Gefangen in eigenen Fesseln - Spr 5:22-23

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55. Gefangen in eigenen Fesseln - Spr 5:22-23

Die eigenen Verfehlungen werden ihn, den Gesetzlosen, fangen, und in der Umstrickung seiner Sünde wird er festgehalten werden. Sterben wird er, weil er keine Zucht hat, und in der Fülle seiner Torheit wird er dahintaumeln.

Unser Text hat eine zweifache Bedeutung; einmal lässt er uns an den gottlosen und zuchtlosen Menschen denken und an das Gericht, das ihm bevorsteht; zum anderen weist er hin auf den Gesetzlosen, den Satan, als den Urheber aller Gesetzlosigkeit im Universum. Kann man nun aber von Fesseln sprechen, in denen die Mächte der Finsternis sich umstricken, so dass sie auf ihrem Wege dahintaumeln und schließlich zu Fall kommen? Ist nicht unbeschränkte Freiheit ihr Teil, nachdem sie "die Stricke und Seile JAHWEHs" zerrissen haben - das vollkommen bindende Band der Gottesliebe und das Ordnungsgefüge des Gottesfriedens (Ps 2:3 - Eph 4:3 - Kol 3:14) ? Dies ist nur scheinbar so, denn auch der gottlose Mensch genießt nur eine fragwürdige Freiheit in der angestrebten "Selbstverwirklichung"! "Es gibt kein größeres Verderben als die Selbsthingabe des Menschen an sich selbst, keine völligere Tyrannei als die, dass Gott den Sünder sich selbst überlässt und dem aus seinem Inneren in böser Tat hervorströmenden Verderben" (nach Karl Barth). Ebenso hat Gott aus dem inneren Luzifers, des "Sohnes der Morgenröte", Feuer ausbrechen lassen, das ihn verderbte, nachdem er es zuvor mit Gewalttat angefüllt hatte (Hes 28:16-18).

Dem gegenüber führt die Bindung durch die Liebe und den Frieden Gottes und ein Leben in dieser "Fessel" zu wirklicher Freiheit; - einer Freiheit zur Verwirklichung jenes königpriesterlichen Adels, den Adam verspielt hat. denken wir nur an Paulus, "den Gefangenen Jesu Christi"! Seit Adam sich von Gott lossagte, musste er "sterbend sterben" (1Mo 2:17). Nun verlosch die Fülle des Gottesgeistes in ihm zum "glimmenden Docht", und in der Größe seiner Torheit (E) taumelte er dahin. Wer von uns hätte das todgeweihte Leben in der Nachfolge Adams noch nicht empfunden und in den Notschrei des Saulus von Tarsus eingestimmt: "ich elender Mensch! Wer wird mich erretten aus dem Leibe dieses Todes"? Ihm wurde die göttliche Antwort: "Gnade!" (Röm 7:24-25 nach guten Handschriften).

So sind zwar die Mächte der Dämonie in gewisser Weise eins mit ihrem Tun und doch innerlich zerrüttet. Die Fesseln, die sie binden und verstricken, sind Hass, Lüge, Tod und Wut. Auch ihnen gilt: "Wer immer ins Gefängnis führt, wird selbst gefangen genommen" (Offb 13:10 - Offb 20:1-3). "Das Licht der Gesetzlosen wird erlöschen... die Schritte seiner Kraft werden eingeengt werden, sein eigener Ratschluss wird ihn stürzen, denn durch seine eigenen Füße wird er ins Netz getrieben... der Erstgeborene des Todes wird fressen die Glieder seines eigenen Leibes" (Hi 18:5-18; s. auch Hi 15:17-35).

Der Gesetzlose ist Satan mit seinen Mächte. Fängt Gott wirklich "die Weisen" in ihrer eigenen List, wie es Hi 5:13 sagt? Das Kreuz Christi, als der Mordanschlag auf den Fürsten des Lebens, macht dies offenbar! Der größte Triumph der Mächte der Finsternis wurde zu ihrer totalen Niederlage! Am Kreuze hängend entkleidete der Christus sie ihrer Rüstung. Er entwaffnete sie und triumphierte über sie (Kol 2:15)! Sie können im Bewusstsein, dass ihnen nur noch kurze Zeit verbleibt planen und wirken, was immer sie wollen, Gott ordnet es den Glaubenden zum Guten an, wie es schon Joseph und seine Brüder erfuhren (1Mo 50:20). Die Weisheit Gottes triumphiert über die Intelligenz aller Seiner Widersacher so dass all ihr Tun letztlich Seinem Willen dienen muss. Nur darum kann Gott jenen Finsternisgewalten noch Zeit gewähren; sie werden sich in den eigenen Fesseln fangen und darin straucheln.

Doch gilt unser Text auch allgemein jedem zuchtlosen Sünder, wie uns auch der Zusammenhang mit den vorigen Versen lehrt. Er rennt in das eigene, selbstgeschaffene Verderben. In der Trennung von Gott gibt es auch für die Gesamtmenschheit keine ewige Weltherrschaft und unbegrenzte Naturbewältigung. Sie muss alle "Errungenschaften" nach dem Gesetz von Saat und Ernte bezahlen, und die misshandelte Natur schlägt zurück, weil der Mensch die Schöpfungsgesetze nicht ungestraft übertritt. Keiner kann dem Schöpfer und Richter der Welt entgehen!

Was tragen wir für Fesseln und geheime Umstrickungen? Die "Fesseln der Sünde und des Todes"? Jesus will uns, wie einen Lazarus, aus dem Tode in ein neues Leben auferwecken. Doch tragen wir oftmals noch die "leinenen Leichenbinden" und den Verwesungsgeruch des gefallenen Menschen an uns: Es ist Aufgabe der Hirten in der Gemeinde Christi, diese "zu lösen"; erst dann sind wir er-löst, in der freiheitlichen Bindung an Christo allein. Dann kann ein "Geruch des Lebens zum Leben" von uns ausgehen.

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56. Gib keine Bürgschaft! - Spr 6:1-5