Wann empfängt die Völkerwelt den Segen Abrahams?

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Abschrift des Heftes:
Abraham, der erste Auserwählte - Band II
Abrahms neues Leben als Auserwählter

aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum“
von M. Jaegle und Mitarbeitern (1986)

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Inhaltsverzeichnis

Abraham, der erste Auserwählte

Band II

9. Wann empfängt die Völkerwelt den Segen Abrahams?

Israel, Gottes Heilsorgang

Nachdem Gott dem Abram verheißen hatte: „Gesegnet seien in dir und deinem Samen alle Sippen des Erdbodens“, erhebt sich die Frage: Wann und wo werden alle Menschen und insbesondere die verfluchten kanaanitischen Völker diesen Segen erhalten? Da verheißen ist, dass dies durch Abrahams Same, also durch seine Nachkommen, geschehen wird, ersteht Israel als göttliches Heilsorgan vor uns. Es ist ein Hauptzug der hebräischen Schriften, dass die Völker noch einmal durch Israel mit einem frohmachenden Segen beglückt werden sollen, auch die verfluchten Nachkommen Kanaans.

Israel, Gottes Gerichtsvollstrecker

Doch zuvor hat das auserwählte Volk noch das Amt eines Gerichtsvollstreckers durchzuführen. Ein erster diesbezüglicher Hinweis findet sich in 1Mo 15:16, wo von der Verworfenheit der Amoriter (Sammelname für die Bewohner Kanaans) gesagt wird, dass sie noch nicht heimgezahlt wurde. Demnach stand diesen Menschen noch ein schweres Gericht bevor welches dann Israel bei der Besitzergreifung des gelobten Landes auszuführen hatte. So sprach Jewe zu Mose (5Mo 9:3b): „... du wirst die Kanaaniter schnell austreiben und sie schnell vernichten“. Im ersten Teil dieses Verses heißt es sogar, dass Jewe Selbst vor Seinem Volk hergehen und die Bewohner wie ein verzehrendes Feuer vertilgen wird.

Im 11. Kapitel des Buches Josua wird gleich sechsmal erwähnt, d,ass die Verbannung der Kanaaniter auf Befehl Gottes geschah (Jos 11.). Diese ganze Schriftrolle ist ein einziger Bericht von der Ausrottung der Ureinwohner Kanaans.

Gericht und Gnade

Man beachte diese Reihenfolge wohl! Sehr oft wird von Menschen dieses göttliche Prinzip umgekehrt: Zuerst Gnade, dann Gericht. Ihre Erklärung dafür ist: Gott bietet dem Menschen zuerst Seine Gnade an. Schlägt er das Gnadengesuch aus, so verfällt das Geschöpf einem endlosen Gericht, in dem es keine Gnade mehr gibt.

Jedoch Gott fängt nimmt Gericht an und zwar im Sinne einer Wegbereitung für Seine Gnade! Zur Illustration Seiner Handlungsweise hat uns Gott das Bild vom

Pflüger und Drescher

in Jes 28:24-29 gegeben. Die eiserne Pflugschar zieht die Furche für das Saatkorn und räumt gleichzeitig gründlich mit dem Unkraut auf. Das zur Aussaat verwendete Korn muss vom Drescher zuerst aufs der Ähre geschlagen werden. Für denAcker und das Saatkorn fängt es also zuerst gerichtsmäßig an, Doch zu jedem Vorgang gibt Gott eine wichtige Erklärung. Zuerst in Form einer Frage (Jes 28:24): „Wird denn den ganzen Tag der Pflüger pflügen?“ Damit will uns Gott sagen, dass, wenn der Acker gepflügt ist, der Landmann denselben ja nicht noch ein zweites Mal umpflügt, was auch völlig sinnlos wäre; auch käme er so nie zum Säen. Und vom Drescher sagt die Schrift (V. 28): „Denn nicht beständig drischt es (das Korn) der Drescher.“ Durch fortgesetztes Dreschen würde das Saatkorn völlig zerschlagen und für weitere Zwecke unbrauchbar gemacht.

Ein heilsames „Halt“ dem Sündenleben

Oder nehmen wir das Bild einer Operation, bei welcher der Chirurg ein den Körper schädigendes Geschwür herausschneiden muss, andernfalls könnte es weiter wuchern und das Weitereben gefährden. So haben wir auch die Ausrottung der damaligen Völker zu verstehen.Hätte sie Gott in ihrem zersetzenden Sündenleben fortbestehen lassen, so würden sie mit ihrer Verderbtheit auch Israel, den Segensträger, angesteckt und mit in den Ruin gezogen haben. Dies war später ja auch zu Teil der Fall, als die Bewohner des Landes, die nicht ausgetrieben oder umgebracht wurden, Israel in den krassesten Götzendienst und Dämonenkult verstrickten und das Volk gar knechteten.

Bei der Schilderung des unbarmherzigen Gerichts, das die Israeliten bei der Landnahme an seinen Bewohnern vollzogen, darf nicht außer Acht gelassen werden, dass Kanaan ganz unter der Vollmacht Satans stand. Sein damaliger Zustand ist eine prophetische Vorausdarstellung vom Babel der Endzeit. Von Babel lesen wir in Offb 18:2, dass es „zu einer Wohnstätte für Dämonen und zu einem Gefängnis für jeden unreinen Geist" wurde. Somit wurde mit der Austreibung und Vertilgung der Kanaaniter dem Satan Einhalt geboten, weiterem Schaden gewehrt und das Land von seiner unheilvollen Macht befreit. Dies war der tiefere Grund für Gottes Gericht an seinen Bewohnern, die ganz im Banne Satans standen.

Eine lichte Seite tut sich aber auch hier auf, wenn wir bedenken, dass mit der damaligen Ausrottung der Bewohner Kanaans Gott bereits Gutes im Auge hatte. Es war ein Einhalt gebieten auf ihren Sündenwegen, ansonsten wären sie nur immer tiefer gefallen Dementsprechend wäre auch das Urteil vor dem großen weißen Thron ausgefallen.

Das Gericht vor dem großen weißen Thron

Damit kommen wir zur endgültigen Lösung dieses Problems. Die vormalige Ausrottung der Kanaaniter bedeutet noch nicht das Ende ihres Gerichts. Bei der allgemeinen Auferstehung der Toten (Offb 20:12-15) werden auch sie vor dem großen weißen Thron stehen und aufgrund ihrer Werke nochmals gerichtet. Dort wird der Herr wirklich in Gerechtigkeit richten. Je nach der Schwere ihrer Vergehen werden die Strafurteile ausfallen. Diese Unterschiede hat der Herr Selbst bezeugt, so in Mt 10:15 und Mt 11:22. Dennoch werden letztlich alle schmerzhaften Gerichte den Verurteilten zum unbereubaren Heil und zum reichen Segen ausschlagen.

Wie zuvor die Sünder im irdischen Königreich Christi durch Gerichte Gerechtigkeit lernten (Jes 26:9b), so werden auch die vor dem weißen Thron Stehenden diese Lektion lernen. Wenngleich sie noch in den Feuersee geworfen werden, als zweiten Tod, so erwartet sie nach der Aufhebung desselben aufgrund der Verheißung in 1Kor 15:22.23 eine Lebendigmachung zu unauflöslichem Leben. Denn nachdem der Herr vom Throne herab verheißen hat (Offb 21:5): „Siehe! Ich mache alles neu“, wird Er nicht nur die stoffliche Schöpfung der Himmel und Erde n eu machen, sondern überdies auch die gesamte Menschheit.

Die Austeilung des Segens Abrahams

Wie klar finden wir doch in Gottes Wort die Frage beantwortet, wann und wo die vielen unzählbaren nicht auserwählten Menschen den Segen Abrahams empfangen werden. Beides, Ort und Zeit, finden wir in der Enthüllung Jesu Christi (Offenbarung). Da gemäß Offb 20:11 die Erde und der Himmel vor dem Angesicht des auf dem weißen Thron Sitzenden flohen, wird das folgende Geschehen auf der neuen Erde stattfinden. Die Zeitangabe hierfür lautet (Offb 20:8): Wenn die tausend Jahre der Königsherrschaft Jesu Christi auf der wieder hergestellten Erde verflossen sind und Satan, nachdem er für kurze Zeit aus seinem Gefängnis losgelassen wird, sein letztes übles Werk vollbracht haben wird, dann brechen endgültig die Segenszeiten für die Menschheit an.

Im fünften und letzten Äon, wenn der vierte zum Abschluss gekommen ist, wird sich der Abraham verheißene Segen wie ein mächtiger Strom über die Menschheit auf der neuen Erde ergießen. Wiewohl die vorangegangene, tausend Jahre währende Königsherrschaft Jesu Christi auf der wieder hergestellten Erde eine wunderbare Heilszeit für nicht auserwählte Menschen sein wird, da die Völker durch Israels Dienst zur Anbetung geführt werden, so reicht sie trotzdem nicht an die allgemeine und vollgültige Austeilung des Segens Abrahams auf der neuen Erde heran.

Wenn wir uns am biblischen Bild erquicken wollen, wo und wann der Herr durch Gericht und Gnade Seine vielen Menschenkinder zum herrlichen Ziel der Allaussöhnung führen wird, dann müssen wir weit in die Zukunft schauen. Bis dahin ist es wohl ein weiter Weg, aber er führt hin zur herrlichen Vollendung, wo Gott auch alle Segensverheißungen restlos erfüllen wird.

Eine gegensätzliche Einstellung

Die Ausrottung jener kanaanitischen Völker können manche Glaubende nicht mit Gottes Liebe und Erbarmen vereinbaren. Für sie ist es ein unlösbares Problem, wie der Gott der Barmherzigkeit einen solchen Befehl erteilen konnte. Letztlich entspricht diese Einstellung nur der Unkenntnis über den Heilszweck der Gerichte Gottes und den Ausgang seiner schmerzvollen Erziehungsweg. Wir dürfen wissen, dass die Wurzeln des zukünftigen Heils schon in den Gerichten Gottes liegen.

Da unser Glaube alles, was Gott tut, vorbehaltlos bejaht und vollgewiss ist, dass alles, was Er tut, gut ist, so ist das „sich nicht Abfinden“ mit der Verbannung der kanaanitischen Völker ein Vorwurf an Gott, dass Er dies nicht hätte tun sollen.

Aber nun kommt der große Gegensatz. Während man einerseits die schnelle Ausrottung der Kanaaniter - deren Leiden ja nur kurz waren - nicht annehmen will, huldigt man andererseits der grundfalschen Lehre von der ewigen Verdammnis, der die gerichteten Menschen anheimfallen würden. Viele gehen darin so weit, dass sie sich noch zu Hütern dieses Gott unwürdigen Dogmas gemacht haben. Wie Wächter wachen sie darüber, dass ja nichts über die Rettung aller Menschen unter den Gläubigen verbreitet wird, und man übergeht Gottes Dienstauftrag 1Tim 4:10: Dass diese Wahrheit, dass nämlich Gott der Retter aller Menschen ist, vor allem aber der Gläubigen, angewiesen und gelehrt werden soll.

Segen des Glaubens an die Allaussöhnung

Wahrer Glaube an die gesunde Lehre Seines Wortes erquickt sich im G eist an der Verwirklichung dieser hehren Verheißungen. Er verherrlicht jetzt schon Gott als Retter aller Menschen und als Aussöhner des Alls durch Christus. Und all Geschöpfe, die in Gottes Wort den segnenden Lobpreis darbringen (Offb 5:9-12) und Ihm huldigen (Phil 2:9-11), erkennen und bekennen mit ihrem Zeugnis, dass die Gerichte ein notwendiges Mittel zu ihrer Zurechtbringung waren. Daher werden auch noch die in Kanaan vernichteten Völker ihre Ausrottung als einen reinen Gnadenakt erkennen, der sie vor Ärgerem bewahrte, und Ihm dafür danken.

So lösen sich im Lichte der Allaussöhnung alle Fragen über Auserwählt und Nichtauserwähltsein in eine wohltuende Harmonie auf. Dann wird von allen erkannt, dass niemand in irgendeiner Weise benachteiligt wurde. Nur bei der Einführung in die Glückseligkeit des unsterblichen Lebens kommen die Nichterwählten gemäß 1Kor 15:22 in einer späteren Heilsordnung an die Reihe. Auch wenn sie nach 2Thes 2:13 nicht zu den Vorgezogenen gehörten, so werden sie dennoch als Nachgezogene die Glückseligkeit dieses Lebens genießen. Ja, der Ausgang der Wege Gottes wird weit herrlicher sein als der Anfang. Dann werden restlos alle Geschöpfe in dem herrlichen Zustand der Glückseligkeit sein. Diesen herrlichen Sieg hat Christus schon am Kreuz mit Seinem Ausruf verkündigt: „Es ist vollbracht“ und dies vor allem nach Phil 2:11 zur Verherrlichung Gottes des Vaters.

Lied

Du suchst auf jede Art mein Herz -
in Liebe und durch Not und Schmerz,
denn in Bedrängnis komme ich
zu Dir, mein Gott, und rufe Dich.

Wenn ich mein Leben selber führ’,
verweigerst Du den Frieden mir
und zeihst in Angst und Trübsal mich
und ins Gebet - und tröstest mich.

Wenn ich Dich kränke dann und wann,
Du nimmst mich immer wieder an,
und voll Erbarmen neigst Du Dich
zu mir herab und tröstest mich.

Wenn ich in dieser Welt Gefahr
die Heiligkeit mir nicht bewahr:
Im Wort der Wahrheit find ich Dich!
Du Gott des Trostes heiligst mich.

Wenn, was ich liebte, ich verlier,
mein Herz in Trauer ist vor Dir,
zerbrochen, krank und fürchtet sich,
dann bist Du nah und tröstest mich.

In Christus bringst Du mich zur Ruh
und sprichst mir Deinen Frieden zu.
Du suchst mein Herz und findest mich -
zu Deinem Ruhm! Ich preise Dich!

E. U. A.
Mel. Her Jesu Christ, Dich zu uns wend

Lies weiter Band III: 1. Einleitung zum Bund mit Bedingungen