Wann kommt der Antichrist?

Aus Bibelwissen
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Abschrift des Buches: Der da war, und der da ist und der da kommt!
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Aus dem Gemeinschaftsblatt für innere Mission Augsb. Bek.: "Reich-Gottes-Bote“ (1918-26)
Selbstverlag des Bibelheims „Bethanien", Langensteinbach

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Inhaltsverzeichnis:
Kapitel davor:
97. Zum Vollkommenheitsziel 1Thes 5:23.24 (1926)

98. Wann kommt der Antichrist?

  • 2Thes 2:1-12 (ELB) (1) Wir bitten euch aber, Brüder, wegen der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus und unserer Vereinigung mit ihm, (2) daß ihr euch nicht schnell in eurem Sinn erschüttern, auch nicht erschrecken lasst, weder durch Geist noch durch Wort, noch durch Brief, als seien sie von uns, als ob der Tag des Herrn da wäre. (3) Dass niemand euch auf irgendeine Weise verführe! Denn [dieser Tag kommt nicht], es sei denn, daß zuerst der Abfall gekommen und der Mensch der Gesetzlosigkeit geoffenbart worden ist, der Sohn des Verderbens; (4) der sich widersetzt und sich überhebt über alles, was Gott heißt oder Gegenstand der Verehrung [ist], so daß er sich in den Tempel Gottes setzt und sich ausweist, daß er Gott sei. (5) Erinnert ihr euch nicht, daß ich dies zu euch sagte, als ich noch bei euch war? (6) Und jetzt wißt ihr, was zurückhält, damit er zu seiner Zeit geoffenbart wird. (7) Denn schon ist das Geheimnis der Gesetzlosigkeit wirksam; nur [offenbart es sich nicht], bis der, welcher jetzt zurückhält, aus dem Weg ist; (8) und dann wird der Gesetzlose geoffenbart werden, den der Herr Jesus beseitigen wird durch den Hauch seines Mundes und vernichten durch die Erscheinung seiner Ankunft; (9) ihn, dessen Ankunft gemäß der Wirksamkeit des Satans erfolgt mit jeder Machttat und mit Zeichen und Wundern der Lüge (10) und mit jedem Betrug der Ungerechtigkeit für die, welche verloren gehen, dafür, daß sie die Liebe der Wahrheit zu ihrer Errettung nicht angenommen haben (11) Und deshalb sendet ihnen Gott eine wirksame Kraft des Irrwahns, daß sie der Lüge glauben, (12) damit alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern Wohlgefallen gefunden haben an der Ungerechtigkeit.

Die klare Lehre dieser Stelle

Der Heiland kommt nicht wieder, es sei denn zuvor der Mensch der Sünde, das Kind des Verderbens dagewesen. Das ist die klare Lehre der vorliegenden Stelle aus 2Thes 2. So müssen denn die Augen derer, welche aufs Kommen des Herrn gerichtet sind, im Weltenbild zuerst den Antichristen suchen, vorher kann vom Kommen des Heilandes selbst in absehbarer Kürze nicht die Rede sein. Weder durch Geist, noch durch Wort, noch durch Schrift dürfen sich vorher die gläubigen Kreise beunruhigen lassen (V. 2).

So ist denn für uns die Frage von einer großen, lebensmäßigen Bedeutung: wann kommt der Antichrist? Diese Frage beantwortet unsere Textstelle zuerst im a l l g e m e i n e n dahin, dass vor dem Antichrist in Person der antichristliche Geist zur Ausreifung gekommen sein müsse. Also nicht der Antichrist macht dem antichristlichen Geist, sondern der antichristliche Geist schafft dem Antichrist Raum und Bahn. Der persönliche Antichrist ist nichts anderes als der gewaltige und gewalttätige Zusammenfasser des antichristlichen Gesamtgeistes. Für das Kommen großer, der Rat und Plan Gottes machtvoll weiterführender Persönlichkeiten, muss immer die Zeit erst ihre entsprechende Reife haben. So musste für Mose Volk und Zeit erst zubereitet sein, ehe er sein gottbefohlenes Werk tun konnte. So waren vor allem für die Erscheinung des Heilandes selbst Israel wie die Nationen zubereitet - die Zeit war erfüllt. In wunderbarer Weise sehen wir das auch wieder bei Luther und seinen Mitreformatoren. In gewissem Sinn ist es auf allen Lebensgebieten so, wenn große Männer auftreten, die in hervorragendem Maße fördernd eingreifen. So ist’s auch beim Antichrist.

Der Abfall kommt zuerst

Das jüdische Volk wie die Völkerwelt, die Nationen, müssen zuerst in einen solchen Zustand geraten sein, dass der große Widersacher alles zusammenfassen und sich untertänig machen kann. Der A b f a l l muss zuerst kommen; was a u f h ä l t, muss weggetan sein, d e r es a u f h ä l t, muss aus dem Mittel getan sein. In den Versen 10, 11 und 12 unseres Kapitels vervollständigt der Apostel dieses Zeitbild des Antichrists noch dahin, dass er sagt: Kräftige Irrtümer werden umgehen, die Liebe zur Wahrheit wird abnehmen, dagegen der Glaube an die Lüge und die Lust zur Ungerechtigkeit zunehmen.

So käme denn für eine richtige Beurteilung der letzten Zeit und ihre Nähe oder Ferne alles darauf an, klar zu erkennen: 1. Was ist der A b f a l l , der zuerst geschehen muss? 2. Was ist d a s , was noch a u f h ä l t, das erst weg muss? 3. Wer ist d e r, der a u f h ä l t, der aus dem Mittel getan werden muss? Das sind ganz offenbar Grundzüge der antichristlichen Zeit, nach deren Erscheinen der Antichrist jederzeit auftreten kann. Von da an ist dann bis zur Wiederkunft Christi die Rechnung biblisch klar. Wie groß muss das Interesse der gläubigen Gemeine sein, sonderlich in einer Entscheidungszeit wie der unsrigen, über diese Punkte Klarheit zu haben! Umso befremdlicher ist es nun, dass gerade bei der Auslegung dieser Stellen eine Art babylonische Sprachenverwirrung herrscht. Es mutet einen an, als ob der Fürst der Finsternis von jeher alles aufgeboten hätte, die in diese Stellen eindringenden gläubigen Geistesmenschen zu verwirren, und nicht klar sehen zu lassen, damit die Gemeine selbst das Geheimnis seiner höchsten Schlussoffenbarung nicht rechtzeitig durchschaue. Natürlich hat auch, wie immer beim prophetischen Wort und seiner Erklärung, die Entfernung in der die Welt sich bisher noch von diesen Ereignissen befand, verhüllend gewirkt, während die Nähe, in die sie jetzt rückt, enthüllende Wirkung hat.

Ein grundlegender Fehler

Es ist aber nach unserer Meinung bei der Mehrzahl der bisherigen Auslegungen ein grundlegender Fehler gemacht worden, der auch an vielen anderen Stellen bei der Schriftauslegung gemacht wird, und das ist d e r Fehler, dass die Stellung des j ü d i s c h e n V o l k e s im Gesamtrat Gottes, und besonders in der letzten Zeit, nicht klar und hell genug erkannt ist. Wer den großen Fehler macht, und die Menschheit in Christen und Nichtchristen oder in Christen und Heiden einteilt, der wird in der Frage des Antichrists und seines Kommens, wie in vielen anderen Fragen, nie klar sehen. Wer die sogenannten christlichen Nationen oder auch die gläubige Gemeine an die Stelle des Judentums setzt, der bindet sich für die Erkenntnis der antichristlichen Zeit und des persönlichen Antichrists selbst eine Binde um. Die Bibel kennt auch solche Einteilung der Welt und ihrer Völker nicht. Die Offenbarung der Schrift kennt im Alten und Neuen Bund nur die Juden (das auserwählte Volk) und die Nationen (die Heiden oder die Völker), welche alle anderen Völker in sich schließen.

Wir Deutschen, ebenso wie die Engländer, Franzosen, Amerikaner usw. gehören, mag es uns nun passen oder nicht, zur großen, einheitlichen Masse der Nationen oder der Heiden. Auf diese Nationen geht alles Heil und aller Segen des lebendigen Gottes in allen Zeitaltern, und in der verschiedenen Form der einzelnen Gotteshaushaltungen, immer vom Judenvolk aus, sei es im Gesetz oder in den Propheten oder im Evangelium von der Kreuzgemeine, oder in der Herrschaftszeit Jesu Christi auf Erden. Ebenso aber geht aller Unsegen und aller Fluch über die Nationen ebenfalls vom jüdischen Volk aus, solange dieses selbst im Unglauben und unter der Verwerfung, und unter dem Fluch der Hinauswerfrung aus dem Heiligen Lande steht. Das sind unwidersprechliche, klare und heute noch tatsachenmäßige, ja gerade in unseren Tagen sich mehr als je, wunderbar bewahrheitende Richtlinien der Offenbarung Gottes. Von da aus wollen auch die antichristlichen Vorzeichen und die Person und das Wesen des Antichrists begriffen werden.

Die Person des Antichristen

Von da aus fällt auch das befreiende und Klarheit gebende Licht auf unsere vorliegende Stelle im Thessalonicherbrief und auf die Lösung der Frage, wann der Antichrist kommt. Es ist eigentlich befremdlich, dass die Auslegungen nicht schon lange auf diese Tatsache gekommen ist; wird doch der Antichrist selbst in unseren Versen mit durch und durch n a t i o n a l - j ü d i s c h e n Farben geschildert. Er heißt (V. 3) „der M e n s c h der S ü n d e“ und (V. 8) „der G e s e t z l o s e“. Das kann aber doch nur ein J u d e sein. Den Heiden ist ja das Gesetz - der „ R o m o s“ , wie die Schrift sagt - nie auferlegt. Sie sind die Jahrhunderte vor Christus ohne Gesetz gelaufen, nur die Juden waren unter dem Gesetz. Die Juden heißen darum auch in der Schrift: „die unter dem Gesetz“, die Heiden aber heißen: „die ohne Gesetz“. Auch nach der Menschwerdung des Gottessohnes ist den Heiden das Gesetz nicht auferlegt, sondern die Predigt vom Kreuz und das E v a n g e l i u m suchen die Eigentumsgemeine aus allen Nationen heraus. Das jüdische Volk aber steht heute noch unter dem Gesetz. So kann der Mensch der Gesetzlosigkeit nicht aus den Heiden, sondern nur aus den Juden kommen.

Dort allein kann sich der Widerspruch gegen das Gesetz so steigern, dass die völlige Ungesetzlichkeit herauskommt; dort allein kann im Widerspruch gegen das Gesetz der G e s e t z l o s e offenbart werden. Und von da aus geht dann die Verführung zur Ungerechtigkeit, wie Vers 10 unseres Kapitels sagt, aus auf alle Heiden, welche durch inneres Absterben vom göttlichen Wahrheitsgefühl empfänglich werden für diese Verführung. Zeigt das nicht unsere Zeit deutlich, dass an der Spitze all der gesetzauflösenden Bewegungen immer Juden als Führer stehen? Das wird sich noch mehr offenbaren. Daraufhin weist auch die Bezeichnung des Antichrists als Widersacher oder wörtlich: der sich dagegen legt - der Auflehner. Den Juden ist das Gesetz auferlegt; ihnen ist die Offenbarung zugelegt, bei ihnen allein kann d e r Auflehner, d e r Revolutionär im vollen, einzigartigen Sinn aufkommen. Heute schon sind alle Teilrevolutionen von Juden getragen und die verkehrten Nationen folgen der Aufwiegelung, und machen die Juden noch zu ihren Führern.

Der Tempel Gottes

In dieser Linie wird auch d e r geboren werden, welchen die Schrift „d e n Widersacher“, „d e n Revolutionär“ nennt. Um aber die Zeichnung unwidersprechlich zu machen, fügt der Apostel Paulus noch den Zug hinzu: „E r setzt sich in d e n T e m p e l Gottes a l s ein G o t t“. Der „Tempel Gottes“ kann nichts anderes bedeuten als der Tempel zu Jerusalem. Dieser soll ja jetzt wieder gebaut werden. Das Geld ist bereits gesammelt. Da hinein, in diesen neuen Tempel der Juden, wird sich der Gesetzlose, der Antichrist, setzen. Der Vertreter des völlig abgefallenen und weltmäßig, philosophisch, selbstvergottend gewordenen Judentums wird dort seinen Sitz aufschlagen. Das Volk G o t t e s muss den A n t i - Gott zeitigen; der Tempel Gottes, durch Jahrhunderte der Platz der irdischen Gegenwart Gottes in der sichtbaren Schechina (hebräisch: bedeutet das Wohnungnehmen Gottes bei den Menschen = Wolken- und Feuersäule, Stiftshütte, Tempel) des Herrn, er wird zum Platz des sich selbst vergottenden Übermenschen. So schildert uns Paulus den Antichrist. Zug um Zug ist er ein Jude; damit sind wir aber schon mitten drin in der Erklärung der großen Vorzeichen des Antichrists, nämlich des „Abfalls“ - dessen, w a s aufhält und dessen, d e r aufhält.

Der „Abfall“ kann sich nur auf das jüdische Volk beziehen. Die anderen Völker k ö n n e n gar nicht abfallen, weil mit ihnen Gott keinen Bund gemacht hat. Sie können nur das Evangelium, wonach aus den Heiden eine gläubige Vollzahl herausgerufen werden soll, annehmen oder abweisen, a b f a l l e n kann nur Israel. Ihm ist vertraut, was Gott geredet hat. Israel wird die Völker in seinen Abfall hereinziehen, und in ihrem heidnischen Leichtsinn werden sie ihm folgen in seiner Ungesetzlichkeit und in seiner Messiasverwerfung - aber abfallen wird nur Israel.

Israels Abfall

Israels Abfall hat schon begonnen, als es immer wieder heidnischen Götzen diente, und als es sich Könige erwählte gleich den Heiden. Es hat diesen Abfall gebüßt in der babylonischen Gefangenschaft. Es ist nie mehr ganz aus diesem Abfall zurückgekehrt, weshalb es auch nie m e h r g a n z aus der Oberherrschaft der Nationen und Weltmächte herauskam, sondern immer tiefer hinein. Doch kehrte es zum Teil wieder unters Gesetz und unter die Propheten zurück. Aber in falscher, selbstsicherer Geistesrichtung bereitete sich ein neuer Abfall vor. Es fiel ab von Jesu, seinem wahrhaftigen Messias, von seinem Jahwe-Jehova, der den Vätern erschienen, und zu ihnen ins Fleisch gekommen war. Von diesem Abfall redet Paulus Röm 10 in ergreifender Weise. Es erfolgte die Verwerfung Israels unter die Völker. Aber noch vollendete sich der Abfall nicht ganz. Fest und fester umschloss es die Messiashoffnung. Und bis heute ist das Gros des Volkes noch gesetzestreu und messiashoffend. Noch ist der eigentliche Abfall nicht geschehen. Nur von der Person Jesu als des Messias sind sie abgefallen und büßen das in ihrem Elend.

Das Gesetz und die Hoffnung auf den Messias selbst halten sie noch fest. Aber bereits ist ein großer, unter den Nationen zerstreuter Teil davon gewichen. Und gerade jetzt in unseren Tagen stehen wir ganz ohne Zweifel vor dem letzten großen Endabfall des erwählten Volkes. Es wird jetzt losgelassen. Es wird jetzt anfangen, unter die Nationen einzugehen. Ein großer Teil der Zionisten ist schon in diesem letzten, großen Abfall begriffen. Sie wollen das Judenvolk zur großen W e l t n a t i o n machen, zur N a t i o n unter den N a t i o n e n, mit Zentralsitz in Palästina-Jerusalem. Was es nicht sein s o l l, nämlich Nation neben und unter den Nationen, das w o l l e n diese. Und damit reißen sie Israel aus seiner eigentlichen Gottbestimmung heraus. Israel wird K u l t u r n a t i o n anstatt O f f e n b a r u n g s n a t i o n; es will glänzen wie die Heiden, es will glänzen unter den Heiden, nicht im Schmucke Jahwe-Jehovas, sondern im Schmuck seiner großen Gaben und Kräfte, die in Weltwissen und Weltwesen sich betätigen.

Will Israel das werden, so muss es sein Gesetz immer mehr abstreifen und seinen Messiasglauben aufgeben. Die moderne Universität, deren Bau neben dem Tempel in Jerusalem geplant ist, wird die Brunnstube des großen Abfalls werden. Diese Universität wird zweifellos die glänzendste der ganzen Welt werden, von ihr werden die neuen „modernen“ Ideen in alle Nationen gehen, und diese mit ihrem Glanz bestricken. Israel wird die Nationen in seinen Abfall ziehen; dann wird die Welt reif für den Antichrist. Israel, nach seiner Masse los von allem, was ihm vertraut ist: vom Wort der Offenbarung, vom Gesetz und von den Propheten - das ist der große Abfall, für welchen der Weltkrieg Tür und Tor geöffnet hat. Und das ist die gewaltige Bedeutung dieser Stunde. Daran können wir ermessen, wieviel näher wir der Zeit des Antichrists gekommen sind.

Diesen Abfall Israels meint Paulus, wenn er ihn auch noch nicht in seinem ganzen Werden sehen konnte wie wir jetzt. Von einem Abfall unter der Gemeine des Herrn konnte er doch zu den Thessalonichern nicht schreiben, das hätten diese gar nicht verstanden. Aber unter dem Abfall-Hass der Juden haben sie alle gelitten, das verstanden sie; darum brauchte auch Paulus gar nichts Näheres hinzuzusetzen.

Was hält diesen Abfall auf?

Was ist’s aber nun, was diesen Abfall aufhält oder besser, was hat ihn seither noch aufgehalten? Äußerlich betrachtet hat ihn aufgehalten das Zusammenwohnen des jüdischen Volkes in jenen Ostgegenden, wo es an Gesetz und Propheten seiner Masse nach noch festhielt. Wie kommt es aber, dass der Fluch der Zerstreuung Israels unter alle Völker bis heute nicht völlig durchgeführt wurde? Warum hat Gott Seinem Volke noch einmal ein Massenquartier gegeben? Warum beginnt erst jetzt in unseren Tagen durch Befreiung jener gedrückten Massen die eigentliche Ausstreuung Israels? Das liegt, wie Paulus uns an vielen Stellen sagt, daran, dass nach dem Rate Gottes der erhöhte Sohn Sich zuerst noch eine E i g e n t u m s - G e m e i n e aus den Heiden werben sollte und wollte. Eine Fülle-Zahl der Heiden sollte erst eingeheimst werden. Dieses Berufungswerk unter den Heiden wollte der Herr Sich nicht ständig durch den antichristlichen Hass des alttestamentlichen Volkes stören lassen. Die Heiden sollten sich frei entscheiden. Darum verschloss er Juda bis zum Ende der Tage.

Ganz offenbar wird die Gemeine Christi jetzt voll, und darum lässt der Herr jetzt Israel los. Schon seit der Judenemanzipation unter den Nationen hat diese Loslassung gegonnen und auch ihre antichristlichen Früchte gezeitigt. Jetzt geht’s im Großen los und darum vollends schnell. So ist das, was aufhält, gar nichts anderes als der dem Paulus, wie er im Epheserbrief sagt, neu geoffenbarte Rat Gottes, dass eine Gemeine aus den Heiden miteingeleibt werden soll in Christo. Darum sagt Paulus in unserem Text: „Was aufhält, w i s s t ihr.“ Das wussten sie freilich, dass es der Plan mit der Eigentumsgemeine aus den Heiden war, der sie selbst zugehörten. Und dieser Plan hat seine bestimmte Zeit, darum sagt Paulus, der Antichrist werde „geoffenbart zu seiner Zeit“.

Und wer hält auf?

Nun wissen wir auch schon, w e r der ist, w e l c h e r a u f h ä l t : das ist niemand anderes als G o t t in C h r i s t o , als der H e i l a n d als allmächtiger W e l t r e g e n t. Er, um Seinen Rat der Kreuzgemeine durchzuführen, hat das jüdische Volk unter solche Schmach und unter solchen Druck unter den Nationen bis heute geschlossen, dass es gar nicht herauskonnte und seinen verderblichen Einfluss ausüben.

Aber seit Jahrzehnten ist es freigelassen unter den Nationen, und j e t z t wird es vollends freigelassen. Und nun wird es seinen Einfluss völlig durchsetzen. H a t es einst C h r i s t u m aus s e i n e r - des jüdischen Volkes - M i t t e getan, so tut es nun durch seinen zersetzenden Einfluss auf allen Wissens und Arbeitsgebieten, Christum und Seine Gemeine auch a u s der M i t t e der H e i d e n, unter denen es bis jetzt war. Machtvoll ist es den Juden schon gelungen, Christum und Sein gläubiges Volk hinauszutun und die Massen antichristlich zu machen. Überall haben jüdische Zeitungen den antichristlichen Geist am meisten geschürt, und törichte, ungläubige Heiden, Nationen, haben ihn angenommen. Das wird nun nach Ausstreuung des ganzen jüdischen Volkes durch den Weltkrieg erst recht geschehen. Der es aufhält, Christus und Sein Leib, muss aus der Mitte von Staat und Kirche, und kommt auch immer mehr heraus - dann hat der Antichrist Raum. Fleißig wird von den jetzigen Machthabern unter jüdischer Beeinflussung aller christliche Einfluss immer mehr hinausgedrängt. Der es aufhält, kommt aus der Mitte - der Antichrist bekommt Bahn.

So mag nun jeder nach diesen Richtlinien sich selbst die Frage beantworten: „Wann kommt der Antichrist?“ Eins ist gewiss: Die Tore sind ihm weit aufgetan! Rüstet euch, ihr Christenleute!

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99. Die lebendige Hoffnung 1Petr 1:3-9