Wende im Weltgeschehen

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 2
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

100. Wende im Weltgeschehen

Eine gründliche Wende im Weltgeschehen sehen alle Menschen als sehr notwendig an. Die gespannte Lage muss irgendwie überwunden werden. Die in der Kultur steigende Menschheit kann doch diese quälenden Zustände nicht für immer hinnehmen. Ein radikaler Umschwung wird erwartet, zumal die gesamte Menschheit der Welt dieses Ziel erhofft.

Dazu beitragen wird in erster Linie der Idealismus (= Vollkommenheitslehre). Gemeint ist hierbei die echte Zunahme in der Gottheitshaltung. Idealität (= höchste Vollkommenheit) ist das Ziel des Strebens. Dieses Zielstreben darf nicht aus dem Auge gelassen werden.

Wird dieses Ziel erreicht? Daran zweifelt man nicht, weil hier drei Faktoren maßgebend und führend mitsprechen: Kultur (= Bildung), Zivilisation (Gesittung), Humanismus (= wissenschaftliches Betreiben). Kann die Menschheit mit der großen Mühe dennoch nicht versagen? Antwort: Keineswegs! Sogar das prophetische Wort (= göttliche Vorschau) sagt uns ganz deutlich, dass die Menschheit dieses selbstgesetzte Ziel erreichen wird. Paulus hat im Blick auf das Endverhältnis sogar zu sagen: „Wenn sie sagen werden Frieden und Sicherheit“ (1Thes 5:3). Damit ist angezeigt, dass der Augenblick der Weltsicherheit kommt! - Allerdings sagt Paulus auch die Katastrophenfolge an, die nicht ausbleiben wird. Aber vorweg ist die gesamte Menschheit tief geborgen und in erhabener „Sicherheit“. Gerade der Gerichtsbeschluss beweist, dass die Menschheit eine nie dagewesene „Eigen-Höhe“ erreichen wird. Diese Eigenhöhe soll uns hier noch klar werden.

Politik und Religion

Was wir zunächst feststellen wollen, ist die Tatsache, dass gegenwärtig im Weltgeschehen bereits eine Wende zu sehen ist. Die notvolle Zersplitterung wird ganz bewusst abgeriegelt, und die beglückende Einheit eingeleitet. Das sind Geschehnisse, die erst im Aufbruch sind. Sie werden aus gewissen Gründen noch nicht ganz offen ausgesprochen, aber sie sind da. Zwei Vorgänge sollen hier kurz aufgezeigt werden, die den Anfangsmarsch bestätigen. Sie liegen auf den beiden Gebieten: Politik und Religion. Zunächst zur Politik.

Neue Wirtschaftsgestaltung hat die jetzige russische Regierung ihrem Volk mit folgenden Worten angesagt: „Der wirtschaftliche Betrieb darf über seine Gewinne weitgehend verfügen. Und nicht wer viel, sondern wer gut arbeitet, der soll auf finanzielle Vergünstigungen rechnen können. Gewinnstreben, das bisher von kommunistischen Wirtschaftstheoretikern als Sünde bezeichnet und verhasst war, soll nun auch in der Sowjetunion als Motor wirtschaftlichen Arbeitens wirken.“

Wirtschaftliche Neugestaltung

Diese Wirtschaftsneuordnung im Osten ist ganz erstaunlich. Nicht die Neuheit allein ist das Aufsehenerregende, sondern sonderlich die merkwürdige Anpassung an den Westen. Der bisher verhasste westliche (untergehende) Kapitalismus wird zwar nicht als beglückendes Muster angezeigt, aber als ein „arbeitsleistender Motor“ Es ist höchste Zeit, dass dieser Motor wieder in Tätigkeit gesetzt wird. - Durch die neue (nein alte) Wirtschaftsart, die sich durch den Gewinn- und Eigenbesitz höchst aktiv erweisen kann, wird eine Methode angestrebt, die automatisch eine völlige Anpassung an den Westen bringt. Der „hochgepriesene“ Sozialismus des Ostens wird von dem „fruchtbaren“ Sozialismus des Westens durchglüht und verwandelt. Das sind Vorgänge, die die Welt nicht zu neuen Lehrgestaltungen, sondern zu neuen Lebensgestaltungen führen werden. Wenn der Osten dahin kommt - er braucht allerdings für seine wirtschaftliche Neugestaltung viel Zeit und viel Hilfe - dann wird wahrhaftig ein neues Weltverhältnis erreicht. Man bedenke, was der Osten dann leisten kann. Dann ist jeder Krampf und jeder Kampf beseitigt und eine wirklich „rentable“ Welteinheit aufgerichtet. Das westliche „Wirtschaftswunder“ ist dann dimensional! -

Wir sehen hier eine Wende, die sich nicht nur im Wirtschaftsleben, sondern auch in der Weltpolitik wunderbar auswirken wird. Es bricht eine Entspannung auf, die alle Lebensgebiete durchleuchtet. Der östliche Sozialismus, der zum Weltmachtfaktor berufen war, und gerade in dieser Art der Welt die Riesennot bereitete, ist auf dem Rückmarsch. Nicht zufolge einer geänderten Lehrmeinung, sondern zufolge der wirtschaftlichen Pleite. Ein zwangsläufiger Umstellungsprozess. Damit wird (nochmals gesagt) nicht nur die Weltwirtschaft beglückt, sondern auch die Weltpolitik! Ergebnis: „Friede und Sicherheit!“

Ein weiterer Vorgang zeigt ganz eindeutig die Wende im Weltgeschehen. Dieser Vorgang liegt auf religiösem Gebiet. Die Vatikanstadt hat am 8. 2. 1965 Folgendes veröffentlicht: „Kardinal Augustin Bea, der Leiter des vatikanischen Sekretariats für die Einheit der Christen, wird am 18. Februar offiziell den Weltkirchenrat der Kirchen in Genf besuchen. Es ist der erste Besuch eines Kurienkardinals bei diesem zentralen Organ der nichtkatholischen christlichen Kirchen. Im Vatikan spricht man von einem historischen Ereignis. Am 19. Februar wird Kardinal Bea, ebenfalls in Genf, mit Pastor Marc Boegner, einer der maßgeblichen Persönlichkeiten des französischen Protestantismus, zusammentreffen. Boegner, der auch zeitweilig Präsident des Weltrates der Kirchen war, kommt zu der Begegnung von Paris nach Genf.“

Einheitsbemühungen der Religionen

Mit dieser Anzeige ist eigentlich nichts Neues verkündigt, denn die Einheitsbemühungen der Kirchen sind schon längst im Fluss. Aber jetzt ist die offenkundige Wende da. Bis dahin waren es nur gute Wünsche, und auch mutmachende Verheißungen. Ab jetzt spuren sie. Mit großer Freude kann die ganze Christenheit feststellen, dass nunmehr die ideelen Einheitsbemühungen ein praktisches Ereignis werden. - Diese Vorgänge werden nicht nur alle Christen beglücken, sondern auch alle Nichtchristen, d. h. alle Religionsgemeinschaften, denn ab jetzt beginnen die Religionseinheitsbemühungen dimensional! Alle Dinge, die die Einheit beschweren, werden mehr und mehr zurückgestellt, und alle Dinge, die die Einheit fördern, werden in den Vordergrund gestellt.

Man denke nur an die Tatsache, dass die Religion (= Gottverehrung) in der ganzen Welt das höchste und edelste Vereinigungsmittel ist. Wenn zu gleicher Zeit auch diese Einheitsbemühungen in Gang gesetzt werden, dann ist die offenbare Wende von der Bruch-Welt hin zur Einheits-Welt da. Dann werden auf diesen Gebieten nicht nur Theorien verkündet, sondern Stufe um Stufe praktische Ergebnisse aufgebaut.

Wie ist diese Gesamtwende zu bewerten? Vom menschlichen Standpunkt nur positiv. Wie lange wartet schon die ganze Menschheit auf einen politischen Ausgleich. Gerade auf diesem Gebiet haben die Spannungen nicht nur bedrückende Verhältnisse gefordert, sondern unsagbare Katastrophen heraufbeschworen. Man denke an die unzähligen Kriege, sonderlich an die zwei letzten Weltkriege. Da ist es wahrhaftig sehr verständlich, wenn man der weltumfassenden Ausgeglichenheit, die alle diese Nöte restlos überwinden kann, mit ehrlichem Verlangen entgegeneilt.

Noch sonniger ist die Einheit auf religiösem Gebiet. Die konfessionellen Spannungen waren immer sehr bedrückend. Die Menschen, die vom göttlichen Frieden redeten, sich dabei aber mit größter Verachtung begegneten, haben mit großer Sehnsucht auf eine diesbezügliche Wende gewartet, denn dieser Widerspruch war wahrhaftig auf die Dauer nicht zu ertragen. Wie soll der Gott des Friedens bezeugt werden, wenn seine Zeugen untereinander sich nicht nur meiden und umgehen, sondern sogar böse schlagen und vernichten. Ist da die totale Wende nicht zu begrüßen? Ja, und nochmals ja!

Was sagt Gott dazu?

Aber (jetzt kommt das Aber) ist die Bewertung dieser Wende nur von der menschlichen Schau maßgebend und richtungsweisend? Was sagt Gott dazu? Bei ihm sieht die Wende ganz anders aus. Wieso anders? Das wäre doch sehr rätselhaft, wenn solche ideale Wende von Gott missachtet werden sollte! - Hier ist eine gründliche Aufklärung nötig. Wer kann sie geben? Nur das prophetische Wort.

Ganz eindeutig bezeugt das Wort, dass das Ende dieses Zeitalters in einer kriegerischen Begegnung, nun der total vereinten Welt mit dem wiederkommenden Christus beschlossen wird. Lies Offb 17:12-14! Kriegerische Begegnung mit dem Christus? Sogar mit seinem Zunamen: Lamm? Wie ist das möglich? Höre: Das prophetische Wort zeigt hier nicht nur die Möglichkeit, sondern die Wirklichkeit! Ein volles Ja! - Das besagt, dass der Weg des Christus ein ganz anderer ist. Christusweg und Weltweg im höchsten Widerspruch! Diese Wege sind in ihrem Verlauf nicht nur getrennt daneben, sondern in der ständigen „Kreuzung!“ Im Ende werden sie sich radikal kreuzen und die End-Scheidung herbeiführen.

Welche Umstände sprechen bei diesen „unmöglichen“ Vorgängen mit? Antwort: Die Falschheit und Verkehrtheit der Wendebestrebungen von Seiten der Welt, hinsichtlich der Wendegebiete: Politik und Religion. Wieso verkehrte Wendebestrebungen? Sind auf den beiden Gebieten nicht bereits große Erfolge zu verzeichnen? Kann man denn weltbeglückende Erfolge als falsch und verkehrt bewerten? Wer wagt das zu behaupten? Auf diese ernste Frage folgende kurze Antwort:

Die Politik wird im Ende dieses Zeitalters ganz „göttlich“ sein. Göttliches Handeln wird die Welt bestimmen. Aber welche Göttlichkeit wird das sein? Ganz ausgerichtet nach menschlichen, d. h. nach egozentrischen Prinzipien. - Hier wird die paulinische Endanzeige voll verwirklicht sein: „Er setzt sich in den Tempel als ein Gott und gibt sich aus er sei Gott“ (2Thes 2:4). Wehe dem, der dieser „Gottheit“ (= Selbst-Gott) widerstrebt und widerspricht. Dann: Kampf, Kampf, sogar dem Lamm!

Entchristlichung der Religion

Die Wende zu dieser „Gottes-Politik“ ist bereits im Gange. Erinnert sei nur an den bekannten Ausspruch des indischen Religionsphilosophen Radhakrishnan, der auch ein hoher Politiker ist. Bei der Verleihung des höchsten deutschen Ordens in Frankfurt sagte er im dankbaren und zuversichtlichen Sinne: „Wenn die gegenwärtige Welt nicht im Chaos enden soll, müssen wir uns mühen, eine weitaus bessere Welt zu bauen als die, die jemals zuvor bestand. Die Rolle des Vermittlers komme den Religionen zu. Wie nie zuvor wirkten heute christliche und nichtchristliche Religionen aufeinander zu. Wir hoffen, dass auch die Religionen nicht nur eine passive Koexistenz entwickeln, sondern zu einer aktiven Zusammenarbeit kommen, und zwar nicht durch Gewalt oder Kompromiss, sondern durch Selbstkritik und Selbsteroberung.“ - Radhakrishnan hat diese Worte im Jahre 1961 erwartend ausgesprochen. Inzwischen ist die Erwartung im Stadium der Verwirklichung. Sonderlich der Osten ist hierbei behilflich. Er wendet sich vom Atheismus (= Gottverneinung) zum Theismus (= Gottbejahung) zu. - Man denke nur an den Ausspruch des Herrn Adschubej (dem Schwiegersohn des Chrutschtschow) bei einer Unterredung in der Vatikanstadt: „Der Mensch denkt, und Gott lenkt.“ Welcher Gott hier letztlich gemeint ist, sollte uns klar sein.

Auf dem religiösen Gebiet ist ebenfalls eine ganz verkehrte Wendung festzustellen. Sie lautet: Entchristlichung der Religion. Religion ohne Christus. Religion, die nichts mehr mit der „Bluttheologie“ zu tun hat. - Die Wende im Raume der Religion wird nicht nur durch die „moderne Theologie“ (zufolge der Ich-Gottheit) betrieben, sondern auch im Blick auf die heranrollende Religionseinheit. Die totale Religionseinheit kann nur zustande kommen, wenn die gesamten „Propheten“ in den Ruhestand gesetzt werden. Sie haben ihre Dienste getan, indem sie, jeder nach seiner Weise, zu dem einen Gott geführt haben. Jetzt sind wir soweit: „Wir glauben alle an einen Gott!“ Darum komme man über die Propheten zum Schweigen, damit die erstandene Einheit nicht behindert wird. Wenn schon der gewisse „Prophet“ erwähnt wird, dann nur in seiner „Prophetengröße“. „Die Christenheit müsse heute eine radikale Rückwendung zum historischen Jesus vollziehen und sich einem erneuten, vorurteils-freien, von keinerlei Dogma eingeengten Fragen unterwerfen. Jede Art von Absolutheitsanspruch sei abzulehnen. Bei aller Verschiedenheit sollten die großen Religionen der Welt im gegenseitigen Verstehen zusammenwirken zum Segen der Menschheit.“ Diese Sätze sprach Professor Dr. Dr. Gustav Mensching auf einer Tagung in Bremen. Er ist der Obmann der Religionslehrer in Westdeutschland, und ist darum von großer Bedeutung.

Zurück zum historischen Jesus

Wie heißt die Wende im christlichen Raum? „Zurück zu historischen Jesus!“ Insofern ist er als der gute Mensch von Nazareth nicht verunehrt, aber er gereicht auch nicht zum Streitpunkt unter den anderen Religionen mit ihren Größen: Buddha, Mohammed, usw. Die Forderung der Wende führt uns nicht rückwärts, sondern vorwärts, nämlich zu dem allseits erstrebten Ziel: „Gott!“

Vergöttlichung der Politik und Entchristlichung der Religion, das sind die beiden Wendevorgänge, die jetzt nicht nur als eine Möglichkeit für die gute Weltenwende angesehen werden, sondern - sogar hochamtlich - dringend erstrebt werden. Man ist der festen Meinung, dass die „göttliche Politik“ - die uns Menschen auf der Gotteshöhe haben muss - und die „göttliche Religion“, - die frei sein muss von allen Nebengöttern - uns zu der Welt-Gipfel-Moral führen werden. Darum die allseitige Forderung: Moralische Aufrüstung.

Was haben die „Aufhaltenden“ zu dieser Wende in Politik und Religion zu sagen? Antwort: Hände weg von der Politik, die die „Vergöttlichung“ anstrebt. Die „Aufhaltenden“ leben hier nach dem Grundsatz: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist. Auch "Hände weg" von der Religion, die ohne „Christus und sein Blut“ zum Ziele kommen will. Hände weg von der gesamten Verwirrung und Verirrung. In diesem „Hände weg“ sehen die „Aufhaltenden“ nicht einen Eigenauftrag, sondern einen Gottesauftrag! - Aber dieses „Hände weg“ soll nicht nur eine passive Angelegenheit sein. Wahre Christen sind höchst aktiv. Wie bekundet sich ihre Aktivität? Im Ausleben dessen, was sie erlebt haben. Erleben und Ausleben haben einen wunderbaren Zusammenhang. Wie sieht dieser Zusammenhang aus? „In Wort und Werk und allem Wesen, sei Jesus (das Lamm Gottes) und sonst nichts zu lesen.“ Lies 1Jo 4:1-6! - Bitte, lass dich biblisch ausrichten! Zögere nicht.

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