Melchisedek, ein Priester Gottes, des Höchsten

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Abschrift des Heftes:
Abraham, der erste Auserwählte - Band II
Abrahms neues Leben als Auserwählter

aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum“
von M. Jaegle und Mitarbeitern (1986)

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Inhaltsverzeichnis

Abraham, der erste Auserwählte

Band II

6. Melchisedek

Ein Priester Gottes, des Höchsten

Als Abram aus dem Gefecht der Könige zurückkehrte, da erschien plötzlich ein bisher unbekannter Mann: Melchisedek, ein Priester Gottes, des Höchsten 1Mo 14:18). Mit ihm schenkt uns Gott eine neue Offenbarung über Sein Heilswirken unter den Nationen.

Melchisedeks Rang und Würde als Priester Gottes übertraf selbst den durch Auserwählung hoch erhöhten Abram. So segnete er Abram und sagte (1Mo 14:19.20): „Gesegnet sei Abram von AL, dem Höchsten, Eigner der Himmel und der Erde. Und gesegnet sei AL der Höchste, der da überliefert deine Gegner in deine Hände.“

Segnen war also Melchisedekst priesterlicher Beruf. Und dass er von Abram ohne weiteres den Zehnten annahm, entsprach bereits der späteren Ordnung des Gesetzes, wonach den Leviten der Zehnte gegeben wurde (4Mo 18:21.26). Wenn man sieht, mit welcher Selbstverständlichkeit Mechisedek Aram segnet und dieser darauf den Zehnten gab, so könnte man meinen, sie hätten sich schon zuvor gekannt.

Aus Hebr 7:1 ff. erfahren wir noch mehr über diesen außergewöhnlichen Mann, der auch den Titel „König“ trägt. Sein Name kann einerseits mit „König der Gerechtigkeit“ übersetzt werden, andererseits aber auch mit „König von Salem“, was „König des Friedens“ bedeutet.

Ein Vorbild des Sohnes Gottes

Wenn wir mit Hebr 7:3 weiter von ihm lesen, dass er „vaterlos, mutterlos, ohne Geschlechtsregister, weder einen Anfang seiner Tage noch einen Abschluss seines Lebens hat“, so will das nicht heißen, dass er keine Vorfahren hatte, sondern er wird uns eifach ohne Geschlechtsregister vorgestellt. Dazu wird uns weiter erklärt, dass dies geschah, um ihn mit dem Sohne Gottes zu vergleichen, um dessen überhimmlische Herkunft hervorzuheben. Dann wird noch die Erklärung beigefügt: „... indem er (Melchisedek) Priester bis zur Durchführung bleibt.“

In Ps 110:4 lesen wir: „Geschworen hat Jewe, und es wird Ihn nicht gereuen: Du bist Priester für den Äon nach der Weise Melchisedeks.“ Klar ist hier bezeugt, dass Christus Sein Priesteramt nach der Ordnung Melchisedeks ausführen wird. Dieser Vergleich wird dann im Brief an die Hebräer dreimal wörtlich zitiert (Hebr 5:6; Hebr 7:17.21). Weitere diesbezüglich gekürzte Zitate finden sich in Kapitel Hebr 7:11.15 und in Hebr 5:10; Hebr 6:20 wo Christus überdies „Hoherpriester“ genannt wird.

In Ps 110. wird ausgeführt, wie Christus für den Äon nach der Ordnung Melchisedeks Priester sein wird. „Für den Äon“ umfasst die Dauer des tausendjährigen Königreichs Christi. In Hebr 7:3b wird diese Aussage erweiteirt durch die Angabe des Ziels Seines Priestertums: „bis zur Durchführung“. Das Wort „Durchführung“ (wörtlich „durchgebracht“) besagt, etwas Unternommenes zum Ziele, zur Vollendung gebracht zu haben. Dieser Gedankengang wird durch den weiteren Gebrauch dieses Begriffs in Hebr 10:1b., Hebr 12. und Hebr 13. bestätigt.

Alle diese Aussage betonen, dass Christi Priesterdienst einmal einen Abschluss findet, eben weil ein bestimmtes vorgestecktes Ziel erreicht wurde (Hebr 7:24.25).

Verdunklung einer wichtigen Wahrheit

Fast ausnahmslos wird in den Bibeln die Dauer des Priesteramtes Christi mit „ewig“, in „Ewigkeit“ oder „immerdar“ übersetzt. Ohne die Sache gründlich zu bedenken, mag es ja aussehen, als ob es dem Herrn zur Ehre gereichen würde, wenn Er ewig Priester wäre. Doch stimmt dieser Gedanke nicht mit der biblischen Lehre überein. Denn die Aufgabe des Priesters besteht darin, als Vermittler zwischen Gott und dem Menschen zu walten. Beide sollen durch den Dienst des Priesters so vereinigt werden, bis es keines Priesters mehr bedarf. Dieses nur für eine bestimmte Zeit dauernde Amt des Priesters ist auch mit demAusspruch Ps 110:4 angezeigt.

„Du bist Priester für den Äon...“ Damit ist der Äon des Königreiches Christi gemeint. Würde Christus für ewig Priester sein, so würde Er nie Seine Aufgabe bis zum Ziel durchgeführt haben. Über den Erfolg des Sohnes Gottes als Priester gibt Offb 21:3.4 Zeugnis: Wenn auf der neuen Erde Gottes Zelt mit den Menschen sein wird und die Nationen Gottes ergebene Völker sein werden, erübrigt sich das vermittelnde Priesteramt.

Hier haben wir wieder einen Fall vor uns, der zeigt, wie das Wort „ewig“ den Einblick in Gottes Heilswalten verdunkelt. Hingegen wird durch wortgetreues Übersetzen manche Wahrheit wieder ans Licht gezogen. Die vorliegende Wahrheit, dass Christus nicht „ewig“ Priester bleibt, sondern Sein Priesteramt das von Gott gesetzte Ziel erreicht, ist einer der wichtigsten Züge in der Geschichte des Melchisedek.

Ein lehrreicher Vergleich

In den Hebr 7., 8 und 9 i wird das Priesteramt Christi nach der Weise Melchisedeks mit demjenigen Aarons unter dem Gesetz verglichen. Dabei zeigt sich der große Unterschied zwischen beiden, zumal das aaronitische Priestertum sein eigentliches Ziel nie erreichen konnte, während der Sohn Gottes diese Amt mit Erfolg durchführen wird.

Nie konnte das aaronitische Priestertum dieses hehre Ziel erreichen. Das Höchste war das jährliche Versöhnungsfest mit der Erlassung und Bedeckung der Sünden. Doch musste dies jedes Jahr wiederholt werden, weil es kein Vollenden durch das levitische Priestertum gab (Hebr 7:11). Wäre nun Christus immerdar oder in Ewigkeit Priester, dann gliche Er hierin diesem unvollkommenen Priestertum, das die Menschen nicht bleibend mit Gott zu vereinigen vermochte. Christus wird aber auf der wieder hergestellten Erde nur Priester sein, bis Er Seine Priesteraufgabe durchgeführt hat. Allein das Wörtchen „bis“ sagt, dass Sein Priesteramt zeitlich begrenzt sein wird.

Wie bereits betont, ist Melchisedek König von Salem und nicht allein Priester Gottes. In ihm, der mit dem Sohne Gottes verglichen wird, vereinigt sich eben beides: Priester- und Königtum. Sein Name, der auch mit „König-Rechtfertiger“ übersetzt wird, könnte schon ein Hinweis auf die königliche Aufgabe des Sohnes Gottes sein, durch Seinen Rechtsspruch noch alle Menschen in die Rechtfertigung des Lebens hineinzuführen (Röm 5:18).

Gottes frühes Heilswirken unter den Nationen

Das Kapitel über Melchisedek enthält noch einen besonderen, göttlichen Heilsvorsatz und zwar den: bevor Israel als Gottes Heilsorgan an den Nationen überhaupt existierte, hatte Gott bereits einen Priester unter den Nationen zum Segen wirken lassen. Wir sehen, Gottes Heilswiken reicht nicht nur weit hinein in die Zukunft, sondern auch weit zurück in die Vergangenheit. Wer mögen die Glücklichen sein, die den Dienst des Melchisedek genossen wie Abram?

Gott gibt von den großen Geschehnissen in Seinem Heilsplan zuerst kleine Vorproben. So hat Er lange vor Anbruch des Königreichs davon eine kleine Kostprobe mit dem Priester Melchisedek und einigen Menschen auf einem kleinen Stück Erde gegeben.

Lies weiter:
7. Gottes Geschenk Seiner Gerechtigkeit