Der Weltherrscher in prophetischer Sicht

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 1
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich

Siehe weitere Abschriften

Siehe: Inhaltsverzeichnis Band 1
und: Inhaltsverzeichnis Band 2

9. Der Weltherrscher in prophetischer Sicht

Bestrebungen nach Weltherrschaft ab es immer. Nicht nur Bestrebungen, sondern auch richtige Anfänge. Sogar Weltherrscher gingen über diese Erde.

Das ist nicht von ungefähr. Dieses alte Bestreben zeigt, dass die Menschen „die Herren der Erde“ werden wollen. Die seit dem Turmbau zu Babel zerfallene Menschheit gibt ihr Verlangen nach Welteinheit und Weltherrschaft nicht auf. - Und sie kommt!

Diesbezügliche Fehlgänge haben allerdings vielen Menschen den Glauben an die absolute Weltherrschaft genommen. Sie sind jetzt der Meinung: „So war’s, so ist’s, so bleibt’s.“ Damit wird auch dem prophetischen Wort, das vom kommenden Weltherrscher spricht, die Glaubwürdigkeit abgesprochen. Sogar die „Bibelkundigen“ stellen eine totale Weltherrschaft in Abrede und reden von Herrschafts-Bezirken im Orient oder in Asien oder im Nahen Osten oder in den alten Kulturländern. Es ist an der Zeit, dass diese Verkennung aufgewiesen wird. Denn es geht jetzt nicht nur um ein erörtungswertes Geschichts-Wissen, sondern es geht um das todernste Welt-End-Geschehen! Großes wird da geschehen. Die Menschheit wird mit allen Lebensbelangen unter einen ungeheuren Zwang gestellt. Auch die Christen werden zu großen Entscheidungen aufgefordert. Die Aufforderung kommt von den Antichristen. Sie werden die Welt beherrschen! - Sind diese Geschehnisse den heutigen Christen bewusst? Wohl kaum. Wie bedauerlich! Darum ist das Wissen um die kommende Weltherrschaft so wichtig.

Zunächst stellen wir fest, dass die Weltherrschaft nicht durch einen Mann, nicht durch einen Diktator, auch nicht durch einen „Führer“ bewirkt wird. Solche Versuche sind misslungen. Das prophetische Wort sagt: Die (zehn Machthaber) haben eine Meinung und werden ihre Kraft und Macht geben dem Tier“ (Offb 17:13). Hier wird deutlich, dass bei der Vollendung der Welteinheit und Weltherrschaft das demokratische Prinzip vorherrschend ist. Durch eine „freie Wahl“ wird der Weltherrscher bestimmt. Es geht also im Endgeschehen von der weltumfassenden Demokratie zur weltbeherrschenden Autokratie! - Voreilige und vorzeitige Autokraten sind zwar Typen, müssen aber weichen. Sie sind bestenfalls Vor-Läufer.

Sie sind alle einer Meinung

Damit stellen wir zwei Tatsachen fest. Die erste ist; dass die ganze Welt eine einmütige und freie Wahl treffen wird. „Sie sind alle einer Meinung“. Kein Zwang! So wird man in dem Welt-Macht-Haber nicht einen beängstigenden Diktator sehen, sondern einen beglückenden Mann, dem man sich ganz anvertrauen kann. „Und alle, die auf Erden wohnen, beten es an“ (Offb 13:8) Hier ist eine Weltherrschaft angezeigt, bei der „Volk und Führer“ nicht irgendwie distanziert sind; im Gegenteil, hier ist eine Einheit, wie sie nur unter dem biblischen Begriff: Haupt-Leib-Glieder verstanden werden kann. Hier ist eine Körperschaft, bei der das Wesen, der Wille und die Tat übereinstimmen. Das prophetische Wort gibt dieser Körperschaft den Namen Tier! Wohlgemerkt: Der Welt-Herrscher ist nicht ein quälender Despot, sondern das Haupt eines Körpers.

Die zweite Tatsache ist noch wichtiger. Es wird der gewählte Weltherrscher nichts „machen“, sondern das ihm Aufgetragene verwalten. Sein Amt wird er nicht selbst bereiten, sondern es gehorsam übernehmen. - Es dürfte wohl nicht stimmen, wenn man von den „despotischen Machenschaften“ des Antichristen spricht, dabei dann noch betont, dass die ganze Welt von ihm vergewaltigt wird. Nein, er wird niemand vergewaltigen, sondern seine Pflicht erfüllen. Was er tut, ist ihm aufgetragen, und was er will, ist von allen gewollt. Seine Geschichte ist darum zutiefst begründet in der Vor-Geschichte. Seine Merkmale sind in der davor liegenden Zeit erstanden und vorhanden. Sein Vorhaben ist vor seinem Haben begründet. Die Vor-Zeit ist darum mindestens so wichtig wie die End-Zeit. Und die Vor-Zeit ist unsere Zeit! Höre: Gegenwärtig ist der Antichrist in der Ausreife im Antichristentum!

Bei der weiteren Betrachtung wollen wir darum beides ins Auge fassen, die End-Geschichte und die Vor-Geschichte. Sonderlich um der Vor-Geschichte willen wollen wir den Weltherrscher möglichst gründlich zu sehen suchen. Drei seiner Existenzmerkmale sollen hier kurz aufgezeigt werden: nationale Herkunft, politische Bedeutung, religiöse Haltung.

Nationale Herkunft

„Er wird aber vielen den Bund stärken eine Woche lang“ (Dan 9:27). Das ist die erste Amtshandlung des Weltherrschers. Sie hat nichts zu tun mit dem eben erstandenen Weltbund und der „freien Wahl“. Der nunmehr amtierende Weltherrscher ist ja die Besiegelung all dieser Vorgänge. Er ist bereits im Amt. Doch nun benötigt er die „Amts-Diener“! Darum holt er herbei die „Vielen“, die Daniel sieht und meint. Das sind Juden! Die benötigt er in seinen Ministerien. - Warum gerade Juden? Weil er judenhörig ist. Weil er mit ihnen „verwandt“ ist. Wir dürfen ruhig sagen: weil er Jude ist!

„Er setzt sich in den Tempel“ (2Thes 2:4). Das Wort Tempel nehmen wir wörtlich. Warum soll es nicht der Tempel zu Jerusalem sein? - Einen Juden zieht es mit Macht zum Tempel nach Jerusalem. Da gehört er hin. Das ist der Ort seiner Sehnsucht!

„Und den Gott seiner Väter wird er nicht achten“ (Dan 11:37). Zwar hat er das „Erbe seiner Väter“. Das verwaltet er mit hoher Begeisterung. Aber er ist modern, er ist liberal (freisinnig), er ist fortschrittlich. Der „Gott seiner Väter“ ist veraltert, muss weltnäher, weltbejahender, zeitentsprechender werden. - Man sieht den Kultur-Juden!

„Er wird auf die Sehnsucht (Luther: Frauenliebe) der Weiber nicht achten“ (Dan 11:37). Unter „Sehnsucht der Weiber“ ist doch wohl das heiße Verlangen eines jüdischen Weibes nach dem Messias zu verstehen. Jedes jüdische Weib sehnt sich danach, die Mutter des Messias zu werden. - Nur ein Jude hat dafür volle Sympathie oder auch die radikalste Antipathie!

Mehr Beweise für die jüdische Herkunft des Weltherrschers können hier, des Raumes wegen, nicht angeführt werden. (Wer mehr darüber wissen möchte, lese meine Broschüre: „Der Antichrist“ - im Kurt Reith-Verlag, Wüstenrot. Abschrift vorgesehen.)

Deswegen ist gegenwärtig die Geschichte der Israelis so wichtig. Sie gehören zur Welt-Spitze. Sie werden uns noch mancherlei Welt-Spitzen-Überraschungen bringen. Und doch kommt ihr letzte „Spitze“ erst nach der Wahl des Weltherrschers. Bis dahin bleiben sie die „Weltausnahme“. Sogar bei der Weltpräsidentenwahl sind sie irgendwie in „Reserve“ und warten ab, bis der Präsident mit den „Vielen“ einen gewissen Bund schließt. - Hier besteigt endgültig die „Hure das Tier“ (über die Huren-Geschichte mal im Sonderaufsatz).

Diesem „jüdischen Weltherrscher“ - der wohl schon vor seiner Er-Wählung die „Zehn wie Könige“ an der Kandare hat - gebührt auch eine große

Politische Bedeutung

Die total vereinte Welt beginnt Politik (Welt-Staats-Kunst) zu machen. Und das mit der Führung eines Mannes, dem die gesamte Kraft und Macht der Welt zugefallen ist, der das höchste Vertrauen genießt, der sich genial entwickelt, der mit den klügsten Wirtschaftsmethoden arbeitet, der die modernsten technischen Errungenschaften anzuwenden hat, der mit dem feinsten Sozialismus auch die rückständigen Völker beglücken darf, der keine Gegner hat, der vom ganzen Erdkreis anbetend umjubelt wird, der hat wahrhaftig das einmalige Vorrecht, der Weltpolitiker zu sein. Darum auch das weltumfassende Bekenntnis: „Friede und Sicherheit“ (1Thes 5:3).

Was Wunder, dass „die Könige auf Erden“ weinen und wehklagen werden, wenn durch „jemands Verschulden“ dieses umjubelte Weltgeschehen ein jähes Ende finden wird (Offb 18:9ff.) Die hier im End-Gericht untergehenden Weltreichtümer beweisen die geniale Weltpolitik des Weltherrschers. Diesen einmaligen Welt-Staats-Mann müssen wir noch von der dritten Seite sehen, um seine Größe zu verstehen zu können. Was ihm zu dieser Höhe sonderlich verhilft, ist die

Religiöse Haltung

Schon Daniel weiß zu sagen, dass der Welt-Mann, der mit den „Vielen“ einen festen Bund schließt, ein Religionsmann ersten Ranges ist. Er hat nämlich seinen Regierungssitz an „heiliger Stätte“! Das zeigt seine Prägung und die Prägung der ganzen Menschheit.

Paulus, der diese Verhältnisse vom Standpunkt der Ekklesia sieht, kennzeichnet den Weltherrscher als einen echten Religions- und Kirchenmann „...welcher sich über alles setzt, was Gott und Gottesdienst heißt (2Thes 2:4). Wohl-gemerkt: Der Weltherrscher ist nicht ein Atheist oder Nihilist, sondern ein formvollendeter Theist (gottgläubig). Er ist die „Spitze“ auch im Gottes-Dienst, und setzt sich in den Tempel und gibt sich aus als Gott. - Er ist ein begeisterter Juden-Christ; zugleich Hierarchist und Kirchenfürst!

So oft das prophetische Wort vom Weltherrscher spricht - das ist nicht wenig - stellt es ihn als einen Religions- und Kirchenmann dar. Darum der prophetische Name: Anti-Christ! Er ist vor den Augen der Menschen ein Christ! Nur in den Augen Gottes ein Anti. - Wegen dieser verführerischen Haltung können wir ihn mit Anstatt-Christ kennzeichnen.

Freilich wird der Weltherrscher „mitten in der Jahrwoche“ unvorstellbare Katastrophen erleben, - und erleben lassen. Er durchlebt das geheimnisvolle Geschehen mit der „Todes-Wunde“ und der gleichzeitigen „Auferstehung“ (Offb 13:3). Danach veranlasst er die (Gräuel der Verwüstung“. Dazu gehört in erster Linie das Töten der zwei Zeugen. Anschließend ist der „Kampf den Heiligen“ (Offb 13:7). - Hier beginnt auch der Kampf gegen die „Hure“ (= Israel nach dem Fleisch) (Offb 17:16). Aber alle diese Geschehnisse beweisen nur zu deutlich, dass ausschließlich religiöse Beweggründe dahinterstehen, Religions-Kämpfe!

Und doch bleibt der Weltherrscher trotz der hereinbrechenden Katastrophen der absolute Weltherrscher. Ja, gerade mit der verhängnisvollen „Mitte“ wird seine Weltherrschaft ungemein befestigt. Wir lesen: „Und der ganze Erdboden verwunderte sich des Tieres; und beteten den Drachen an, der dem Tiere die Macht gab, und beteten das Tier an und sprachen: Wer ist dem Tier gleich und wer kann mit ihm kriegen? (Offb 13:4ff.) (Es ist ein Irrtum, wenn man in dieser Zeit den Kampf des Antichristen gegen die Welt-Kirche sieht). Hier beginnt allerdings die völlige Demaskierung des Antichristen. Und dennoch bleibt seine Herrschaft nicht nur erhalten, sondern steigert sich ins Unglaubliche. Der Weltherrscher wagt sogar den Kampf gegen das Lamm!! Religionskampf bis zum Äußersten. Dabei ist er in diesem Kampf nicht allein, sondern: „diese werden streiten mit dem Lamm“ (Offb 17:14ff). Wer ist mit „diese“ gemeint? Die ganze religiöse Welt! Das ganze Tier kämpft gegen das Lamm. Somit bleibt der Weltherrscher ein totaler Weltherrscher bis zum Gericht über das „christliche Katastrophen-Drittel“. Bitte höre es genau. Seine Herrschaft ist in dieser Totalität nur möglich durch die fanatische Unterstützung des Antichristentums! Das Anti-christliche-Tier steht im verbissenen Religionskampf gegen Christus Christus wird ihn (das ganze Tier) umbringen mit dem Geist seines Mundes (2Thes 2:8).

Wir entsinnen uns des Tatbestandes, dass der Weltherrscher sein Amt nicht „macht“, sondern gehorsam übernimmt. Er ist der getreue Amts-Walter. Wir behalten auch die Tatsache, dass seine ganze Herrschaft und sein ganzes Herrschaftsgebaren religiös geprägt ist. Religiösität und Kirchlichkeit sind die Faktoren seiner Herrschaft. Darum heißt er Anti-Christ. Er ist die Verkörperung dessen, was vor ihm geworden ist. Er ist die Frucht der lange vor ihm gesäten Saat. Die Saat heißt Antichristentum! Diese Saat und Ernte hat eine zweitausendjährige Geschichte. Dabei merken wir uns, dass die Saat-Zeit unsere Zeit ist. Wir leben bereits in der letzten Reifezeit. Ist uns das bewusst?

Man möge sagen: unmöglich! Wir können doch nicht das so regsame Christentum der gegenwärtigen Zeit als das Antichristentum stempeln! Bitte bedenken wir, dass das Antichristentum erst in der „Mitte der Jahrwoche“ gewaltsam entlarvt wird. Bis dahin läuft es im hellen Gewand des Auch- oder Anstatt-Christentums. Aus dem Anstattchristentum entpuppt sich schließlich das Antichristentum. Ob das Auch- oder Anstattchristentum heute vorhanden ist? Wer wagt hier Nein zu sagen? Und wenn es vorhanden ist, warum leugnet man das Werden des Antichristentums im Raume des Christentums?

Warum fragt man nicht nach den Ursachen dieses Werdens? Warum sträubt man sich, die Allgemeinheit darüber aufzuklären? Warum lehnt man die klaren prophetischen Weisungen als Schwärmerei ab?

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