Öl und Räucherwerk - Spr 27:8-10

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aus WJS: "Das Buch der Sprüche - die Unterweisung des Vaters" (ausgelegt in 366 Tageslesungen)
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310. Öl und Räucherwerk - Spr 27:8-1

Öl und Räucherwerk erfreuen das Herz, und die Süßigkeit seines Freundes kommt aus dem rat der Seele. - Verlass nicht deinen Freund und deines Vaters Freund, und geh nicht am Tage der Not in deines Bruders Haus: besser ein naher Nachbar als ein ferner Bruder!

Sind Salböl und Räucherwerk wirklich nur, wie es Delitzsch annimmt, eine Ehrenbezeigung für willkommene Gäste? Die LXX hat es offenbar so verstanden, weshalb sie noch (wie Ps 104:15) den WEIN hinzufügt: "Damit WEIN des Menschen Herz erfreue, um das Angesicht glänzen zu machen von Öl, und damit BROT des Menschen Herz stärke!" Doch war das heilige Salböl das Wahrzeichen gesalbter Priester, Könige und Richter Israels, und auch das Räucherwerk durften auf dem Rauchaltar nur geweihte Priester darbringen. "Du hast mein Haupt mit ÖL gesalbt" rief der Gotteskönig in Ps 23:5 aus (s. auch Pred 9:8). So ist das Öl ein Symbol des Gottesgeistes, das Räucherwerk ein Bild der Gebete der Heiligen (Offb 5:8), weshalb der Psalmist bittet: "Lass als Räucherwerk vor Dir bestehen mein Gebet!"

Doch sei zunächst auch die natürliche Bedeutung bedacht. wie hilfreich und erfreulich dem Herzen ist es, wie Öl und Räucherwerk, wenn uns ein guter Freund mit herzlichem Rat und freundlicher Tat zur Seite steht; denn seine Süßigkeit (BUB: sein süßer Zuspruch) ist nichts anderes als ein Bild der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. So will auch Spr 27:10 verstanden sein: Der Freund des Vaters - bewährt in mancherlei Nöten - soll auch zum Freund des Sohnes werden, als sei er ein "Familienerbstück" am Tage der Not (BUB: des Scheiterns; BA: des Unglücks) wird näher stehen als der mit Blutsbanden verbundene Bruder; wenn wir dessen Haus aufsuchen, werden wir oft schmerzvoll erkennen müssen, wie ferne er uns steht. Wie viele mussten dies schon erfahren, was auch Spr 18:24 ausspricht: "Ein Mann vieler Freunde wird zugrunde gehen; doch es gibt einen, der liebt und anhänglicher ist als ein Bruder!"

Wenden wir uns nun der geistlichen Bedeutung zu, die unser Wort für die hat, die der Christus "zu Königen und Priestern für Seinen Gott und Vater gemacht hat" (Offb 1:6 - Offb 5:10)! Das "Öl des Geistes" und der "Weihrauch des Gebets" stellen für sie keine bedrückende Last einer frommen, gesetzlichen Pflicht dar, sondern erfreuen das Herz und stärken es auf dem Weg durch diese notvolle Welt. Die Erfüllung mit dem Geiste und das Gebet bringen Freude in unser Leben. Soll doch auch unser Herz, unsere Seele in den Lichtbereich des Geistes Gottes einbezogen werden und "mitklingen", so wie der Resonanzkörper eines Instruments den Klang der Musik verstärkt.

Ob wohl Öl und Räucherwerk auch Gottes Herz erfreuen? Steigt doch das Gebet der geistgesalbten Könige und Priester empor zu Gottes Thron (Offb 8:1-4).

In enger Verbindung zu dem "Öl des Geistes" und dem "Räucherwerk des Gebets" steht nun auch der Nachsatz: Die Süßigkeit seines Freundes (d.h. de Herzensfreundes) kommt aus dem Rat der Seele. Diese Süßigkeit des Herzensfreundes ist seine uns erquickende Freundschaft und Hilfsbereitschaft, sein Trost und sein Tragen, seine Barmherzigkeit und sein Mitleiden. Ist doch der Freund nach dem Hebräischen der beigesellte Mithirte (BA), der den Hirtendienst an unserer Seele tut (vgl. 1Petr 5:1-4, wo die HIRTEN der Gemeinde und der HIRTENFÜRST Jesus zusammengeschaut werden). Wer dächte hier nicht an das Gebetslied:

"Welch ein Freund ist unserer Jesus, o wie hoch ist Er erhöht!
Er hat uns mit Gott versöhnet und vertritt uns im Gebet...!"
Sind von Freunden wir verlassen, und wir gehen ins Gebet;
o, so ist uns Jesus alles: König, Priester und Prophet!"

Wie aber ist der Nachsatz zu verstehen, dass die Süßigkeit des Freundes aus dem Ratschluss der Seele komme? Gewiss entspringt die tatkräftige Freundlichkeit Jesu Seinem Ratschluss, dem Vorsatz Seiner heiligen Seele! Doch ist wohl mit Ps 13:2 mehr an den Willensentschluss gedacht, den unsere eigene Seele fasst! Welcher "Herzensvorsatz" aber könnte es sein, der uns die ganze Hilfsbereitschaft unseres Mithirten und Freundes erst voll erschließt? Nach Apg 11:23 ist dies "der Herzensentschluss, bei dem Herrn Jesus zu verharren". Dazu gehört auch die Bereitschaft unserer Seele, ihre bisher beherrschende Stellung in unserer Person aufzugeben und sich dem GEIST, und damit auch dem Geist Gottes unterzuordnen; dies ist eine außerordentlich wichtige Entscheidung! Sie macht den "seelischen Menschen", der "nicht versteht, was des Geistes Gottes ist", zu einem "Geistesmenschen" (1Kor 2:13 - Jud 1:19 - Jak 3:15).

Gott möge uns helfen, dass wir durch solche Vorentscheidung unserer Seele der Süßigkeit des Freundes und Hirtenfürsten Jesus teilhaftig werden! Der Heilige Geist selbst mahnt uns: Verlass nicht deinen Freund, der auch deines Vaters Freund ist! Dann erfahren wir, was Spr 17:17 bezeugt: "Der Freund liebt zu aller Zeit, und als Bruder für die Drangsal wird Er geboren!"


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311. Werde weise, mein Sohn - Spr 27:11