Was hat das Abendland zu erwarten?

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 1
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.


Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

50. Was hat das Abendland zu erwarten?

Das Abendland muss im Zusammenhang mit den anderen Ländern gesehen werden. Ohne dem gibt es keine Klarheit.

Die dreifache Welteinteilung: Morgenland, Mittagsland, Abendland ist uralt. Sie stammt von Noah. Seine Söhne Sem, Ham und Japhet waren die Urväter der dreiteilligen Welt. Die Semiten erhielten das Morgenland, die Hamiten das Mittagsland, die Japhetiten das Abendland. Sie empfingen ihre Lebensbezirke zufolge des Segens- und Fluchspruches des Vaters Noah, der zu solchem „Sprechen“ durch seine Söhne veranlasst wurde (1Mo 9:20-27).

Diese Verheißungen Noahs gingen in der Weltgeschichte buchstäblich in Erfüllung. Sie gehen heute noch in Erfüllung und werden sich erfüllen bis zum Ende der Tage. Die Semiten haben (ihrem Namen nach) tatsächlich einen Namen, sind namhaftig, haben ein Namensgedächtnis, haben einen Ruf und haben Ansehen. Die Hamiten sind warm, hitzig, verbrannt, schwarz. Dem zufolge sind sie „Knecht aller“. Sie haben auf Lebensdauer eine unterstellte Bedeutung. Die Japhetiten haben eine Weite, sind ausgebreitet, sind beredt, sind einfällig und haben eine Schönheit. Dazu wohnen sie „in den Hütten Sems“.

Die klimatischen Verhältnisse der drei Wohnbezirke sprechen bei der Kulturbildung und Lebenshaltung ihrer Einwohner stark mit. Der Morgenländer lebt im „Tagesanbruch“ in voller Lebensfrische. Sein Leben hat den „Tag“ vor sich. Der Mittagsländer lebt in der „Hitze des Tages“. Er hat das große Bedürfnis, im Schatten zu verweilen. Da täuscht er nicht nur seine Müdigkeit vor, sondern hat auch die beste Gelegenheit zum ausschweifenden Leben. Der Abendländer hat seinen Tagesablauf nützlich und fleißig vollbracht und steht vor dem „Feier-Abend“. Er hat viel, wohl das meiste geleistet, und ist nunmehr mit seinem gesamten Werk am „Abend“.

Im Zusammenhang mit anderen Ländern

Wenn wir die Abendländer in ihrem Lebensverhältnis recht sehen wollen, dann müssen wir - wie oben bereits angedeutet - sie im Zusammenhang mit den anderen Ländern sehen. Die gegenseitige Beeinflussung ist von ausschlaggebender Bedeutung. Ihr Verhältnis zu den Mittagsländern braucht nicht viel erklärt zu werden. Die Mittagsländer sind nun einmal im restlosen Abhänigkeitsverhältnis. In erster Linie bei den Abendländern, weil deren Lebensbelange sehr „weit“ sind. Ihre Kulturweite reicht bis zu dem Mittagsländern. Die Mittagsländer leben vom Segen der Abendländer. Auch gegenwärtig fließt dorthin der Segen unter dem Begriff „Brot für die Welt“. - Die Mittagsländer wissen den Segen des Abendlandes nicht zu schätzen.

Anders sieht das Verhältnis der Abendländer zu den Morgenländern aus. Für dieses Verhältnis erhalten die Japhetiten die Verheißung „zu wohnen in den Hütten Sems“. Dieser sonderbare Umstand macht stutzig und lässt fragen: Haben die Semiten (Morgenländer) soviel Hütten, dass sie die „weit ausgebreiteten“ Abendländer allesamt aufnehmen können? Wie ist das zu verstehen?

Wohnen in der Hütte Sems

Einfach: Die „Hütte“ der Semiten hat für die Japhetiten nicht Wohnbedeutung, sondern Lebensbedeutung. Die Abendländer sollen nicht in den Hütten der Morgenländer wohnen, sondern aus den Hütten leben! Die „Hütte“ muss gottgewollt verstanden werden. Die Bibel sagt hierzu: „Die Hütte Gottes bei den Menschen“ (In (oder aus) dieser „Hütte“ sollen die Japhetiten bei den Semiten wohnen und leben. - Wir können hier nicht die diesbezüglichen Bibelstellen alle anführen, verweisen aber auf das endgeschichtliche Wort: „Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen; und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein“ (Offb 21:3). Es ist uns bekannt, dass die Semiten den „Hütten-Dienst“ in ihrer Verwaltung haben. „In dir und deinem Samen sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden“. Mit diesem „Hütten-Segen“ haben sie die Abendländer beglücken dürfen immerdar. Es steht einwandfrei fest, dass im Punkte Religion (= Gottesverehrung) die Japhetiten in den Hütten der Semiten gelebt haben und noch leben. Die Religionshaltung der Abendländer ist in voller Gültigkeit ein Erbstück von den Morgenländern. Die morgenländische Religion bestimmt das Abendland.

Bei dieser Schau geht uns ein Licht auf für den Sinn der Verheißung: „Gott breite Japhet aus und lasse ihn wohnen in den Hütten Sems.“ Japhet ist also doch - man kann wohl ohne Übertreibung sagen - hundertprozentig von Sem abhängig. Japhets „Weite“ ist abhängig von Sems „Hütte“.

Zu beachten ist aber, dass die Japhetiten in den Hütten Sems nicht nur die positiven Werte des Christentums erlebt haben, sondern auch die negativen unter dem verhängnisvollen Zeichen: Anti. Die Japhetiten sind nämlich längst dabei, das hintergründige Geflüster der Semiten weiterzusagen: „Was will dieser Lotterbube“? Im hohen Liberalismus bringen die Jahpetiten (wohl mit Rücksicht auf die gutgesonnenen Semiten) es heute schon fertig, den „wissenschaftlichen Beweis“ zu erbringen, dass Jesus am Kreuz nicht gestorben ist. Er hat nur den Scheintod erlitten. Mit dieser Beweisführung werden die segensvollen semitischen Brüder von der zweitausendjährigen Tötungsschuld entlastet. Wie schön! Endlich tragen die Japhetiten ihre Dankesschuld an die Semiten in etwas ab. Lange genug sind sie ihnen den Dank schuldig geblieben. Und nun ergibt sich die „wissenschaftliche Tatsache“: Die Semiten haben den Jesus nicht getötet. Es ergibt allerdings auch die weitere Tatsache, dass die „Entmythologisierung der Bibel“ ganz in der Verantwortung der Japhetiten liegt.

Das Erbe der Abendländer

Mit diesen geschichtlichen Vorgängen stellen wir die Tatsache fest, dass die Abendländer in den Hütten der Morgenländer ein großes Erbe empfangen haben. Selbstverständlich sind die Morgenländer dadurch nicht verarmt, oder des Erbes beraubt. Nein, sie sind vom „Hütten-Dienst“ nur für eine geraume Zeit „beurlaubt“ worden. Indes stehen die Abendländer in der vollen Dienstverantwortung. Es kommt die Zeit, (sie ist nahe), in der die Morgenländer wieder in den Vorder-Grund rücken werden. Wie wird das zugehen? Nicht gleich perfekt und klar. Wir dürfen den sonderbaren Umstand, Liberalismus genannt, nicht aus dem Auge lassen. Der „Mythos des 20. Jahrhunderts“ wird sich noch schwer bemerkbar machen. In diesem Zeichen verlaufen die letzten „Hütten-Dienste“ der Abendländer, hernach die Dienste der Morgenländer. - Da kann man doch gespannt sein, wie dieses alles verlaufen wird.

Das prophetische Wort sagt: „Er wird vielen den Bund stärken eine Woche lang. Und mitten in der Woche wird das Opfer und Speisopfer aufhören. Und bei den Flügeln werden stehen Gräuel und Verwüstung, bis das Verderben, welches beschlossen ist, sich über die Verwüstung ergießen wird“ (Dan 9:27).

Der Bund mit den Vielen

Der „Er“ ist der Welt-Haupt-Mann, der im Ende unserer Tage von der vereinten Welt das Regiment übernehmen wird (Offb 17:12.13). Die Abendländer werden an diesem Vorgängen den Löwenanteil haben. Obgleich der Welt-Haupt-Mann schon ein Mischling (abendländischer Morgenländer) sein kann, wird doch seine Berufung eine mehr abendländische Angelegenheit sein. Und nun höre: Die erste Amtshandlung des Welt-Haupt-Mannes ist „der feste Bund mit den Vielen“. Wieso beschließt er noch einen Bund? Ist er nicht bereits der Spitzenmann des Welt-Bundes? Muss noch ein Bund dazukommen, mit den „Vielen“? Wer sind die „Vielen“, die beim kompletten Weltbund nicht im Bunde sind? Das ist jenes kleine Völkchen, Juden genannt. Sie sind die Spitze der Semiten, die sonderbarerweise bei dem Weltvereinigungsprozess noch nicht endgültig und vollgültig dabei sind. Aus dem einfachen Grunde, weil sie nicht „dabei“ sondern „darüber“ sein müssen! Darum wird der Welt-Haupt-Mann mit den „Vielen“ noch einen Sonderbund schließen. - Ab hier ist das Abendland mit seiner Kraft und Macht dem Morgenland unterstellt. Das bedeutet kein Auslöschen des Abendlandes, sondern eine fundamentale Unter-Stellung.

Das Tier und sein Reiter

Zu beachten ist die weitere prophetische Tatsache, dass der Welt-Haupt-Mann - von Gott gesehen - den Namen „Tier“ trägt. Zu diesem Tier gehört selbstverständlich die Weltkörperschaft: Haupt - Leib - Glieder. Das Tier ist die total vereinte Welt. Dieses „Tier“ wird einen „Reiter“ erhalten, der es lenken soll und wird. Der Reiter ist jenes Weib (auch Hure genannt), das in Offb 17 deutlich dargestellt wird. - Das sind also Geschehnisse gleich am Anfang der Jahrwoche, die mit den Worten des Daniel; „Er wird aber vielen den Bund stärken eine Woche lang“ angezeigt sind. Merken wir uns: Die Reiterdienste beginnen im Augenblick der Tiererscheinung. Wenn das „Tier“ offenbar wird, ist auch gleich der „Reiter“ da. Machtübernahme des Morgenlandes.

Eine Zwischenbemerkung. Viele Bibelleser sehen in dem eben genannten „Er“ der mit den „Vielen“ einen Bund schließt, den Christus Gottes. Wie man zu dieser Feststellung kommt, ist rätselhaft. Man lese doch die neutestamentliche Darstellung der Jahrwoche: „...Und beteten den Drachen an, der dem Tier die Macht gab, und beteten das Tier an und sprach: Wer ist dem Tier gleich? Wer kann mit ihm kriegen? Und es ward ihm gegeben ein Mund, zu reden große Dinge und Lästerungen und ward ihm gegeben, dass es mit ihm währte zweiundvierzig Monde lang. Und es tat seinen Mund auf zur Lästerung gegen Gott...“ - (Offb 13:4-8). Bitte, ist hier nicht in aller Klarheit vom Antichristen die Rede? Wie kommt man dazu, die satanischen Machwerke der Antichristenwoche auf Christus zu beziehen?

Eine weitere Zwischenbemerkung: Sehr viele Bibelausleger sehen in dem „Reiter“ die verweltlichte Kirche. Sie ist die Hure, die in den Abschlusstagen vom Tier zertreten und zerfleischt wird. Dazu sei die Frage gestellt: Was ist die Weltkirche? Ist das nicht die religiöse Endwelt? Ist das nicht die Welt? Die Welt-Kirche ist im Ende der Geist des Tieres. Also ein Symptom, das vom Tier nicht getrennt werden kann. Die Welt-Kirche ist das Tier! Nichts anderes. - Dass man in dem Reiter nicht den Semiten sieht, sondern die Kirche, ist ein Beweis für die falsche Lehrauffassung, indem man die Semiten, d.h. die Juden, nicht mehr als vorhanden ansieht. „Wir sind das geistliche Israel“. Wohin doch eine falsche Lehre führen kann!

Die Endlinien des Abend- und des Morgenlandes

Die Prophetie zeigt genau die Endlinien des Abendlandes und des Morgenlandes. Geschichtlich gesehen hatte das Abendland eine ausschlaggebende Bedeutung. Aber nur zufolge des Lebens „in den Hütten Sems“. In der Zeit ist das Morgenland in einem Wartestand. Daniel beschreibt solches mit „wüste Zeit Israels“ (Dan 9:26). Paulus benennt diese Zeit mit “blinde Zeit Israels“ (Röm 11:25.26). Wenn aber diese Wartezeit Israels beendet ist, anders gesagt: wenn das liberal-christliche Abendland die Welteinheit ausgeführt hat, dann tritt das Morgenland in den Vordergrund und behält das Abendland als das stützende und tragende Element. Dann ist nicht das Abendland führend, sondern das Morgenland.

Im Morgenland werden die ausschlaggebenden Endergebnisse (ab Anfang der Jahrwoche) sich abwickeln, wie folgt: „...und sich überhebt über alles, was Gott oder Gottesdienst heißt, also dass er sich setzt in den Tempel Gottes als ein Gott, und gibt sich aus er sei Gott“ (2Thes 2:4). - Der natürliche Tempel wird noch eine große Weltrolle spielen. In hochreligiöser Weise wird die „morgenländische Welt“ das fein unterstellte „christliche Abendland“ lenken.

Bis zur Mitte der Jahrwoche geht es in dieser Weise triumphal. Da werden sich die Abendländer und die Morgenländer „küssen“ und als feine Brüder ansprechen. Sie werden sich mit Dank und Verehrung tragen. Die Abendländer werden verehrend auf die Morgenländer schauen, weil sie so wohlwollend die Lenkgewalt ausüben. Die Morgenländer werden mit Freuden auf die Abendländer herabschauen, weil sie sich auf der ganzen Linie so willig erwiesen haben. Dazu auch die volle Bereitschaft gezeigt haben, die Morgenländer in den „Sattel“ zu heben. - Wohlgemerkt: Ab Anfang der Jahrwoche sind die Morgenländer lenkbereit im Sattel.

Die radikale Wendung

In der Mitte der Jahrwoche gibt es eine radikale Wendung. Daniel zeigt an, dass mitten in der Jahrwoche die Opferdienste aufhören und Gräuel an heiliger Stätte sich zeigen. Das neutestamentliche Erklärungsbuch der Jahrwoche, das viele Einzelheiten aufweist, zeigt an, dass mitten in der Jahrwoche die wirre Haupt-Geschichte ausbricht (Offb 13:3). Die sechs Unterhäupter, die das siebte Oberhaupt getragen und gestützt haben, werden allesamt beseitigt. An deren Stelle kommt das achte Haupt aus dem „Abgrund“. Dieses neue Haupt räumt Dinge auf, die sich als untragbar erwiesen haben. Welche? Höre: Die erste Handlungsweise des Welt-Haupt-Mannes aus dem Abgrund hat es mit den zwei Zeugen zu tun: „Und wenn sie ihr Zeugnis geendet haben, so wird das Tier, das aus dem Abgrund aufsteigt, mit ihnen einen Streit halten, und wird sie überwinden und wird sie töten“ (Offb 11:7). Also, die zwei Zeugen und das Zeugnis von dem Christus Gottes sind untragbar. Kampf den Zeugen - Schließlich Kampf dem Lamm (Offb 17:14).

Ab Mitte der Jahrwoche ist Katastrophenzeit. Die Weltführung der Morgenländer nimmt ein Ende mit nie da gewesenen Schrecken. Die an der Spitze stehenden Semiten gehen in die schwersten Gerichte ihrer Geschichte. Aus mit den Semiten! Aus mit dem Morgenland! Und wie geht es dann dem Abendland? Es erlebt die gleichen Katastrophen. Die letzte Zeit der Jahrwoche ist eben Katastrophenzeit für alle. Selbst der falsche Prophet (= der getreue Deiner des Welt-Haupt-Mannes) wird noch mit Katastrophen aufwarten, um die anderen Katastrophen einzudämmen (Offb 13:13). Alles nur Steigerung der Katastrophen. Die schwerste Katastrophe erlebt hier das „christliche Abendland“. Es wird in der Tiergestalt sich zuletzt noch an dem Reiter verschulden, und in höchster Verzweiflung den offenen Kampf wagen gegen das Lamm (Offb 17:14). Gottes Antwort: „Und es wurden die vier Engel los, die bereit waren auf die Stunde und auf den Tag und auf den Monat und auf das Jahr, dass sie töteten das dritte Teil der Menschen (Offb 9:15.18). Wer stellt dieses Katastrophendrittel? Das „christliche Abendland“. Furchtbar, aber... Hier ist der endgültige Untergang des Abendlandes. - Und die Hamiten und der größte Teil der Semiten? Die haben das Millennium vor sich. Also: Die Abendländer enden mit Gericht. Die Mittagsländer, zum Teil auch, die Morgenländer enden im Millennium. Die Morgenländer sind hier führend!

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