Vier Unersättliche I - Spr 30:15-16

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345. Vier Unersättliche I - Spr 30:15-16

Der Blutegel hat zwei Töchter: Gib her! Gib her!
Drei sind es, die nicht satt werden, vier, die nicht sagen: Genug! - Der Scheol und der verschlossene Mutterleib; die Erde, welche des Wassers nicht satt wird; und das Feuer, das nicht sagt: Genug!

Es folgen eine Reihe von Sprüchen, wo drei, die einen Grundgedanken darstellen durch ein Viertes überboten werden; AGUR nennt den Scheol, den unfruchtbaren Mutterleib, die wassersaugende Erde und - in unüberbietbarer Unersättlichkeit - das Feuer. Hat er sich aber nicht verzählt, da er ja doch auch den Blutegel erwähnt? Wir müssen jedoch nicht mit den Auslegern übereinstimmen, die den Blutegelspruch für eigenständig und verstümmelt halten! Offensichtlich sah AGUR in der Unersättlichkeit des Blutegels einen naturgesetzlichen Anschauungshintergrund für die Unersättlichkeit schlechthin.

Der Blutegel hat zwei Töchter: Gib her! Gib her! Es entbehrt nicht eines gewissen Humors, wenn wir an die beiden Töchter des Blutegels denken; Delitzsch sieht in ihnen die zweigliedrige Oberlippe des vorderen Saugnapfes; noch verständlicher aber wird es, wenn wir in der Personifikation der Töchter den vorderen Saugnapf mit der Mundöffnung und den anderen Saugnapf am Hinterende sehen, die - gleichsam aus zweifachem Munde - sprechen: Gib her! Gib her! Ein Blutegel kann an Tier oder Mensch bis zu einer Stunde unablässig Blut saugen und dabei das Viereinhalbfache seines Körpergewichts aufnehmen! Nach dieser Naturbeobachtung nennt AGUR nunmehr die drei und vier Unersättlichen, die alle unter einem negativen Vorzeichen stehen:

Der Scheol ist die Totenwelt, die bislang Abermilliarden Geschöpfe, Tiere wie Menschen, verschlungen hat, ohne dass man darin einen Sinn erkennen kann, außer dem, dass alles Erschaffene "dem Gesetz der Sünde und des Todes" unterliegt. Ja, "Scheol und Abgrund sind unersättlich" (Spr 27:20)! In Jes 5:14 heißt es: "Darum sperrt der Scheol weit auf seinen Schlund und reißt seinen Rachen auf ohne Maß; und hinab fährt seine (Israels) Pracht und sein Menschengetümmel und sein Getöse, und wer dann frohlockt!" Das Totenreich wird von sich aus niemals sagen: Genug!

Der verschlossene, unfruchtbare Mutterleib kann auch durch Billionen Samenzellen nicht befruchtet werden und Leben erzeugen. Denken wir nur an den "erstorbenen Mutterleib der Sara", oder an die zunächst unfruchtbare Erzmutter Rache, die nach 1Mo 30:1 angesichts der Gebärfreudigkeit ihrer Schwester Lea zu Jakob sagte: "Gib mir Kinder, und wenn nicht, so will ich sterben!" Auch hierin gibt es kein: Genug!

Sodann ist es die Erde, die im unablässigen "Kreislauf des Wassers" des Wassers nicht satt wird, so dass sie genug! sagen könnte. Niemals verlieren die Weltozeane ihr Fassungsvermögen, nie werden die Grundwasserspeicher überfüllt, trotz des unablässigen Regens und Schnees auf der einen Seite, und trotz der unaufhörllchen Verdunstung und Wolkenbildung auf der anderen Seite.

Aber unüberbietbar in seiner unersättlichen Fressgier ist das Feuer! Denken wir nur an alles verzehrende Wald- und Flächenbrände oder an Feuersbrünste, wie sie im Altertum ganze Städte verwüsteten! In einer biblischen Erweiterung dürfen wir aber auch an den "Feuersee" der Gerichteten denken. Scheinbar brennt alles sinnlos und unaufhörlich!


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346. Vier Unersättliche II - Spr 30:15-16