1. Mose - Kapitel 33: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 15. April 2024, 13:38 Uhr

Abschrift: 1. Buch Mose (Band I -X) (2017/21)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Die Bände I-VIII sind als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

1. Buch Mose - Kapitel 33

Jakobs Begegnung mit Esau
Jakob in Sukkot

Jakobs Begegnung mit Esau

1Mo 33:1a

"Und Jakob erhebt seine Augen und sieht, und siehe, Esau, sein Bruder, kommt, und mit ihm vierhundert Mann."

Vielfältig hatte sich Jakob von seinem Kampf mit dem Alueim auf die Begegnung mit seinem Bruder vorbereitete, ja bis in kleinste Einzelheiten mit seinen Knechten besprochen und eingeübt. Triebfeder hierzu war die Angst, sein Bruder könnte sein damaliges Versprechen in 1Mo 27:41 einlösen , und ihn erschlagen. Dann folgte der Kampf mit dem Boten Gottes, in welchem Gott Seinem Auserwählten zeigte, wie wenig das Fleisch tauglich ist, Gott zu gefallen - am äußeren Menschen geschwächt, aber am inwendigen Menschen gekräftigt, steht Jakob nun kurz vor der Begegnung mit seinem Bruder; er hebt seine Augen und ... sieht ihn!

Und erneut wird Jakob vor eine Probe gestellt, denn er sieht ein Heer von vierhundert Mann in der Begleitung Esaus - wie wird Jakob reagieren?

So wie der Widerwirker von Anfang an seit Adam seinen Auftrag tun musste, so tat er ihn auch bei Jakob, indem er mit der Übermacht an Männern Jakobs neuen Gang, nämlich "aufrecht mit Al" erschüttern wollte und ihn wieder in das alte Muster der Frucht vor Menschen fallen lassen wollte! Und wenn wir hier einmal voraus schauen, dann wissen wir aus der Geschichte des Volkes Israel, wie der Versucher immer wieder dieses Muster einer Übermacht benutzte, um Angst und Schrecken in die Herzen des auserwählten Volkes zu säen. Dies darf uns heute einmal mehr an Spr 2:5 denken lassen, wo auch uns Zuspruch zuteil werden darf!Jakob Begegnung mit Esau

1Mo 33:1b-2

"Und es verteilt Jakob die Kinder zu Lea und zu Rahel und zu den zwei Mägden. Und er stellt die Mägde und ihre Kinder als erste, Lea u nd ihre Kinder danach, und Rahel und Joseph als letzte auf."

Im Rückblick auf Spr 2:5 muss man bei unserem neuen Leitvers sagen: Jakob verlässt sich schon wieder auf seinen Verstand! Er sieht seinen Bruder, und er seiht das Heer von 400 Mann, was ja offensichtlich auf Kampf hinweist. Und obwohl er jetzt ein "aufrecht mit Al" Gehender war, schnürte ihm die Furcht das Herz ein, und was tat er in diesem Zustand?

Er ordnete seine Familie, nämlich Frauen, Mägde und Kinder, derart auf, wie viele sie ihm bedeuteten. Das heißt. Wenn es tatsächlich z um Kampf kommen sollte, sollen zuerst die in der vordersten Rehe stehenden zwei Mägde Silpa und Bilha mit ihren Kindern stehen und womöglich sogar umkommen, dann folgte Lea mit ihren 6 Söhnen, und ganz hinten, wo die Gefahr am geringsten war, standen dann Rahel und Joseph. Jakob machte also unter seinen Frauen und Kindern immer noch Unterschiede, insbesondere stellte er Lea weiterhin hinter Rahel zurück, seine Liebe galt also ungebrochen Rahel und ihrem Sohn Joseph.

Wir sehen einen Jakob, der innerlich verändert wurde, was aber nicht bedeutete, dass sein Fleisch, seine alte Natur, völlig ausgeschaltet wäre , im Gegenteil ... sie regt sich immer noch! Und dies erinnert uns durchaus auch an uns: Geistlich ist unser Fleisch, unsere alte Natur, mit Christus gekreuzigt, doch das buchstäbliche Ende unseres Fleisches ist der Tod, wie es schon in 1Mo 3:19 von Gott festgelegt wurde.Jakob Begegnung mit Esau

1Mo 33:3a

"Und er setzt über vor ihnen,"

Wir möchten zuerst die Worte unseres Leitverses etwas verdeutlichen, die in der Elberfelder Übersetzung so lauten: "Er aber ging vor ihnen her." Nochmals anders ausgedrückt bedeuten diese Worte: Jakob stellte sich ganz vorne vor seine gesamte Familie auf. Das ist wichtig, dass wir dies sehen! Denn damit steht doch ein anderer Jakob vor uns als bisher: Er übernimmt an der Spitze des Zuges die Verantwortung!

Dieser andere Jakob, den wir jetzt sehen dürfen, sucht von nun an nicht mehr seinen eigenen Vorteil, auch nicht mit List, sondern ist bereit, an der Spitze seiner Familie sich für diese auch zu opfern!

Und so wie sich Jakob schützend vor seine Familie gestellt hat, bereit, für diese auch in den Tod zu gehen, so steht auch vor uns jemand, der nicht nur bereit war, für uns. zu sterben, sondern den Tod. bis zum bitteren Ende ausgekostet hat - unser Herr und unser Haupt. Auch Ihm stand ein Heer entgegen, die geballte Macht der Finsternis, die sich aber anders als bei Jakob und Esau, sich Seines Körpers bemächtigen durfte, und dies bis zum Tod am Kreuz.

Mit Jakob / Israel stellte sich der Stammvater. zum Schutz vor das im Entstehen begriffene zukünftige Vol Israel - mit Christus stellte Sich der Sohn Gottes am Kreuz vor die Ihm vom Vater gegebenen und auch im Entstehen begriffene Körpergemeinde, die nach seinem Tod und Seiner Auferstehung dann durch den berufenen Apostel Paulus ins Leben gerufen wurde. Das Haupt steht für Seine Glieder, das ist unser Glaubensstand.

1Mo 33:3b-4

"... und er wirft sich nieder zur Erde siebenmal, bis er herankommt an seinen Bruder. Und es läuft Esau, ihm zu begegnen, und er umarmt ihn, fällt um seinen Hals und küsst ihn. Und sie weinen."

Wir möchten hier nicht übersehen, dass Esau 400 Mann gesammelt hat, um Jakob entgegen zu ziehen, das weist auf keine Friedfertigkeit hin. Dass Jakob ihm viele Herden an Kleinvieh als Geschenk voran geschickt hatte, mag Esaus Herz besänftigt haben, doch letztendlich liegt alles in Gottes Hand, der, wie wir in Spr 21:1 sehen, die Herzen wie Wasserbäche lenkt (was wir ja schon bei der Verfolgung Labans erleben durften). So durfte auch Esau dem Auserwählten Gottes nicht schaden, im Gegenteil, das Herz Esaus lief über, als er seinen Bruder Jakob sah, der sich ihm unterwürfig und demütig näherte, indem er sich siebenmal zur Erde warf.

Einst hatte Jakob seinen Bruder Esau manipuliert und betrogen, jetzt konfrontiert ihn Gott in Esau genau mit diesem alten Leben, nämlich mit seiner verdorbenen Natur ... und Esau fällt siebenmal zur Erde und bekundet damit die Unfähigkeit seines Fleisches, aber auch die Kraft Gottes, die ihn umgewandet hat. Es darf uns tief berühren, wie zwei Brüder, die im Zorn auseinander gingen, dann 20 Jahre getrennt waren, sich begegnen, und Gott die Herzen so lenkt, dass sie sich weinend u m den Hals fallen!

Wir begegnen in Gottes Wort immer wieder solchen Begegnungen der besonderen Art, wenn wir nur an den verlorenen Sohn denken, der zum Vater zurückkehrt. Den Höhepunkt solcher Begegnungen erleben wir allerdings erst, wenn ein ausgesöhntes All vom göttlichen Vater in die Arme genommen wird und Gott endlich "alles in allen" sein kann.

1Mo 33:5

"Dann erhebt er seine Augen und sieht die Weiber und die Kinder: Und er sagt: 'Was sind dir diese?' Da sagt er: 'Die Kinder, mit denen Alueim deinen Knecht begnadet hat.'"

Als sich der erste Überschwang der Begrüßung gelegt hat, erhebt Esau seine Augen, denn dicht hinter Jakob stehen ja fein säuberlich aufgereiht Jakobs Weiber und elf Söhne - Esau ahnt, dass es die Familie seines Bruders ist, deshalb seine etwas merkwürdig anzuhörende Frage, "Was sind dir diese? Was geschieht in diesem Augenblick im Inneren Esaus?

Von Esau wissen wir, dass er von wahrscheinlich vier Frauen drei Kinder hatte, nämlich Eliphas, Ruel und Korah - er war also in punkto Familie seinem Bruder Jakob deutlich unterlegen. Sah er in diesem Moment den Segen Isaaks, der ja eigentlich auf ihm, Esau, liegen müsste, und er sich in den elf Söhnen Jakobs widerspiegelte?

Jakob spürt in der Fragestellung den aufkommenden Unmut seines Bruders, der sich an den gestohlenen Segen erinnert, er vermeidet deshalb das Wort "Segen" und benutzt dafür das Wort "begnadet", das uns, die wir die Briefe Pauli kennen, an Phil 2:9 erinnert, wo Gott nach dem Kreuzestod Seines Sohnes diesen überaus hoch erhöht hat und ..."Ihn mit dem Namen begnadet, der über jedem Namen ist": Der Name "Jesus"!

Wenn sich Jakob dann als "Knecht seines Bruders" bezeichnet, dann ist dies keine falsche Demut, vielmehr anerkennt Jakob mit dieser Bezeichnung seine Schuld an Esau und stellt sich öffentlich unter ihn.

1Mo 33:6-7

"Und die Mägde kommen heran, sie und ihre Kinder, und sie werfen sich nieder. Und überdies kommen heran Lea und ihre Kinder, und sie werfen sich nieder. Und danach kommen heran Joseph und Rahel, und sie werfen sich nieder."

Mit den Niederwerfen vor Esau demonstrieren Jakob und seine Familie das, was Gott generell seinen Auserwählten zugeteilt hat: Den Nichtauserwählten zu dienen!

Da ist zuerst einmal der Stammvater Jakob/Israel, der mit seinen später 12 Söhnen das Volk Israel gründet, und dieses Volk wurde von Gott aus allen Nationen auserwählt, um den übrigen nichtauserwählten Nationen zu dienen bzw. sie, wie es Jesus in Mt 28:19 Seinen elf Jüngern befielt, zu Jünger (= Lernende) zu machen. Dieser Auftrag gilt z um einen nur dem Volk Israel, und zum anderen wird er sich erst im kommenden Königreich auf Erden erfüllen, weswegen der auferstandene Jesus Seine Jünger über dieses Königreich vierzig Tage lang belehrte (lies Apg 1:3).

Was für Israeal gilt, hat selbstversänglich auch für uns, der heutigenKörperschaft Christi Jesu, Gültigkeit. Unsere Auswahl und Berufung von der Eph 1:4 berichte, ist ebenfalls kein Selbstzweck oder eine einzelne Gnade, sondern Beinhaltet einen Auftrag, für uns speziell in den Himmeln, wo wir das All in Christus aufhaupten dürfen, und zwar in der Gemeinschaft aller berufenen Heiligen!

Die Demut, die Jakob und seine Familie vor Esau zeigt, findet bei uns eine gewisse Parallele in Eph 4:2, und dies erst einmal untereinander, dann aber auch vor der sichtbaren und unsichtbaren Welt.

1Mo 33:8

"Und er (Esau) sagt: 'Was ist dir all dieses Lager, das ich antraf?' Da sagt er (Jakob): 'Damit dein Knecht Gnade finde in den Augen meines Herrn!'"

Wir haben zum besseren Verständnis die Namen der jeweils Sprechenden eingefügt und müssen auch noch mehr verständlich machen: Esau spricht in unserem Leitvers all die Herden von Vieh an, die Jakob als Nahungsgeschenk seinem Bruder voraus sandte, wir lasen dies in 1^Mo 32.13-17. Nun lagert diese große Herde an Tieren vor Esau, und dieser fragt erstaunt, was Jakob mit all diesem Lager bezwecken will!

Und wieder stoßen wir auf das Wort "Gnade", wobei Jakob bei seinem Bruder um diese Gnade förmlich bettelt! Jakob hat gesündigt, und dies schwer seinem Vater und Bruder gegenüber - ob Esau ihm Gnade gewährt?

Schauen wir jetzt auf uns, so sehen wir eine ganz andere Gnade, um die wir nicht mehr betteln müssen, weil sie uns längst bei unserer Erwählung in Christus zuteil wurde (was wir auf bewältigende Art und Weise in wenigen Worten in Eph 2:8-9 lesen können). Diese Gnade wurde uns aber nicht nur zuteil, vielmehr hat sie noch eine Eigenschaft, die von vielen noch gar nicht so richtig erkannt wurde: Sie strömt über, wie es Röm 5:21 bezeugt - wir stehen also ständig unter dem überströmenden Fluss der Gnade, die augenblicklich jede Kränkung und jedes Fehlverhalten unseres Fleisches unsererseits hinweg geschwemmt! Gott hat uns in Christus auserwählt und berufen, und weil Er uns durch und durch kennt, liebt Er uns ... vielleicht darf uns dies heute so richtig wichtig werden!

1Mo 33:9

"Und es sagt Esau: 'Fürwahr, mir ist viel geworden, mein Bruder. Es werde dein, was dein ist.'"

Wenn wir gestern viel von der Gnade sprachen, wollen wir diese auch heute in unserem neuen Leitvers suchen: Jakob suchte bei seinem Bruder Gnade zu erlangen, dazu brachte er ein ganzes Lager von Vieh als Nahungsgeschenk vor diesen. Und dadurch erhoffte er sich Gnade vor seinem Bruder!

Wir haben gestern Eph 2:8-9 gelesen, und hier muss leider gesagt werden, dass einem großen Teil der Gläubigen die Worte dieses Verses nicht klar geworden sind, denn dort sagt uns Gottes Wort klar und eindeutig, dass die uns rettende gnade eine Nahegabe Gottes ist, die wir nicht mit Werken verdienen müssen bzw. können, damit sich niemand rühme.! Während sich die einen in dieser Gnade glücklich schätzen und Gott aus tiefstem Herzen dafür danken können, versuchen anderes, diesem Geschenk eigene Werke zuzufügen, womit sie Gottes Herz aber nicht erfreuen, vielmehr werden dies Werke verbrennen, wie es 1Kor 3:15 beschreibt. "Rettung" ja, aber nur so wie durch Feuer hindurch, was für die Betreffenden Beschämung vor der Preisrichterbühne des Christus bedeutet! Denken wir an den Refrain eines Liedes, in dem wir inbrünstig singen: "Nichts hab ich zu bringen, alles Heer bis Du!"

Und wie verhält sich nun Esau?

Dieser lehnt das Geschenk erst einmal ab, wobei auffällt, dass er Jakob als "Bruder" anspricht, nicht als Knecht, was für seine Bereitschaft zur Versöhnung spricht. "Viel ist mir geworden", sagt er zu seinem Bruder, ich brauche dein Nahungsgeschenk nicht!

1Mo 33:10-11

"Da sagt Jakob: 'Es sei doch nur nicht so. Sollte ich Gnade finden in deinen Augen, dann nimm doch mein Nahungsgeschenk von meiner Hand; denn so sehe ich dein Angesicht, als sähe ich Alueim's Angesicht, und du nimmst mich an. Nimm doch meinen Segen, den ich dir bringe; denn gnädig ist Alueim, mir gewesen, indem es fürwahr alles mein ist.' Und er drängt es ihm auf, und er nimmt es."

Wo Gott einen Menschen aufrichtet, wächst das Verlangen, zurückliegende Verfehlungen wieder gutzumachen. Jakobs Verfehlungen waren schwer, auch wenn diese mit Gottes Willen übereinstimmten. Eine relativ große Vieherde als Wiedergutmachung für den geraubten Segen? Jakob drängt es innerlich, dass sein Bruder das Geschenk annimmt, ja er ringt sich jetzt sogar durch, es als "Segen" zu bezeichnen, wissend, dass sein vom Vater geraubter Segen unvergleichbar höher ist! Und nimmt Esau diesen materiellen Segen, dann erhofft sich Jakob, dass das Angesicht seines Bruders auch wieder in Liebe aufleuchtet, wie das Angesicht Alueims.

Auch viele unter uns, liebe Geschwister, plagen mehr oder weniger weit zurückliegende Verfehlungen, was so weit führen kann, dass an der Rettung Zweifel aufkommen. Und dies Zweifel, die uns den inneren Frieden rauben, sät der Widerwirker aus! Natürlich sollten wir, wenn es möglich ist, Wiedergutmachtung betreiben; doch brauchen wir nicht um Gnade betteln, weil wir diese Gnade längst erhalten haben, denn: "Unbereubar sind die Gnadengaben und die Berufung Gottes" (Röm 11:29), ein Wort, welches hier zwar Israel gilt, aber in gleichem Umfang auch auf uns zutrifft.

1Mo 33:12

"Und er (Esau) sagt: 'Wir wollen ziehen und gehen und ich will vorn vor dir hergehen.'"

Die Versöhnung der beiden Brüder ist hier abgeschlossen, Esau hat schließlich das Nahungsgeschenk seines Bruders angenommen, womit er bekennt, dass der Betruf Jakobs nie mehr zwischen ihnen stehen sollte.

Esau stellte sich nun vor, dass beide Brüder wieder vereint in die Heimat ziehen würden, und so schlägt Esau dann auch vor, vorne vor Jakob herzugehen - doch Jakob hat erkannt, dass Gott ihn andere Wege führen würde, und ein Zusammenleben in der alten Heimat nicht mehr möglich ist. Dieses Wissen führt Jakob in einen inneren Konflikt: Er wollte auf keinen Fall das gerade neu entstandene Verhältnis zu seinem Bruder mit einer Absage, nämlich nicht mit ihm mitzukommen, in Gefahr bringen - was also tun in so einer Situation?

Viel durfte Jakob in seinem Leben mit Gott erfahren, immer wieder führte ihn Gott aus allen misslichen, ja gefährlichen Lagen sicher heraus, zuletzt war es sein zorniger Schwiegervater Laban, der ihn verfolgte, und den Gott davon abhielt, ihm Böses zu tun, dann erlebte er, dass auch das Heer von 400 Mann, mit dem sein Bruder Esau ihm entgegen zog, ihm nichts antat, vielmehr entstand eine ergreifende Versöhnung zwischen den Brüdern ... hat Jakob jetzt gelernt?

Wir selbst wissen aus unzähligen Lagen im täglichen Leben, wie schwer es oft ist, zur Wahrheit zu greifen anstatt zu einer sogenannten Notlüge. Da merken wir dann, dass auch unser Glaube noch Wachstumsbedarf aufweist!

1Mo 33:13-14

"Da sagt er (Jakob) zu ihm (Esau): Mein Herr weiß, dass die Kinder zart sind, und ich habe das Keeinvieh und die Rinder mit den Unentwöhnten bei mir. Sollte ich sie traben lassen einen Tag, dann würde alles Kleinvieh sterben. Es ziehe doch mein Herr vor seinem Knechte her, und ich werde sie behutsam lenken nach dem Gange des Werkes, das vor mir ist, und nach dem Gange der Kinder, bis ich komme zu m einem Herrn gen Seir.'"

Wenn wir unseren neuen Leitvers lesen, müssen wir vorab wissen, dass Jakob gemäß dem noch vor uns liegenden Vers 17-18 die Absicht hatte, gen Sukkot nach Sichem im Lande Kanaan zu ziehen, also keinesfalls seinem Bruder zu folgen. Doch anstatt dies offen auszusprechen, verfällt er kurz nach seinem "Aufrichten" wieder in das alte Muster, er lügt! Und er gebraucht dabei viele Worte der Unwahrheit!

Nun kann man Jakob damit entschuldigen, dass er ja nichts Böses wollte, im Gegenteil: Er versetzte sich in die Gedankenwelt seines Bruders hinein, und dieser hatte wohl für die Zukunft ein gemeinsames Zusammenleben im Sinn. Eine klare Absage an die Pläne seines Bruders hätte Esau vielleicht wehgetan und ihn gekränkt ... hätte er die Versöhnung wieder aufs Spiel setzen sollen? Also halft nur eine gut gemeinte Notlüge.

Wir wollen Jakob jetzt nicht verurteilen, weil Gott dies auch nicht tut. Auch Jakobs Fleisch war schwach, mehr noch, es ist zu nichts nütze, wie Gott es schon Abraham bei der Beschneidung der unnützen Vorhaut zeigte.

Wir wollen dem gestrigen Text noch etwas anfügen, indem wir einen Blick auf uns werfen: sind wir frei von solchen Notlügen, oder merken wir gar nicht mehr, wenn wir sie "gut gewollt" einsetzen?

Dass auch uns (wie auch Jakob) der Vater der Lüge, der dies gemäß Joh 8:44 von Anfang an war, ständig angreift, bekommen wir immer wieder zu spüren und wir müssen dabei erleben, wie unfähig auch unser Fleisch ist, in dem nichts Gutes ist (Röm 7:18) und welches Gott auch nie gefallen kann (Röm 8:8). Und wenn wir diese Notlügen vielleicht längst gewohnt sind, so stammen auch diese, so gut sie gemeint sein mögen, vom Vater der Lüge. Doch im Gegensatz zu Jakob ist uns neben anderen Waffen der Langschild des Glaubens gegeben, mit dem wir unser Fleisch, in dem auch die kleinen (Not-) Lügen wohnen, ans Kreuz verweisen können, wo es mit Christus starb.

Es gab und gibt nur Einen, der von Sich sagen kann: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben!" Und wenn wir Gottes Herz kränken, dann stehen wir auch in diesem Moment unter Seinem Blut, das uns gemäß Eph 1:7 die Freilösung gibt! Dank sei Ihm!

1Mo 33:15-16

"Und es sagt Esau: 'Hinstellen bei dir werde ich doch von dem Volk, das mit mir ist.' Da sagt er (Jakob): 'Warum dies? Genug ist es, dass ich Gnade finde in den Augen meines Herrn.' Und Esau kehrt zurück an jenem Tage zu seinem Wege. gen Seir."

Jakobs (Not-) Lüge trägt gleich ihre Früchte: Esau möchte in seiner neu erwachten Bruderliebe Jakob eine Eskorte von seinen Männern zur Seite stellen, damit ihm Jakob wohlbehalten folgen kann. Doch Jakob will ihm ja gar nicht folgen, im Gegenteil, er hat einen ganz anderen Ort als Ziel im Auge und kommt jetzt in arge Bedrängnis! Was sage ich jetzt meinem Bruder? Eine weitere Lüge? Jakob stellt sich erst einmal dumm, indem er seinem Bruder antwortet, "Warum dies?" Mit anderen Worten. "Was soll das? Ich brauche dein Geleit doch nicht!" Und dann bringt er auch noch das Wort "Gnade" ins Spiel, das an dieser Stelle überhaupt nicht passt. Jakob verstellt sich als der Genugsame, dem es reicht, dass sich sein Bruder versöhnt hat. Auch hier muss Gott wieder die Herzen lenken, besonders das von Esau; dieser ist nämlich offensichtlich nicht beleidigt, dass Jakob seine Hilfe ausschlägt, vielmehr lesen wir von ihm nur noch die Worte, dass er zurück nach Seir kehrte, womit das Kapitel "Esau" erst einmal abgeschlossen ist (wir lesen erst in 1Mo 36 im Blick auf die Chroniken von ihm.)

Dass Gnade für uns, die Körpergemeinde Christi Jesu, einen ganz anderen Sinn hat, zeigen uns z.B., Aussagen in Röm 5:20, Röm 7:25; 2Kor 12:9 oder Eph 2:8, wo uns gezeigt wird, wie wunderbar sich Gnade in unserem Leben auswirkt!

Jakob in Sukot

1Mo 33:17-20

"Und Jakob zieht gen Sukot und baut sich dort ein Haus. Und für sein Vieh macht er Hütten. Deshalb nennt er den Namen des Ortes Sukot. Und es kommt Jakob mit Frieden zu der Stadt Sichem, die da ist im Lande Kanaan, bei seinem Kommen von Padan, Syrien. Und er lagert vor der Stadt. Und er erwirbt ein Stück des Feldes, wo er sein Zelt ausstreckt, von der Hand der Söhne Hamors, des Vaters Sichems, für einhundert Stück gültige Währung. Und er stellt dort einen Altar hin und ruft an Al Alueim Israels."

Wir ziehen jetzt, nachdem Jakob Esau hinter sich gelassen hat, mit ihm weiter, und das erste Ziel, von dem wir lesen ist "Sukot", ein Ort im Jordantal, der immer wieder im AT auftaucht, als nächstes in 2Mo 12:37. Nach unserem Leitvers plant Jakob, sich hier dauerhaft niederzulassen, denn er baut für sich ein Haus und Hütten für das Vieh. Wie lange Jakob in Sukot war, wissen wir nicht, aber wir lesen etwas erstaunt, dass er sich bereits in Vers 18 wieder im Aufbruch befand, nämlich hin zu der Stadt Sichem, wo er vor der Stadt lagerte.

Seltsamerweise lesen wir nichts über den Beweggrund Jakobs, nämlich sein Haus und die Hütten aufzugeben, auch von keinem Wort Gottes lesen wir, das ihn dazu aufgefordert hätte. Interessant ist aber, dass er "mit Frieden" zu der Stadt Sichem kam, was wir einmal so deuten wollen, dass Jakob in Sukot im inneren Frieden lebte, und in diesem Frieden auch bis Sichem kam, wo dann dieser Friede ganz plötzlich von ihm genommen wurde, denn in Sichem erwartet ihn und seine Familie nichts Gutes, vielmehr bracht dort Unheil über ihn herein.

Wir versuchen heute, uns noch etwas mehr in Jakobs Gedankenwelt einzulesen, vor allem, was ihn bewog, den ersten Ort Sukot zu verlassen, wo er in Frieden lebte. Lockte ihn die Welt der Stadt?

Grundsätzlich wäre dies auch bei einem Auserwählten Gottes, hier bei Jakob, möglich, denn ... viel später bei Paulus geschah etwas Ähnliches bei einem seiner engsten Mitarbeiter, bei "Demas": Dieser verließ Paulus gemäß 2Tim 4:10 "aus Liebe. zum jetzigen Äon", er fiel den Verlockungen der Welt zum Opfer (womit er aber nicht seiner Rettung in der Gnade verlustig ging.).

Auch Jakob könnte das Leben in der Stadt verlockt haben, den Ort des Friedens, Sukot, zu verlassen, "aus Liebe zur Stadt Sichem". Und was ihn dort erwartete, zeigen erschütternd die nächsten Verse in 1Mo 34. Und wenn wir hier noch weiter in 1Mo 35:2 vorgreifen, lesen wird, dass ausländische Alueim (fremde Götter) das Haus Jakobs verunreinigt haben! Wir liegen also nicht so weit weg mit unseren Gedanken.

Satan hat es schon immer verstanden, die Auserwählten Gottes mit den Lüsten des jeweiligen Äons zu locken, und womöglich auch zu verführen, denen wir nur zurückliegend an Lot, der in Sodom und Gomorra fast umgekommen wäre. Und wieder zieht es einen Auserwählten in die Stadt, jetzt ist es Jakob. Und was tut er?

Das Unheil beginnt, indem Jakob ein stück Feld erwirbt, und dies zum einen in einem Land, das ihm ja von Gott verheißen war, und das er gerade erst betreten hat, zum anderen erwirbt er es von der Hand der Söhne des Fürsten von Sichem, nämlich dem Heviter Hamor, der ein Abkömmling Kanaans war, ein Sohn von Ham, wobei wir hier an den Fluch über Ham, speziell über seinen Sohn Kanaan denken dürfen. Jakob befindet sich also in Sichem nicht in guter Gesellschaft, vor allem nicht im Blick auf die frühere Mahnung Abrahams sich nicht mit den Töchtern der Kanaaniter zu vermischen (1Mo 24:3). Trotzdem baut er erst einmal einen Altar - und das ist das Erfreuliche - wo er Al-Alueim Israel anruft, was übersetzt "der Zu-äUnterordner Israels" bzw. der starke Gott bedeutet, womit er ja eigentlich bezeugt, dass Gott ihn besiegt und von seinen eigenen Wegen abgebracht hat.

Lies weiter:
1. Mose - Kapitel 34