Die Grundwahrheit der Bibel

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 2
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

99. Die Grundwahrheit der Bibel

Die Grundwahrheit der Bibel wird sehr verschieden gesehen. Aus der Verschiedenheit ersteht nicht selten ein heftiger Streit. Der Streit nimmt zu aus der Summe der Wahrheiten. Wahrheiten ohne Ende; dann ist auch der Streit ohne Ende. - Alle Randwahrheiten, die zweifellos auch eine Berechtigung haben können, werden vielfach aus egoistischen Gründen in den Mittelpunkt gestellt und als Grundwahrheit angezeigt. Wehe dann der Grundwahrheit, die von den Nebenwahrheiten so stark umkreist wird. Sie ist dann zwangsläufig infrage gestellt.

Darum muss ganz korrekt gesagt werden, dass es nur eine biblische Grundwahrheit gibt, in der alle Randwahrheiten begründet sind. Wenn das gesehen und anerkannt wird, dann sind sogar die Randwahrheiten von guter Bedeutung, weil sie nach der Grundwahrheit ausgerichtet sind. Sie sind dann nicht nur auch da, sondern sie sind eine unverkennbare Bestätigung für die Grundwahrheit und haben die Fähigkeit, ihr zu dienen.

Wir fassen uns kurz und nennen die Grundwahrheit der Bibel mit zwei Worten: 'Jesus Christus!’. Unzählige Bibelstellen könnten wir hierfür als Begründung anführen. Der Kürze wegen nur zwei Worte aus Jesu Mund: „Mir ist gegeben alle Gewalt, im Himmel und auf Erden“ (Mt 28:18). „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich“ (Joh 14:6).

Schöpfer aller Dinge

Wenn dem Jesus Christus „alle Gewalt“ (= Voll-Macht) gegeben ist im Himmel und auf Erden, dann muss auch das dimensionale Geschehen durch ihn sein. Er ist also der Schöpfer aller Dinge! Dafür nur drei bekannte Worte: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist ... Und das ward Fleisch und ... „ (Joh 1:1-14). „Welcher ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor allen Kreaturen. Denn durch ihn ist alles geschaffen, das im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Obrigkeiten; es ist alles durch ihn und zu ihm hin geschaffen. Und er ist vor allen, und es besteht alles in ihm“ (Kol 1:15-17). „Am Anfang schufen Gottheiten (= Elohim) die Himmel und die Erde" (1Mo 1:1).

Schon der Schöpfungsbericht wird so verschieden gesehen und so verschieden gedeutet. Vor allem wird der eigentliche Schöpfer wenig, oder überhaupt nicht erkannt und genannt: Jesus Christus! Dass Jesus Christus nicht nur der eingeborene Sohn des himmlischen Vaters, sondern auch der Schöpfer aller Dinge ist, das ist den meisten Bibelzeugen restlos unbekannt. - So sind auch die vielen alttestamentlichen Namen, z. B Elohim, Jehova, Zebaoth usw. in der Verwendung so unterschiedlich. Immer werden diese Namen nur auf Gott bezogen. Christus wird dabei ganz außer acht gelassen. Der tritt ja (nach Meinung vieler) irgendwann auf. Bei dieser Missdeutung wird das fundamentale biblische Zeugnis übersehen: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“ Alle alttestamentlichen Namen beziehen sich auf das mannigfache Wirken des Sohnes Gottes, der im Auftrag seines Vaters alle, aber auch alle Handlungen vollzieht. Selbstverständlich ist beim Handeln des Sohnes der Vater dabei, aber als der Auftraggeber und Ur-Grund. Wenn die lieben Bibelzeugen das stehen lassen würden, dann müssten ihnen alle Schöpfungsdarstellungen, und alle dementsprechenden Benennungen nach der einen Grundwahrheit ausgerichtet sein: Jesus Christus! Dann brauchten sie sich nicht so zu mühen um die sonderbare Verwertung der Namen, sondern sie würden diese Namen nach der echten und rechten Grundwahrheit ausliniert sehen.

Der Sündenfall

Fassen wir ein weiteres Geschehen kurz ins Auge: Sündenfall. Der Sündenfall ist so umfassend und gewaltig, dass er von uns Menschen nicht durchschaut werden kann. Unsere diesbezügliche Erkenntnis wird sonderlich dann sehr mangelhaft sein, wenn wir den Kontrahenten des Sündenfalls übersehen. Wie heißt der Kontrahent? - Jesus Christus! - Diese Feststellung wird vielen sogar sehr widerspruchsvoll erscheinen. Aber bitte, wer steht im gesamten Geschehen (auch im Geschehen des Sündenfalls) im Vordergrund? Jesus Christus! Die Sünde (= Trennung) betrifft in erster Linie ihn. Selbstverständlich ist auch sein Vater ebenso betroffen. Aber man sollte doch die Tatsache nicht übersehen, dass bei allen Geschehnissen Jesus Christus im Vordergrund steht. Jede Bewegung, sei es zu ihm oder gegen ihn, betrifft in erster Linie ihn! Somit ist bei dem Sündenfall Jesus Christus der im Vordergrund stehende Leidtragende. Wenn man das begreift, dann weiß man von den Unheils- und Heilsgründen etwas mehr. Dann erkennt man viel klarer, was Jesus Christus „vor Grundlegung der Welt“ auf sich nehmen musste. Auch wird uns seine „Lammes-Geschichte“ etwas deutlicher.

Das Erlösungsgeschehen

Daraus folgert sich das Erlösungsgeschehen durch Jesus Christus. Hier wird uns der wunderbare Beschluss Gottes, des Vaters, klar: „Gott hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir würden in ihm die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt“ (2Kor 5:21). Wiederum ist Jesus Christus die Heils-Grundwahrheit. Alle Heilsgeschehnisse sind nur von ihm und durch ihn und zu ihm“ möglich. Seine Opfertat wird uns groß und immer größer: „Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt war, hielt er’s nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an und ...“ (Phil 2:6-10). Mit diesen Worten ist nicht nur die unermessliche Einsatzbereitschaft des Jesus Christus angedeutet, sondern auch die darstellende Heils-Vollmacht. Die Heilsvollmacht besteht also nur in Jesus Christus. „Es ist in keinem anderen Heil, ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, darinnen sie sollen selig werden“ (Apg 4:12). - Damit ist die Heilsgrundwahrheit der Bibel restlos geklärt. Alle Wahrheiten, die mit dem Heilsgeschehen in Verbindung stehen, z. B. die Sakramente (= Gnadenmittel), „heilige Zeugen“ usw., sind nur dann auf der Linie der Wahrheit, sofern sie die Grundwahrheit in Jesus Christus nicht antasten und belasten. Sobald aber durch irgendwelche Randwahrheiten die Grundwahrheit gestört wird, dann sind auch diese Auch-Wahrheiten eine Irreführung und eine Lüge. - Man überprüfe, was der Sakramentalismus und der Heiligenkult in der ganzen Kirchengeschichte an Un-Wahrheit aufgebracht hat. Und nur, weil man die Randwahrheiten zur Grundwahrheit erklärt hat.

Die Heilsvollführung

Der nächste Schritt, bei dem sich die Grundwahrheit der Bibel sieghaft erweisen muss, ist die Heilsvollführung. Mit Golgatha und dem leeren Grab ist zwar das Heil durch Jesus Christus begründet, aber erst begründet. Jede Begründung (= Fundament) muss ausgeführt und durchgeführt werden. Selbstverständlich nur durch Jesus Christus. Aber dieser Jesus Christus wird das Heil nur nach dem Plan, der vor Grundlegung der Welt festliegt, zur Vollausgestaltung führen. Vollausgestaltung? Was soll das heißen? Höre: „Gott hat alle Dinge unter seine Füße getan, und hat ihn gesetzt zum Haupt der Gemeinde über alles, welche da ist sein Leib, nämlich die Fülle des, der alles in allen erfüllet“ (Eph 1:22.23).

Hier taucht die Frage nach der Gemeinde Jesu Christi auf. Frage? Kann die Gemeinde, die ein Grundanliegen, d. h. Verkörperungsanliegen des Jesus Christus ist, noch eine Frage sein? Leider ist sie weithin noch eine Frage. Diese Gemeinde-Frage wird immer größer, je mehr man sie ins organisatorische Wesen hinein manöveriert. Dabei sollte es uns klar sein, dass die Gemeinde Jesu Christi keine christliche Organisation, sondern ein klarer Organismus des Jesus Christus ist! Wenn dieser „Leib des Christus“ mit dem Haupt vereinigt sein wird, alsdann erstehen seine Fülle-Dienste. - Verstehen wir recht: Alle Gemeindegeschehnisse sind nur dann in der Wahrheit, wenn sie organisch mit Jesus Christus im Zusammenhang stehen. Andernfalls sind sie ein Leerlauf, der im Ende dieses Zeitalters zum großen Verhängnis wird. Denn diese „Auch-Gemeinde“ entwickelt sich im Antiwesen, und endet im Antichristentum!

Damit verbunden ist auch das Heilszeugnis in dieser Zeit. Fest steht, dass Jesus Christus in diesem Zeugnis die Grundwahrheit ist. Dieses Zeugnis gipfelt in der Verkörperung des Christus durch seine Gemeinde. Dieses Verkörperungsgeschehen hat zwei Motive: Heraus-Hinein. Völlige Lösung von der Welt, auch von der frömmelnden Welt, und restlose Bindung mit dem Christus. Nur wenn dieses zweifache Geschehen vorhanden ist, dann ist auch das Heilszeugnis für diese Zeit da. Lies dazu Eph 4:13-16! Die unbedingte Einheit in Christus ist der Endbefund in diesem Zeitalter. - Das Bestreben nach der Einheit der Welt ist also ein Bestreben, das daneben liegt. Das ist eine Nebenwahrheit, die mit der Grundwahrheit unvereinbar ist. Gerade in den Einheitsbemühungen ist ersichtlich, dass die Einheits-Wahrheit nur dann wahr ist, wenn sie mit der Grundwahrheit: Verkörperung des Jesus Christus, im völligen Einklang steht.

Die Wiederkunft Jesu Christi

Der weitere Schritt ist die Wiederkunft Jesu Christi. Er kommt wieder, nicht nur um sein Reich aufzurichten, sondern um vorweg die antichristliche Welt hinzurichten. Weltgericht ist der erste Grund seiner Wiederkunft. Äußerst wichtig ist für das Wiederkunftsgeschehen folgende Tatsache: „Er ist der Herr aller Herren und der König aller Könige, und mit ihm die Berufenen und Auserwählten und Gläubigen“ (Offb 17:14). Also, Jesus Christus kommt wieder, restlos verkörpert mit seiner Gemeinde, die da ist sein Leib. Als der Fülle-Christus beginnt er füllemäßig zu handeln im Hinrichten und Herrichten: „Wisset ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden? (1Kor 6:2.3). - Die Fülle-Ausgestaltung des Christus durch seine Gemeinde ist für den wiederkommenden Christus von größter Bedeutung. Darum muss seine Gemeinde zu ihm hingerückt werden. Gleich wie Christus eine Himmelfahrt hatte, so auch seine Gemeinde. Vor dem „Preis-Richtstuhl“ (in der himmlischen Sphäre) wird die letzte Verkörperung vollzogen. Lies bezüglich 1Thes 3:13-17; 2Kor 5:10! Somit ist die Wiederkunft Jesu Christi die „Himmelfahrt“ seiner Gemeinde von ausschlaggebender Bedeutung.

Gerade im Blick auf dieses ganz erhabene Christus-Geschehen ist man unter den Bibelzeugen sehr widerspruchsvoll eingestellt. Das Entrückungsanliegen, damit verbunden auch die Tatsache der Erstlingsauferstehung (= Ausauferstehung), und das Gerichtsgeschehen durch Christus und seine Gemeinde ist vielen eine Fabel. Warum? Weil man diese Geschehnisse nicht mit der Grundwahrheit der Bibel in Verbindung bringt: Jesus Christus! In diesem Falle der Fülle-Christus! Nur der Fülle-Christus wird im Hinrichten dieses Zeitalter beschließen, und im Herrichten das neue Zeitalter eröffnen. Das alles hängt zusammen mit seiner Wiederkunft, die da ist „mit seinen Berufenen, Erwählten und Gläubigen“. - Wer diese zentralen Christus-Wahrheiten nicht kennt, der steht, sonderlich in endgeschichtlichen Dingen, vor Rätseln und ist missmutig oder sogar verärgert, wenn ihm so „himmlische“ Dinge angezeigt werden. Man kann wohl sagen, dass gerade die beiden Wahrheiten, Entrückung der Gemeinde und Gerichtsgeschehen durch Christus und seine Gemeinde, zu den größten Problemen gehören. Dabei sind sie so klar erkenntlich und verständlich auf der Linie der Grundwahrheit: Jesus Christus!

Das tausendjährige Reich

Der folgende Abschnitt ist das tausendjährige Reich. In diesem Friedensreich ist Jesus Christus „der Herr aller Herren und der König aller Könige“. Übersehen wir aber nicht die Tatsache, dass hier der Fülle-Christus diese wunderbare Führungsstellung innehat. Da ist er selbstverständlich nicht nur der Herr auf der erneuerten Erde, sondern auch „in den Himmeln“. Dimensionale Christusherrschaften sind hier aufgerichtet. - Auch bei dieser biblischen Anzeige wird unter den Gläubigen manche entstellte Wahrheit bekundet. Zum Beispiel: Das tausendjährige Reich ist nur symbolisch zu verstehen. In diesem Reich sind die Gläubigen die führenden Erdenbewohner. Ihr Lebensbezirk ist eben die erneuerte Erde. Sie gehören zu den 144 000. Auch diese Zahl ist nur symbolisch zu verstehen. Der zukünftige Lebensraum der Gläubigen ist die „himmlische“ Erde usw.. Warum werden die biblischen klaren Anzeigen so vermengt? Weil man die vermeintlichen Wahrheiten nicht mit der Grundwahrheit der Bibel in Verbindung bringt: Jesus Christus! Das Herrschaftsgebiet dieses Christus ist etwas weiter und umfangreicher als nur diese Erde. Wer die biblische Anzeige erkennt, der kann den Fülle-Christus mit seinen Vollführungszeiten und seinen Vollführungsvollmachten nicht „symbolisieren“ und mit irdischen Formen bemänteln.

Auf der neuen Erde

Noch ein Geschehen müssen wir sehen, das als das vorletzte in Verbindung mit dem letzten zu erkennen ist. Auf der neuen Erde (nach dem Endgericht) ist der Jesus Christus gleichfalls der „Herr aller Herren und der König aller Könige“. Man kann wohl sagen: Hier erst recht! Und doch hat der Seher Johannes etwas anzuzeigen, das überraschende ist. Im neuen Jerusalem ist im Regierungszentrum nicht der genannte Herr und König, sondern das Lamm! Ganz deutlich wird von Johannes gesagt, dass im neuen Jerusalem kein Tempel nötig ist, denn der Tempel (= Offenbarungsstätte) ist das Lamm! Auch ist da keine Sonne mehr nötig (man denke an die Bedeutung der Sonne), denn die Sonne ist das Lamm! Das Lamm hat da eine ganz wunderbare Bedeutung. Man lese aufmerksam Offb 21!

Gerade bei dieser Sicht, die Paulus in 1Kor 15:24-28 noch zu vervollständigen hat, ist man weithin nicht nur geteilter Meinung, sondern sogar sehr hart im gegenseitigen Kampf. Nicht selten sind hierbei bewusste Verdammungsurteile ausgesprochen wurden. Warum? Weil man bei dieser Fernsicht Wahrheiten bekundet, die mit der Grundwahrheit der Bibel nicht im Einklang stehen. Wie lautet die biblische Grundwahrheit auch für die ferne Zukunft? Jesus Christus, das Lamm Gottes! „Siehe das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt!“ Man beachte die wunderbare Tatsache, dass gerade bei der Enddarstellung der Bibel das Lamm ganz zentral dargestellt wird. In dieser Weise wird der Fülle-Christus „herrschen bis dass ...“ „Ewigkeit - in die Zeit, leuchte hell hinein, dass mir werde klein das Kleine, und das Große groß erscheine.“ - Wer diese Grundwahrheit der Bibel, die in Jesus Christus, dem Lamm, begründet ist, erkennt, der faltet die Hände und beugt seine Knie und betet den an, von dem gesagt ist: „Denn von ihm, und durch ihn, und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit!“ Wahrhaftig, solche Wahrheit sollte die Wahrheitszeugen nicht zu einer vielseitigen Wahrheitsbekundung reizen, sondern zum Wahrheitszentrum führen. Wie kraftvoll und tiefgehend wäre das Heilszeugnis, wenn alle gegenwärtigen Heilszeugen nur den Jesus Christus bezeugen würden. Darum: „Ihr sollt meine Zeugen sein!"

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