Politik und Religion

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 2
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

103. Politik und Religion

Zunächst wollen wir uns die wörtliche Bedeutung der beiden Begriffe klar machen. Politik besagt die Staatskunst und die Staatswissenschaft. Religion betrifft die Gottesverehrung und das Gottesbewusstsein. Diese beiden Faktoren haben im Leben der gesamten Menschheit eine ganz große Bedeutung, und werden (sonderlich im Weltendgeschehen) aufeinander restlos angewiesen sein. Diese Vorgänge wollen wir hier kurz behandeln. Im Vordergrund steht die Politik, die wir uns sinn- und entwicklungsmäßig ansehen wollen.

Solange es in dieser Welt selbstständige Staaten gibt, ist für sie (in ihren begrenzten Räumen) die Politik von höchster Bedeutung. Wie soll ein Staat bestehen, wenn nicht seine Eigeninteressen ganz sorgfältig ausgeführt und eventuell ausgefochten werden? - Unter diesen Perspektiven ist die nationale Politik zu sehen und zu verstehen.

Im Laufe der Zeit ist die nationale Politik zu einer großen Bedrängnis geworden. Denn die Eigen-Staaten sind mit ihrer Entwicklung mehr und mehr voneinander abhängig geworden. Wir sind soweit, dass das Staatseigenleben unmöglich ist. - Man denke nur an den notwendigen wirtschaftlichen und industriellen Austausch. Oder man denke an die brennende und vernichtende Kriegsgefahr. Alle diese Dinge treiben zwangsläufig zur Überwindung der nationalen Politik und zum Übergang zur internationalen Politik. Der veralterte Nationalismus ist heute bereits ein quälendes Hindernis. Dagegen der Internationalismus ist ein unausweichliches Erfordernis.

Umgestaltung der Politik

Diese Vorgänge zeigen nur zu deutlich, dass die bisherige Politik eine Umgestaltung benötigt. Zwar hängt man noch allenthalben an der nationalen Politik. Aber aus den oben genannten Gründen muss man willig und bereit sein, so rasch wie möglich eine Änderung nicht nur zu wollen, sondern auch zu schaffen. Ran ans Werk! Jede Verzögerung ist ein Unfug. Darum zeigt sich gegenwärtig zwar noch ein verständliches Hin und Her, aber auch ein gebieterisches Dahin! Allseits fängt man an auf dieser Linie zu laufen.

Aber es zeigt sich je länger je mehr, dass die Politiker trotz guter Absichten es nicht schaffen, und auch nicht schaffen werden, weil sie aus ganz natürlichen Gründen zu sehr gebunden sind an ihr begrenztes Volksleben. Dieses Eigenvolksleben ist so bindend und so verpflichtend, dass ein darüber Hinausgehen für sie einfach unmöglich ist. Sie stehen hier vor einer Mauer. Darum schauen sie mit Sehnsucht aus nach Möglichkeiten, sonderlich nach Menschen, die ungebunden in der Lage sind, das zu schaffen. Das müssen aber Menschen sein, die zwar im national-politischen Raum leben, aber übernationale Freiheiten und Befugnisse haben. Was können das für Menschen sein? Antwort: Die Religionsträger! Die muss man zur tatkräftigen Hilfe hinzuziehen. Die haben die Fähigkeit und die gute Möglichkeit, die gesamte Menschheit über ihre nationalen Grenzen hinaus zu einer ganz klaren und wahren Einheit zu führen. - Darum die heute so sichtbare Hinwendung der Politiker zu den Religionsträgern. Darum die steigenden Konferenzen beider Gruppen. Sie sind höchst erforderlich. Ehe wir auf sie zu sprechen kommen, wollen wir den Religionsstand ganz kurz ins Auge fassen.

Die neuzeitliche Religion

Die Religion, d. h. die Gottesverehrung ist in der Welt weit größer, als wir annehmen. Man denke nur an die Tatsache, dass die Menschen in allen Religionslagern eine bewusste Gottesverehrung und ein gewisses Gottesbewusstsein haben. Das Gottesbewusstsein ist sogar im Steigen, weil allenthalben - sonderlich im hochkultivierten Raum - die Wissenschaftler klar bezeugen, dass die wunderbare Welt einen Schöpfer und Erhalter (Gott) hat. Also, die „Welt-Religion“ ist nicht im Schwinden, sondern im Wachsen. Das Wachsen ist so offensichtlich, dass sogar die in Verzweiflung stehenden Politiker aufatmen können, indem sie erkennen, es ist wahrhaftig jemand da, der in den so notwendigen Vereinigungsbemühungen gründlich helfen kann. Darum: Hin zu den Religionsträgern. - Selbst die schwersten Atheisten sind auf diesem Wege.

Aber (nun kommt ein schwerwiegendes Aber) die steigende „Welt-Religion“ entwickelt sich nicht nach der Linienführung des Wortes Gottes, sondern (man höre und staune) wider das Wort Gottes. Inwiefern wider das Wort Gottes? Weil man mit allem, auch mit den höchsten Bedrängnissen, zu Gott kommen will auf dem Eigen-Weg, und nicht auf dem von Gott gegebenen Weg. Wie heißt der Weg von Gott zu Gott?

„Gott hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir würden in ihm die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt“ (2Kor 5:21). „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“ (Joh 3:16). „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich! (Joh 14:6). - Diesen „Gottes-Weg“ bezeugt die ganze Bibel. Das ist auch der Kernpunkt und die Fahrlinie der biblischen Religion. Warum? Weil auf dieser Grundlage das menschliche Eigenwerk nicht nur sinnlos, sondern sehr verderblich ist. Hier kann nur Christus helfen. „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken“ (Mt 11:28). Hier ist die wahre Hilfe für alle, die zu Christus kommen! Hier ist aber auch das Verderben für alle, die zu Christus nicht kommen.

Dies Selbstdrangabe, das „Stirb und Werde“ ist für den natürlich-religiösen Menschen unmöglich. Er bewertet diese an ihn gestellte Forderung nicht nur als verletzend und erniedrigend, sondern als töricht. Denn: „Sind wir nicht die Geschöpfe Gottes? Ist das nicht seine Absicht, dass wir seine Höhe erreichen? Ja, und nochmals ja!“ - Tatsächlich wird am Ende die ganze Menschheit dieses Zieles sich ganz bewusst sein. Wir lesen nämlich von dem verkörperten Endmenschen: „Er gibt sich aus als Gott!“ Lies 2Thes 2:4.

Die „neuzeitliche Religion“ (Religion des Durcheinanderwerfers) ist der Weg zu dieser Eigengottheitshöhe. Durch die so sinnvolle moralische Aufrüstung wird die Gottheitshöhe erstiegen. Wohl gehört zu diesem Gipfelaufstieg nicht wenig Mühe, aber das Hinkommen ist für jedermann möglich und im Ergebnis triumphal. - Das ist das Lebensprinzip und das Lebensziel aller Religionen, einschließlich des neuzeitlichen Christentums. Kann auch Auch-Christentum heißen, denn: „Wir glauben alle an einen Gott!“

Verehelichung von Politik und Religion

Diese beiden Lebensprinzipien (Politik und Religion) müssen wir jetzt noch in ihrer so dringenden und ergänzenden Verbindung sehen. Diese Verbindung kann man fast mit einer Verehelichung bezeichnen. „Sie werden ein Fleisch“. Gesagt kann auch werden, dass diese „Hoch-Zeit“ bald kommt! Inwiefern?

Die politische Welt muss aus dem zersplitternden Nationalwesen herausgeführt werden, und kann dann in die beglückende Internationalität landen. Die Nationalbarrieren müssen beseitigt und die internationale Laufbahn beschritten werden. Klar sollte es uns sein, dass bei diesem dimensionalem Vorhaben sonderlich die Menschen berufen werden sollten, die hierfür die größte Freiheit und die höchste Fähigkeit haben. Das sind zweifellos die Religionsexperten. Sie müssen auch die Überzeugung haben, dass sie nicht nur gesegnete Helfer im Bereich der Politik sein können, sondern auch die ihnen gegebene Fähigkeit besitzen, die Politik religiös zu gestalten. Religiöse Politik muss es werden, bei der nicht nur das Zeitwort Religion im Mittelpunkt steht, sondern Gott! Wenn das Ziel erreicht ist, dann hat die total vereinte Welt eine göttliche Haltung und eine göttliche Gestaltung. Dann ist das Reich Gottes da!

Die verantwortlichen Religionsmänner werden dieser an sie gestellten Aufgabe und Anforderung nicht ausweichen. Im Gegenteil, zufolge ihrer „Berufungskenntnis“ werden sie ihrer Verpflichtung genauestens nachkommen. Es geht doch dabei um die Gottesverehrung in der ganzen Welt. Sollten die verantwortlichen Religionsmänner hier nicht auf dem Posten sein und in hingebender Weise ihre Pflicht erfüllen? - Am Rande sei noch vermerkt, dass die große Welthilfe, zu der die Religionsführer berufen sind, nur dann maßgeblich ausgeführt werden kann, wenn alle Religionen selbst die Einheit erlangt haben. Bei den letzten Diensten sind nicht mehr die Religionen tätig, sondern die Religion! Die Vereinigung der Religionen geht darum voraus. Und dann kann kann diese Einheit auf allen Gebieten fruchtbar werden. Die Religionseinheit ist das Fundament für die politische Einheit.

Schon vom rein natürlichen Standpunkt gesehen kann gesagt werden, dass bei diesen Bemühungen von keiner Seite eine Absage erfolgen wird. Man weiß nur zu genau, dass hier nicht einer Seite gedient wird, sondern beiden. Totalitätsdienste mit Totalitätserfolgen. Darum werden jetzt beide Seiten - Politik und Religion - mit gleichem Eifer aufeinander einwirken, damit möglichst bald alle Not überwunden wird. Einer ruft den anderen, einer eilt zum anderen, damit endlich der Einheitsweg nicht nur gesehen, sondern ehrlich beschritten wird. In diesen herrlichen Diensten, die uns jetzt bevorstehen, hat der Religionspartner einen Vorrang. Darum wird er zu diesen Diensten von der anderen Seite nicht nur gerufen, sondern er fühlt sich wahrhaftig zu diesen Diensten berufen.

Fragen an das prophetische Wort

Sind diese Darlegungen nicht etwa eine Spinnerei? Soll man sie ernst nehmen und beachten? Ist es nicht verboten, solche unglaubwürdigen Dinge zu beschreiben und zu veröffentlichen? Auf diese Fragen geben wir hier folgende kurze Antwort.

Es wird jedermann zugeben müssen, dass die Welt neuen Verhältnissen entgegengeht. So oder so. Ist aber jemand da, der sie genauestens aufzeigen kann? Ja, es ist jemand da. Dieser Jemand heißt Gott! Er gibt uns Menschen sein prophetisches Wort, das uns Licht gibt und Licht ist auf unserem Wege. Lies 2Petr 1:19.

Das prophetische Wort sagt uns eindeutig, dass die Endwelt (Ende dieses Zeitalters) eine totale Einheit in politischer und religiöser Hinsicht erlangen wird. Alle politischen Taten werden dann ganz religiös, und alle relligiösen Taten werden dann ganz politisch (weltstaatskünstlich) ausgerichtet sein. Es wird im Grunde genommen nur ein Handeln sein. Der größte Prophet des alten Testamentes (Daniel) hat zu sagen, dass die Welt die totale Verkörperung dann erlangt, wenn die zwei tragenden Beine zum Stillstand kommen, und die zehn Zehen in einer Front sich offenbaren. Dann ist der Korpus vollendet da. Lies Dan 2 und Dan 7. Der Seher Johannes gibt dieselbe Darstellung unter der ganz speziellen Benennung: Tier mit zehn Hörnern. Lies Offb 17:12.13. - Das sind die uns bevorstehenden zehn Weltmachtgebiete, die zu einer Meinung kommen, und ihre Kraft und Macht dem Tier geben. Unter der Benennung Tier ist die verkörperte Tier-Welt zu verstehen. Total vereint sind dann Haupt-Leib-Glieder. Das ist der Zielblick in politischer Hinsicht.

Bei denselben Vorgängen hat der große Prophet Paulus anzuzeigen, dass der Weltspitzenmann „ein Mensch der Sünde“ sein wird, weil er sich in den Tempel setzt als ein Gott. Lies 2Thes 2:1-8. Wieso Mensch der Sünde, wenn, er sich sogar im Tempel zu der ganz erhabenen Gottheit bekennt? Einfach: Er gibt sich aus als Got. Damit bejaht er die Gottheit und Gott, aber verneint - den Christus Gottes! Also: Für Gott und wider Christus. Hier ist der Widerchrist (Antichrist) auf der höchsten Höhe. Johannes zeigt in der bereits genannten Stelle diesen Vorgang an. Lies Offb 17:14. Hier bricht der endgültige Kampf aus gegen das Lamm Gottes. - Das ist ein religiöser Vorgang in politischer Haltung und ein politischer Vorgang in religiöser Haltung.

Religion und Politik in einem Topf

Das prophetische Wort zeigt eindeutig, dass die Endwelt ganz religiös-politisch ausgerichtet ist. Religion und Politik in einem Topf. Aber die Hauptinspiration kommt von der Religion. Alles ist dann ganz göttlich. Dieser Göttlichkeit steht - auch die ganze Kraft und Macht der Welt zur Verfügung. Wir lesen: „Und der ganze Erdboden verwunderte sich des Tieres; und beteten das Tier an und sprachen: Wer ist dem Tier gleich? Wer kann mit ihm kriegen? ... Und ihm ward gegeben Macht über alle Geschlechter und Sprachen und Nationen. Und alle, die auf Erden wohnen, beten es an, deren Namen nicht geschrieben sind im Lebensbuch des Lammes, das erwürgt ist von Anfang der Welt“ (Offb 13:3-8). - Diese Anzeige besagt haargenau, dass die total vereinte Menschheit religiös-politisch und politisch-religiös handelt. Wahrhaftig, hier sind Politik und Religion im echten Ehebund. Man beachte die zwei Momente: Die Endwelt, die von „Kraft und Macht“ strotzt, - man denke an die heutige atomare Entwicklung, - sie betet einmütig den „Drachen und das Tier“ an. Ergebnis: „Diese werden streiten wider das Lamm.“ Auch die Lammeszeugen werden dann unter den Machenschaften der religiös-politischen Welt manches durchzumachen haben. Wehe dem, der es wagt, dieser religiös-politischen und politisch-religiösen Welt zu widersprechen.

Wir wollen uns zum Schluss auch noch die Tatsache vergegenwärtigen, dass jedes Ende auch ein Vor-Ende hat. Das Vor-Ende darf hier nicht für den letzten Augenblick gesehen werden. Nein, die ganze Vorgeschichte macht die Endgeschichte. Lesen wir bitte mit großer Aufmerksamkeit in 1Jo 2:18-24 und 1Jo 4:1-3. Da werden wir gewahr, wie alt und wie vorbereitend die Vorgeschichte für die Endgeschichte ist. Das alles betrifft auch unsere Zeit, wir müssen wohl sagen, gerade unsere Zeit.

Wie haben die wahren Christen in dieser Entwicklungszeit sich zu verhalten? Antwort: Sie sind in der Welt, aber nicht von der Welt. Ihr Vorhaben ist, die Politik nicht religiös und die Religion nicht politisch zu machen. Sie bekunden offen, dass die oben benannten Ehemachenschaften der Politik und Religion im Gericht Gottes enden werden. Sie bekunden solches mit dem biblischen Beweis: „Es ist in keinem anderen Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, darinnen sie ....“ (Apg 4:12).

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104. Höhenvorgänge in der Endzeit I.