Höhenvorgänge in der Endzeit V.

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 2
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

108. Höhenvorgänge in der Endzeit V.

Zu den Höhenvorgängen der Endzeit gehört auch der Abfall. Gemeint ist der Abfall von Christus. Dieser Abfall erweist sich nicht nur in der Abwendung von Christus, sondern auch (und das sonderlich) im Marsch gegen Christus! Zufolge des Abfalls entwickelt sich das Gipfelantichristentum mit der letzten Tat: „Kampf dem Lamm!“ Lies Offb 17:14.

Dieser Abfall hat eine lange und auch sehr komplizierte Entwicklungszeit. Mindestens vier Entwicklungsphasen sind in der ganzen Christengeschichte festzustellen, die hier kurz angedeutet werden sollen.

Die Abfalls-Geschichte der Christenheit

1. Schon in der Urgemeinde war der Abfall klar erkennbar. Mit der Besiegelung des Heilsgeschehens auf Golgatha begann der Kampf gegen den Heiland und das Heil. Wir lesen: „Kindlein, es ist die letzte Stunde, und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so sind auch jetzt viele Antichristen geworden; daher wissen wir, dass es die letzte Stunde ist. Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns; denn wenn sie von uns gewesen wären, so würden sie wohl bei uns geblieben sein; aber auf dass sie offenbar würden, dass sie alle nicht von uns sind. Und ihr habt die Salbung on dem Heiligen und wisset alles. Ich habe euch nicht geschrieben, weil ihr die Wahrheit nicht wisset, sondern weil ihr sie wisset, und dass keine Lüge aus der Wahrheit ist. Wer ist ein Lügner, wenn nicht der, der da leugnet, dass Jesus der Christus sei? Dieser ist der Antichrist, der den Vater und den Sohn leugnet. Jeder, der den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, hat auch den Vater ... Denn viele Verführer sind in die Welt ausgegangen, die nicht Jesum Christum im Fleische kommend bekennen; dies ist der Verführer und der Antichrist. Sehet auf euch selbst, auf dass wir nicht verlieren was wir erarbeitet haben, sondern vollen Lohn empfangen. Jeder, der weitergeht und nicht bleibt in der Lehre des Christus, hat Gott nicht; wer in der Lehre bleibt, dieser hat sowohl den Vater als auch den Sohn“ (1Jo 2:18-23; 2Jo 1:7-9)

Darum hat auch Paulus diese Antigeschichte als das höchste Endmerkmal anzuzeigen. Er sagt: „Lasset euch niemand verführen in keinerlei Weise; denn er (= der Christus mit seinem Tag) kommt nicht, es sei denn, dass zuvor der Abfall komme und offenbart werde der Mensch der Sünde, das Kind des Verderbens. Der da ist der Widersacher, und sich überhebt über alles, das Gott oder Gottesdienst heißt, also dass er sich in den Tempel setzt als ein Gott, und gibt sich aus, er sei Gott“ (2Thes 2:3.4). - Ganz klar hat Paulus zu bezeugen, dass das Abfallsgeschehen zur Gipfelhöhe des Antichristentums führt. Dieser Gipfelpunkt heißt: Verkörperte antichristliche Welt!

Bleiben wir bei der angezeigten Tatsache, dass der Abfall von Christus und der Zufall zum Antichristen eine lange Geschichte hat. Darum ist der Abfall weit gefährlicher, als die meisten Christen es erkennen.

Schein des gottseligen Wesens

2. Aber diese Abfallsgeschichte muss nicht immer im puren Leugnen des Christus gesehen werden. Denn der „Vater der Lüge“ will alle verschlingen, sonderlich die, die von ihm abgefallen und dem Christus zugefallen sind. Um sie müht er sich in höchster Weise. An die tritt er heran als „Engel des Lichtes“! Das Prinzip für diese seine hochmaskierte Tätigkeit lautet: „Schein des gottseligen Wesens“. Lies 2Tim 3:1-5.

Schauen wir uns bitte die ganze Christengeschichte an. Welches Gepräge ist da festzustellen? Doch zur Hauptsache das selbstgemachte Christentum. Christentum zufolge fromm -menschlichen Machwerkes. Auch-Christen! Schein-Christen! Namen-Christen! Form-Christen! Traditions-Christen! Kirchensteuer-Christen! Frage: Haben diese Christen das geschafft? Antwort: Sie haben es nicht geschafft, sondern das ist ihnen ohne ihr Wissen und ohne ihr Wollen aufdiktiert worden! Zwangsläufiges Christentum! Systematisches Christentum! - Mit Recht hat der frühere Kirchenpräsident Martin Niemöller feststellen müssen: „Mindestens 80 Prozent der Kirchensteuerzahler sind Atheisten“. Kann sein, dass Niemöller diese Prozentzahl noch zu niedrig angesetzt hat. Denn die Schein-Christen brauchen nicht gleich ausgesprochene Atheisten zu sein. Aber der „Schein des gottseligen Wesens“ genügt. Wenn die noch dazu kommen, dann ist die angegebene Prozentzahl weit höher.

Der Abfall von Christus, d. h. die Missachtung der alleinigen Christuserlösung (= Er-Lösung) ist so umfassend, dass man die Weite dieses Geschehens nicht übersehen kann. Aber das ist die Grundlage und auch die so maskierte Mache des so rasch steigenden Abfalls. Hier liegt die höchste Leistung des „Vaters der Lüge“. „Groß Macht und viel List, sein grausam Rüstung ist.“ Lies 2Thes 2:9-12.

Der höchst gefährliche Abfall, der sich bereits in der Urgemeinde schwungvoll erwiesen hat, fand in der ganzen Christengeschichte einen unübersehbaren Fortgang. Dieser Fortgang endet nach der biblischen Anzeige so: „Diese werden streiten wider das Lamm!"

Der Liberalismus

3. Kein Wunder, dass das so impulsiv aufsteigende Scheinchristentum noch einen neuen Impuls hinzu bekommt. Dieser hochtreibende Impuls heißt: Liberalismus! Wohlgemerkt: Liberales Christentum im Raume des positiven Christentums! - Nur zufolge des Schein-Christentums entwickelte sich das liberale Christentum. Moderne Religionsphilosophie ist hier die Triebfeder.

Man wird wohl sagen müssen, dass das liberale Christentum der Höhepunkt des Abfalles von Christus ist. Denn was bezeugt das liberale Christentum? Der seither bezeugte Jesus Christus ist eine märchenhafte Persönlichkeit. Die Bibel muss diesbezüglich entmythologisiert werden. - Das genügt.

Jetzt wird uns begreiflich, dass die moderne Theologie der höchste Faktor für den Abfall ist. Wir sind darum gegenwärtig (hochamtlich gesehen) in der klaren Abwendung von Christus, und sind im raschen Lauf zum Antichristus. Der Gipfelpunkt ist nicht mehr fern. - Dieser „Höhengang“ findet nicht nur eine gute Zustimmung, sondern er wird auch stark umjubelt! Wiederum auch verständlich, denn dieser Gang entspricht ganz dem natürlichen Menschen.

Religionseinheit

4. Hinzu kommt noch ein Anliegen, dass aus mancherlei Gründen für sehr notwendig angesehen wird. Dieses letzte Anliegen heißt Religionseinheit! Überall (aber auch überall) kommt man zu der Einsicht, dass alle Religionen (auch die nichtchristlichen) in gleicher Bewertung anerkannt werden müssen. Die vortreffliche Begründung hierfür lautet: „Wir glauben alle an einen Gott“! Was kann uns da noch trennen?

Soll die weltbeglückende Religionseinheit zustande kommen, dann müssen alle bisherigen Trennpunkte endgültig beseitigt, mindestens aber dem Zweck entsprechend zurückgestellt werden. Die Trennpunkte sind die verschiedenen Propheten, die bislang heißen: Buddha, Mohammed, Christus usw. - Wenn wir zu der wunderbaren Einheit in dem einen Gott kommen, dann ist der Dienst der Propheten als getan anzusehen. Dann können sie mit Dank verabschiedet werden. Und dann sind sie keine Trennpunkte mehr. Es beseelt uns dann die wunderbare Erkenntnis, die der indische Religionsphilosoph Radhakrishnan in Frankfurt/Main geäußert hat: „Die Rolle des Vermittlers komme dabei den Religionen zu. Wie nie zuvor wirkten heute christliche und nichtchristliche Religionen gegenseitig aufeinander ein. Wir hoffen, dass auch die Religionen nicht nur eine passive Koexistenz entwickeln, sondern zu einer aktiven Zusammenarbeit kommen und zwar nicht durch Gewalt oder Kompromiss, sondern durch Selbstkritik und Selbsteroberung.“

Die Religionen, die sich bis dahin stark widersprachen, müssen unbedingt eine neue Ausrichtung erlangen. Eine restlos zentralistische Ausrichtung muss es sein. - Dazu gehören allerdings noch mancherlei Bemühungen. Aber es werden gegenwärtig mehr und mehr Beiträge gebracht, um diesen Bemühungen einen guten Auftrieb zu geben. Ein guter Beitrag ist gewiss der große Wunsch, der auf dem letzten Konzil geäußert, und von allen Konzil-Teilnehmern stark befürwortet wurde: „Zur Lösung aller Weltprobleme ist die Gründung einer Weltrepublik auf christlicher Grundlage erforderlich.“ Hinzugefügt sei: Diese christliche Grundlage wird letztlich eine weltumfassende religiöse Grundlage sein.

Das Antichristentum

Somit muss auch die christliche Religion, die gewiss für die Welteinheit den besten Beitrag liefern kann, den anderen Religionen eine offene Hand entgegenhalten. Das ist auch leicht und gut möglich, weil jetzt allenthalben die Erkenntnis aufgestiegen ist: „Wir glauben alle an einen Gott!“ - Die „Pensionierung“ des Christus ist ja ohnehin leicht möglich geworden, weil er nach Feststellung der modernen Theologie ganz anders gesehen und ganz anders bewertet werden muss. Er ist ja nur der Bringer und Vermittler einer guten Lehre und keineswegs der „Schöpfer“ des neuen Lebens. Er ist, dogmatisch gesehen, ein gutes „Vor-Bild“. Mehr nicht. Unsere Aufgabe ist, seine vorbildlichen Lehren zu beachten, um selbst zu dem „einen Gott“ zu kommen.

Die vier Entwicklungsphasen, die hier nur angedeutet wurden, haben nun einmal das tragische Resultat: Abfall! Übersehen wir aber hierbei nicht die Tatsache: Abfall von Christus! Das ist das, auch von Paulus angezeigte, Endmerkmal hinsichtlich der Entstehung des weltumfassenden Antichristentums. Dieses Antichristentum (verkörpert mit dem Endantichristen) wird nichts anderes wollen und auch nichts anderes können, als zu kämpfen gegen den wiederkommenden Christus. Das ist keine menschliche Annahme, sondern eine klare Anzeige des prophetischen Wortes. Lies 2Thes 2:8.

Schlussfolgerungen

Und nun noch einige Sätze zu den Schlussfolgerungen. Auf der Antifahrbahn kommt man zu dem allseits beglückenden Ergebnis: „Friede und Sicherheit!“ Lies 1Thes 5:1-3. Warum auch nicht, weil die ganze Welt ganz zentral ausgerichtet sein wird: - Allerdings deutet Paulus auch an, dass diese umjubelte Weltsicherheit einen sonderbaren Abschluss finden wird: Gericht! Wer bewerkstelligt das Gericht? Der wiederkommende Christus! Der ist im Ende dieses umjubelten Weltzeitalters der entsetzliche Störenfried. Er trägt das „revolutionäre Wesen“ hinein. Zwar immer noch als das „Lamm“. Aber auch als das „Lamm“ ist er unerträglich. Wohl gerade deswegen. Darum: Kampf dem Lamm!

Wie sieht die Schlussfolgerung auf der Fahrbahn der wahren Christen aus? Nun, die wahren Christen werden im Gerichtsgeschehen der Welt nicht mehr dabei sein. Als die Aufhaltenden werden sie in der Endphase hinweggetan sein. Lies 2Thes 2:5-8. Aber die antichristliche Haltung und Ausgestaltung hat, wie wir bereits festgestellt haben, eine lange Geschichte. In dieser Geschichte sind die wahrhaft Gläubigen immer, sonderlich in der Vor-Endzeit die Aufhaltenden! Freilich sehr belästigend. Die gesamte Welt wird aufatmen, wenn die Aufhaltenden irgendwie verschwinden.

Das ist also die Schlussfolgerung der wahren Christen in der langen Antigeschichte. Aufhaltende! Ihr Aufhaltewesen ist immer ganz konsequent gegen alle Abfallsmachenschaften ausgerichtet.

Aufhalte-Dienste

Die Aufhaltenden leben also ganz klar auf der Seite des Christus und haben auch eine restlos unverfälschte Christologie. Mit Tersteegen können sie sagen und singen: „In Wort und Werk und allem Wesen, sie Jesus und sonst nichts zu lesen.“ - Selbstverständlich ist die wahre Christenhaltung nur möglich im Wiedergeburtsleben. Aber Wiedergeburt nicht durch fromm-menschliche Machenschaften, sondern durch den Geist Gottes. Dieser Wiedergeburt geht das „Gestorbensein-mit-Christus“ voraus. Denn Gottes Geist wirkt nur da, wo das Alte vergangen ist.

Diese geistliche Neuheit gibt nicht nur die Fähigkeit, den bisherigen Bindungen restlos abgewandt zu sein, sondern es kommt hinzu die Fähigkeit zum Aufhalten. Aufhaltedienste im antichristlichen Bereich. Aufhaltedienste auch bei der krassesten Ablehnung.

Beachten wir die Tatsache: Was die Antiwelt als lästig, als widerspenstig, als rückständig findet, das gehört den wahren Christen zum Lebensbeweis. Sie sind glücklich in dem „Pharisäertum“, das ihnen immer wieder vorgeworfen wird, und sind dankbar für den Hohn und Spott, mit dem sie überschüttet werden. Gerade diese Ereignisse sind der beste Beweis für ihre Haltung.

Damit ist auch die Tatsache erwiesen, dass die zu ihrem Christus heranwachsenden Christen immer noch im Bereich der stark abgleitenden Schein-Christen leben, aber diesem Leben ganz fremd sind. In der Welt, aber nicht von der Welt. Im Raum des abrutschenden Formchristentums wachsen die wahren Christen heran zum Mannesalter des Christus: „Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn das Himmelreich ist ihrer. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen, und reden allerlei Übles wider euch, so sie daran lügen“ (Mt 5:10.11) - Diese ganz natürlichen Vorgänge werden sich in absehbarer Zeit weit mehr verdeutlichen.

Weil aber der Abfall so rasend zunimmt, darum muss auch das Aufhaltewesen im Zunehmen begriffen sein. Das Leben in Christus und der Stand zu Christus muss in der entsprechenden Weise offenbar werden. Darum sollten die wahren Christen sich ihrer wachsenden Aufgabe immer mehr bewusst werden.

Zum Schluss sei n och darauf hingewiesen, dass die wahren Christen der großen Her-Richtung entgegen gehen, die falschen Christen aber der Hin-Richtung. Sie werden Folgendes erleben: „Irret euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten. Denn ....“ (Gal 5:7). Schweres Gerichtsgeschehen. Darüber in der nächsten Abhandlung.

Lies weiter:
109. Höhenvorgänge in der Endzeit VI.