1. Mose - Kapitel 46: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche
(1Mo 46:33-34)
 
Zeile 8: Zeile 8:
 
''siehe weitere [https://www.bibelwissen.ch/wiki/Abschriften <big>'''Abschriften'''</big>]''<br/>
 
''siehe weitere [https://www.bibelwissen.ch/wiki/Abschriften <big>'''Abschriften'''</big>]''<br/>
 
''[https://www.bibelwissen.ch/wiki/1._Buch_Mose_in_täglichen_Andachten <big>'''Inhaltsverzeichnis'''</big>]''<br/><br/>
 
''[https://www.bibelwissen.ch/wiki/1._Buch_Mose_in_täglichen_Andachten <big>'''Inhaltsverzeichnis'''</big>]''<br/><br/>
 
<big>[[In Bearbeitung]]</big><br/>
 
  
 
==='''1. Buch Mose - Kapitel 46'''===
 
==='''1. Buch Mose - Kapitel 46'''===

Aktuelle Version vom 15. April 2024, 13:42 Uhr

Abschrift: 1. Buch Mose (Band I -X) (2017/21)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Die Bände I-VIII sind als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

1. Buch Mose - Kapitel 46

Jakob zieht nach Ägypten
Jakobs Nachkommen
Joseph begegnet seinem Vater
Anweisungen Josephs für seine Brüder

Jakob zieht nach Ägypten

1Mo 46:1

„Und es zieht Israel von dannen, er und alles, was er hat. Und er kommt gen Berscheba und opfert dem Alueim seines Vaters Isaak.“

Jetzt, wo Jakob erkennen und glauben konnte, dass sein Sohn Joseph tatsächlich noch lebt, mehr noch, eine hohe Position in Ägypten inne hatte, kann ihn nichts mehr zurückhalten, eine unbändige Sehnsucht muss ihn ergriffen haben, so schnell wie möglich Joseph zu sehen und ihn in die Arme zu schließen.

Doch noch etwas Bedeutsames bricht in Jakob, der hier „Israel“ genannt wird, hervor: Er möchte seinem Gott opfern! Wie oft mag er in seinem Herzen gehadert haben, dass Gott ihm gerade seinen Lieblingssohn, den Sohn seiner geliebten Rahel, genommen hat, auch eingedenk an seinen Großvater Abraham, dem sein Sohn Isaak nicht weggenommen, sondern, wie wir wissen, wunderbar gerettet wurde.

Wir dürfen fest damit rechnen, dass die alten Geschichten um die Vorväter in jedem Geschlecht lebendig waren, zumal es ja damals noch keine Ablenkungsobjekte wie z. B. Fernseher oder Radios gab. Als Jakob nun gen Bersheba kommt, wurden die alten Geschehnisse, die wir in 1Mo 21:33, und später in 1Mo 26:25 lasen, wieder vor Jakob lebendig, und er tut das, was es schon seine Vorväter drängte: Gott in Form von Opfern zu danken.

Wie schön ist es, wenn auch wir, liebe Geschwister, danken können, was ja keine buchstäblichen Opfer sein müssen, aber wir dürfen vor unseren himmlischen Zuschauern (siehe 1Kor 4:9b) schon hier auf Erden Seine Gnade rühmen!

1Mo 46:2

„Und es spricht Alueim zu Israel in Erscheinungen der Nacht und sagt: 'Jakob! Jakob!' Da sagt er: 'Siehe mich!'“

Insgesamt sieben Erscheinungen hatte Jakob in seinem Leben, die ihn prägten und reifen ließen, in fünf Erscheinungen sprach Gott durch Alueim (dem Sohn Gottes) persönlich zu ihm, in zwei Erscheinungen tat Jakob nur ein Blick in die himmlische Welt. Wenn wir jetzt einmal die erste Ansprache Gottes in 1Mo 28:12-15 mit der letzten in unserem Leitvers vergleichen, sehen wir einen großen Unterschied. In der ersten Erscheinung stellte Sich Gott dem noch völlig unsicheren Jakob, ohne diesen persönlich anzureden, erst einmal als der Gott seiner Vorväter vor, und umriss dann all das, was Er mit Jakob vorhatte, insbesondere bestätigte Er Jakob die Verheißungen, die Er schon Abraham und Isaak gegeben hatte. Doch nun, in der siebten und letzten Erscheinung, ruft Gott den Jakob fast schon in zärtlicher Liebe klingend, zwei Mal mit Namen! Aber nicht nur Liebe zu Jakob hören wir hier aus dem zweimaligen Ruf „Jakob! Jakob!“, sondern auch „Stolz“ (man verzeihe uns diesen menschlichen Vergleich). Wie kein anderer Patriarch durchlebte Jakob Perioden der Ruhelosigkeit, getrieben von einer Flucht zur anderen, in Spannung zu seiner Familie, in Spannung bei seinem Schwiegervater Laban, bis ihn schließlich in 1Mo 32:24-29 am Fluss Jabok durch „den Mann“ seine Hüfte überstreckt und Jakob ein neuer Mensch wurde (siehe unsere Auslegung in Band 8).

Aus einer ruhelosen Aktivität im Glauben ist Jakob in die Ruhe eines Vaters im Glauben eingetreten, auf die Gott zu Recht in Liebe und Stolz blicken kann! „Jakob! Jakob!“ ... wie viel liegt doch in diesem Ruf Gottes!

Gestern waren es zwei Worte Gottes, die uns bewegt haben, heute sind es zwei Worte Jakobs, mit denen er dem Ruf Gottes antwortet: „Siehe mich!“ Wie viel Hingabe liegt doch in diesen zwei schlichten Worten! Jakob ist ein Vater im Glauben geworden, er ruht in dem Wort, das er in Erscheinungen erhalten hat.

Auch wir haben an einem bestimmten Punkt in unserem Leben einen Ruf Gottes erhalten, wahrscheinlich in keiner Erscheinung, weil wir ja im Gegensatz zu Jakob nicht durch Wahrnehmung, sondern durch Glauben wandeln (siehe 2Kor 5:7), sondern in der Mehrzahl durch das Hören Seines Wortes, wobei wir auf den Sohn Gottes, auf den Namen „Jesus“ hingeführt wurden. Es war der Moment unserer Berufung, und – ob wir dies nun wahr haben wollen oder nicht – kein von Gott Auserwählter konnte und kann sich dieser Berufung entziehen. Und wenn heute so viel von einem „freien Willen“ hören, mit dem sich der Mensch Gott entgegen stellen kann, so ist dies eine der vielen Lügen Satans, mit welcher dieser die Herrlichkeit Gottes zu schmälern versucht.

Wir wollen uns aber heute nicht mit Lügen beschäftigen, sondern vielmehr damit, dass auch wir unsere Herzen zu unserem Gott und Vater empor heben dürfen und in großer Dankbarkeit sagen dürfen „siehe mich!“, ein in der Gnade Geretteter, ein zum Sohnesstand in Christus Jesus Auserwählter, ein von Sünde und Schuld Erlöster, und dies alles nach dem Reichtum Seiner Gnade, die Er in uns überfließen lässt.

1Mo 46:3-4

„Und Er sagt: 'Ich bin Al, der Alueim deines Vaters. Fürchte dich nur nicht, hinabzuziehen gen Ägypten; denn zu einer großen Nation mache Ich dich dort. Ich gehe hinab mit dir gen Ägypten, und überdies werde Ich dich hinaufbringen, ja hinaufbringen. Und Joseph soll seine Hände auf deine Augen legen.'

Jakob ist mit seinem ganzen Hausstand unterwegs nach Ägypten, und hier in Bersheba, wo er ein Opfer darbrachte, spricht Gott zu ihm. Nachdem Er Jakob mit Namen gerufen hatte, stellt Er Sich vor, und dies erst einmal mit den Namen „Al“, und dann „Alueim“. Vergleichen wir hierzu die erste Erscheinung in 1Mo 28:13, so lesen wir dort: „Ich bin Ieue, der Alueim Abrahams...“! Beachten wir jetzt zuerst die fett gedruckten Namen, die wir etwas untersuchen wollen:

Bei der ersten Erscheinung mit Jakob stellt Sich Gott mit Seinem Hauptnamen „Ieue“ (JHWH = Jewe) vor, was auf Deutsch wörtlich „Wird-sei-end-war“ beinhaltet. Er tut also Jakob kund, dass Er vereinfacht, derjenige ist, der von Anfang an war und immer sein wird. Jakob erkannte hierin die unendliche und unfassbare Größe Gottes. Dies war, wie gesagt, die erste Erscheinung.

In unserem Leitvers, also der letzten Erscheinung, stellt Sich Gott mit „Al“ vor, und dieser Name ist ein Titel Gottes, welcher Gottes Betätigung zum Ausdruck bringt, nämlich „Unterordnung“. So zeigt Gott dem zum Vater im Glauben gereiften Jakob mit diesem Namen Sein göttliches Ziel, „Sich alles unterzuordnen“, wie es 1Kor 15:27-28 zum Ausdruck bringt.

Wir fahren mit dem für viele trockenen Thema der Namen Gottes noch etwas fort und merken dann doch vielleicht, dass dieses Thema gar nicht so trocken ist, sondern direkt spannend sein kann:

Wir sahen gestern, wie Gott Sich am Anfang bei Jakob mit Seinem Namen „Ieue“ vorstellte, der auf Seine Größe und Unendlichkeit hinwies. Bei der letzten Erscheinung in unserem Leitvers zeigte Gott dem gereiften Jakob Sein Ziel auf, nämlich die Unterordnung des Alls. Hierbei wiesen wir bereits auf 1Kor 15:27-28 hin, wo dann allerdings von einem zweiten Unterordner die Rede ist, von Christus, dem Sohn Gottes, der Seinem Vater das All (und Sich selbst) unterordnet. Damit kommen wir zum zweiten Namen, zu „Alueim“, was wörtlich „Zu-Unterordner“ bedeutet.

Wir sehen jetzt Gott als „Al“, den höchsten Unterordner, und wir sehen „Alueim“, den Zu-Unterordner, nämlich Christus, den Sohn Gottes, der ja in allen Erscheinungen als das Ebenbild des Vaters auftritt, auch vor Jakob.

Mit obigem Verständnis wird es leicht, die Verse in 1Kor 15 zu verstehen; Der Sohn ist beauftragt, als Zu-Unterordner dem Vater das All unterzuordnen, mit dem hehren Ziel, „damit Gott alles in allen sei.“

Wir möchten abschließend zum ersten Teil unseres Leitverses noch anmerken, dass Gott dem gereiften Jakob kurz vor dessen Tod mit Seinem Titel „Al“ noch seine künftige Aufgabe als Volk Israel andeuten möchte: „....in Christus das All aufzuhaupten: beides, das in den Himmeln und das auf der Erde“, wobei allein das Volk Israel für die Erde zuständig ist. Wir, die Glieder am Körper Christi Jesu, sind für „den Himmel“ zuständig, weswegen wir auch eine überhimmlische Berufung haben die das beinhaltet, was uns Paulus in Kol 3:1 ff lehrt. Ist es nicht wunderbar, was allein aus den Namen Gottes zu erkennen ist?

Wir kommen zum zweiten Teil unseres Leitverses und machen uns erst einmal Gedanken, was wohl in Jakob vorgegangen sein muss: So sehr ihn sein Sohn Joseph nach Ägypten zog, so sehr mögen auch Unruhe in ihm aufgekommen sein. Ist nicht gerade in Ägypten sein Großvater Abraham mit dem dortigen König zusammengestoßen? Und hat Gott nicht auch seinen Vater Isaak gewarnt, nach Ägypten zu gehen? Und war ihm letztlich nicht gerade das Land Kanaan verheißen? Jetzt befindet er sich an jenem erinnerungsträchtigen Ort (Bersheba), von wo er einst seine Wanderschaft antrat ... vieles mag in Jakobs Innerem vorgegangen sein, mag ihn beunruhigt haben – und genau da erscheint ihm Gott und gibt Sich als „Al“ zu erkennen, der Jakob dahin führt, wohin er gehen muss, um ein großes Volk zu werden.

Wir sprachen gestern von den Bedenken, die in Jakob aufgekommen sein mögen, vor allem das verheißene Land Kanaan zu verlassen und in die Fremde nach Ägypten zu ziehen. Wir dürfen aber auch im Nachhinein miterleben, wie liebevoll und fürsorgend Gott Seinen Knecht Jakob führt und lenkt, und dies erst einmal mit den Worten „Fürchte dich nur nicht ...“!

Und dann mögen Jakob die alten Geschehnisse vor sein inneres Auge gekommen sein, wo Gott in 1Mo 15:13 einst zu Abram sprach, dass sein Same (und das ist jetzt Jakob) ein Fremdling werden wird in einem Lande, das nicht das ihre ist, und sie sollen ihnen dienen ... (lies weiter). Wir stehen jetzt an dem Punkt, wo die Verheißung an Abram in Erfüllung geht. Als eine Großfamilie mit rund 70 Personen zieht Jakob in ein Land, das nicht das seine ist, und sie verelenden dort, wie wir wissen, über vierhundert Jahre lang, wobei aus der Großfamilie allerdings ein Volk wird.

Jakob wird die Verelendung des Volkes, die vielen Leiden der Sklaverei, nicht mehr erleben, Gott gibt ihm noch eine Verheißung mit auf den Weg, nämlich dass er in Ägypten sterben werde, und dies in den Armen Josephs, der ihm die Augen zudrückt, aber – Er wird auch dafür sorgen, dass sein toter Körper nicht in dem fremden Land bestattet wird, sondern wieder hinaufgebracht wird in das Land Kanaan!

1Mo 46:5-7

„Und Jakob bricht auf von Bersheba. Und die Söhne Israels heben Jakob, ihren Vater, und ihre Kleinen und ihre Weiber auf die Lastwagen, die Pharao sendet, ihn herabzubringen. Und sie nehmen ihr Vieh und all ihr Gut, das sie bekommen haben im Lande Kanaan; und sie kommen nach Ägypten, Jakob und all sein Same mit ihm. Seine Söhne und seiner Söhne Söhne mit ihm, seine Töchter und seiner Söhne Töchter; und all seinen Samen bringt er mit sich gen Ägypten.“

Das erste Mal, als Ieue Jakob im Schlaf erschien (1Mo 28:13-15), verhieß Er Jakob mit wenigen Worten den Ratschluss Seines Willens, von der Landverheißung Kanaans bis hin zum Segen aller Sippen des Erdbodens, was ja im irdischen Tausendjahrreich seine Erfüllung finden wird. Nun muss Jakob erst einmal Abschied von dem verheißenen Land nehmen, ein Abschied, der ihm sehr schwer gefallen sein muss, bleibt doch sein altes Leben hinter ihm. Doch er darf die Worte Gottes mitnehmen, die ihm versprachen, ihn auf jedem Weg zu halten, den er geht, und ihn auch wieder zurückzubringen zu diesem Erdboden. Und dann noch die herrlichen Worte: „...Denn nicht verlasse Ich dich, bis Ich sollte alles tun, was Ich zu dir gesprochen habe“!

Vielleicht dürfen gerade diese letzten Worte Gottes an Seinen Knecht Jakob auch uns heute zusprechen, vor allem dann, wenn wir Wege gehen müssen, die wir nicht unbedingt gehen wollen. Oder wenn wir Dinge zurücklassen müssen, die uns lieb geworden sind! Jakobs Blick war auf die Erde gerichtet, unser Blick hingegen geht nach droben, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend, denn wir haben im Gegensatz zu Jakob eine überhimmlische Berufung.

Jakobs Nachkommen

1Mo 46:8-27

„Und dies sind die Namen ...“.

Wir überspringen hier die Aufzählung all der Namen, die uns zum kleinen Teil schon bekannt geworden, zum großen Teil aber fremd sind. Dafür machen wir uns Gedanken darüber, dass all diese Namen die Begründer jenes Volkes sind, von dem Gott in 5Mo 7:7 gesagt hat: „Das schwächste und geringste Volk unter allen Völkern habe ich Mir erwählt.“ Und genau dieses schwächste aller Völker auf Erden soll den übrigen viel stärkeren Sippen des Erdbodens zum Segen werden ... hier müssen wir unwillkürlich an Pauli Worte in 2Kor 12:9 denken, wo Gott uns die Worte sagt: „Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht.“

Nicht nur Israel, sondern gerade auch wir müssen lernen, dass Gott immer das Schwache für Sich als Werkzeuge auserwählt, wobei unsere Berufung ja in 1Kor 1:26 ff dargelegt ist: Ein paar Weise, „Ja“! ein paar Mächtige, „Ja“! ein paar Vornehme, auch „Ja“! Doch die große Masse stellt das Törichte der Welt dar, und dies deshalb, damit Er die Weisen und Starken zuschanden mache. Die Absicht Gottes nach dem „warum“ offenbart uns Paulus in Eph 2:7, wo uns gesagt wird, dass wir in den herankommenden Äonen, also nach unserer Entrückung, den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus zur Schau stellen ... und wem?

Natürlich den überhimmlischen Bewohnern, die uns bestaunen werden, was Gnade an Törichten, Schwachen und Niedriggeborenen vermag – wir werden also einmal „Schaugefäße Seiner Gnade“ sein, was dazu beiträgt, gemäß Eph 1:10 „das in den Himmeln“ in Christus aufzuhaupten!

Wir haben gestern mehr über unsere Berufung als über die des Volkes Israel nachgedacht, weshalb wir heute wieder zurück zu Jakob und seiner Familie, also dem zukünftigen Volk Israel kommen, welches ja gerade hier vor unseren inneren Augen entsteht. Und weil wir wissen, dass Gottes Wort – auch das vom 1. Buch Mose – gemäß Hebr 4:12 lebendig ist, darf uns gerade die Geschichte um Jakob ganz besonders lebendig werden.

Wir gehen also jetzt zu Israel, welches Gott im Begriff ist, entstehen zu lassen, und dies aus Menschen, deren Schwächen wir in dramatischer Art und Weise ja schon miterlebt haben, denken wir nur daran, auf welche Art und Weise sich Jakob das Erstgeburtsrecht, und damit den väterlichen Segen, erworben hat – mit Betrug und Lüge! Und wenn wir jetzt unsere Gedanken schon etwas vorauseilen lassen, dann wissen wir, wie Gott in langen 430 Jahren dieses Volk nicht nur entstehen ließ, sondern es auch unter die Rute Ägyptens stellte, wo es unterste Sklavenarbeit verrichten musste. Es folgten nach einem dramatischen Auszug aus Ägypten 40 lange Jahre Wüstenwanderung, wo das nunmehr bestehende Volk Israel eine Niederlage nach der anderen einstecken musste. Und immer wieder, wie auf Geiersflügeln, trug Gott Sein Volk und bereitete es Generation für Generation auf die große Aufgabe vor, einmal - und jetzt greifen wir erneut auf Eph 1:10 zurück – um das All in Christus aufzuhaupten! Doch diesmal gilt die halbe Aussage Pauli dem Volk Israel, nämlich „das All in Christus aufzuhaupten, das auf der Erde“!

Hier hat Israel seinen großen Dienst zu erfüllen, und hierzu wird es über die Jahrtausende von Gott vor- und zubereitet.

Joseph begegnet seinem Vater

1Mo 46:28

„Und Juda sendet er vor sich her zu Joseph, sein Angesicht zu leiten gen Gosen. Und sie kommen zum Lande Gosen.“

Jakobs Augen waren gemäß seiner irdischen Berufung auf das Irdische gerichtet, auf das Land Gosen (was „dicht- dabei“ bedeutet), das ihm ja Joseph gemäß Kap. 45:10 bereits zugeteilt hat, hier mit dem Zusatz: „... und nahe bei mir sein ...“. Joseph verlangte danach, seinen Vater und seine ganze Familie nahe bei sich zu haben. Und so sendet Jakob seinen Sohn Juda voraus, um den zielgenauen Weg nach Gosen zu suchen. Wir empfinden in diesen Worten unseres Leitverses das Streben und die Sehnsucht beider Seiten (der Josephs und der Jakobs), die Nähe des anderen zu suchen, und dies aus Liebe.

Wir sagten schon, dass Jakob ein gemäß seiner Berufung „irdisches“ Ziel anstrebte – da dürfen wir uns heute auch fragen, welches Ziel wir im Auge haben, was ja wiederum mit unserer Berufung zu tun hat? Im Hinblick auf eine Christenheit, die heute zum größten Teil ihr Ziel völlig aus den Augen verloren hat und sich geistlich und buchstäblich völlig auf die Erde ausgerichtet hat, ist unsere Frage sehr wohl berechtigt, und es muss unsere ständige Aufgabe sein, auf unsere überhimmlische Berufung hinzuweisen, was wir gerne und so oft wie möglich tun wollen.

Wenn Jakob und Joseph „aus Liebe“ die gegenseitige Nähe suchten, muss auch unsere Triebfeder „Liebe“ sein, welche die Nähe unserer Berufung sucht: Die Nähe des Herrn, der droben zur Rechten Gottes sitzt! „Auf das droben sinnet“, zu dem uns ja Kol 3:2 auffordert, bedeutet, unsere Augen auf das Ziel droben zu richten und uns hierüber gedanklich zu beschäftigen.

Jakob und Joseph suchten gegenseitig ihre Nähe, und dies aus Liebe, wie wir gestern betont haben. Wir haben dann das Thema auch auf uns angewandt, und wollen dies heute noch etwas vertiefen, wobei wir auf 2Tim 4:8b hinweisen, wo Paulus auf „jenen Tag“ hinweist, Sein Erscheinen zu unserer Entrückung. Dazu schreibt er an alle, „die Sein Erscheinen geliebt haben“, die also eine tiefe Sehnsucht nach Seiner Nähe im Herzen tragen (ähnlich wie Jakob und Joseph):

Fast alle in Christus Gläubigen tragen diese Sehnsucht in sich, die Motive sind aber oft nicht ganz uneigennützig! Da spielen oft schwere Lebensführungen wie Krankheit, Schmerzen, Leiden usw. eine Rolle, die die Sehnsucht nach Seinem Erscheinen bestärkt, wofür wir ja auch gerne Verständnis haben. Und doch ist dies nicht jene Sehnsucht, die Paulus in seinem Brief an Timotheus anspricht. Unser großes Verlangen, unsere tiefe Sehnsucht nach Seinem Erscheinen soll das Verlangen aus Liebe zu Ihm sein!

Erwachsen muss diese Liebe in uns zu Ihm daraus, dass wir immer mehr erkennen dürfen, wie stark Seine Liebe zu uns war und ist, dass Er wie es Phil 2:6-8 beschreibt, auf die Erde kam, um für uns den Tod am Kreuz zu erleiden! Je mehr wir in dieser Erkenntnis wachsen, je stärker wird unsere Sehnsucht nach Seinem Erscheinen, ja wir lieben heute schon dieses Erscheinen und fiebern ihm entgegen! Und noch eines: Wir dürfen wissen, dass diese Sehnsucht aus Liebe gegenseitig besteht!

1Mo 46:29

„Und Joseph spannt seinen Wagen an und fährt hinauf gen Gosen, seinem Vater Israel zu begegnen, und er erscheint vor ihm. Und er fällt um seinen Hals, und lange weint er an seinem Halse.“

Wieder stehen wir vor einem zutiefst ergreifenden Ereignis in der Geschichte um Joseph, er trifft endlich mit seinem Vater zusammen und weint an seinem Halse – welch ein Bild!

„Tränen“ können „Schmerzenstränen“ sein, die zum Beispiel auch unser Herr vergoss, als er in den Tagen Seines Fleisches in für uns kaum vorstellbarem Maße litt, wie es Hebr 5:7 zum Ausdruck bringt, es können Tränen jener sein, die unter Tränen säen (Ps 126:5-6), hier ist Israel in der Gefangenschaft gemeint, dann aber mit Jubel ernten; es können Tränen aus Mitgefühl sein, wie sie Paulus in 2Kor 2:4 beim Schreiben seines Briefes vergießt, oder auch Tränen der überströmenden Freude, wie wir es jetzt bei Joseph miterleben dürfen. Schon an früherer Stelle werden uns Tränen Josephs gezeigt, als er in 1Mo 43:30 zum ersten Mal seinen Bruder Benjamin sehen darf, als er sich in 1Mo 45:2 seinen Brüdern zu erkennen gibt, in 1Mo 45:14 an Benjamins Hals weint, einen Vers weiter (1Mo 45:15) seine Brüder küsst und weint, und jetzt am Halse seines Vaters liegt und weint. Auf die dramatischen Tränen in 1Mo 50 kommen wir noch zu sprechen.

Und dann gibt es über allen vergossenen Tränen, ob aus Schmerz oder aus Freude, das herrliche Wort in Offb 21:4: „Er wird jede Träne aus ihren Augen wischen ...“, es ist das Ende, wo Gott Selbst bei Seinen Geschöpfen sein, es keinen Tod und keine Trauer mehr geben wird, wo letztlich dann Gott alles in allen sei – welch glückseliger Ausblick!

1Mo 46:30

„Und es sagt Israel zu Joseph: 'Diesmal sterbe ich gerne, nachdem ich dein Angesicht sah, da du noch lebst.'

Welch ein anderes Bild bietet sich uns heute an im Gegensatz zu 1Mo 42:38, wo Jakob um Benjamin fürchtete, auch seinen von Rahel übrig gebliebenen zweiten Sohn zu verlieren – es würde ihn mit Pein hinabbringen ins Ungewahrte! Jetzt darf er sogar seinen totgeglaubten Lieblingssohn wieder lebendig in die Arme schließen! Sein Glück und seine Freude muss unbeschreiblich gewesen sein!

Wenn wir jetzt hergehen, und in Jakob das Volk Israel, und in Joseph das Bild von Christus sehen, so kann uns dies zu Röm 11:25-27 führen, wo wir von dem Geheimnis der Verstockung Israels lesen, was ja eng mit uns verbunden ist. Wenn nämlich der letzte Auserwählte zur Körpergemeinde von Gott gerufen wird und damit die Vervollständigung der Körperschaft Christi Jesu erreicht ist, wird die Gemeinde Jesu Christi entrückt, und Gott wendet Sich wieder Seinem Volk Israel zu. Dazu lesen wir: „Eintreffen wird der Bergende aus Zion; abwenden wird Er die Unfrömmigkeit von Jakob. Und dies ist Mein Bund mit ihnen, wenn Ich ihre Sünden wegnehme.“

Es geht uns hier um das Zusammentreffen von dem Bergenden (dem Sohn Gottes, hier = Joseph) und um Jakob, stehend für das Volk Israel. Auch diese Begegnung wird von unermesslichem Glück und Freude geprägt sein! Und auch das Volk Israel wird in gewissem Sinn mit Freude sterben wollen, wenn ihre Sünden, ihr altes Leben, weggenommen werden und sie als wiedergeborenes Volk ihrem Herrn dienen dürfen.

Anweisungen Josephs für seine Brüder

1Mo 46:31-32

„Und es sagt Joseph zu seinen Brüdern und zu seines Vaters Hause: 'Ich ziehe hinauf und berichte dem Pharao und sage zu ihm: ‚Meine Brüder und meines Vaters Haus, die da waren im Lande Kanaan, sind zu mir gekommen. Und die Männer sind Kleinviehhirten; denn sie sind Männer, die Vieh halten, und ihr Kleinvieh und ihre Rinder und alles, was ihnen gehört, haben sie mitgebracht.’“

Heute befassen wir uns etwas mit Geschichte, was uns zeigen darf, wie wunderbar Gott von Anfang an für Sein Volk alles zu- und vorbereitet hat, auch den Auszug aus Kanaan.

“Gosen“, wohin Jakob mit seinem Hause ziehen sollte, war ein fruchtbares Schwemmland des Nils, östlich des Regierungszentrums des Pharaos, geradezu ideal für Vieh- und Landwirtschaft, wie sie Jakob und sein Haus bisher in Kanaan betrieben hat. Zudem lag es an der Grenze zur Halbinsel Sinai, womit das Volk Israel von der hamitischen Rasse der Ägypter schon einmal rein optisch abgegrenzt war, und vor Vermischung geschützt wurde, aber später, beim Auszug aus Ägypten, bei der Flucht vor Pharao, durch diese geographische Lage begünstigt wurde. Israel musste nicht erst durch ganz Ägypten fliehen, sondern war schnell in der Wüste.

Es ist eine leidige Tatsache, dass der sündige Mensch gerne auf andere herabschaut, die nicht so sind wie er – das sehen wir auch bei den Ägyptern, denen Hirten und Viehzüchter ein Gräuel waren (siehe 1Mo 46:34) weswegen das fruchtbare Gosen auch weitgehend frei für Hirten und Viehzüchter war.

1Mo 46:33-34

„Und es wird geschehen, dass Pharao euch ruft und zu euch sagt: ‚Was ist eure Beschäftigung?’ Und ihr sollt sagen: ‚Männer, die Vieh halten, sind deine Knechte von unserer Jugend an bis nun, sowohl wir als auch unsere Väter, auf dass ihr wohnet im Lande Gosen; denn jeder Kleinviehhirte ist ein Gräuel den Ägyptern.'“

Wie wir gestern schon sagten und es heute bestätigt lesen, waren Viehhirten den Ägyptern ein Greuel, sie wurden verachtet. Interessant ist heute für uns, dass Joseph seine Brüder ganz besonders anwies vor dem Pharao auf diesen verachteten Berufsstand hinzuweisen – was sagt uns im Wort Gottes diese Aussage?

Zum einen sagten wir schon gestern, dass der verachtete Stand der Viehhirten das Volk vor einer Vermischung mit den Ägyptern schützte. Doch wir entnehmen den Worten Josephs noch etwas Bedeutsames und lesen dazu Phil 2:5: „Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus ist: ...“! Die Gesinnung unseres Herrn war hier in diesen Versen Seine Erniedrigung! Und hier wollen wir bei Joseph anknüpfen (der ja auch in so vielem Christus abschattet): Ganz gezielt ließ er vor dem Pharao auf den niederen, ja verachteten Stand seiner Familie hinweisen, obwohl er ja jetzt in höchstem Amt und Ehre war. Das heißt für uns, er scheute sich auch als zweiter Mann im Staat Ägypten nicht, auf den Beruf seiner Familie hinzuweisen oder diesen zu verheimlichen (wie wir es vielleicht gemacht hätten???). Darin gleicht er dem Sohn Gottes, der auf eine andere Art und Weise Sich nicht scheute, aus Seiner hohen Position, „ebenso wie Gott zu sein“, Sich zu erniedrigen – und diese Gesinnung sei auch in uns!

Lies weiter:
1. Mose - Kapitel 47