Versöhnte Feinde - Spr 16:7

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175. Versöhnte Feinde - Spr 16:7

Wenn eines Mannes Wege JAHWEH wohlgefallen, so lässt Er selbst seine Feinde mit ihm Frieden schließen

Die Wege eines Mannes meinen die von ihm erstrebten Ziele, als auch die Mittel, die er zu deren Erreichung einsetzt, wenn diese dem Herrn wohlgefallen, gibt Er ihm Segen und Gedeihen so dass auch seine Feinde erkennen, dass Gott mit ihm ist. In 1Mo 30:1-6 lesen wir, dass Josephs Sklavendienst bei Potiphar dadurch ausgezeichnet war, dass ihm "alles, was er tat, gelang", weil "JAHWEH mit ihm war". "Wenn es offenbar wird, dass Gott sich zu einem Menschen segnend bekennt, so liegt darin eine Macht der Überzeugung, welche auch seine gehässigsten Gegner entwaffnet" (DEL). Lassen wir das zunächst einmal so gelten, wie es offenbar geistliche Regel im Alten Bund war, wo auch die persönlichen Feinde oftmals von einer gewissen Gottesfurcht geleitet wurden und ansprechbar waren von Gottes offensichtlichem Wirken. 1Mo 36:26-31 berichtet uns, wie die Feinde Isaaks mit ihm einen Friedensbund geschlossen. Sie bekannten: "Wir haben deutlich gesehen, dass JAHWEH mit dir ist... du bist nun einmal ein Gesegneter JAHWEHs!" Auch in der Auseinandersetzung zwischen dem verworfenen König Saul und dem gesalbten Gotteskönig David gab es einen Punkt, so Saul ernüchtert und innerlich überwunden wurde. Gott selbst hatte Saul in eine Höhle geführt, in deren hinterem Teil bereits David mit seinen Männer weilte. Während die Männer Davids ihn drängten, Saul im Schlaf zu töten, schnitt David ihm nur einen Zipfel seines Obergewandes ab, den er dann später Saul zeigte und ihm vom Geschehen jener Nacht berichtet. "Und es geschah, als David diese Worte zu Saul ausgeredet hatte, sprach Saul: Ist das deine Stimme, mein Sohn David? Und Saul erhob seine Stimme und weinte. Und er sprach zu David: Du bist gerechter als ich! Denn du hast mir Gutes erzeigt nicht aber habe dir Böses erzeigt..." (1Sam 24:17-18).

Im Neuen Bund, wo es oftmals nicht um persönliche Feinde, sondern um Feinde Gottes, des Kreuzes Christi und des Evangeliums geht, liegen die Dinge etwas anders: Wie viele unversöhnliche Feinde hatte doch der Apostel Paulus, wie jenen Schmied Alexander (2Tim 4:14-15); schon damals gab es Brüder, die von Neid und Eifersucht getrieben "aus Streitsucht" das Evangelium verkündigten weil Gott den Dienst des Apostels besonders gesegnet hatte! Wenn man nun den Maßstab von Spr 16:7 in falscher Weise anlegt, so könnte man daraus schließen, dass die Wege des Apostels Paulus Gott nicht wohlgefallen hätten! Im übrigen will das Sprüchewort nicht besagen, dass nur dann, wenn des Mannes feinde mit ihm Frieden schließen, Gott Wohlgefallen an ihm habe! In jedem Fall aber gilt für uns: "Wenn möglich, so viel an euch liegt, lebet mit allen Menschen in Frieden" (Röm 12:18 - Hebr 12:14)! Dann dürfen wir getrost glauben, dass auch unsere Feinde, die Feinde des Evangeliums ebenso wie "falsche Brüder", uns von Gott "zum Guten verordnet" sind, dazu, dass Christi Bild in uns ausgestaltet wird (Röm 8:28).

Wunderbar leuchtet unser Wort auf, wenn wir es auf Christus, den Mann Gottes und letzten Adam deuten! War es doch Sein erklärter Wunsch beim Kommen in diese Welt, Gottes wohlgefälligen Willen zu tun, weshalb der Vater ihm auch wiederholt bezeugte, dass Er an Ihm, dem geliebten Sohn, Wohlgefallen habe (Lk 3:22). Christi heilgeschichtlichen Wege und Ziele stehen allezeit unter dem Wohlgefallen des Vaters; sie werden schließlich dazu führen, dass alle Gottes- und Christusfeinde sich vor ihm beugen und bekennen werden: "Allherr (kyrios) ist Jesus, der Messias!" - zur Verherrlichung Gottes des Vaters (Phil 2:9-11). Sie werden zum Frieden geführt durch den, der das All mit Gott versöhnt und Frieden geschlossen hat durch das Blut Seines Kreuzes (Kol 1:19-20 - Eph 2:14-17). Eine Erstlingsfrucht dieses endzeitlichen Friedensschlusses war der Christusfeind Saulus von Tarsus, der sich selbst "den größten der Sünder" nannte. Gott aber ließ ihm Seine ganze Barmherzigkeit zuteil werden, so dass er zum Heilsmodell für alle wurde, die das ewige Leben erlangen werden (1Tim 1:12-17). Ja, wir dürfen es glauben: Weil Christi Wege seinem Vatergott wohlgefallen, führt Er auch Seine Feinde dazu, dass sie mit ihm Frieden schließen (DEL: söhnt Er Seine Feinde mit ihm aus)!

Wenn Gott uns befiehlt, wir sollten uns beim Fall unseres Feindes nicht freuen (Spr 24:17), ja, ihn speisen, wenn es ihn hungert (Spr 25:21 - Röm 12:20), ferner, dass wir unsere Feinde lieben sollen, damit wir uns als rechte Söhne des Vaters im Himmel erweisen (Mt 5:44) - dann wird Er in Christo Jesu nicht nur ähnlich handeln, sondern "über alles hinaustun, was wir bitten oder erdenken" (Eph 3:20)! Der letzte Feind aber, der entmachtet wird, ist der Tod (1Kor 15:26). Es geht Gott nicht um die Vernichtung Seiner Feinde, sondern um deren innere Überwindung durch alle Gerichte hindurch!

"Es kann nicht Friede werden, bis Christi Liebe siegt,
bis dieser Kreis der Erden zu Seinen Füßen liegt;
bis Er im vollen Leben die ausgesöhnte Welt
dem, der sie ihm gegeben, vors Angesicht gestellt!"

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176. Der ideale König I - Spr 16:10-14