Hauptstadt Babel wird auch zugrunde gehen. Und alle Kaufleute der Welt werden heulen um den Untergang dieser stolzen, großartigen Stadt.

Im Königreich des Christus

Aber Jesus wird seinen Thron im Allerheiligsten des Tempels aufrichten und seine Herrschaft ausdehnen über Israel und von da aus über alle Nationen der Erde. Und Millionen und Abermillionen werden in Buß-Zerbruch und Glaubenszuversicht ihre Knie vor diesem Herrn und Gott willig beugen. Wer aber ihm widerstrebt und ungehorsam ist, der wird hinausgetan aus seinem Königreich. Das zeigt das Gesicht vom Weib im Epha an, das ins Land Sinear abgeführt wird. Denn der Herr will ein reines, heiliges Volk haben, das ihm dient, und reine, die Sünden hassende und Gerechtigkeit liebende Nationen auf der Erde. Die anderen aber, die sich auflehnen gegen die Königsherrschaft Jesu, die innerlich gottlos sind, oder denen im Laufe der Zeit die Königsherrschaft Christi nicht passt, die werden ins Land Sinear, dorthin gebracht, um dort eine Strafkolonie, eine Art Deportiertenstadt zu bilden. Es kann wohl sein, dass dort im Osten, wo immer ein Ort der Sünde war, eine solche Kolonie entsteht. Sie werden hinausgetan, damit sie die anderen nicht anstecken.

Jetzt begreift man, dass am Ende der Zeiten der Teufel wieder loskommt und Gog und Magog ein solch großes Heer von Gottlosen, die wider Christum und seine Scharen streiten, haben können, und weshalb es am jüngsten Gericht noch so viele sind, die das Evangelium nicht annahmen, und denen gesagt werden muss: „Geht hin, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer!"

Lies weiter:
9. Die vier Wagen (Sach 6:1-8)