Der Mensch und seine Beziehungen: Unterschied zwischen den Versionen

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(Die Beziehung zwischen Gott und Mensch)
(Grundlegende Gedanken)
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:Vielleicht lohnt es sich an dieser Stelle, einmal darüber nachzudenken, warum das bei uns manchmal so ist und es auch aufzuschreiben, damit wir dieses Problem auch richtig angehen können. <br />
 
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Die Gründe dafür sind bestimmt sehr unterschiedlich.
 
Die Gründe dafür sind bestimmt sehr unterschiedlich.
  

Version vom 9. Juli 2010, 13:47 Uhr

IN BEARBEITUNG !

Die Beziehungen

Allgemeine Gedanken

Unter dem Wort "Beziehung" verstehen wir den Bezug zwischen zweier Wesen oder zwischen einem Wesen und einer Sache. In der Bibel finden wir den Begriff "Beziehung" kaum. Das liegt aber nicht daran, dass das Wort Gottes nichts über Beziehungen zu sagen hätte, sondern daran, dass die Bibel andere Worte dazu gebraucht. Wenn ein Mensch mit Gott redet, indem er betet, dann pflegt seine Beziehung zu Gott. Wenn Christen miteinander Gemeinschaft haben, dann vertiefen sie ihre Beziehung zueinander. Wenn jemand gerne mit seinem Hund zusammen ist, dann geniesst er seine Beziehung zum Hund.
Letztlich hat jedes Gespräch, das wir in der Bibel finden, auch etwas mit einer Beziehung zu tun. Jede Auseinandersetzung, jedes Wort, aber auch sehr viele Handlungen, haben immer irgendeine Auswirkung auf eine oder mehrere Beziehungen. Wer z. B. Liebe übt, baut längerfristig eine positive Beziehung auf.
Der Mensch wurde für die Gemeinschaft geschaffen und wenn er dann auch noch von Neuem geboren wird, dann darf er zu seinem Schöpfer eine "Sohn-Vater-Beziehung" haben. Unsere eigentliche Bestimmung ist es, mit Gott in diese Sohn-Vater-Beziehung hineinzuwachsen. Wer vollständig in diese Beziehung hineingewachsen ist, lebt auch in der vollkommenen Liebesbeziehung. Diese Beziehung ist dann die einzig richtige Grundlage, für jede andere bleibende Beziehung, die wir sonst noch aufbauen dürfen.
Jeder von uns, steht in ganz verschiedenen Beziehungen. Die Beziehungen könnte man in 3 Gruppen einteilen:

  1. Postitive Beziehungen.
  2. Neutrale (keine) Beziehungen.
  3. Negative Beziehungen.

Zu welcher Gruppe eine Beziehung gehört, hängt ganz stark davon ab, welche Erfahrungen wir innerhalb einer Beziehung gemacht haben. Wer in einer Beziehung vorwiegend freudige Erfahrungen gemacht hat, wird diese Beziehung mit grosser Wahrscheinlichkeit als "positiv" einstufen. Es sind aber nicht nur freudige Erfahrungen, die dabei eine Rolle spielen, sondern - und das ist noch viel entscheidender - von welchem Geist zwei Wesen bestimmt oder geprägt sind. Wer den Geist Jesu Christi hat, wird auch immer mehr von diesem Geist geprägt. Jener Mensch wird vom Geist dieser Welt nicht verstanden. Daher erklärt uns die Bibel auch:

  • Joh 14:17 - den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht noch ihn kennt. Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.

Die unterschiedlichen Geistesprägungen haben natürlich auch ganz entscheidende Auswirkungen auf jede Beziehung.

  • 1Kor 1:18-20 - Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verlorengehen, Torheit; uns aber, die wir errettet werden, ist es Gottes Kraft. 19 Denn es steht geschrieben: «Ich werde die Weisheit der Weisen vernichten, und den Verstand der Verständigen werde ich verwerfen.» 20 Wo ist ein Weiser? Wo ein Schriftgelehrter? Wo ein Wortstreiter dieses Zeitalters? Hat nicht Gott die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht?

Wenn wir also über Beziehungen nachdenken, dann dürfen wir die Geistesprägungen auch nicht ausser Acht lassen. Auf der einen Seite sollte es uns ein Anliegen sein, soviel es an uns liegt, mit allen Menschen eine positive Beziehung zu haben (Röm 12:18), aber auf der anderen Seite können wir nicht erwarten, von den Ungläubigen wirklich verstanden verstanden zu werden (1Kor 2:14).

Die Bedeutung von Beziehungen

Eine positive Beziehung hängt auch untrennbar mit Gemeinschaft zusammen! In der Regel ist es so; je höher die Qualität der Gemeinschaft ist, desto besser ist auch die Beziehung! Eine gute Gemeinschaft bedingt aber nicht zwingend auch ein ständiges Zusammensein. Wie fast überall ist hier nicht die Quantität das Entscheidende, sondern die Qualität.
Beziehungen sind in jeder Hinsicht wichtig! Eine der grundlegenden Bestimmung des Menschen ist, dass er für die Gemeinschaft geschaffen wurde. Der Mensch wurde für die Gemeinschaft mit Gott geschaffen. Die Frau wurde für die Gemeinschaft mit dem Mann geschaffen.
Gemeinschaft und von der Liebe geprägte Beziehungen sind also auch grundliegende Anliegen unseres Gottes. Dass die Beziehungen das A und das O sind, hat die Welt längst erkannt. Ob das nun in der Politik, in der Wirtschaft, in der Berufswelt oder im privaten Umfeld ist; vieles läuft über gute Beziehungen. Leider werden die Beziehungen vielfach nur deshalb gepflegt, weil man sich daraus eigene Vorteile verspricht. Es geht also meist um das Ich, statt um das Du! Der natürliche Mensch pflegt seine Beziehungen in der Regel nur deshalb, weil er sich dadurch Vorteile verspricht. So funktioniert die menschliche Gesellschaft mehr oder weniger. Jesus drückt dies mit anderen Worten aus, wenn er sagt:

  • Mt 5:46-47 - Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr? Tun nicht auch die Zöllner dasselbe? 47 Und wenn ihr allein eure Brüder grüßt, was tut ihr Besonderes? Tun nicht auch die von den Nationen dasselbe?

Vieles, was wir Menschen tun, tun wir deshalb, um unsere Beziehungen zu verbessern und unsere Beziehungen verbessern wir oft deshalb, weil wir uns daraus Vorteile für uns selbst erhoffen. Auch die Pharisäer erhofften sich Solches:

  • Mt 6:2-4 - Wenn du nun Almosen gibst, sollst du nicht vor dir her posaunen lassen, wie die Heuchler tun in den Synagogen und auf den Gassen, damit sie von den Menschen geehrt werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin. 3 Wenn du aber Almosen gibst, so soll deine Linke nicht wissen, was deine Rechte tut; 4 damit dein Almosen im Verborgenen sei, und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir vergelten.

Wie die Welt, so müssen auch wir sagen, dass die Beziehungen etwas sehr wichtiges sind, aber im Gegensatz zu der Welt, sollten gute Beziehungen nicht aus selbstsüchtigen Motiven heraus gepflegt werden, sondern aus der Liebe heraus. Wer aus egosistischen Motiven seine Beziehungen pflegt, braucht die Menschen nur als Mittel zum Zweck.
Wenn für uns die Beziehungen dazu da sind, die eigene Stellung zu optimieren, dann haben wir noch eine falsche Einstellung zu den Beziehungen. Es ist eine ganz grosse Herausforderung, einerseits, zu den Menschen eine positive Beziehung aufzubauen und andererseits nicht als Menschengefällige zu leben (Eph 6:6). Es geht bei den Beziehungen also nicht darum, dass wir vor Menschen gut dastehen, sondern darum, dass unser Gegenüber aufgebaut wird! Beziehungen sind fundamental wichtig, aber sie sollten gerade bei uns Christen nicht aus dem Motiv des Selbstzweckes gepflegt werden. Der wohl einzige Selbstzweck der in der Beziehung auferbauend sein dürfte, ist der: "Was kann ich von meinem Bruder in Bezug auf mein geistliches Wachstum lernen? Wo ist mir die Schwester ein geistliches Vorbild? usw?" Für einen Christen sollten die Beziehungen nicht dazu verwendet werden, einen materiellen Vorteil zu erzielen oder die eigene Ehre zu vergrössern, sondern um eine geistliche Auferbauung zu erzielen. Das kann in vielen Fällen auch bedeuten, dass wir andere materiell unterstützen, ohne dass wir etwas von ihnen erwarten.

Was mit den Beziehungen zusammenhängt?

Auch wenn das Wort "Beziehung" in den deutschen Übersetzungen kaum zu finden ist, so wird man bei näherer Betrachtung doch erkennen, dass die Beziehungen mit ganz vielen Dingen unseres Lebens zusammenhängen! Letztlich hat jeder Gedanke, der gepflegt wird, d. h. immer wieder gedacht wird, einen nicht geringen Einfluss, auf eine oder mehrere Beziehungen. Wie wir alle wissen: Aus Gedanken entstehen Worte oder Handlungen und diese beeinflussen die Beziehungen.
Jede Begebenheit, die wir in der Bibel finden, hat auch irgend einen Einfluss auf eine oder mehrere Beziehungen. Deshalb ist es auch hochinteressant die Geschichten der Bibel aus Sicht der Beziehungen näher anzuschauen und sich z. B. auch folgende Fragen zu stellen:

- Wie hat sich eine Begebenheit auf die Beziehung ausgewirkt?
- Welches Denken oder welche Worte wirken sich positiv oder negativ auf eine Beziehung aus und warum?
- Was waren die Motive, um eine Beziehung entstehen zu lassen und mit welchen Mitteln hat man eine Beziehung hergestellt?

Es gibt wohl kaum eine Begebenheit, die nicht auch auf eine Beziehung eine Auswirkung hätte. Deshalb hängen die meisten Dinge, die gedacht, gesprochen oder getan werden, mit einer oder mehreren Beziehungen zusammen. Praktisch alle Begebenheiten der Bibel, machen uns gewisse Aspekte einer Beziehung deutlich. Die Bibel zeigt uns, was die Beziehung zu Gott fördert und was sie hemmt oder sogar abbricht. Sie macht uns auch deutlich, welches Verhalten nur eine vorübergehende Beziehung erzeugt und welche Gesinnung eine dauernde Beziehung entstehen lässt. Für mich ist es eine ganz neue Herausforderung, die Begebenheiten der Bibel, vom Aspekt der Beziehung her zu beleuchten.
Die Beziehung zu Gott kann z. B. nicht von der Beziehung zu den Mitmenschen getrennt werden. Zwei Stellen darf dazu zitieren:

  • Mt 5:23-24 - Wenn du nun deine Gabe darbringst zu dem Altar und dich dort erinnerst, daß dein Bruder etwas gegen dich hat, 24 so laß deine Gabe dort vor dem Altar und geh vorher hin, versöhne dich mit deinem Bruder; und dann komm und bring deine Gabe dar!

Und Johannes erklärt:

  • 1Jo 4:20-21 - Wenn jemand sagt: Ich liebe Gott, und haßt seinen Bruder, ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er gesehen hat, kann nicht Gott lieben, den er nicht gesehen hat. 21 Und dieses Gebot haben wir von ihm, daß, wer Gott liebt, auch seinen Bruder lieben soll.

Keiner kann eine wirklich gute Beziehung zu Gott haben, wenn er gleichzeitig seinen Bruder hasst oder wenn er seinen Mitmenschen verachtet.

  • ELB Spr 17:5 - Wer den Armen verspottet (o. verhöhnt), verhöhnt (o. schmäht) den, der ihn gemacht hat; wer sich über Unglück freut, bleibt nicht ungestraft.

Wer über arme Menschen spottet oder verhöhnt, verhöhnt den Schöpfer. Menschen, die Geringschätzung im Herzen tragen, haben keine oder eine getrübte Beziehung zu Gott. Viele Christen leiden unter geistlichem Hochmut, weil sie sich als bessere Christen sehen, sind aber gleichzeitig erstaunt darüber, dass ihre Beziehung zu Gott nicht so positiv ist, wie sie sich das wünschen. Dann ist das Gebet eine Pflichtübung und kein Vorrecht mehr. Bei diesen Menschen sieht man kaum mehr Geistesfrucht! Das Einzige, was sie vorweisen können, ist ein grosses Bibelwissen! Ihr Bibelwissen mag einen beträchtlichen Umfang aufweisen, aber das Wissen hat sich nicht mit dem Glauben und mit der Treue verbunden. Es kam zu keiner Verbindung zwischen dem Bibelwissen und dem eigenen Leben.

Eine seltsame Geschichte und ganz unterschiedliche Beziehungen

Die Geschichte

Wir sehen, dass Vieles über die Beziehungen läuft und dass auch in der Bibel, die Beziehungen einen sehr grossen Stellenwert haben. Positive Beziehungen sind von einer liebevollen Zuneigung geprägt, und solche Kontakte sind auch für unsere geistliche Entwicklung ganz wichtig. Die Auswirkungen von Beziehungen, sind jeweils sehr unterschiedlich. Manchmal ist es sogar so, dass die Folgen einer Beziehung, die durch ungute Mittel hergestellt wurde, zuweilen erschütternd sind. So zeigt uns die Bibel z. B. auf, wie eine Beziehung, die durch eine Lüge hergestellt wurde, zum Tod führte. Die Bibel berichtet uns von einem Menschen, der wollte unbedingt eine Beziehung zu einem Mann herstellen und mit ihm Tischgemeinschaft haben. Die Motive dafür, kann man nur erahnen. Weil dies vorerst nicht zu klappen schien, gebrauchte er eine Lüge, damit die vermeintliche Gemeinschaft zustande kam. Als Folge davon, musste der belogene Mann sterben. Schauen wir uns die Geschichte näher an:

  • 1Kö 13:1-24 - Und siehe, ein Mann Gottes kam aus Juda auf das Wort des HERRN hin nach Bethel, als Jerobeam auf dem Altar stand, um Rauchopfer darzubringen. 2 Und er rief gegen den Altar auf das Wort des HERRN hin und sagte: Altar, Altar, so spricht der HERR: Siehe, ein Sohn wird dem Haus David geboren werden, sein Name ist Josia. Der wird auf dir die Höhenpriester schlachten, die auf dir räuchern; und Menschengebeine wird man auf dir verbrennen! 3 Und er gab an jenem Tag ein Wunderzeichen und sagte: Dies ist das Wunderzeichen dafür, daß der HERR geredet hat: Siehe, der Altar wird zerbersten, und die Fettasche, die darauf ist, wird verschüttet werden. 4 Und es geschah, als der König das Wort des Mannes Gottes hörte, das er gegen den Altar in Bethel ausgerufen hatte, da streckte Jerobeam vom Altar herab seine Hand aus und sagte: Packt ihn! Da verdorrte seine Hand, die er gegen ihn ausgestreckt hatte, und er konnte sie nicht wieder an sich ziehen. 5 Und der Altar zerbarst, und die Fettasche wurde vom Altar verschüttet nach dem Wunderzeichen, das der Mann Gottes auf das Wort des HERRN hin gegeben hatte. 6 Da hob der König an und sagte zu dem Mann Gottes: Besänftige doch das Angesicht des HERRN, deines Gottes, und bete für mich, daß ich meine Hand wieder an mich ziehen kann! Und der Mann Gottes besänftigte das Angesicht des HERRN, und die Hand des Königs wurde ihm wiedergegeben und wurde wie vorher. 7 Und der König redete zu dem Mann Gottes: Komm mit mir ins Haus und stärke dich, und ich will dir ein Geschenk geben! 8 Der Mann Gottes aber sagte zum König: Selbst wenn du mir die Hälfte deines Hauses gäbest, so würde ich nicht mit dir hineingehen. Ich werde an diesem Ort kein Brot essen und kein Wasser trinken. 9 Denn so ist es mir durch das Wort des HERRN befohlen worden: Du sollst kein Brot essen und kein Wasser trinken, und du sollst nicht auf dem Weg zurückkehren, den du hingegangen bist! 10 So ging er auf einem anderen Weg fort und kehrte nicht auf dem Weg zurück, auf dem er nach Bethel gekommen war. 11 Ein alter Prophet wohnte in Bethel; und seine Söhne kamen und erzählten ihm alles, was der Mann Gottes an dem Tag in Bethel getan hatte; die Worte, die er zum König geredet hatte, die erzählten sie ihrem Vater. 12 Da sagte ihr Vater zu ihnen: Welchen Weg ist er gegangen? Und seine Söhne zeigten ihm den Weg, den der Mann Gottes gegangen war, der aus Juda gekommen war. 13 Da sagte er zu seinen Söhnen: Sattelt mir den Esel! Und sie sattelten ihm den Esel, und er bestieg ihn. 14 Und er folgte dem Mann Gottes und fand ihn unter der Terebinthe sitzen. Und er sagte zu ihm: Bist du der Mann Gottes, der aus Juda gekommen ist? Und er sagte: Ich bin es. 15 Da sagte er zu ihm: Komm mit mir in mein Haus und iß Brot! 16 Er aber sagte: Ich kann nicht mit dir umkehren, um mit dir hineinzugehen, und an diesem Ort werde ich kein Brot essen und kein Wasser mit dir trinken. 17 Denn durch das Wort des HERRN ist ein Befehl an mich ergangen: Du sollst dort kein Brot essen und kein Wasser trinken! Du sollst nicht wieder auf dem Weg zurückgehen, auf dem du hingegangen bist! 18 Da sagte er zu ihm: Auch ich bin ein Prophet wie du, und ein Engel hat zu mir geredet durch das Wort des HERRN und gesagt: Bring ihn mit dir in dein Haus zurück, daß er Brot esse und Wasser trinke! Er belog ihn aber. 19 Da kehrte er mit ihm zurück und aß in seinem Haus Brot und trank Wasser. 20 Und es geschah, während sie noch zu Tisch saßen, da geschah das Wort des HERRN zu dem Propheten, der ihn zurückgebracht hatte. 21 Und er rief dem Mann Gottes, der aus Juda gekommen war, zu: So spricht der HERR: Dafür daß du gegen den Befehl des HERRN widerspenstig gewesen bist und das Gebot, das der HERR, dein Gott, dir geboten hat, nicht beachtet hast 22 und umgekehrt bist und Brot gegessen und Wasser getrunken hast an dem Ort, von dem er zu dir geredet hat: Iß kein Brot und trinke kein Wasser! - darum soll deine Leiche nicht in das Grab deiner Väter kommen! 23 Und es geschah, nachdem er Brot gegessen und nachdem er getrunken hatte, da sattelte man für ihn den Esel des Propheten, der ihn zurückgebracht hatte. 24 Und er zog fort. Da fand ihn ein Löwe auf dem Weg und tötete ihn. Und seine Leiche blieb hingestreckt auf dem Weg liegen, und der Esel stand daneben, und der Löwe stand neben der Leiche.

Der Ungehorsam des Gottesmannes und die Lüge des alten Propheten brachte den Mann Gottes zu Fall! Diese Geschichte ist vom Gesichtspunkt der Beziehungen in jeder Hinsicht hoch interessant.

Gott und Jerobeam

Ein Mann Gottes nahm mit dem König Jerobeam Kontakt auf, um ihm zu zeigen, dass er mit seinen Praktiken verwerflich gehandelt hat und dadurch seine Beziehung zu Gott abgebrochen hat, indem er zwei goldene Kälber machte und zum Volk Israel sagte:

  • 1Kö 12:28 - Es ist zu viel für euch, nach Jerusalem hinaufzugehen. Siehe da, Israel, deine Götter, die dich aus dem Land Ägypten heraufgeführt haben!

Doch warum hat das Jerobeam getan? War er auf die fremden Götter so versessen? Nein! Er fürchtete sich davor, dass das Volk zu Rehabeam zurückkehren würde, wenn sie jedes Jahr nach Jerusalem ziehen würden, um dort anzubeten. Er dachte, er müsse eine Alternative bieten, um seine Macht zu festigen. Die Sünde Jerobeams begann, wie so oft, im Unglauben, im mangelnden Vertrauen auf Gott. Jerobeam hat sich nicht gesagt: "Der Herr hat mir das Königtum über die 10 Stämme des Nordreiches gegeben und er wird es mir auch erhalten, wenn ich ihm diene und ihm auch vertraue!" Dadurch ist die Reihenfolge klar: "Zuerst der Unglaube, anschliessend die Suche nach einer eigenen Lösung und wenn man sie gefunden hat, dann zieht man sie durch!" Doch Gott gibt den Jerobeam nicht auf, er gibt ihm noch einmal die Möglichkeit zu erkennen, dass der Gott Israels durchaus die Macht hat, ihm zu helfen, indem er ihm einen Mann Gottes schickt, der ihm deutlich macht, dass er sich auf den Weg des Todes begeben hat. Durch das Erscheinen des Gottesmannes, bekam Jerobeam noch einmal die Chance, seine Beziehung zu Gott in Ordnung zu bringen. Der weitere Verlauf der Geschichte zeigt uns, dass dem Jerobeam die Wiederherstellung seiner Gesundheit wesentlich wichtiger war, als die Wiederherstellung seiner Beziehung zu Gott.
An dieser Stelle dürfen wir uns prüfen, ob uns eine intakte Gottesbeziehung wichtiger ist, als unsere Gesundheit, unser Erfolg, unser Wohlstand oder als unser Ansehen? Ist uns die Gottesbeziehung wichtiger als die Beziehung zu unseren Kindern? Abraham war sogar in der Lage, für seine Gottesbeziehung, seinen Sohn zu opfern!

Der Mann Gottes und Jerobeam

Der Mann Gottes trat mit Jerobeam in eine ganz kurze Beziehung, die aber keine Gemeinschaft beinhalten durfte. Es sollte nur einen kurzen Kontakt geben, um den König ins Nachdenken zu bringen. Er sollte die Möglichkeit zur Umkehr bekommen. Durch seinen verdorrten Arm wurde dem König bewusst, "nur der Mann Gottes kann mir hier helfen!" Er bekam die Hilfe. Gott begnadigte sich seiner, aber er fand es nicht nötig umzukehren. Er kehrte von seinem bösen Weg nicht um (1Kö 14:33). Nach der Wiederherstellung seines Armes, wollte sich Jerobeam bei dem "mächtigen" Mann Gottes erkenntlich zeigen, indem er ihn einladen und beschenken wollte. Er dachte: "Wenn ich mit dem Mann Gottes eine gute Beziehung habe, dann kann er mir auch in Zukunft helfen!" Man hat fast ein wenig den Eindruck, dass er im Mann Gottes, mehr einen Zauberer sah, den man sich nicht zum Feind machen sollte, als dass er ein Gesandter Gottes ist. Eigentlich hätte Jerobeam seine Beziehung zu Gott klären müssen und nicht die Beziehung zum Mann Gottes! Wie Jerobeam eine Beziehung pflegte, war auch ganz typisch für einen mächtigen Mann, der es gewohnt war, mit einflussreichen Leuten zu handeln. Die wichtigen Beziehungen müssen mit Bestechungsgeschenken "warm" gehalten werden. Der Mann Gottes, der über Wunderkräfte verfügte, musste bei Laune gehalten werden, indem man ihm ein gutes Essen auftischt und ihm ein Geschenk gibt (1Kö 13:7). Hätte sich Jerobeam mehr Gedanken über Gott und seine Propheten gemacht, dann hätte er gewusst, dass die Propheten und Männer Gottes nur deshalb Vollmacht von Gott haben, weil sie unter anderem nicht bestechlich waren. Von Gott Bevollmächtigte kann man nicht kaufen, so wie man die Liebe nicht kaufen kann. Wenn sich Pastoren und Prediger kaufen lassen, dann müssen wir ihren Auftrag und ihre göttliche Bevollmächtigung infrage stellen. Der König Jerobeam dachte, die Gottesmänner "funktionieren" genau gleich, wie alle anderen einflussreichen Leute. Aber ihm war es eigentlich egal, ob der Mann Gottes mit ihm isst oder nicht; Hauptsache sein Arm war wieder gesund und der Gott Israels hat sich besänftigen lassen. Vielleicht kannte Jerobeam sogar folgende Worte:

  • ELB 2Mo 34:6 - Und der HERR ging vor seinem Angesicht vorüber und rief: Jahwe, Jahwe, Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und reich an Gnade und Treue.

Wenn der Gott Israels langsam zum Zorn ist und wenn er gnädig ist, dann lässt er sich vmtl. auch weiterhin ganz einfach umstimmen. Warum sollte ich mein Leben ändern, warum sollte ich meine Höhenheiligtümer aufgeben. Die anderen Götter haben bestimmt auch mit dazu beigetragen, dass ich bis heute so erfolgreich war! Sowohl eine gute Beziehung zum Gott Israels, also auch zu den anderen Göttern ist doch wichtig! Ja, die richtigen Beziehungen entscheiden über Erfolg und Misserfolg und wir wissen heute, sie entscheiden sogar über Leben oder Tod! Wer eine Liebesbeziehung zum Gott der Liebe hat, der wird leben und wer eine Beziehung zum Fürsten dieser Welt pflegt, wird den Tod sehen! Jerobeam machte aus der Gnade Gottes eine billige Gnade, eine Gnade, die man nach Bedarf beanspruchen kann, ohne aus Liebe zu Gott zu leben. Er lebte weiter so, indem er den Gott Israels durch sein Verhalten verhöhnt hatte.
Aus dem Neuen Testament wissen wir, dass wir aus der Gnade leben dürfen und dass wir die Gnade jederzeit beanspruchen dürfen, aber nicht mit der inneren Haltung, dass wir bewusst sündigen können und Gott gegenüber ungehorsam werden können, weil wir ja für alles und jedes die Gnade Gottes beanspruchen können. Sowohl Paulus, als auch der Hebräerbrief warnt uns vor so einer gefährlichen Haltung:

  • Röm 6:1-2 - Was sollen wir nun sagen? Sollten wir in der Sünde verharren, damit die Gnade zunehme? 2 Das sei ferne! Wir, die wir der Sünde gestorben sind, wie werden wir noch in ihr leben?
  • Hebr 10:26-27 - Denn wenn wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, bleibt kein Schlachtopfer für Sünden mehr übrig, 27 sondern ein furchtbares Erwarten des Gerichts und der Eifer eines Feuers, das die Widersacher verzehren wird.

Der Mann Gottes durfte auch deswegen mit Jerobeam keine Gemeinschaft haben, damit der König nicht auf den Gedanken kommen sollte: "Man muss sich mit den Propheten Gottes nur gut stellen, indem man sie beschenkt, damit man auch in Zukunft den Gott Israels besänftigen kann!" Die Beziehung vom Mann Gottes zum König sollte nur einen Warnhinweis und ein Reden Gottes beinhalten, jedoch keine Gemeinschaft!

Der alte Prophet und der Mann Gottes

Als Nächstes will ein alter Prophet mit dem Mann Gottes Kontakt aufnehmen. Über sein Motiv kann man nur spekulieren, aber aus den Begebenheiten kann man erahnen, weshalb dies geschah. Der alte Prophet wohnt in Bethel, also an dem Ort, wo der Mann Gottes aus Juda hingeschickt wurde. Die Söhne des alten Propheten erzählten ihrem Vater die spektakuläre Geschichte, die sich vor dem König abspielte. Vielleicht bewegten ihn folgende Gedanken: "Warum bekommt ausgerechnet ein auswärtiger Prophet von Gott den Auftrag, den König Jerobeam zurechtzuweisen? Warum nimmt Gott nicht mich, da ich doch vor Ort bin? Warum nicht ich, der ich doch reich an Erfahrung bin? Gebraucht Gott mich nicht mehr? Hat Gott mich auf die Seite gestellt? Ist Gott mit mir nicht mehr zufrieden?" Wir kennen die Gedanken des alten Propheten nicht, aber es ist anzunehmen, dass der spektakuläre Bericht aus dem Munde seiner Söhne, einiges in seiner Gefühlswelt durcheinander brachte. Wie dem auch sei; der alte Prophet wollte unbedingt den Mann Gottes treffen und sich mit ihm unterhalten. Er wollte mit ihm Gemeinschaft haben und mit ihm eine Beziehung aufbauen. Vielleicht versprach er sich durch diesen Kontakt, neue Impulse in Bezug auf seine Beziehung mit Gott? Vielleicht hat dieser Mann Gottes auch ein Wort Gottes für ihn? Der Kontakt mit dem Mann Gottes könnte vielleicht seine Situation - die er vermutlich nicht mehr aushalten konnte - grundlegend verändern? Es wäre auch möglich, dass er dem Mann Gottes zeigen wollte: "Ich bin dann auch noch jemand! Auch ich habe nocht Wert und Autorität!" Auch wenn wir seine Gedanken nicht genau erkennen können, so wird aus der Geschichte doch deutlich, dass der alte Prophet zu allen Mitteln griff, um diese Beziehung herstellen zu können. Er wollte sie unbedingt, auch wenn es bedeutete, den Mann Gottes anzulügen.
Als der Mann Gottes ihm mitteilte, dass er keine Gemeinschaft mit ihm haben durfte, da sah der alte Prophet nur noch die Möglichkeit, ihn mit vermeintlichen Worten Gottes, zu überzeugen:

  • 1Kö 13:18 - Auch ich bin ein Prophet wie du, und ein Engel hat zu mir geredet durch das Wort des HERRN und gesagt: Bring ihn mit dir in dein Haus zurück, daß er Brot esse und Wasser trinke!

Nach diesen Worten heisst es in der Bibel ganz einfach: "Er belog ihn aber!" Der Mann Gottes war vermutlich durstig und müde und nachdem er von einem "erfahrenen" Propheten vernommen hatte, dass jetzt ein Engel neue Anweisungen, vom Herrn, für ihn hatte, war ihm das willkommen.
Diese Lüge, die hier dazu benutzt wurde, um mit dem Mann Gottes in eine nähere Beziehung zu treten, führte zum Tod des Gottesmannes. Diese Begebenheit beinhaltet eine unheimliche Dramatik und Tragödie. Nach unserem Empfinden, hätte der Lügner bestraft werden sollen und nicht der Betrogene. Aber Gott hatte diesbezüglich andere Gedanken. Niemand sollte versuchen, mit einer Lüge, eine Beziehung aufbauen zu wollen.
Der Mann Gottes musste die Konsequenzen für seinen Ungehorsam tragen. Eine klare Anweisung Gottes sollte nie infrage gestellt werden! Gott spricht nicht doppelzünging, wie die Schlange! Wenn Gott eine klare Anweisung gegeben hat und sie auch noch durch die Vollmacht vor dem König bestätigt wurde, dann sollte man diese Anweisung nie anzweifeln. Gerade in Bezug auf das Evangelium spricht die Bibel Klartext, wenn sie sagt:

  • Gal 1:8 - Wenn aber auch wir oder ein Engel aus dem Himmel euch etwas als Evangelium entgegen dem verkündigten, was wir euch als Evangelium verkündigt haben: er sei verflucht!

Heute hören wir in den allerseltesten Fällen die akustische Stimme Gottes. Heute haben wir seine Worte und Anweisungen schriftlich! Diese Anweisungen sollten wir nicht infrage stellen. Es kann z. B. nicht sein, dass man sich als Verheirateter fragt, ob es Gottes Wille sein könnte, mit einer anderen Frau ein intimes Verhältnis aufzubauen. Hier kann ein Engel aus dem Himmel noch so deutlich eine andere Anweisung geben; sie ist nicht zu beachten und auch nicht in Erwägung zu ziehen.
Der Mann Gottes hätte wissen müssen, dass Gott seine Anweisungen nicht aufhebt! Das war sein grosser Fehler! Aber ganz ehrlich gesagt: "Ich habe grosses Verständnis für diesen Mann Gottes und ich bezweifle stark, ob ich es besser gemacht hätte, auch wenn ich jetzt weiss, was er falsch gemacht hat! Wenn ein alter und erfahrener Prophet sagen würde, ein Engel habe ihm die Anweisung gegeben, mich einzuladen und mich zu bewirten, währenddem ich durstig und müde bin; ich weiss nicht, wie ich mich verhalten hätte!"
Diese Geschichte zeigt uns auch, wie vorsichtig wir sein müssen, wenn Menschen im Namen Gottes auftreten und uns irgendwelche "Neuigkeiten" vermitteln wollen.
Die Beziehung des Gottesmannes zum alten Propheten wurde ihm zum Verhängnis und führte in den Tod.

Das weitere Geschehen

Obwohl sich der alte Prophet mit einer Lüge versündigte, wurde seine prophetische Gabe wieder neu erweckt. Plötzlich kann oder muss er wieder im Namen JHWH's sprechen und sagen:

  • 1Kö 13:21-22 - So spricht der HERR: Dafür daß du gegen den Befehl des HERRN widerspenstig gewesen bist und das Gebot, das der HERR, dein Gott, dir geboten hat, nicht beachtet hast 22 und umgekehrt bist und Brot gegessen und Wasser getrunken hast an dem Ort, von dem er zu dir geredet hat: Iß kein Brot und trinke kein Wasser! - darum soll deine Leiche nicht in das Grab deiner Väter kommen!

An dieser Stelle taucht unweigerlich die Frage auf: "Warum wird hier der getäuschte Mann Gottes bestraft, währenddem der alte Prophet seine prophetische Gabe wieder zurück erhält?" Was der Fehler des Gottesmannes war, haben wir gesehen, aber müsste nicht der alte Prophet für seine todbringende Lüge mit dem Tode bestraft werden? Gott hatte für ihn offensichtlich einen anderen Weg! Die Beziehung, die der alte Prophet mit dem Mann Gottes aufbauen wollte - aus was für Gründen auch immer - wird jetzt durch eine grausame Tragödie abgebrochen. Der alte Prophet muss dem Mann Gottes sein Ende prophezeien und es durfte ihm schmerzlich bewusst geworden sein: "Dieser Tod ereignete sich nicht zuletzt wegen seiner Sünde!" Mit diesem Bewusstsein musste der alte Prophet leben und dieses Bewusstsein dürfte Zeit seines Lebens schmerzlich gewesen sein! Dass er Schmerzen litt, zeigt nur schon seine Aussage während der Grablegung des Gottesmannes:

Der alte Prophet hat sich dann mit dem Mann Gottes solidarisiert, indem er Folgendes anordnete:

  • 1Kö 13:31-32 - Und es geschah, nachdem er ihn begraben hatte, sagte er zu seinen Söhnen: Wenn ich gestorben bin, dann begrabt mich in dem Grab, in dem der Mann Gottes begraben ist! Neben seine Gebeine legt meine Gebeine! 32 Denn das Wort wird ganz gewiß geschehen, das er auf das Wort des HERRN hin ausgerufen hat gegen den Altar, der in Bethel ist, und gegen alle Höhenheiligtümer, die in den Städten Samarias.

Der alte Prophet machte sich im Tod mit dem Mann Gottes eins. Er wurde mit ihm begraben. Doch bevor die Grablegung des Gottesmannes stattfand, und nachdem der Löwe ihn umbrachte, geschah Folgendes:

  • 1Kö 13:25-29 - Und siehe, da kamen Männer vorbei und sahen die Leiche auf dem Weg hingestreckt liegen und den Löwen neben der Leiche stehen. Und sie kamen und sagten es in der Stadt, in der der alte Prophet wohnte. 26 Als nun der Prophet, der ihn von dem Weg zurückgeführt hatte, das hörte, sagte er: Das ist der Mann Gottes, der gegen den Befehl des HERRN widerspenstig <04784> gewesen ist; darum hat der HERR ihn dem Löwen preisgegeben: der hat ihn zerrissen und getötet nach dem Wort des HERRN, das er zu ihm geredet hat. 27 Und er redete zu seinen Söhnen und sagte: Sattelt mir den Esel! Und sie sattelten ihn. 28 Und er ging hin und fand seine Leiche auf dem Weg hingestreckt liegen und den Esel und den Löwen neben der Leiche stehen; der Löwe hatte die Leiche nicht gefressen und den Esel nicht zerrissen. 29 Da hob der Prophet die Leiche des Mannes Gottes auf und legte ihn auf den Esel und brachte ihn zurück. Und er kam in die Stadt des alten Propheten, um ihm die Totenklage zu halten und ihn zu begraben.

Der alte Prophet musste an den Ort des Geschehens, er musste die ganze Tragödie anschauen und seinen "Kollegen" holen und ihn beerdigen. Er musste den Löwen sehen, er musste den zerschundenen Leib des Gottesmannes aufheben und ihn, in sein eigenes Grab tragen. Das waren die Konsequenzen, die der alte Prophet tragen musste! Diese ganzen Erfahrungen und das Bewusstsein, am Tod des Gottesmannes eine Mitschuld zu haben, war sein Los, das bestimmt nicht einfach war.

Eine mögliche Auslegung

Jesus erklärt:

  • Joh 5:39 - Ihr erforscht die Schriften, denn ihr meint, in ihnen ewiges Leben zu haben, und sie sind es, die von mir zeugen.

Auch in unserer Geschichte, können wir uns fragen, wo hier der Christus bezeugt wird? Eine Auslegung ist immer "eine" Sichtweise und sie muss immer auch mit einer notwendigen Vorsicht genossen werden. Eine Auslegung sollte auch immer durch das Gesamtzeugnis der Schrift abgedeckt sein. In einer Geschichte gibt es aber auch immer einzelne Aspekte, die in einer allegorischen Übertragung vmtl. keine Bedeutung haben, obwohl diese Aspekte in anderen Betrachtungsweisen durchaus eine Rolle spielen (z. B. in der praktisch erbaulichen Sichtweise). Beispiel:

Die Bibel sagt uns, dass Adam ein Bild des Zukünftigen ist (Röm 5:14). Als erster Mensch auf der Erde, ist er ein Bild auf den zweiten Menschen vom Himmel (1Kor 15:47). So wie Adam von Eva die Frucht vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen übernahm, so übernahm auch Christus die Sünde einer ganzen Welt (Joh 1:29). Aus dieser biblischen Auslegung kann man aber nicht den Schluss ziehen, dass Christus wie Adam, das Gebot Gottes übertreten hätte (Röm 5:14), denn Jesus war ohne Sünde (Hebr 4:15) und liess sich aber zur Sünde machen (2Kor 5:21). Jesus war seinem Vater immer Gehorsam (Phil 2:8). Adam hat also das Gebot Gottes übertreten, aber Christus hat das Gebot seines Vaters nicht übertreten. Adam ist ein Schattenbild auf Christus, aber nicht jede Handlung Adams können wir eins zu eins auf Christus übertragen.

So dürfte es auch schwierig sein, hier jedes Detail dieser Geschichte in richtiger Weise zu übertragen. Der Mann Gottes aus Juda, der nach Israel gesandt wird, um Gericht anzukünden und auszuführen, könnte ebenfalls ein Darsteller des Christus sein. Denn auch er verwendete sich vor Gott für den gestraften König, so dass Gott "sich besänftigen liess". Der alte Prophet könnte eine Darstellung auf die Schriftgelehrten in Israel sein, die einige Jahrhunderte vor dem Kommen des Messias, über keine prophetische Gabe mehr verfügten. Gott redete nicht durch den "alten Propheten" zu Israel. Die "Schriftgelehrten in Israel" belügten den Herrn und führten auch falsche Zeugen an (Mt 26:60). Im Gegensatz zum Mann Gottes in unserer Geschichte, wusste Jesus, was es für ihn bedeuten würde, wenn er sich mit diesen Schriftgelehrten einlässt. Jesus wollte auch eine Beziehung mit diesen Schriftgelehrten herstellen, wohl wissend, dass der Kontakt mit dem "alten Propheten" zu seinem Tod führen würde. Vor der Verurteilung Jesu, lesen wir die interessanten Worte:

  • Joh 11:49-51 - Einer aber von ihnen, Kaiphas, der jenes Jahr Hoherpriester war, sprach zu ihnen: Ihr wißt nichts 50 und überlegt auch nicht, daß es euch nützlich ist, daß ein Mensch für das Volk sterbe und nicht die ganze Nation umkomme. 51 Dies aber sagte er nicht aus sich selbst, sondern da er jenes Jahr Hoherpriester war, weissagte (w. prophezeite) er, daß Jesus für die Nation sterben sollte.

Plötzlich ist wieder eine prophetische Gabe vorhanden. Interessant ist auch, dass Nikodemus der Pharisäer, mithalf (Joh 19:39-40), den Leichnam Jesu vom Kreuz zu nehmen und dass Joseph von Arimathäa, ein reicher und angesehener Ratsherr (Mk 15:43), Jesus in sein eigenes Grab legte (Mt 27:60). Durch die Anweisung des alten Propheten an seine Söhne, ihn, nach seinem Tod, ebenfalls in das Grab des Gottesmannes zu legen, wurde ersichtlich, dass er sich mit dem Mann Gottes solidarisierte. Er wollte im Tod mit ihm "eins" sein. Auch die Schriftgelehrten in Israel werden einmal erkennen (einige haben es schon erkannt), dass sie mit Christus begraben sind und auch auferweckt werden, wie das auch Paulus, der ehemalige Pharisäer, bezeugen durfte:

  • Röm 6:4 - So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in Neuheit des Lebens wandeln.

So wie der Mann Gottes sterben musste, damit der alte Prophet wieder die prophetische Gabe zurückerhält, so musste auch der Christus sterben (durch den brüllenden Löwen, Satan, der ihn dann auch zerrissen hat), damit die Schriftgelehrten in Israel wieder prophezeien konnten und damit sie erkennen konnten: "Wir müssen mit ihm begraben werden, damit wir auch mit ihm auferweckt werden und leben können!"

Die Beziehung zwischen Gott und Mensch

Grundlegende Gedanken

Aus dem Gesamtzeugnis der Schrift geht ganz klar hervor, dass Gott mit seinen Geschöpfen in eine Beziehung treten will! Die Qualität dieser Beziehung beinhaltet aber viel mehr, als wir das in unseren kühnsten Träumen vorstellen können. Die Beziehung, die er mit uns anstrebt, übertrifft jede andere Beziehung. Es geht um nichts Geringeres, als um eine göttliche "Liebesbeziehung".

Diese vollkommene Liebesbeziehung zu Gott - die wir noch viel zu wenig kennen - überragt jedes Glück, das es geben könnte und das wir uns erdenken könnten.

Die meisten Gläubigen, die ihr Leben dem Herrn Jesus Christus geschenkt haben, könnten diesen Satz vmtl. unterstreichen. Doch trotz dieser Zustimmung, empfinden viele Gläubige ihr Verhältnis zu Gott nicht so. Viele empfinden ihre Beziehung zu Gott, als eine Pflichtbeziehung. "Ich muss sein Wort lesen, weil sich das als Christ so gehört! Ich muss beten, damit der Kontakt zum Schöpfer nicht abbricht!"
Ich persönlich kenne diese Gefühle, weil ich nicht selten auch so gedacht habe - wenn auch mehrheitlich unbewusst. Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass wir uns an dieser Stelle fragen, warum das so ist? Warum empfinden wir unsere Beziehung zu Gott, immer wieder als Pflicht? Was geht hier in unserer Seele ab?

Vielleicht lohnt es sich an dieser Stelle, einmal darüber nachzudenken, warum das bei uns manchmal so ist und es auch aufzuschreiben, damit wir dieses Problem auch richtig angehen können.

Die Gründe dafür sind bestimmt sehr unterschiedlich.

Die Beziehung zum Bruder oder zur Schwester

Die Beziehung zur Familie

Die Beziehung zum Mitmensch

Die Beziehung zu Geisteswesen

Die Beziehung zur Schöpfung