Pfingsten als Verheißungs-Anfang

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Abschrift des Buches: Der da war, und der da ist und der da kommt!
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Aus dem Gemeinschaftsblatt für innere Mission Augsb. Bek.: "Reich-Gottes-Bote“ (1918-26)
Selbstverlag des Bibelheims „Bethanien", Langensteinbach

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Inhaltsverzeichnis:
Kapitel davor:
87. Einführung in die neue Linie des Rates Gottes Joh 21:1-14 (1920)

88. Pfingsten als Verheißungs-Anfang

  • Apg 2:1-13 (ELB) (1) Und als der Tag des Pfingstfestes erfüllt war, waren sie alle an einem Ort beisammen. (2) Und plötzlich geschah aus dem Himmel ein Brausen, als führe ein gewaltiger Wind daher, und erfüllte das ganze Haus, wo sie saßen. (3) Und es erschienen ihnen zerteilte Zungen wie von Feuer, und sie setzten sich auf jeden einzelnen von ihnen. (4) Und sie wurden alle mit Heiligem Geist erfüllt und fingen an, in anderen Sprachen zu reden, wie der Geist ihnen gab auszusprechen. (5) Es wohnten aber in Jerusalem Juden, gottesfürchtige Männer, von jeder Nation unter dem Himmel. (6) Als aber dieses Geräusch entstand, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt, weil jeder einzelne sie in seiner eigenen Mundart reden hörte. (7) Sie entsetzten sich aber alle und wunderten sich und sagten: Siehe, sind nicht alle diese, die da reden, Galiläer? (8) Und wie hören wir sie, ein jeder in unserer eigenen Mundart, in der wir geboren sind: (9) Parther und Meder und Elamiter und die Bewohner von Mesopotamien und von Judäa und Kappadozien, Pontus und Asien (10) und Phrygien und Pamphylien, Ägypten und den Gegenden von Libyen gegen Kyrene hin und die hier weilenden Römer, sowohl Juden als Proselyten, (11) Kreter und Araber wie hören wir sie von den großen Taten Gottes in unseren Sprachen reden? (12) Sie entsetzten sich aber alle und waren in Verlegenheit und sagten einer zum anderen: Was mag dies wohl sein? (13) Andere aber sagten spottend: Sie sind voll süßen Weines.

Verheißungs-Anfang

Pfingsten wird im hergebrachten Sinn gewöhnlich für den Geburtstag der christlichen Kirche angesehen und die Gemeinde zu Jerusalem als die Urgemeinde und das Vorbild aller Christengemeinden. Diese Anschauungen bestehen vor einer genauen Schriftbetrachtung nicht. Die Bibel weiß davon nichts. Im Zusammenhang mit diesen Anschauungen sind dann die anderen Fehlmeinungen aufgekommen, dass man die Gemeinden aus den Heiden frischweg und schlankweg an die Stelle der Juden gesetzt hat, und dass man diesen Gemeinden aus den Heiden ganz einfach die in der Bibel den Juden zugewiesene Aufgabe zugeteilt hat, die Völker der Erde zu Jesu Füßen zu legen - was aber bis heute nicht im geringsten gelungen ist, weil es eben gar nicht Gottes Planwille ist. Wenn in diesen Stücken nicht eine klare, auf die offenbare Schrift gegründete Umkehr der Anschauungen und der Arbeitsmethoden erfolgt, geht alles, was christliche Kirche heißt, immer mehr den Weg falscher Prophetie.

Sehen wir einmal unsere Pfingstgeschichte im Rahmen der ganzen Offenbarungszeit Jesu etwas genauer an, und nehmen wir sie, wie sie dasteht, ohne hergebrachte und uns vielleicht gar lieb gewordene Anschauungen hineinzutragen, so werden wir bald finden, dass der Pfingsttag seinen Grund und Kern nach etwas ganz anderes ist als der Geburtstag der Gemeine aus den Nationen. Es wird sich uns klar erweisen, dass Pfingsten vielmehr der Verheißungstag des Tausendjährigen Reiches ist. Wir sagen Verheißungs-Anfang deswegen, weil das Königreich Christi, von den Juden auf die Nationen ausgehend, dort hätte seinen Anfang nehmen können. Es hat ihn nicht genommen, und es ist beim Anfang geblieben wegen der Verstockung der Juden gegen das Evangelium; aber dieser herrliche Anfang, der dort geschah, und in jener jerusalemischen Gemeinde sich auswirkte, ist doch nicht umsonst gewesen - er ist der heilige Anbruch, der verheißend hinweist auf die Zeit, da der ganze Teil heilig werden wird (Röm 11:16).

Das Königreich des Messias

Darum ist Pfingsten der V e r h e i ß u n g s - Anfang des Tausendjährigen Reiches. Sehen wir näher zu, ob sich’s also verhält. Wir müssen da zum Verständnis die ganze Offenbarungzeit Jesu beiziehen. Pfingsten ist ja kein einzelner, für sich stehender Akt, sondern ist ein Glied in der Kette der ganzen damaligen Offenbarungszeit. Das ist unwidersprechlich, dass Er nach dieser Seiner Sendungslinie auch gehandelt hat. Er ist nicht über die Grenzen Israels hinausgegangen. Nur ganz einzeln, auf besondere Führung des Vaters hin, hat Er manchmal hinaus gewirkt; aber dann hatte es jedesmal besondere Ursache und besonderen Zweck, und die Ausnahmen bestätigen die Regel. Der Heiland hat im allerengsten Anschluss an den letzten und größten Propheten, Johannes den Täufer, das Königreich Gottes oder der Himmel heraufführen wollen, und z w a r durch B e k e h r u n g des j ü d i s c h e n V o l k e s zu Ihm als verheißenem Messias, und durch Heraufführung des verheißenen Herrlichkeitsreiches auf Zion und von da aus über alle Nationen.

Es ist ganz falsch, zu sagen, die Juden hätten den Heiland darum verworfen, weil sie ein ä u ß e r l i c h e s K ö n i g r e i c h des M e s s i a s erwartet hätten und der Heiland habe ein i n n e r l i c h e s gebracht. Was hätten denn die Juden auf Grund der ganzen Verheißung anderes erwarten können und sollen als ein auch ä u ß e r l i c n - i r d i s c h erscheinendes Herrlichkeitsreich des Messias? Etwas anderes war ihnen ja im ganzen prophetischen Wort nicht verheißen - wie hätten sie auf etwas anderes kommen sollen! Der Heiland tadelt sie hierüber nie. Ihr Grundfehler war vielmehr der, dass sie dies Reich o h n e B u ß e, ohne Sinnesänderung, ohne Bekehrung, ohne Erneuerung durch den Geist wollten, also nicht auf i n n e r l i c h e r G r u n d l a g e durch Scheidung von der Sünde. Der Heiland war voll und ganz auf das irdisch-herrlich sich auswirkende, aber innerlich bußmäßig und glaubensmäßig fundamentierte Reich gerichtet. Daher Sein auf das ganze Volk gerichtetes Vorgehen, daher Sein ununterbrochenes äußerliches Hilfe-Schaffen.

Das Volk sollte erweckt werden, seinen großen Heilsberuf zu ergreifen, und selbst gesegnet, ein Segen der Nationen werden. Dabei war nun das Kreuz des Messias im ganzen prophetischen Wort mit eingerechnet. Die Sünde des erwählten Volkes sollte an seinem eigenen Messias, an seinem Jahwe-Jehova, zur Vollendung kommen, und dann sollte es, wenn es Ihn nach der Auferstehung und Himmelfahrt und nach Pfingsten erkannte, zusammenbrechen, wie es die Tausende an Pfingsten taten, und in tiefster Buße, unter Vergebung der Sünden, erneuert in der Kraft des Heiligen Geistes, seinen Beruf antreten.

Die Bedeutung von Pfingsten

Das jüdische Volk ist nicht in das Gericht gegeben, weil es Christum gekreuzigt hat, sondern weil es den Gekreuzigten, Erstandenen, Erhöhten und Geistgegenwärtigen, der in ergreifender Weise sich ihm als Messias anbieten ließ, nicht annahm. Das jüdische Volk wurde erst gerichtet, als es seine eigenen Erstlinge, die gerettete Gemeinde in seiner Mitte, die im Glauben an Jesus Christus stand, aus der Mitte tat. Und das ist eben die gewaltige Bedeutung von Pfingsten, dass hier im jüdischen Volke die Buß- und Glaubensgemeinde erstand, ein Geistes- und Tatbeweis, dass Jesus von Nazareth der rechte Messias sei und dass das Volk diesen Anbruch seiner Gottbestimmung verwarf. Die Pfingstgemeinde war der Verheißungsanfang des Tausendjährigen Reiches, der aber im Anfang steckenblieb, weil die Masse des Volkes sich verstockte, aber ein Verheißungs-A n f a n g ist, insofern es nach Ablauf der Gerichtszeit doch noch dahin kommen wird, dass Israel sehen wird d e n , in welchen es gestochen hat, und annehmen wir d e n, in welchem es seinen Gottes-Welt-Beruf ausführen kann. Die Propheten des alten Bundes haben fast alle schon die große Gerichtszeit dazwischen gesehen und danach die Wiederannahme. So war denn Pfingsten der gewaltige Offenbarungstag des Erhöhten, der Seinem Volk zurief: „Ich bin’s!“ Ihr braucht einen Gekreuzigten und Erstandenen. Der Vater und Ich, wir haben euch vergeben, kommt, tretet ein ins verheißene Erbe und seine Aufgabe.

Die erste Gemeinde

Die erste Gemeinde der Geistbegabten von Pfingsten war der selige und heilige Anbruch des Königreiches Christi in Seinem Eigentumsvolk. Hätten sie Ihn damals d u r c h w i r k e n lassen, dann wäre Er ohne Zweifel sichtbar erschienen, und das Weltkönigreich Christi hätte anbrechen können über allen Nationen. - Aber es lag ja dieser Weg nicht im Rate Gottes - es sollte erst noch die Gemeine, der Leib, gesammelt und vollendet werden. Deswegen sind aber die Juden nicht unschuldig, auch m u s s t e n sie deswegen nicht sündigen; der R a t G o t t e s besteht, und doch l ä u f t von Seiten der M e n s c h e n alles f r e i. Das ist uns ein oft unbegreifliches Wunder: diese göttliche Allvorherbestimmung und diese menschliche Freiheit in ihrem Nebeneinander und Ineinander. Wir können nur sagen: sie bestehen beide. So ist also Pfingsten der Verheißungsanbruch des Tausendjährigen Reiches. Erkennen wir das noch näher aus der Pfingstgeschichte selbst!

Zunächst aber sei hier ein kurzes Wort eingefügt, welches mit unserer Pfingstgeschichte nicht in d i r e k t e m Zusammenhang steht und doch einen Zusammenhang hat. Nur wenn wir Jesu nächste Lebensaufgabe so fassen wie oben, können wir den Unterschied zwischen den ersten Evangelien und dem vierten Evangelium verstehen. Diesen Unterschied in Offenbarungsklarheit darzustellen, hat sich, soviel wir sehen, die Theologie bis heute ziemlich umsonst bemüht. Die Klarheit wird erst kommen, wenn wir lernen, die Bibel n a c h Ä o n e n, nach Z e i t a l t e r n zu lesen. Die drei Evangelien gehören ganz klar dem Zeitalter des Tausendjährigen Reiches an. Matthäus hat das Königreich Gottes, Markus die Juden im Königreich Gottes, Lukas die Nationen im Königreich Gottes (darum ist auch Lukas der einzige Nichtjude, der in der Bibel schreibt). Das Johannesevangelium, erst nach der Zerstörung Jerusalems geschrieben, ist das Evangelium der Geistesgemeine. Darum finden wir bei Johannes W i e d e r g e b u r t und K i n d s c h a f t, bei den drei ersten nur B e k e h r u n g. Hier wäre noch viel zu sagen; dies nur zur Anregung.

Die Pfingstgeschichte

Und nun unsere Pfingstgeschichte. Nach den unwidersprechlichen Berechnungen vieler gläubiger Bibelforscher fiel das biblische Pfingsten auf einen S a b b a t. Dies ist schon hochbedeutsam. Es war also kein Sonntag, wie man gewöhnlich annimmt. Da sollte das Judenvolk in seinen S a b b a t eingehen, damit dann endlich auch das große Halljahr kommen konnte. Die Gemeine Christi hat mit dem Sabbat nichts zu tun, wie das der Galaterbrief und der Kolosserbrief klar weisen. Sie hat es mit keinem Tag mehr zu tun, sondern sie ist in Christo. Tage und Zeiten sind gesetzlich. Die Gemeine k a n n in solch gesetzliche Stufen eingehen und geht ein in Liebe wie ihr Heiland; ihr selbst sind sie auch erzieherisch, aber nicht nötig. Das war also der Tag der Pfingsten: ein Sabbattag, der Fülle-Sabbattag im Anbruch. Und was nun da beisammen war, und was noch durch die Offenbarung herangezogen, herzukam, das waren l a u t e r J u d e n. Ausdrücklich ist erwähnt: „Es waren Juden, wohnend zu Jerusalem, gottesfürchtige Männer aus allen Nationen unter dem Himmel.“ Und alle die Völker und Namen, die aufgezählt werden, das sind lauter Juden und Judengenossen, welche in diesen Völkern zerstreut wohnten als Glieder des jüdischen Volkes. Also das j ü d i s c h e G e s a m t v o l k in allen seinen Gelenken und Fugen ging dieser Tag der Pfingsten an. Das zerstreute, vielsprachige Geschlecht, welches alle Sprachen der Welt als M u t t e r s p r a c h e n sprach - welch ein Missionsvolk! - das sollte einheitlich durch den e i n e n Geist zusammengefasst werden, und mit zerteilten Zungen, d. h. in seiner vielsprachigen und vielartigen und vielbegabten Mancherleiheit, die Welt Christo untertänig machen.

Das stimmt auch mit dem ganzen prophetischen Wort des alten Bundes: „Es soll nicht durch Heer und Kraft, sondern durch Meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth.“ Und daher auch das Sprachenwunder, dass jeder Geistbegabte eine andere Sprache sprach. Das soll uns die Bedeutung des Pfingsttages für das jüdische Gesamtvolk kundgeben. Es standen ja um die Geistbegabten die S p r a c h e n alle h e r u m. Die Sprachen, in welchen die Begeisteten sprachen, sprach d a s G e s a m t j u d e n v o l k in W i r k l i c h k e i t, und zwar, wie ausdrücklich (V. 8) hervorgehoben ist, als G e b u r t s s p r a c h e n. Das Pfingstwunder wollte der vertretenen Gesamtjudenheit zurufen: Auf! - sehet, darum habe Ich euch in allen Nationen wohnen und ihre Sprachen, Sitten und Gebräuche annehmen lassen, damit ihr jetzt zunächst durch Meinen Geist Mich als Messias erkennt, die Sündenreinigung annehmt, in der Kraft dieses Geistes ein herrliches Gottesvolk werdet, und dann hingehet und allen Nationen verkündet das Königreich eures Gottes und Heilandes.

Heute noch ist ja dies Sprachwunder unter den Juden nach wohlweisem Rat Gottes vorhanden: sie sprechen alle Sprachen der Welt als Muttersprache, damit, wenn Pfingsten sich endlich bei ihnen durchsetzt, sie als wohlausgerüstetes Missionsvolk allen Nationen dienen können. Darum kriegen sie auch heute noch wie einst in Ägypten die silbernen und goldenen Gefäße der Nationen, d. h. ihren Reichtum, damit sie ihn am Tage ihres Pfingsten einsetzen f ü r die Nationen. Darum heißt es von Jahwe-Jehova: „M e i n ist beides, Silber und Gold.“ So ist Pfingsten ganz tatsächlich der Verheißungs-Anfang des Tausendjährigen Reiches. Das tritt in besonderer Klarheit noch heraus, wenn wir die von Petrus in seiner ersten Predigt angeführte Joel-Stelle ins Auge fassen. Da wirkt der Geist ganz deutlich f a m i l i e n - und v o l k s m ä ß i g. Söhne und Töchter, Jünglinge, Alte, Knechte und Mägde sollen ihn empfangen. Das ist doch in der G e m e i n e eben gerade n i c h t so. Der Geist geht in diesem Äon nicht über auf die fleischlichen Nachkommen und gar aufs Gesinde. Das wäre fein, aber es ist nicht so. Und dann wirkt der Geist von Pfingsten mehr auf Gesichte, Träume und dergleichen, also mehr auf einer leiblichen Grundlage - in der Geistgemeine wirkt er geistiger, in alle Wahrheit leitend.

Dem jüdischen Volk gegeben

Wir sehen deutlich, wie die Joel-Verheißung, welche ja dem j ü d i s c h e n V o l k gegeben ist, und welche von ihm aus a l l e s F l e i s c hin ihren Bereich ziehen soll, volksmäßig gehalten ist: sie geht auf die Königreichszeit. In unseren Tagen ist ja der Heilige Geist keineswegs auf alles Fleisch ausgegossen, sondern nur in G l ä u b i g e hinein g e g e b e n. Das ist ja eine völlig unbiblische Auslegung und Vorstellung, dass man sich den Geist über allem Fleisch denkt. Er darf bei der Masse nicht herein. Nein, der Heiland sagt durch Johannes im Geistesevangelium, die Welt könne den Geist jetzt, während er Auswahlzeit nicht empfangen. Dass die von Petrus angeführte Joel-Verheißung sich, an Pfingsten anhebend, nicht ganz in allen ihren Teilen erfüllen konnte, das lag an der Verstockung des jüdischen Volkes. Petrus - wir hören das deutlich aus seiner Pfingstpredigt - ist in jener Stunde voll der Hoffnung, das Joel g a n z erfüllt werden würde. Nun, er hat sich nicht getäuscht.

Es kommt noch, nur hat’s der Unglaube seiner Brüder nach dem Fleische hinausgeschoben. Diesen Unglauben sehen wir ja an Pfingsten selbst schon keimartig wirksam, sowohl in dem Anstaunen des äußeren Wunders von Vielen, als noch mehr in dem Spotten: „Sie sind voll süßen Weines“ Aber ein Verheißungs-Anbruch kam an Pfingsten heraus. Dass dieser Verheißungs-Anbruch nachher sofort auch die sozialen Volksverhältnisse in der Liebe Christi umgestaltete, zeigt wieder das Volksmäßige, Königreichsmäßige. Dort werden auch unter der Herrschaft des Geistes Christi die sozialen Verhältnisse umgestaltet werden (siehe auch Joseph in Ägypten!). Die W e n i g e n der Gemeine können hier ja im gegenwärtigen Äon nichts machen. Jetzt geschehen alle sozialen Änderungen von unten! Den klarsten und hellsten Beweis aber, dass wir hier an Pfingsten nicht die Gründung der Gemeine aus den Nationen haben, liefert uns Petrus selbst.

Petrus und Kornelius

Wie hätte ihn denn Gott durch ein besonderes Gesicht zu Kornelius, dem Heiden, treiben müssen, wenn er von diesem Geheimnis, dass Nationenvertreter Erstlinge werden, an Pfingsten eine Ahnung gehabt hätte! Wie hätten auch sonst die Apostel ein besonderes Konzil in Jerusalem halten müssen wegen der Heiden! Petrus ist lange noch der Mann des Tausendjährigen Reiches geblieben, das sehen wir deutlich an seinem Verhalten in Antiochien (lies Gal 2:11ff.). Und es ist sehr bezeichnend, dass d i e Kirche, welche das Tausendjährige Reich fleischlicherweise vorausnimmt, die katholische, gerade Petrus zu ihrem Grund genommen hat. Damit uns aber ganz klar wird, was Pfingsten bedeutet, müssen wie Eph 1:9ff. und Eph 3:8ff. und Kol 1:24ff. nachdenklich lesen. Dort ist hell und klar gesagt, dass die gegenwärtige Gemeine aus den Heiden eine Sache sonderlicher Offenbarung an Paulus gewesen sei, gleichwie sie auch Petrus (Apg) und Johannes (Offb) sonderlich geoffenbart worden ist. Pfingsten war und ist und bleibt ein Fest der Juden. Und zwar das Erstlings- und Erntefest. Das war’s an Pfingsten: der Verheißungsanfang des Reiches ist dort; das wird es werden im Vollsinn der Wiederkunft des Herrn zu Seinem Israel auf Zion.

Die Gemeine

Die G e m e i n e freut sich a u c h des Pfingsttages als des Zeugnisses des verklärten Hauptes, Königs und Herrn, dass Er sitzt zur Rechten und wirkt auf Erden. Die Gemeine Christi hat an Pfingsten auch d e n Anteil, dass sie sich königlich freut, dass ihr Herr noch König werden wird über alle Nationen und dass sie mit Ihm herrschend dabeisein darf. Und dann hat sie den Anteil, dass unter den Tausenden, die sich an Pfingsten bekehrten, gewiss auch Erstlinge, Wiedergeborene, Glieder der Gemeine, also Brüder waren, wenn auch die meisten wohl nur als B e k e h r t e ein Verheißungs-Anfang des Tausendjährigen Reiches waren. Die Gemeine selbst aber hat keinen solchen Geburtstag. Sie ist auch viel älter als Pfingsten. Ein Abel und Henoch, ein Noah, Abraham, Isaak, Jakob und Joseph - und wer weiß, wieviele noch! - sie gehören alle in sie hinein. Die W o r t g e b o r e n e n aller Zeiten sind ihre Glieder. Bei ihr heißt es: „Der Geist weht, wo Er will.“ Ihr Tag kommt erst, wenn ihr Herr erscheint. In ihr ist der Geist nicht ausgegossen über das Fleisch, sondern durchs Wort kommt der Geist allmählich in die empfänglichen Herzen, und wohnt darin und schafft als heiliger Same eine neue Geburt und einen neuen Menschen. Dahin lass dich ziehen und warte auf Ihn - dann darfst du mit Ihm erleben in Herrlichkeit das neue Pfingsten Zions, wenn dort ausgegossen wird der Geist der Gnade und des Gebets (Sach), wozu jenes erste Pfingsten der köstliche Verheißungs-Anfang war.

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89. Die gerichteten Richter Röm 2:1-10