Wer bleibt fest, Ost oder West?

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 1
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

42. Wer bleibt fest, Ost oder West?

Wir stehen vor wichtigen Entscheidungen, End-Scheidungen! Die zweigeteilte Welt muss feststellen, ob die Koexistenz (Nebeneinander) möglich ist. Wenn nicht, dann muss dafür gesorgt werden, dass ein „totaler Weltstaat“ ersteht. - Er-steht! Es dürfte sich demnächst zeigen, ob der Welt-Körper auf seinen zwei Beinen (Dan 2:31-45) noch lange laufen kann. Wenn nicht, dann muss er zum endgültigen Stehen gebracht werden, damit ein neues Gebilde (zehn Zehen in einer Front) erstehen kann.

Es ist vorauszusehen, dass mit den zwei gleichwertigen Beinen der Marsch des Weltkörpers nicht mehr lange sein kann. - Obgleich es im natürlichen Sinne sehr vorteilhaft ist, wenn die Beine eines Körpers die gleiche Gehfähigkeit haben. Dann unterbleibt jedes Humpeln und Stolpern. Aber beim Marsch des Welt-Körpers sprechen noch andere Dinge mit. Der Welt-Marsch bezweckt nicht nur das Weiterkommen, d.h. das Vorwärtskommen und das Höhersteigen, sondern hier tritt auch sehr stark die Frage nach dem Vor-Rang (wer ist hinten, wer ist vorne) in Erscheinung. Der Stand-Punkt der Zwei ist beim Marsch des Weltkörpers von ausschlaggebender Bedeutung.

Kräftemäßig gesehen sind die beiden Beine überraschend gleichwertig. Darum wird die Gleich-Berechtigung so stark gefordert. Das ergibt selbstverständlich eine große Not. Für die Zukunft ist von den gleichberechtigten Beinen kein tröstlicher Weitergang zu erwarten, sondern ein ständiges Schneiden, Lähmen, Reiben, Zurücksetzen, Beneiden, usw. Wie soll das enden? Der Welt-Marsch ist dieser Weise ist nicht nur eine quälende Sache, sondern auch eine klare Anzeige einer bevorstehenden Katastrophe.

Wir vergegenwärtigen uns nochmals die Tatsache, dass die gesamte Welt augenblicklich in einer gleichberechtigten Zweiteilung ist. Mit anderen Worten: Die Welt ist gegenwärtig in einem Zweiheitsverhältnis. In beiden Hälften ist eine sehr starke Einheit festzustellen. Dabei zeigt sich das seltsame Kuriosum: Einheit ist gegen Einheit! Die „zweigeteilte Einheit“ ist untragbar. - Da ist der Gang der Beine derart spannend, behindernd, zurückhaltend, beschwerend, dass es nur unter großen Schmerzen und Qualen weitergehen kann. Eines Tages wird dieses Gehen zur Unmöglichkeit. Das Kommando: „Das Ganze halt“ ist unerlässlich.

Das Ganze halt!

Welche Bedingungen stellt aber dieses „Halt“? Mindestens zwei: Entweder werden die beiden eins, d.h. sie gleichen sich wesensmäßig und haltungsmäßig an, oder es muss einer seine Existenz aufgeben. Das sind Vorgänge, die eine äußerst schwere Lösung beanspruchen. Denn beim ersten Vorgang ist eine Angleichung undenkbar, beim zweiten noch unmöglicher, weil einer verschwinden muss. Wer soll verschwinden? Wer von den beiden Größen wird sich so fahrlässig wegwerfen?

Sind wir in der Lage, diese Fragen zu beantwortet? Wer bringt das fertig? Hier könnte bestenfalls der Rat erteilt werden: Abwarten! Und doch sind die Fragen zu klären. Nicht durch die zweigeteilten Menschen.“ Von daher ist keine Antwort zu erwarten. Aber das prophetische Wort gibt eine klare Antwort. Das prophetische Wort gibt allenthalben Klarheit, weil es von Gott ist. Und Gott hat alle Weltgeschehnisse in seiner Hand und in seinem Walten. Bei ihm ist alles klar. Wer zu ihm kommt, empfängt Klarheit. Er zeigt ihm sowohl das Ende der Welt, wie auch das Vor-Ende. In seiner Hand ist alles, der Weltanfang, der Weltfortgang und das Weltende. Warum soll er das Seinige nicht ganz umfassend klarstellen können? Höre: „Wir haben desto fester das prophetische Wort, und ihr tut wohl, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da erscheinet in einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen“ (2Petr 1:19).

Das Ende des Weltgeschehens

Im Blick auf die prophetische Darstellung dürfen wir nicht die Tatsache übersehen, dass die Vor-Geschichte nur von der End-Geschichte her erkannt werden kann. Mit anderen Worten: Das prophetische Wort zeigt in voller Klarheit das Ende des Weltgeschehens. Das Vor-Ende muss auf dieser Linie gesehen werden. Die Beurteilung der Vor-Geschichte ist nur möglich im Lichte der End-Geschichte. - Wer das Werden mit der Vollendung (Wachstum und Frucht) nicht in Einklang bringt, wird immer „kurzsichtig“ bleiben. Dagegen, wer die Endsicht (Weit-Sicht) hat, kann auch die dazwischen liegenden Dinge sehen und dementsprechend bewerten.

Über die Welt-Form im Ende dieses Zeitalters brauchen wir nicht viel zu reden, weil solches uns bereits bekannt ist: Die zwei Beine kommen zum Stehen und geben den zehn Zehen die Möglichkeit sich auszuliniieren. Die Zehn werden dann den Welt-Hauptmann wählen und ihm die ganze Weltmacht anvertrauen. Das ist der formelle Gang der Dinge.

Und doch ist diese formelle Sicht nur „formell“. Denn die Form ist lange nicht alles. Wir beachten die Tatsache, dass bei allen Geschehnissen die Form gewissermaßen nur ein Gefäß ist, in dem sich ein wichtiger Inhalt befindet. Auf den Inhalt kommt es an. - Der Inhalt, ohne Bild gesprochen, das Wesen der Endzeit muss erkannt werden. Dann erst weiß man um die Wesensgestaltung der Vor-Endzeit.

Das Ende dieses Zeitalters

Wie sieht das Ende dieses Zeitalters wesensmäßig aus? „Lasset euch niemand verführen in keinerlei Weise; denn er (der Tag des Herrn mit dem Herrn des Tages) kommt nicht, es sei denn, dass zuvor der Abfall komme und offenbar werde der Mensch der Sünde, das Kind des Verderbens, der da ist der Widersacher, und sich überhebet über alles, das Gott oder Gottesdienst heißt, also dass er sich setzt in den Tempel Gottes als ein Gott, und gibt sich aus, er sei Gott“ (2Thes 2:3.4). Verstehen wir recht: Paulus charakterisiert diesen Welt-Haupt-Mann nicht in seiner politischen Genialität - wiewohl er sie auch hat - sondern in seiner Religiosität, in seiner Geistigkeit, sogar in seiner Geistlichkeit! Mit seiner Geistlichkeit wird seine Weltmachtstellung besiegelt! Dieses Mannes Größe und Würde ist gekrönt durch die religiöse Ideologie! - Merken wir uns die alte und doch so neue Tatsache: Paulus sieht das Endverhältnis immer in der religiösen Vorherrschaft. Das religiöse Element ist primär! Lesen wir dazu noch folgendes paulinisches Wort: „Das sollst du aber wissen, dass in den letzten Tagen werden gräuliche Zeiten kommen. Denn es werden Menschen sein, die .... Die haben den Schein des gottseligen Wesens, aber die Kraft verleugnen sie; und solche meide“ (1Tim 3:1-5). Beachten wir: Die religiöse Haltung ist das bestimmende und tragende Element der Endmenschen.

Diese paulinische Erkenntnis hat das gesamte prophetische Wort. In der Offenbarung des Johannes wird wiederholt hingewiesen auf die Anbetung des Tieres von allen, die auf Erden wohnen. Deutlich wird dargestellt das Auftreten des falschen Propheten, der die Gestalt des Lammes annimmt. Unverkennbar wird angezeigt der Kampf gegen die zwei Zeugen, gegen die Heiligen, schließlich gegen das Lamm (Christus). Hingewiesen sei noch auf die Darstellung der Endchristen unter dem Begriff Laodicea. Sind das nicht klare Merkmale der religiösen Haltung der Endmenschen?

Der letzte Weltherrscher

Weiter sei hingewiesen auf den Kronzeugen der alttestamentlichen Prophetie: „Er wird aber vielen den Bund stärken eine Woche lang. Und mitten in der Woche wird das Opfer und Speiseopfer aufhören. Und bei den Flügeln werden stehen Gräuel der Verwüstung, bis das Verderben, welches beschlossen ist, sich über die Verwüstung ergießen wird“ (Dan 9:27). Auch Daniel hat hinzuweisen auf die Geschehnisse des Tempels, des Opfers, der Gottesdienste, der Gottesverehrung usw.. Religiöse Belange ersten Ranges sind es. Der „ER“, den Daniel andeutet, ist ein Religionsmann höchster Potenz!

Wir dürfen keineswegs die Tatsache verkennen, dass im Ende dieses Zeitalters die Religion (Gottesverehrung) bestimmend und beherrschend ist. Selbstverständlich ist die christliche Religion an der Spitze. Alle anderen Belange: Weltpolitik, Weltwirtschaft, Weltsozialismus, usw. sind der Weltreligion unterstellt, oder von der Religion geprägt. Sie stehen ausgezeichnet unter dem „Segen“ der Religion. Alles ist von der Religion inspiriert und dirigiert. - Zu berücksichtigen ist, dass die Welt-Religion die ganze Welt faszinierend umschlingt.

Das Antichristentum

Wenn die Religion im Ende dieses Zeitalters eine so ausschlaggebende Rolle spielt, sollte da im Vor-Ende (Jetztzeit) nicht die dahingehende Entwicklung festzustellen sein? Ja! Leider sieht man sie nicht. Oder man will sie nicht sehen! Ja, man soll sie nicht sehen! Denn der Abgrunds-Herr, der im Ende das imposante Religionsgeschehen zum beherrschenden und bestimmenden Mittel im Kampf gegen den wiederkommenden Christus verwendet, sorgt dafür, dass im Vor-Ende dieses Mittel zum „Schein des gottseligen Wesens“ verwandelt wird. - Da und das ist das echte Antichristentum im Raume des Christentums und ersteht aus dem Christentum! Dieses End-Christentum - unter dem verborgenen Zeichen Anti - ist das weltbeherrschende Christentum, das inspirierend an der Spitze der Weltreligion steht. Wunderbare religiöse Endwelt mit prägnanter christlicher Führung!

Diese End-Schau gibt uns Licht für die vorliegende Entwicklung und gibt uns auch eine klare Antwort auf die im Thema gestellte Frage: Wer steht fest, Ost oder West? Übersehe niemand die Tatsache: Im Ende dieses Zeitalters wird nur die Welt-Hälfte den Sieg davontragen, und eine triumphierende Existenz haben, die den Theismus (Gottglaube ohne Glauben an die Offenbarung) hat und bezeugt. - Der Atheismus hat im Ende keine Existenzberechtigung. Die atheistische Welt-Hälfte wird noch im Vor-Ende das Feld räumen.

Wohl hat der Atheismus zum Endgeschehen viel beigetragen. Aber nur beigetragen. Der Atheismus ist ein guter Handlanger des Theismus. Im Ende tritt aber der Durcheinanderwerfer nicht als Atheist, sondern als (Anti) Christ, auf’s Ganze Gesehen als Theist auf. Das prophetische Wort sieht ihn als „Engel des Lichts“. In dieser Haltung liegt seine weltgewinnende und weltumfassende Tätigkeit. Diese Haltung garantiert ihm den vollen Erfolg. Alle, die auf Erden wohnen, beten ihn an. Das wird ein jauchzendes Verhältnis sein. - Sogar nach der Abgrunds-Verwandlung des Antichristen, „mitten in der Jahrwoche“, wird die gesamte Menschheit mit einer einmaligen Begeisterung hinausposaunen: „Wer ist dem Tier gleich? Wer kann mit ihm kriegen?“ (Offb 13:4). Also, auch dann noch ein höchst religiöser Vorgang. - Vom Atheismus keine Spur mehr.

Die atheistische Welthälfte

Nun taucht aber die Frage auf: Wie kann die so starke atheistische Welthälfte die nur vom Welt-Sieg und ewigem Bestand spricht, so spurlos verschwinden? Nicht denkbar; so werden viele sagen. Höre: Endgeschichtlich gesehen haben wir weniger zu denken und mehr zu glauben. Glauben wir dem prophetischen Wort. Es lenkt unseren Blick auf Folgendes:

1. Das Wort sagt einwandfrei, dass das Ende dieses Zeitalters theistisch geprägt ist. Der Theismus hat sogar hohe Merkmale des Christentums. Man kann wohl sagen, dass im Ende ein christlicher Theismus die ganze Welt nicht nur beeinflussen, sondern beherrschen wird. - Diese Anzeige des prophetischen Wortes sollte uns genügen. Mögen auch gegenwärtig viele Vernunftsgründe dagegen sprechen; sie haben nur Augenblicks-Bedeutung. Nicht menschliche „Berechnung“ hat das letzte Wort, sondern Gott!
2. Man sollte nicht übersehen, dass der Mensch (somit die gesamte Menschheit) nicht antireligiös, sondern höchst religiös veranlagt ist. Das sind die noch verbliebenen göttlichen Reste menschlichen Bewusstseins. Sprich: Gottesbewusstsein! Das antireligiöse „Wissen“ (man denke an den hinter uns liegenden Rationalismus) ist in Anbetracht der gesamten Menschheit eine ganz geringe Zeiterscheinung. Eintagsfliege! Sehr bald brach in den betroffenen Kreisen die Erkenntnis auf: „Es gibt einen Gott“. Oder: „Wir glauben alle an einen Gott“. - Leider zu wenig an einen Christus. Das ist das Verhängnis des Theismus.
Bewiesen ist, dass in den atheistischen Lebensbezirken nur ein ganz geringer Prozentsatz wirklich atheistisch ist. Dieser ganz geringe Teil kann sich halten weniger durch eine überzeugende „Botschaft“, als vielmehr durch Brutalitiät, - sprich: Schwert-Macht! Wenn diese Macht eines Tages beseitigt ist, dann bleibt von dem „mächtig“ gerühmten Atheismus nur das Sprüchlein übrig: „Es war einmal“. Dann ist die atheistische Lehre wahrhaft eine Leere.
3. Übersehen sollte man auch nicht die Tatsache, dass der Teufel selten in seiner nackten Art auf seinen „Missionsreisen“ ist, sondern meistens mit der Bibel in der Hand. Bitte, wie war es im Paradies? Trat er da etwa als ein Atheist auf? Im Gegenteil, als ein biblischer Philosoph! Und wie war es bei der Versuchung Jesu? Hätte er als Atheist überhaupt einen Zugang zu Jesus? Niemals! Aber mit der Bibel in der Hand hatte er das Recht, mit Jesus zu reden. Wie war es in der ganzen Kirchengeschichte? Haben etwa die Atheisten der Gemeinde Jesu Christi Schwierigkeiten, oft die „tödlichen" Schwierigkeiten bereitet? Die Gegner der Gemeinde wissen immer überzeugend zu sagen: "Es steht geschrieben“! - Sogar in der „historischen Bibel“.

Selbstverständlich werden im Ende auch noch einige Atheisten sein. Die wird der Durcheinanderwerfer schon zu „speisen“ wissen. Ansonsten hat er es mit den Theisten zu tun. Darum setzt er sich in den Tempel und gibt sich aus als Gott. Darum ist er an der Spitze aller Gottesverehrung. Darum haben es alle, die auf dem ganzen Erdkreis wohnen, mit der „Anbetung“ zu tun. - Diese Richtung bleibt fest. Sie übersteht auch die bevorstehende Krise in der Beseitigung des Gegners, der aus ideologischen Gründen für das Ende ungeeignet ist. Nicht die atheistischen, sondern die theistischen „Ideologien“ haben die Zukunft!

Mögen die atheistischen Kräfte sich gegenseitig noch so groß tun. Großtuerei ist nicht ausschlaggebend, im Gegenteil, Zeichen der Schwäche. Wenn wir dem prophetischen Wort glauben - und das wollen wir - dann dürfen wir annehmen, dass eines Tages eine Wandlung eintrifft. Wunderbar und sehr überraschend wird diese Wandlung sein. - Und sie kommt!

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43. Wer hat das härteste Erleben im Endgeschehen?