Jak 5:1-6 - Ermahnung an die Reichen
Kurzkommentar von Daniel Muhl
Inhaltsverzeichnis
Bibeltext nach der Übersetzung von H. Schumacher
Jak 5:1 - Wohlan denn, ihr Reichen, weint und klagt mit lautem Geschrei über das Elend und die Nöte, die über euch kommen werden!
Jak 5:2 - Euer Reichtum ist verfault und eure Kleider sind ein Fraß für die Motten geworden;
Jak 5:3 - euer Gold und Silber ist verrostet und ihr Rost wird zum Zeugnis (1*) gegen euch dienen und euer Fleisch verzehren wie Feuer. Ihr habt [euch] Schätze aufgehäuft in [diesen] letzten Tagen (2*).
Jak 5:4 - Seht, der Lohn der Arbeiter, die eure Felder abgemäht haben, den ihr [ihnen] vorenthalten habt, schreit [zum Himmel] und die lauten [Klage-]Rufe der Erntearbeiter sind zu den Ohren des Herrn der Heerscharen (3*) gedrungen!
Jak 5:5 - Ihr habt in Luxus und Üppigkeit auf Erden gelebt (4*) [und] eure Herzen gemästet am Tag der Schlachtung.
Jak 5:6 - Ihr habt den Gerechten abgeurteilt, [ja] getötet; er leistet euch keinen Widerstand.
Vers 1
Jak 5:1 - Wohlan denn, ihr Reichen, weint und klagt mit lautem Geschrei über das Elend und die Nöte, die über euch kommen werden!
Das kommende Elend
Ganz ähnlich wie in Jak 4:9 fordert Jakobus hier die Reichen zum Weinen und Heulen auf, weil schwere Plagen über sie kommen werden! Da stellt sich natürlich die Frage, ob diese Plagen auch dann kommen, wenn die Reichen Buße tun und umkehren? Der Text lässt diese Frage ein Stück weit offen, aber die nächsten Verse geben einen Hinweis darauf.
Vers 2
Jak 5:2 - Euer Reichtum ist verfault und eure Kleider sind ein Fraß für die Motten geworden;
Der verfaulte Reichtum
Während Jakobus in V. 1 von kommenden Plagen spricht, wechselt er hier in die Gegenwarts- bzw. Vergangenheitsform und sagt, dass ihr Reichtum verfault ist und ihre Kleider von Motten zerfressen wurden. Was könnte dieser Wechsel der Zeitform bedeuten? Zwei mögliche Antworten kommen mir dazu in den Sinn:
- Das "künftige" Gericht über den Wohlstand der Reichen ist aus geistlicher Sicht bereits eine Realität! Da Gott über "Raum und Zeit" steht, ist für Ihn Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sehr wahrscheinlich ein Ganzes, sodass Künftiges für Ihn bereits Realität ist! Auch Paulus sieht in Eph 2:6 etwas als Realität, das wir aber erst in Zukunft sehen werden!
- Jesus motivierte uns, Schätze im Himmel zu sammeln (Mt 6:20), die nicht von Motten zerfressen werden, und in Jes 61:10 redet Jesaja von "Kleidern des Heils" und einem "Mantel der Gerechtigkeit". Der HERR hat uns diese geistlichen Kleider geschenkt, und darum gilt es, die "alten Kleider" abzulegen, die Paulus in Kol 3:8-9 wie folgt bezeichnet: "Zorn, Wut, Bosheit, Lästerung, schändliches Reden und Lüge"! Diese alten Kleider sind bereits von Motten zerfressen, und weil ihr irdischer Reichtum auf Ungerechtigkeit basiert (V. 4), ist dieser auch bereits verfault! Darum ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch der sichtbare Reichtum verfault und die schönen Stoffgewänder von den Motten zerfressen werden.
Vers 3
Jak 5:3 - euer Gold und Silber ist verrostet und ihr Rost wird zum Zeugnis (1*) gegen euch dienen und euer Fleisch verzehren wie Feuer. Ihr habt [euch] Schätze aufgehäuft in [diesen] letzten Tagen (2*).
Irdische Schätze für die letzten Tage
Welchen Wert haben irdische Schätze in den letzten Tagen? Es gibt die letzten Tage im Leben eines Menschen, und es gibt die 'letzten Tage' des jetzigen Zeitalters (des gegenwärtigen Äons; 2Tim 3:1). Auf dem Sterbebett nützt einem der Ferrari in der Garage gar nichts, und wenn die endzeitlichen Gerichte über die Erde hereinbrechen, kann auch irdischer Reichtum niemanden davor retten.
Menschen, die Gott lieben und aus Nächstenliebe gelebt haben, können mit Frieden im Herzen sterben, während das Sterben für egoistische und gierige Menschen sich meist so anfühlt, wie es hier von Jakobus beschrieben wird: 'Es wird euer Fleisch fressen wie Feuer!' Der Begriff 'Fleisch' ist in der Bibel auch ein Synonym für leidenschaftliche Begierde. Wer sich zu Lebzeiten - durch die Gnade Gottes - nicht davon lösen konnte, wird erfahren, wie schmerzhaft es sein wird, wenn diese Begierde 'vom Feuer' zerfressen wird!
Vers 4
Jak 5:4 - Seht, der Lohn der Arbeiter, die eure Felder abgemäht haben, den ihr [ihnen] vorenthalten habt, schreit [zum Himmel] und die lauten [Klage-]Rufe der Erntearbeiter sind zu den Ohren des Herrn der Heerscharen (3*) gedrungen!
Appell an die Arbeitgeber
Der hebräische Begriff JAHWE ZEBAOTH (HERR der Heerscharen) findet sich im Alten Testament (AT) sehr oft bei den Propheten, die damit unter anderem ausdrücken wollten, dass unser HERR über allen Geistesmächten steht und der Oberste von allen ist. Keine Macht im gesamten Universum steht über dem HERRN der Heerscharen! Er wird einmal alle Geisteswesen und alle Menschen richten, daher sollten sich die Reichen vor Ihm fürchten, wenn sie ihren Angestellten keinen fairen Lohn bezahlen. Ein Lohn ist dann unfair, wenn der Arbeitnehmer damit kein menschenwürdiges Leben führen kann, wenn er nicht das Notwendige für sein Leben kaufen kann. Wenn ein Angestellter existenzielle Not leidet, weil er von seinem Arbeitgeber einen zu geringen Lohn erhält, obwohl der Arbeitgeber genug hat, dann ist das eine 'himmelschreiende Ungerechtigkeit'! Dieser Arbeitgeber muss wissen, dass dies 'vor die Ohren' des Höchsten gelangt, und dann sollte er ins 'Zittern' kommen!
Vers 5
Jak 5:5 - Ihr habt in Luxus und Üppigkeit auf Erden gelebt4 [und] eure Herzen gemästet am Tag der Schlachtung.
Genusssucht führt zu einer "Schlachtung"
Die Herzen der hier Angesprochenen sind mit dem Bestreben nach Reichtum und Genuss gefüllt. Deshalb sind diese Seelen auch an den Egoismus gebunden. Der 'Tag der Schlachtung' dürfte ein Tag des Gerichts sein, an dem alles egoistische und ungerechte Wesen von der Seele getrennt wird. Je mehr eine Seele in diesen Dingen verhaftet ist, desto schmerzhafter wird dieser Loslösungsprozess sein!"
Vers 6
Jak 5:6 - Ihr habt den Gerechten abgeurteilt, [ja] getötet; er leistet euch keinen Widerstand.
Der getötete Gerechte
Wörtlich müsste man hier übersetzen: 'Ihr mordet den Gerechten!' Von welchem Gerechten ist hier die Rede? Vom Kontext her könnte man an die aufrichtigen Arbeiter denken, die durch das egoistische Verhalten der Arbeitgeber letztlich umgebracht werden. Da sich Jesus aber auch immer mit den Verfolgten und Unterdrückten solidarisiert, kann man hier in dem 'Gerechten', der gemordet wird, auch den HERRN sehen. Sowohl in Mt 25:45 als auch in Apg 9:4 solidarisiert sich Jesus mit den Seinen, die unter Unrecht zu leiden haben.
Wenn hier steht, dass der Gerechte den reichen und ungerechten Arbeitgebern 'nicht widersteht', dann deutet das wohl an, dass der Gerechte keinen Widerstand leistet und dass er nicht mit 'irdischen Mitteln' dagegen ankämpft!"