Leib und Weib Jesu Christi

Aus Bibelwissen
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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 1
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich

Siehe weitere Abschriften

Siehe: Inhaltsverzeichnis Band 1
und: Inhaltsverzeichnis Band 2

8. Leib und Weib Jesu Christi

Die Namen Leib und Weib sind bildliche Bezeichnungen für die Gemeinde Jesu Christi. So meint man.

Ist es aber nicht sonderbar, dass im allgemeinen Sprachgebrauch die Namen Leib und Weib (Bräutigam und Braut) niemals die gleiche Bedeutung haben? Lächerlich wäre es, wenn jemand sie so verwenden wollte. In keiner Sprache ist dafür auch nur die geringste Neigung vorhanden. Aber der Bibel traut man das zu. Also ob die Schreiber der biblischen Schriften so naiv waren, und den Unterschied zwischen Leib (Bräutigam) und Weib (Braut) nicht kannten. Dabei steht einwandfrei fest, dass die biblische Sprache äußerst genau ist. Gerade die Bibel ist im Gebrauch der Namen, Zahlen und Begriffe derart sorgfältig, dass man nur staunen muss. Und nun nehmen wir uns - ganz gelinde gesagt - die Freiheit, und werfen die biblischen Namen, somit auch die Begriffe, durcheinander. Ob wir uns nicht vor der Bibel schuldig gemacht haben? Kurz wollen wir uns die beiden Namen ansehen und beginnen mit dem

Leib Jesu Christi

Es sollte uns bewusst sein, dass nur Paulus den Namen „Leib“ für die Gemeinde Jesu Christi verwendet. Warum nur Paulus? Weil er der alleinige ist, der die Gemeinde als „das Geheimnis vor Grundlegung der Welt“ zu offenbaren hat. Man lese Eph 3; Kol 1:24ff. Freilich war Paulus nicht der einzige, dem dieses „Geheimnis“ kundgetan wurde. Petrus z.B. hat mit dem Gesicht von den unsauberen Tieren schon davor dieses „Heiden-Geheimnis“ angezeigt bekommen (Apg 10:9ff.) Sogar der alttestamentliche Daniel hat mit der „wüsten Zeit Israel“ dieses geheimnisvolle Geschehen prophezeien müssen (Dan 9:26). Aber nur Paulus hatte den göttlichen Auftrag, „zu enthüllen das Geheimnis, welches in anderen Geschlechtern den Söhnen der Menschen nicht kundgetan worden, wie es jetzt geoffenbaret worden ist seinen heiligen Aposteln und Propheten im Geiste: dass die Nationen Miterben seien und Miteinverleibte und Mitteilhaber seiner Verheißung in Christo Jesu durch das Evangelium.“ Beachten wir: Nur Paulus darf das „Geheimnis“ enthüllen und, gibt ihm eine klare Deutung mit dem Namen „Leib“! Damit ist die ganze Wesenhaftigkeit der Gemeinde angezeigt.

Paulus macht auch verständlich, dass der Name „Leib“ nicht nur ein formeller Name ist. In dem Namen liegt der ganze Wesensinhalt, denn „Gott gibt Ihn (Christus) als Haupt der herausgerufenen Gemeinde, die da ist sein Körper, die Vervollständigung des, der das All in allem vervollständigt“ (Eph 1:23). Dieses Wort besagt, dass die Gemeinde nicht nur wie ein Leib anzusehen ist, sondern sie ist des Hauptes Leib, d.h. seine absolute „Vervollständigung“. Und das in zweifacher Hinsicht: wesensmäßig und dienstlich. Somit ist die Gemeinde der Christus, und zwar in der Grund-Fülle-Gestaltung und in der Zeiten-Aus-Gestaltung.

Weil der Leib der Christus ist, darum dürfen seine Anfänge nicht nur in der uns naheliegenden Geschichte gesehen werden. Nach Pfingsten ist die letzte Leibes-Aus-Gestaltung unter den Nationen. Das ist des Leibes End-Geschehen. Das Anfangsgeschehen ist „vor Grundlegung der Welt“ (Eph 1:4). Wie das Haupt über-geschichtlich ist, so auch sein Leib. - Auch diese Tatsache beweist die unausforschliche Tiefe der Christuszugehörigkeit und der Christuswesenhaftigkeit des Leibes. Er wird darum „gleichgestaltet dem Ebenbild des Sohnes Gottes“ (Röm 8:28).

Sehr wichtig zu erkennen ist auch die Tatsache, dass der Leib des Hauptes Pläroma (Fülle) ist. Christus wird durch die Gemeinde sein Fülle-Maß empfangen und erlangen. Wo und zu welchem Zeitpunkt? Am Preis-Richt-Stuhl nach der Entrückung (1Kor 5:10). Da ist der Abschluss der „Vervollständigung des Christus“ - Die Ausgestaltungszeit des Leibes ist dreidimensional: 1. vor Grundlegung der Welt ist die Grund-Legung, 2. im Laufe der Zeiten ist die Aus-Führung, 3. in der Zeit des Geistes bis zum Preis-Richt-Stuhl ist die Voll-Führung.

Aufgabe des Leibes Christi

Mit der Anzeige, dass der Leib der Christus ist, wird auch sein äonischer Dienst erkenntlich. Der Leib hat - kurz gesagt - Dienste des Christus! Alles, was der Fülle-Christus vollführen soll und wird, geschieht durch seinen Leib. Der Fülle-Christus hat aber in den Äonen eine zweifache Dienstweise: Richten (Richter) und Regieren (König). - Alle anderen Dienstobliegenheiten sind den beiden eingeordnet und untergeordnet.

Christus, der in den Un-Heils-Zeiten der Welten-Fülle-Heiland werden soll, muss mit dem „Richten“ beginnen. Alle Christusdienste sind in erster Linie Richt-Dienste! Wohlverstanden: Königlich verwaltet kann nur das werden, was zuvor her-gerichtet ist. Das „Richten“ geht darum dem Regieren voraus. - Darum gingen in den rückliegenden Äonen dem Regieren die Gerichte voraus, beginnend mit dem Ur-Gericht: „Und die Erde ward wüst und leer“, fortlaufend mit der Sintflut usw. Auf jedes Richten (Her-richten) folgte das Regieren. Kein Gericht ohne Fortgang im Regieren, und kein Regieren ohne vorausgehendes Gericht.

Wenn der Heils-Fülle-Christus wiederkommen wird, dann vollführt er die Vollendungs-Gerichte. Übersehen wir nicht die Tatsache: der Fülle-Christus wird richten. Diese Richt-Vollführungen obliegen dem Leibe Christi. Darum sagt Paulus: „Wisset ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden?“ (1Kor 6:2). Des Leibes erste Funktion nach der Vollendung ist Richten! - Das in diesen Gerichten zuerst die antichristliche Welt gerichtet wird, sollte uns klar sein. In den Gerichten wird aber auch gleichzeitig her-gerichtet. Her-gerichtet wird in der Antichristenheit die „Braut des Lammes“. Auf sie kommen wir noch zu sprechen.

Bleiben wir zunächst bei den ersten Leibes-Richt-Diensten. Diese Anfangsgerichte über die antichristliche Welt sind der Anfang vom „Ende“. Wenn nämlich in der antichristlichen, d.h. dämonischen Welt endgültig gerichtet werden soll, dann muss die Dämonie ihre letzte „Ver-Sammlung“ haben. Sie ist da in dem Augenblick, wenn der Leib zum Preis-Richt-Stuhl hingerückt wird und die finsteren Abgrundmächte aus den „himmlischen Örtern“ vertreibt. Mit dem Augenblick der Entrückung des Leibes beginnen die „himmlischen Gerichte“! „Und es entstand ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen. Und der Drache kämpfte, und seine Engel, und sie siegten nicht ob; auch wurde ihre Stätte nicht mehr in dem Himmel gefunden. Und es wurde geworfen der große Drache, die alte Schlange, welcher Teufel und Satan genannt wird, der den ganzen Erdkreis verführt, geworfen wurde er auf die Erde, und seine Engel wurden mit ihm geworfen“ (Offb 12:7-9). Hier verwirklicht sich die paulinische Prophetie: „Wisset ihr nicht, dass wir über die Engel richten werden?“ (1Kor 6:3). Welche Räume die Gerichte umfassen und aus welchen Zeiten die „Geister“ kommen, das können wir jetzt nicht klären. Gewiss sollte uns aber sein, dass hier die totalen und absoluten Gerichte beginnen, weil der Fülle-Christus nunmehr sein End-Richt-Amt antritt. Der „Leib Christi“ steht all da als die höchste Körperschaft im höchsten Dienst. Das ist der Richt-Dienst!

Wie schon angedeutet, werden bei diesen Hin-Richtungen gleichzeitig auch Her-Richtungen offenbar. Die Her-Richt-Dienste praktizieren die zwei Zeugen, im Gefolge die 144 000 Versiegelten, das Sonnenweib usw.. Die Her-Richt-Dienste finden ihre Gestaltung in der „Braut“, die geschmückt dem Bräutigam entgegengeht. „Lasset uns fröhlich sein und frohlocken und ihm die Ehre geben, denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und sein Weib hat sich bereitet“ (Offb 19:7). Beachten wir die nunmehrigen Geschehnisse: Die Richt-Dienste des Fülle-Christus haben die ersten Ergebnisse erbracht. Sie müssen verwaltet werden. Verwalterdienste, Regierungsdienste, Königsdienste sind erforderlich. Der Richter nimmt die Königsdienste auf. Er braucht einen Regierungsstab, ein Ministerium. Für diese Regierungs- und Verwaltungsdienste ist eine „Gehilfin“ ersehen. Die zwei Zeugen leiten den Dienst der „Gehilfin“ ein. Es ersteht im Fülle-Maß die andere Körperschaft, die in der Hoch-Zeit als Braut dem Bräutigam angetraut wird. Das ist

Das Weib Jesu Christi

Das Weib übernimmt die Verwaltung über alle Her-Richt-Ergebnisse. Sie sind auf der Erde und stehen unter dem begrenzten Begriff: tausendjähriges Friedens-Reich. Hier müssen die Richt-Erfolge königlich verwaltet werden. Die „Gehilfin“ hat das majestätische Regiment. Mit der Hochzeit beginnt in dem neuen „Haushalt“ das hochwürdige Verwaltungsamt des Weibes.

Nach der Hochzeit läuft das triumphierende Regierungsgeschehen an: "Halleluja, denn der Herr, unser Gott, der Allmächtige hat die Herrschaft angetreten“ (Offb 19:6). Hier laufen die „irdischen“ Weibes-Dienste. Was der „Mann“ weiterhin ausrichtet, nimmt das Weib in die „mütterliche Betreuung“. Mann und Weib sind fortan in den sich ergänzenden Richt- und Regierungsdiensten. Richten und Regieren bleibt selbstverständlich die alleinige Sache des Christus. Aber er vollführt sie durch seinen Leib und durch sein Weib. Der Leib ist dem Haupt am nächsten und hat darum die höchsten Dienste. Das Weib ist dem Manne zugetan und hat die getreuen Verwaltungsdienste. Beide Dienste liegen auf gleicher Linie und - man könnte sagen - auf gleicher Höhe. Sind aber doch in einer wunderbaren Abhängigkeit und Folgerichtigkeit. Im Richten liegen die lebensmäßigen Eingriffe, im Regieren die beglückenden Ordnungen.

Das Weib ist für die Dienste des irdischen Heils-Haushalts bestimmt. König-Reichs-Dienste sind es. Für sie kommt ein König-Reichs-Volk in Frage. Das ist Israel! Es gereicht jetzt allen Nationen zu dem längst verheißenen Segen: „Durch deinen Samen sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden“ (1Mo 22:18).

Als die Verwaltungs-Dienste erforderlich wurden, ist Israel dafür ersehen worden. Darum hat sich Gott mit diesem Volk der Völker „verlobt“ (Hos 2:21.22). Die Besiegelung dieser „Verlobung“ ist die Hochzeit. Nach der Hochzeit führt das Weib diese Dienste im Vollmaß aus. Israel ist es, dem die Heilsaufgabe unter den Nationen gegeben ist. Es wird diese Aufgabe zur vollen Weltbefriedung ausführen. Es ersteht dann im wahrsten Sinne des Wortes das tausendjährige Friedens-Freich! - Wohlgemerkt: Der Leib hat über-weltlliche und über-geschichtliche Bedeutung. Seine Erwählung ist darum „Vor Grundlegung der Welt“. Das Weib hat inner-weltliche, d.h. geschichtliche Bedeutung. Seine Erwählung liegt darum in unserer Geschichte.

Die königlichen Regierungs-Dienste des Weibes sind im tausendjährigen Reich noch nicht die letzten. Im Gegenteil da sind sie am Anfang! Die „letzten Zeiten“ gehen unter dem Begriff: neuer Himmel und neue Erde. Da sind die Richt- und Regierungsdienste in der umfassendsten Vollführung. Man lese aufmerksam Offb 21:22-27. Hier ist vorherrschend die königliche Seite. Das Weib ist hier im glorreichen Vollendungsdienst - Die Leibes-Dienste für diese „Zeiten“ beschreibt Paulus so: „Denn ER muss herrschen, bis dass ER alle Feinde unter seine Füße gelegt hat. Der letzte Feind, der weggetan wird, ist der Tod“ (1Kor 15:26). Deutlich werden hier die höchsten Dienste angezeigt.

Das Ende aller Dienste

Das Ende all dieser Dienste sieht Paulus in der Weise: „Wenn ihm aber alles untertan sein wird, dann wird auch der Sohn selbst dem unterworfen sein, der ihm alles unterworfen hat, auf dass Gott alles in allem sei“ (1Kor 15:28). Ob es dann noch Unterscheidungen unter den Körperschaften geben wird? Sie waren ja zu ihren Diensten „erwählt“. Wenn die Dienste in das Ziel-Pläroma einmünden, dann sind sie getan. Ob dann die Dienstorgane noch gesondert bestehen müssen? Diese Frage zu klären, steht uns nicht zu. Die paulinische Andeutung „Gott alles in allem“ lässt aber vermuten, dass dieses Pläroma nicht mehr Vollführungscharakter, sondern Vollendungs-charakter hat. So wie „in Christus“ dem ewigen Sohn, alles zur absoluten Einheit gebracht wird, so wird wohl auch „im Vater“ eine Einheit erzielt, die durch nichts infrage gestellt werden kann (1Jo 3:2).

Zum Schluss die Frage: Sind diese Erkenntnisse so lebenswichtig? Ja, weil sie die Bibel lehrt! Was sie lehrt, muss erkannt werden. Wer den „Heils-Fülle-Christus“ nicht erkennt, der kennt auch seine Dienste in den „Zeiten“ nicht. Der wird alle Geschehnisse vermengen. Ist das nicht weithin der Fall? Man denke nur an die Unsumme der Katastrophen-Fehldeutungen für die vergangene und gegenwärtige Zeit, nur weil man die Katastrophenansagen der Bibel in eine verkehrte Zeit legt. Was die Weibes-Zeit angeht, kann nicht die Leibes-Zeit betreffen. Wo aber diese Unterscheidung fehlt, da fehlt die Klarheit. Darum auch wird das prophetische Wort so missachtet.... Und doch soll es Licht auf unserem Wege sein (2Petr 1:19).

Lies weiter:
9. Der Weltherrscher in prophetischer Sicht