Das 3. Gebot

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Abschrift des Heftes: "Die 10 Gebote in heilsgeschichtlicher Deutung"
von Friedrich Malessa, Samplatten (Ostpr.) (1895-1981)

Veröffentlicht unter Zulassung der Militärregierung Juli 1948
im Kurt Reith Verlag Wüstenrot Württ.

Siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Das 3. Gebot


Du sollst den Namen des Herrn, Deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.

Das dritte Gebot nötigt uns, die Namen: „Jehova dein Elohim“ zunächst verstehen zu lernen. Erste dann kann der Missbrauch der Namen richtig erkannt werden.

Zur Klärung der Gottesnamen wird am meisten die Heilsgeschichte beitragen. Die Entwicklung des Heilsgeschehens in den Gotteszeiten hat die Setzung immer neuer Namen erforderlich gemacht. Jedes hinzukommende Verhältnis erhielt einen neuen Gottes-Namen. Darum muss zur Klärung der Namen die Heilsgeschichte in erster Linie befragt werden.

Der Name Elohim

Der erste Name, der im ersten Schöpfungsbericht zu finden ist, heißt: E l o h i m (1Mo 1:1) und wird in unserer Sprache mit Gottheiten wiedergegeben. Hierbei ist die Mehrzahl des Namens sehr zu beachten. Denn bei der Schöpfung waren in der Tat „Gottheiten“ tätig, d. h. der Vater durch den Sohn (Joh 1:1-3; Kol 1:15; Hebr 1; 1Kor 8:6).

Wenn der Name ein Wesensausdruck, d.h. die Bezeichnung der betreffenden Tätigkeit ist, so bedeutet der Name Elohim: Schöpfer. Somit ist dieser Name nicht die Benennung der Ur-Gründe und Urgeschehnisse im Vater und Sohn, sondern die Bezeichnung der späteren Schöpfer-Tätigkeit des Vaters durch den Sohn*

* Nähere Erklärungen hierüber sind in meiner, im gleichen Verlag erschienenen Schrift: „Fünf Offenbarungsstufen“ enthalten. (Auflage z. Zt. vergriffen.) In Bibelwissen zu lesen, hier: Fünf Offenbarungsstufen

Der Bericht von der Tätigkeit des Schöpfers lässt aber erkennen, dass da auch noch andere Tätigkeiten vorhanden waren, nämlich Erlösungen. Deutet das Wort: „... und der Geist Gottes brütete über den Wassern“ nicht ein Erlösungsgeschehen an? Wer für die Erlösungslinie bis in den Anfang ein Gemerk hat, erkennt, dass der sogenannte Schöpfungsbericht noch mehr ein Erlösungsbericht ist.**

**In meiner Schrift „Jesus Christus im Alten Testament“ ist der Erlösungsbericht in dem sogenannten Schöpfungsbericht aufgewiesen worden.

Allerdings ist die Erlösung da erst in der Anbahnung. Doch auch eine Anbahnung ist schon eine Tätigkeit, wenn auch nur eine vorbereitende.

Das damalige Verhältnis war also: Schöpfungen und Anbahnung der Erlösungen in den gefallenen Schöpfungen. Für diese Verhältnisse ist der Schöpfer und der sich anschickende Erlöser mit Elohim benannt. Dieser Name ist der Ausdruck der Schöpfung und anbahnenden Erlösung, oder der Erlösungsbestimmung. E l o h i m ist der S c h ö p f e r und E r l ö s u n g s b e s t i m m e r !

Der Name Jehova

Der Name J e h o v a erscheint erstmalig im zweiten Schöpfungsbericht (1Mo 2:4). Der zweite Bericht bietet nicht eine Berichtserläuterung, sondern eine Berichtserneuerung! Neue Verhältnisse traten ein und machten einen Bericht erforderlich. Dieses neue Verhältnis ist vornehmlich darin zu erblicken, dass die Erlösungsbestimmung zur Vollführung gelangt. Wo die Erlösungsvollführung beginnt, ist der neue Name Jehova gesetzt. Merken wir uns: Der Name J e h o v a meint den E r l ö s u n g s v o l l f ü h r e r !

Der zweite Name ist fortan der erste. Von da an heißt es immer: Jehova Elohim. Warum? Weil die Erlösungsvollführung im Vordergrund steht. Das Erlösungsgeschehen hat den Verlauf vom Erlösungs-Vollführer (= Jehova) zum Erlösungs-Bestimmer (= Elohim), und dann weiter zurück zum Vater, dem Ur-Grund alles Seins.

Die Weltgeschichte begann mit der Richtung von oben nach unten und endet mit der Richtung von unten nach oben. Darum begann der biblische Bericht mit Elohim und beschließt auch mit Elohim. Inzwischen hat Jehova, der Erlösungsvollführer, den Vorrang erhalten.

Verständlich wird es uns jetzt, warum es in den Geboten immer heißt: Jehova, d e i n Elohim. Der Jehova will nicht für immer dein Jehova bleiben. Er will seinen Erlösungsdienst an dir vollführen, damit du dann zur Vollendung, zum Ur-Grund heimgeführt werden kannst. Darum will Jehova d e i n Elohim werden. Das ist der beglückende Stufengang aufwärts bis hin zum Füllestand.

Und nun erhält das dritte Gebot gegen den Namens-Missbrauch eine verständliche Fassung. In dieser Blickrichtung verblasst die landläufige Deutung zu einer Kleinigkeit. Wahrhaftig, wenn das dritte Gebot nur die Forderung ausspräche, dass der Name Gottes „nicht unnütz im Munde geführt werde“, so wäre das zwar auch eine Forderung, aber eine sehr geringe. Denn nicht nur die Zungensünden, Leichtsinnssünden, Gewohnheitssünden, Volksmundsünden, Sprichwortsünden u. dgl. mehr sind hier genannt. Es geht um weit mehr.

Was bedeutet: Missbrauch des Namens

Wann kommt ein Missbrauch des Namens „Jehova, dein Elohim“ zustande?

  1. Wenn die Erlösung, somit auch der Erlöser missachtet und abgelehnt wird. Den Erlöser würde der Mensch in den seltensten Fällen ablehnen. Der ist ihm so nebensächlich wie jede andere überirdische Sache. Aber die Erlösung lehnt er ab, weil sie ihn betrifft, d. h. ihn meint. Die Erlösung ist der entscheidende Eingriff in die Belange, ja sogar in die Struktur des natürlichen Menschen. Die Erlösung ist die radikale Revolutionierung des adamitischen Wesens. Dagegen lehnt sich der Mensch sogar sehr erbost auf. Evolutionierung und Restaurierung würde er sich noch gefallen lassen. Aber eine Revolution, d. h. Umbruch, Umgestaltung des ganzen Lebens und Wesens greift zu sehr seine Ich-Existenz an. „Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche“, sagten sogar die religiösen Juden. Erlösung ist ein Totaleingriff ins Leben des Menschen. Das lehnt der natürliche Mensch ab. - Nur der Bußfertige lässt sich das bieten. Alle, die die Erlösung, somit auch den Erlöser missachten, missbrauchen seinen Namen; gleichzeitig auch sein Wesen. Denn der Name ist der Ausdruck seines Wesens.
  2. Missbraucht wird sein Name, wenn die Erlösung, somit auch der Erlöser gering geachtet wird. Wann tritt eine Geringachtung ein? Schon beim leichtfertigen Denken und Handeln mit der Erlösung. Erlösung ist ein totaler Vollzug. Wer die Totalität der Erlösung nur im geringsten umgeht oder umgehen will, achtet gering die Erlösung und den Erlöser. Das eine steht doch fest: Der Erlöser will eine völlige Erlösung, oder keine. Wer der völligen Erlösung nicht zustimmt, sondern - wenn auch nur mit einer versteckten Gewohnheitssünde - ausweicht, der missbraucht den Namen des Erlösers. Wenn z. B. ein Staatsbürger seinen Landesherrn nur mit einer Kleinigkeit umgeht oder betrügt, ist er einer schweren Bestrafung schuldig. Das gebietet und fordert allein der Name Landesherr. Bei dem Erlöser ist dieses Verhältnis nur noch höher zu bewerten. Wer immer wieder vom Erlöser spricht und die Erlösung nicht völlig annimmt, missbraucht den Namen des Erlösers.
  3. Nach dem dritten Gebot soll auch der Name „dein Elohim“ nicht missbraucht werden. Zu beachten ist das „Dein“. Das lässt erkennen, dass der Name Elohim dem Menschen schon zugeeignet ist. Nur der Erlöste kennt den Namen, darum kann nur ein Erlöster ihn missbrauchen. Hier stoßen wir auf eine sehr ernste Angelegenheit. Elohim will immer im Dein-Verhältnis stehen. Wer dieses Verhältnis erlebt, darf sagen: Mein Elohim! Der hat die Gewissheit des Heils. Erlöste, die sich des Heils nicht gewiss, d.h. erlebensmäßig nicht gewiss sind, missbrauchen den Namen. Die Frage könnte auftauchen: Muss die Heilsgewissheit in jedem Falle vorhanden sein? Ja, sofern das Heils-Leben vorhanden ist. Denn Leben ist absolut gewiss, ist eine Realität. Niemand wird an seinem Leben zweifeln. Wer darum das Heilsleben hat, hat auch die Gewissheit, dass er im Heile lebt. Wer des nicht gewiss ist, lebt eben nicht. Der ist ein Zweifler und fällt unter Jak 1:6-8. Und wenn er dennoch das „Mein Elohim“ im Munde führt, treibt er mit dem Namen den ärgsten Missbrauch.

Noch ernster wird diese Angelegenheit bei der Berücksichtigung des Namens Elohim. Wir haben bereits festgestellt, dass der Name für das gesteigerte Heilsverhältnis in Frage kommt. Steigerung, Aufstieg, Reife ist das Erfordernis, das sich aus dem Namen ergibt. Den Namen Elohim dürfen darum nur diejenigen in Anspruch nehmen, die da heranreifen zu dem vollen Wuchs des Christus! Wer hier Nachlässigkeit, Leichtfertigkeit und Gleichgültigkeit zeigt, missbraucht den Namen.

In Anbetracht dessen kann wohl gesagt werden, dass nirgends so viel Missbrauch des Namens Gottes getrieben wird, wie bei den „Frommen“. Bei ihnen sind vielfach Heiligung, Wachstum und Reife unbekannte, undurchführbare, nebensächliche Begriffe. Der Name Jehova meint vorzüglich die Erlösung, der Name Elohim die Heiligung. Wer in diesen Stücken zu kurz kommt, muss hören das Gebot: Du sollst den Namen Jehova, deines Elohim nicht missbrauchen.

Der Zusatz des dritten Gebotes mit der Strafandrohung ist bedeutsam. Damit ist zunächst die konsequente Haltung des Jehova angesagt. Wer seinen Namen mit seinem herrlichen Heilswert und Heilseinfluss nicht wertachtet, wird betraft. Die Elberfelder Übersetzung hat folgenden Wortlaut: „Denn Jehova wird den nicht schuldlos halten...“ Das ist trefflich übersetzt. Denn wer den Namen des Herrn missbraucht, und zwar in der aufgewiesenen mannigfachen Weise, der ist nicht schuldlos, d. h. der ist schuldig. Der Schuldige kommt ins Gericht. Wer Jehova als Erlöser nicht achtet, erfährt ihn bald als Richter!

Erlösung ist gleichzeitig Gericht

Merkwürdigerweise ist in dem Strafandrohungssatz nur der Name Jehova genannt. Ist das etwa ein Abschreibfehler oder sonst ein Fehler? Man sollte an solchen „fraglichen“ Stellen die Frage nach den Fehlern mehr unterlassen und mehr nach ihrer Bedeutung, ihrer Sinngebung fragen. Warum ist hier Jehova allein genannt? Weil alle Bestrafungen, alle Gerichte dem Erlöser, dem Christus übergeben sind (Joh 5:22). Jehova ist der Erlöser und Richter! Erlösung ist gleichzeitig Gericht. - Wer den Namen Jehova wertachtet, wird erlöst und i m Geist gerichtet. Wer diesen Namen missachtet, wird nicht erlöst und d u r c h den Geist gerichtet. Wird aber in des Menschen Leben Jehova (dein) Elohim wirksam, dann ist das Gericht an ihm vollführt und es erfolgt nunmehr die Wirksamkeit, die dem Elohim zutrifft.

Damit ist gleichzeitig die Art der Gerichte angedeutet: Erlösungsgerichte! Verdammungsgerichte vollzieht nur der Verdammer, jedoch nie der Erlöser. Freilich sind die Erlösungsgserichte keine Kleinigkeit. Niemand täusche sich darin. Diese Gerichte werden Züchtigungen sein, wie sie der Konsequenz des Richters entsprechen. Darüber lässt die Heilige Schrift keinen Zweifel aufkommen (Hebr 10:28-31). Aber es werden Züchtigungen, d. h. „Er-Ziehungen“ sein, die dem Wesen des Erlösers entsprechen. Er, der Erhabene, wird züchtigen, und zwar hin zu seiner Erhabenheit (1Kor 11:32; 2Tim 4:1).

Für Menschen, die das Gesetz „ins Herz“ geschrieben erhielten, sind im dritten Gebot die Grundlagen ihres ewigen Lebens ausgesprochen: Erlösung, Versöhnung, Vollführung, Vollendung. Die Namen „Jehova, dein Elohim“ bezeugen das. Sie sind für die geistlichen Menschen der Ausdruck ihres heiligsten Erlebens und sind die Fundamente des ewigen Seins. Jehova ist ihr Erlöser, der sie im Elohimwesen führt durch die Wiedergeburt, Kindschaft, Sohnschaft, bis hin zum letzten Erbe, zum Vater. In dieser Wesenhaftigkeit bezeugen sie die Namen ehrfurchtsvoll in Wort und Werk. Sie legen Wert darauf, dass diese Namen nicht nur Benennung, sondern lebendiges Zeugnis bleiben.

Am Schluss der Abhandlung des dritten Gebotes sei noch der Zahlensinn der ersten drei Gebote erklärt. Die Drei betrifft die Gottheit. In den drei ersten Geboten stellt sich Gott den Menschen vor. Das ist eine beglückende Heilstatssache. Nur weil Gott dem Menschen entgegentritt, ist seine Rettung überhaupt möglich. „Nicht ihr habt mich gesucht, sondern ich habe euch gesucht und gefunden“. Von diesem Grundsatz ist das Heil abhängig.

Gottes Verhältnis zum Menschen besteht:
  1. In der Heilsbestimmung (= Vorsatz)
  2. In der Heilsvollführung (= Erlösung, Versöhnung)
  3. In der Heilsvollendung (= Heiligung, Wuchs und Ausreife in Christo).

Durch Gottes Entgegenkommen zum Menschen erfolgt eine Begegnung. Das Verhalten des sündigen Menschen zu Gott besteht:

  1. In der Abwendung von Gott. (Davon handelt das erste Gebot)
  2. In der Zuwendung zum Abgott. (Davon spricht das zweite Gebot)
  3. Im Missbrauch des Heilswirkens Gottes. (Die bezeugt das dritte Gebot)

Die drei ersten Gebote bezeugen: Gottes Heil wird vom natürlichen Menschen missverstanden, missachtet und missbraucht. Gott jedoch bleibt seinen Vorsatz treu. „Er ist der Anfänger und Vollender des Glaubens“. „Was er sich vorgenommen und was er haben will, das muss doch endlich kommen zu seinem Zweck und Ziel.“ Gott ist Sieger!

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