Nebukadnezar (Bibellexikon)
Aus dem Bibellexikon „International Standard Bible Encyclopedia“ übersetzt. Der Artikel stammt von R. Dick Wilson.
Inhaltsverzeichnis
Nebuchadnezzar; Nebuchadrezzar
neb-u-kad-nez'-ar, -rez'-ar: Nebuchadnezzar, der zweite König von Babylon, ist bekannt als der König, der Juda eroberte, Jerusalem zerstörte und das Volk der Juden nach Babylon verschlepptde. Von allen heidnischen Monarchen, die in der Heiligen Schrift namentlich erwähnt werden, ist Nebukadnezar der prominenteste und wichtigste. Die Prophezeiungen von Jeremia, Hesekiel und Daniel und die letzten Kapitel der Bücher Könige und Chronika konzentrieren sich auf sein Leben, und er steht an erster Stelle, zusammen mit den Pharaonen der Unterdrückung und des Exodus', unter den Feinden des Reiches Gottes. Die Dokumente, die in den letzten 75 Jahren in Babylon und anderswo entdeckt wurden, haben viel zu unserem Wissen über diesen Monarchen beigetragen und im Allgemeinen die biblischen Berichte über ihn bestätigt.
1. Sein Name
Sein Name findet sich in zwei Formen in der Bibel, Nebuchadnezzar und Nebuchadrezzar. In der Septuaginta heißt er Nabouchodonosor und in der Vulgata (Jeromes lateinische Bibel , 390-405 n. Chr.) Nabuchodonosor. Diese letzte Form findet sich auch durchgehend in der King James Version Apokryphe und in der Revised Version (britisch and amerikanisch) 1 Esdras, Ad Esther und Baruch, aber nicht in Judith oder Tobit. Dieser Wechsel von "r" zu "n", der in den beiden Schreibweisen des Namens im Hebräischen und im Aramäischen in der Schrift zu finden ist, ist in den semitischen Sprachen nicht ungewöhnlich, wie in Burnaburiyash und Burraburiyash, Ben-Hadadad und Bar-Hadadad (siehe Brockelmanns Comparative Grammar, 136, 173, 220). Es ist jedoch möglich, dass die Form Nebuchadnezzar die aramäische Übersetzung des babylonischen Nebuchadrezzar ist. Wenn wir den Namen Nabu-kudurri-usur im Sinne von "O Nebo, beschütze deinen Diener" nehmen, dann wäre Nabu-kedina-usur die beste Übersetzung ins Aramäische. Solche Übersetzungen von Eigennamen sind in den alten Versionen der Schrift und anderswo üblich. Zum Beispiel, in WAI, V, 44, finden wir vier Spalten von Eigennamen von Personen, die die sumerischen Originale und die semitischen Übersetzungen davon geben; man vergleiche Bar-hadadad in Aramäisch und Ben-hadadad im Hebräischen. Im frühen Aramäischen war das "S" noch nicht "T" geworden (siehe Cooke, Text-Book of North-Sem Inscriptions, 188 f); so dass für jeden, der dachte, dass Kudurru "Diener" bedeutet, Nebuchadnezzar eine perfekte Übersetzung ins Aramäische von Nebuchadrezzar wäre.
2. Familie
Der Vater von Nebukadnezar war Nabopolassar, wahrscheinlich ein chaldäischer Prinz. Seine Mutter ist nicht namentlich bekannt. Die klassischen Historiker erwähnen zwei Frauen: Amytis, die Tochter von Astyages, und Nitocris, die Mutter von Nabunaid. Die Monumente nennen drei Söhne: Evil-merodach, der sein Nachfolger wurde, Marduk-shum-utsur und Marduk-nadin-achi. Ein jüngerer Bruder von Nebukadnezar, genannt Nabu-shum-lishir, wird auf einer Gebäudeinschriftentafel aus der Zeit von Nabopolassar erwähnt.
3. Informationsquellen
Unsere Informationsquellen über das Leben Nebukadnezars bestehen aus etwa 500 Tafeln mit Verträgen, die nach den Tagen, Monaten und Jahren seiner 43-jährigen Herrschaft datiert sind; etwa 30 Bau- und Ehreninschriften; einer historische Inschrift; und aus den Büchern Jeremia, Hesekiel, Daniel und Könige. Spätere Quellen sind die Chroniken, Esra und die Fragmente von Berosus, Menander, Megasthenes, Abydenus und Alexander Polyhistor, weitgehend wie sie Josephus und Eusebius zitieren.
4. Politische Geschichte
Aus diesen Quellen erfahren wir, dass Nebukadnezar 604 v. Chr. die Nachfolge seines Vaters auf dem Thron von Babylon antrat und bis 561 v. Chr. regierte. Ab 609 v. Chr. befehligte er wahrscheinlich Babylons Armeen. Jedenfalls war er an der Spitze der Armee, die den Pharao-Necho bei Carchemish am Euphrat 605 v. Chr. besiegte (siehe 2Kö 23:31; 2Chr 35:20 ff.). Nachdem er Necho aus Asien vertrieben und die Angelegenheiten in Syrien und Palästina geregelt hatte, wurde er durch den Tod seines Vaters plötzlich nach Babylon zurückgerufen. Dort bestieg er scheinbar friedlich den Thron. Im 4. Jahr Jojakims (oder 3. nach der babylonischen Zählweise (Dan 1:1)) zog er erstmals gegen Jerusalem und verschleppte einen Teil der Tempelgefässe und einige Gefangene edler Abstammung. Im 11. Jahr Jojakims eroberte er Jerusalem, legte König Jojakim in Ketten und tötete ihn wahrscheinlich. Sein Nachfolger Jojachin wurde nach einer dreimonatigen Regierungszeit in Jerusalem belagert, gefangen genommen, abgesetzt und nach Babylon gebracht, wo er 37 Jahre in Gefangenschaft blieb, bis er von Ewil-Merodach freigelassen wurde. Im 9. Jahr Zedekia unternahm Nebukadnezar einen vierten Feldzug gegen Jerusalem, er belagerte es, nahm es ein und zerstörte es schliesslich (siehe Jer 52:1-34). Zusätzlich zu diesen Kriegen mit Juda belagerte Nebukadnezar während 13 Jahren Tyrus , von seinem 7. bis zu seinem 20. Jahr. Er führte zudem mindestens drei Kriege mit Ägypten. Der erste gipfelte in der Niederlage von Necho bei Carchemish; der zweite im Rückzug von Hophra (Apries) aus Palästina im ersten Jahr der Belagerung von Jerusalem unter Zedekia und der dritte führte die Armeen von Nebukadnezar in Ägypten zum Triumph und zum Sieg über Amasis in Nebukadnezars 37. Regierungsjahr. In den zahlreichen Bau- und Ehreninschriften Nebukadnezars erwähnt er keine seiner Feinde oder seiner Schlachten namentlich; er spricht aber häufig von Feinden, die er besiegt hatte, und von den vielen Völkern, die er regierte. Von diesen Völkern erwähnt er namentlich die Hethiter und andere (siehe Langdon, 148-51). In der Wady-Brissa-Inschrift spricht er von einer besonderen Eroberung des Libanon durch einen fremden Feind. Der Name des Feindes wird jedoch nicht angegeben.
5. Bauwerke etc.
Die Bauwerke rechtfertigen die Prahlerei Nebukadnezars: "Ist das nicht das große Babylon, das ich gebaut habe?" (Dan 4:27). Unter diesen Gebäuden legt Nebukadnezar besonderen Wert auf seine Tempel und Schreine für die Götter, vor allem für Marduk, Nebo und Zarpinat, aber auch für Shamash, Sin, Gula, Ramman, Mah und andere. Er errichtete auch einen großen neuen Palast und baute den alten seines Vaters wieder auf. Außerdem legte er eine große Straße mit Ziegelsteinen gepflastert für die Prozession von Marduk an und baute eine Reihe von großen Mauern mit Gräben und Grabenmauern und Toren. Er grub mehrere breite, tiefe Kanäle und baute Dämme, um das Land nördlich und südlich von Babylon zu überfluten, um es vor Angriffen seiner Feinde zu schützen. Er fertigte zudem große bronzene Stiere und Schlangen an und schmückte seine Tempel und Paläste mit Zedernholz und Gold. Nicht nur in Babylon selbst, sondern auch in vielen Städten Babyloniens wurden seine Bauarbeiten fortgeführt, vor allem was die Tempel der Götter betraf.
6. Religion etc.
Nebukadnezars Inschriften zeigen, dass er ein sehr religiöser Mann war, der wahrscheinlich alle seine Vorgänger mit dem Bau von Tempeln, der Einsetzung von Opfern und der Einhaltung aller mit der Verehrung der Götter verbundenen Zeremonien übertroffen hat. Seine umfangreicheren Inschriften enthalten meist zwei Hymnen und schließen immer mit einem Gebet ab. Häufig werden als Opfergaben Edelmetalle, Steine und Hölzer, Wild, Fische, Wein, Obst, Getreide und andere für die Götter geeignete Objekte erwähnt. Es ist bemerkenswert, dass sich diese Opfer in ihrem Charakter und ihrem Zweck von denen unter den Juden gebräuchlich unterscheiden. Zum Beispiel wird in keiner der Inschriften Nebukadnezars das Ausgießen von oder Besprengen mit Blut erwähnt, noch wird auf die Sühne oder die Sünde Bezug genommen.
7. Wahnsinn
In keiner dieser Inschriften wird auf den Wahnsinn Nebukadnezars Bezug genommen. Aber abgesehen von der Tatsache, dass man kaum erwarten kann, dass ein Mann seine persönliche Tragödie, vor allem Wahnsinn, veröffentlicht, sollte darauf hingewiesen werden, dass nach Langdon nur drei Inschriften von ihm in der Zeit von 580 bis 561 v. Chr. bekannt sind. Wenn sein Wahnsinn sieben Jahre dauerte, kann er zwischen 580 und 567 v. Chr. eingetreten sein, oder er kann zwischen dem ägyptischen Feldzug von 567 v. Chr. und seinem Tod im Jahre 561 v. Chr. aufgetreten sein. Aber da es wahrscheinlicher ist, dass die in Daniel erwähnten "sieben Zeiten" Monate gewesen sind, kann die Krankheit in jedem Jahr nach 580 v. Chr. oder, soweit wir wissen, sogar davor aufgetreten sein.
8. Wunder etc.
Nicht erwähnt werden die Monumente (1) von Nebukadnezars Traum, der in Dan 2:1-49 aufgezeichnet ist, oder (2) des Bildes von Gold, das er aufstellen liess, oder (3) des feurigen Ofens, aus dem die drei Kinder befreit wurden (Dan 3:1-30). Zu (1) kann jedoch gesagt werden, dass der Glaube an Träume unter allen antiken Völkern so umfassend war, dass ein einziger Fall dieser Art vielleicht nicht als besonders erwähnenswert angesehen wurde. Die Annalen von Ashur-banipal und Nubu-naid und Xerxes geben einige Beispiele für die Wichtigkeit von Träumen und deren Interpretation. Es ist fast sicher, dass Nebukadnezar auch an sie glaubte. Dass der in Daniel aufgezeichnete Traum auf den Monumenten nicht erwähnt wird, scheint weniger bemerkenswert zu sein, als dass gar kein Traum von ihm festgehalten worden ist. Zu (2) wissen wir, dass Nebukadnezar ein Bild von seiner königlichen Person gemacht hat (salam sharrutiya, Langdon, XIX, B, col. x, 6; vergleiche the image of the royal person of Nabopolassar, id, S. 51), und es ist gesichert, dass die Bilder der Götter aus Holz waren (id, p. 155), dass die Bilder von Nebo und Marduk bei der Neujahrsprozession in einer Barke befördert wurden (id, S. 157, 159, 163, 165) und dass es Bilder von Göttern in allen Tempeln (id, passim) gab; und dass Nebukadnezar vor diesen Bildern anbetete. Dass Nebukadnezar ein Bild aus Gold gemacht und es in der Ebene von Dura aufgestellt hat, ist völlig im Einklang mit dem, was wir von seinen anderen "frommen Taten" wissen. (3) Was den "feurigen Ofen" betrifft, so ist bekannt, dass Aschurbanipal, König von Assyrien, sagt, dass sein eigener Bruder, Schamasch-Schumukin, in einem ähnlichen Ofen verbrannt wurde.
Dass Nebukadnezar es unterlassen hat, eine der in Daniel erwähnten Personen oder Ereignisse aufzuzeichnen, widerlegt nicht deren Historizität, ebenso wenig wie sein Versäumnis, die Schlacht von Carchemish oder die Belagerungen von Tyrus und Jerusalem zu erwähnen, diese widerlegt. Tatsache ist, dass wir keine wirkliche historische Inschrift von Nebukadnezar haben, außer einem Fragment einiger gestrichelter Linien, die in Ägypten gefunden wurden.
Literatur auf Englisch
T.G. Pinches, The New Testament in the Light of the Historical Records and Legends of Assyria and Babylonia; Stephen Langdon, Building Inscriptions of the Neo-Babylonian Empire. See also, Rogers, History of Babylonia and Assyria; and McCurdy, History, Prophecy and the Monuments,III .