Friedliche Koexistenz?

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 2
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

113. Friedliche Koexistenz

Die friedliche Koexistenz, d. h. das friedliche Nebeneinander-Bestehen der beiden Weltreiche - Ost und West - ist nicht nur erwünscht, sondern unbedingt erforderlich! - Dieser Meinung war man allerdings früher nicht. Als die gegensätzlichen Ideologien aufkamen, lebte man in der Annahme, dass die eigene Ideologie nur dann bestehen kann, wenn die andere beseitigt ist. Das Überrennen sah man als notwendig an.

Mittlerweile haben die Ideologien einen sonderbaren Charakter angenommen. Sie stiegen hinein in den Lebensraum der herrschenden Politik und gewannen da eine ungeheure Macht. Zwei Welt-Macht-Blöcke sind erstanden, die die Welt ideologisch beherrschen. Jede Seite sucht nicht nur die Oberherrschaft, sondern die Totalherrschaft.

Diese „politisch-ideologischen“ Weltmachtblöcke sind aber infolge der modernen Waffentechnik so gefährlich geworden, dass sie sich gegenseitig nicht nur quälen, sondern für die Gesamtexistenz zur höchsten Not werden. Denn sobald sie ihre Kräfte anwenden, ist nicht der Bedrängte in der Vernichtungsgefahr, sondern auch der Bedränger. Der Schlag gegen den anderen ist der Schlag gegen sich selbst. - Zweifellos würde heute jeder atomare Angriff eine Gesamtvernichtung bewerkstelligen.

Ein unlösbares Problem?

Darum das so intensive Fragen und Suchen nach der friedlichen Koexistenz. Ob man will oder nicht, man ist vor die Notwendigkeit gestellt. Hier ist der einzige Ausweg. Das ist das kleinere Übel. Also - trachten wir nach dem Nebeneinander-Bestehen. Nützen wir jede Gelegenheit, um dieses Ziel zu erreichen. Wenn auch dieses oder jenes Ideal drangegeben werden muss, lieber verzichten, als in den Abgrund flüchten.

Doch nun die ernste und oft gestellt Frage: Kommt es wirklich zu einer Koexistenz? Das ist eine Frage, die wahrscheinlich nur die Zukunft beantworten kann. Wer ist in der Lage, diese problematischen Vorgänge klären zu können? Ist hier nicht jeder Klärungsversuch eine Spekulation? Wird mit solchen Versuchen die Enttäuschung nicht gesteigert? - So meint man und so sagt man. Mit Recht.

Eine andere Frage: Sind diese Geschehnisse unserem Gott verborgen? Hat er es auch mit unlösbaren Problemen zu tun? Hier werden wir wohl ganz glaubensvoll sagen müssen: Unserem Gott ist nichts verborgen! Er weiß alles! Also bitte, lasst uns doch zu dem gehen, der uns den genauesten Aufschluss geben kann. Es ist sogar seine Absicht, uns aufzuklären, damit wir „gewisse Schritte tun“ und nicht fehlgehen. „Wir haben, desto fester das prophetische Wort, und ihr tut wohl, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint in einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen“ (2Petr 1:19).

Schau des prophetischen Wortes

In aller Eindeutigkeit spricht die gesamte Prophetie von den Vorgängen „der letzten Tage“. Sie sollten uns stark interessieren, weil wir gegenwärtig Vorgänge durchleben, die sie anzeigen. Mindestens in der Vor-Bereitung. Welche Vorgänge sind es? Höre: Die oben genannten politisch-ideologisch ausgerichteten Weltmachtblöcke, die heute niemand übersehen kann, haben das energische Bestreben, die friedliche Koexistenz zu erreichen, um sich gegenseitig nicht vernichten zu müssen. Allerdings kommen sie nicht zu einer grundsätzlichen und zweckmäßigen Vereinbarung, sondern müssen Vermittler hinzuziehen. Der „Verhandlungstisch“, der klein, verdeckt und oft sehr kompliziert war, muss wesentlich erweitert werden. Von jeder Seite wird die gleiche Anzahl der Vermittler gestellt. Insgesamt werden es - ob geheim oder offenbar - zehn sein. Diese erweiterten Verhandlungsgruppen werden (wohl nach langwierigen Verhandlungen) einer Meinung, und geben dann ihre gesamte Kraft und Macht dem Welt-Haupt-Mann, den sie wohl selbst berufen werden. Seine erste Amtshandlung ist die Gründung eines Sieben-Jahresplanes, der für die triumphale Weltausgestaltung erforderlich ist. Lies Dan 9:27 und Offb 17:12.13.

Endanzeige: Einheitswelt

Diese Endanzeige, die vom ganzen prophetischen Wort bestätigt wird, zeigt klar die End-Tatsache an, dass da nicht zwei Machthaber nebeneinander bestehen und die Welt zweigeteilt erhalten, sondern die Welt ist restlos verkörpert und mit einer „Be-Hauptung“ versehen, die einmalig ist. Diese Einheitswelt wird nach der paulinischen Aussage jauchzend bezeugen: „Es ist Friede, es hat keine Gefahr“ (1Thes 5:3). Höre: Da ist keine Koexistenz, sondern eine Einheits-Existenz im wahrsten Sinne des Wortes.

Diese Einheitswelt wird nicht nur in politischer Hinsicht bestehen. Eine totale Welteinheit erfordert eine Einheit und Ausgeglichenheit auf allen Gebieten. Vom prophetischen Wort wird klar angezeigt, dass auch im Wirtschaftsleben sich eine hochbeglückende Ausgeglichenheit erweisen wird. Da wird es keine über- oder untergeordneten Nationen mit einem unterschiedlichen Lebensstandard geben. Auch keine unterentwickelten und hungernden Völker. Ebenso keine Rassenunterschiede usw. Ausdrücklich sagt uns das Wort: „Ihm ward gegeben Macht über alle Geschlechter und Sprachen und Nationen, und alle, die auf Erden wohnen, beten es an“ (Offb 13:7.8). Wahrhaftig, da ist eine totale Einheitsausrichtung. Der Welthauptmann wird hoch verehrt von allen, weil er für alle in gleicher Weise daist. - Nach Offb 18 wird sogar nach dem Engerichtsgeschehen (von dem wir hier nicht sprechen können) die ganze Welt weinen über den Verlust des so triumphal ausgerichteten Wirtschaftslebens. Jawohl, auch in wirtschaftlicher Hinsicht (verbunden ist damit auch der Sozialismus) gibt es da keine Koexistenz.

Religiöse Einheit

Noch eindringlicher und ausgiebiger wird uns vom prophetischen Wort die Welteinheit in religiöser Hinsicht gezeigt. Paulus weiß diesbezüglich zu sagen, dass der Welthauptmann sich über alles setzt, was Gottesdienst und Gottesverehrung heißt. Er setzt sich sogar ganz bewusst in den Tempel, d. h. an die derzeitige Weltkultstätte und gibt sich da als echter Stellvertreter Gottes aus. Lies 2Thes 2:4. Gerade das religiöse Prinzip wird zur Einheit der Welt am meisten beitragen. Darum muss das Höchste in höchster Weise angewandt werden. Restlos einmütig wird die gesamte Menschheit in der Religionsauffassung sein. Alle leben nach dem Motto: „Wir glauben alle an einen Gott!“ - Wenn alle Menschen sich auf einen Glaubensstandpunkt stellen, der auch von niemand mehr bestritten und missdeutet werden kann, dann ist die Gipfeleinheit da. Gerade auf der religiösen Linie ist sie garantiert.

Jetzt wird uns verständlich, wer von den Zwei, die gegenwärtig um die Koexistenz ringen, sich unterordnen wird und unterordnen muss. Behalten wir die Tatsache im Auge: Im Ende ist die Welt total religiös. Also muss die bislang antireligiöse Seite verschwinden, richtiger gesagt, sich einordnen. Tatsache ist, dass heute auf der Weltseite der Religionsverneiner mehr Religionsbejaher vorhanden sind als man zugibt. Ihre Ausrottung ist nicht nur misslungen, sondern hat sogar die Kehrseite bewerkstelligt. Die Religionsträger im Osten sind in ihrer ganzen Religionshaltung (sogar in echt positiver Weise) vertieft und verankert worden. Der Plan ihrer Vernichtung gereichte zur klaren Herrichtung. Nach der bevorstehenden Angliederung wird der Weltreligionsstand nichts verlieren, im Gegenteil, nur gewinnen. Religionsmäßig gesehen ist die gegenwärtige Haltung des Ostens ein Plus für den Westen. Freilich erst dann, wenn die Einheit da ist.

Die vereinte antichristliche Welt

Das Welteinheitsbewusstsein wird so groß sein, dass man alles, was die Einheit irgendwie stören könnte, radikal ablehnen wird. Das prophetische Wort zeigt an, dass die zwei Zeugen, die zur Zeit der vereinten Welt auftreten werden, abgelehnt, ja sogar getötet werden, weil sie der „landläufigen“ Religion zuwider sind. Und wenn „am Ende der Tage“ der Christus mit seinen „Lammes-Ansprüchen“ im irdischen Bereich wieder sichtbar wird, dann wird man ihn ebenso radikal ablehnen. Der „Lammes-Christus“ ist dann untragbar, weil er die beglückte Einheitswelt zu einer gründlichen Erneuerung auffordert. - Will er etwa die verrufene Koexistenz wieder einführen? Die ist überwunden von der triumphierenden Einheit. Nicht seine Erlösung hat uns von der grauenvollen Zerrissenheit erlöst, sondern die unsrige. Wir haben es geschafft und verzichten in ganz ernster Weise auf alles, was noch besser sein will. Darum: Kampf dem Lamm! (Offb 17:14).

Hingewiesen sei noch auf die prophetische Anzeige, dass die letzte Jahrwoche, d. h. die total vereinte antichristliche Welt regiert wird von einem Mann, der noch demokratische Prinzipien vertritt. Er hat nämlich noch sechs Unterhäupter. Außerdem sind noch in mitbestimmender Weise die „Zehn wie Könige“. Hinzu kommt noch ein Parlament, von Johannes als „Reiterin auf dem Tier“ benannt. Das ist das „Tier aus dem Völkermeer“, mit sieben Häuptern, zehn Hörnern und der Reiterin im Sattel. Aber zufolge der „Lammes-Bezeugungen“, die mit den zwei Zeugen eingeleitet werden, und zu einer großen Bewegung sich ausgestalten (siehe die 144 000 usw.), kommt es zu einer gründlichen Regierungserneuerung. Das bisherige „Tier aus dem Völkermeer“ wird mitten in der Jahrwoche ersetzt durch das „Tier aus dem Abgrund“, das eine Diktatur aufrichtet, die einmalig ist. Die Welteinheit wird aber ab jetzt nicht geschwächt, sondern ungeheuer gestärkt. „Und der ganze Erdboden verwunderte sich des Tieres. Und beteten den Drachen (= Gott dieser Welt) an, der dem Tier die Macht gab, und beteten das Tier an und ...“ (Offb 13:3.4)

Die Grundstruktur der Endwelt

So könnten wir fortfahren und uns immer wieder vom prophetischen Wort sagen lassen, wie die kommende Endwelt restlos vereint sein wird, und von der Koexistenz nichts bei sich hat, ja sogar jedes Aufkommen einer zweiten Art (siehe die Zeugen bis auf den wiederkehrenden Christus) verdammen und zu vernichten sucht. Die Endwelt duldet keine Koexistenz, auch keine „friedliche“ Koexistenz. - Wir sind augenblicklich an dem Entwicklungspunkt angelangt, an dem der bewusste Übergang der Zwei zu den Zehn vollzogen werden soll. Wie kurz oder wie lang dieser Übergang dauern wird, das überlassen wir Gott. Beachten wollen wir die Tatsache, dass große Dinge eine große Ausreife benötigen. Und wenn die Zehn erst da sind, dann muss es zu der Eins übergehen. Das alles erfordert Zeit. Die können wir nicht berechnen und überlassen es dem, der über sie verfügt.

Was uns bei dieser Schau sehr wichtig werden sollte, ist nicht nur das Wissen um den Übergang von der „friedlichen Koexistenz“ zu einer totalen Welteinheit, sondern auch das Wissen um die Grundstruktur der Endwelt. Dieses Wissen geht sonderlich die wahren Christen an. Sie werden vor große Entscheidungen gestellt. Darum ist das der heilige Wille Gottes, dass sie durch sein Wort darüber aufgeklärt werden. Hier gilt’s in aller Wahrhaftigkeit: „Befiehl dem Herrn deine Wege, und ...“ Um welche Entscheidungen geht es? Kurz gesagt: Klare Entscheidung für den richtigen Weg. Zwei Wege sind im Vor-Ende und im Ende dieser Welt: Der Weg des Christus und der Weg des Anti-Christus. - Leider wird diese „Weg-Scheide“ heute so wenig gesehen. Man läuft blind mit großer Vorliebe auf dem „breiten Weg“. Selbst die christlichen Lehrer, die hier eine sehr große Verantwortung tragen, geben viel zu wenig Auskunft über die zwei Wege. Sie bezeugen nicht den ungeheuren Gegensatz der Wege, sondern verharmlosen ihn mit dem Zeugnis: Wir sind alle auf dem christlichen (religiösen) Weg zum Reiche Gottes. Der Weg ist uns gegeben und den gehen wir sorglos. Unsere Zukunft ist eben das Reich Gottes. Aber was geschieht noch alles, ehe sein Reich aufgerichtet wird? Weiß man diese Frage zu beantworten nach der Weisung des prophetischen Wortes? Lässt man hier wirklich das prophetische Wort gelten?

Aufgabe der Aufhaltenden

Wie oft wird heute mit großem Nachdruck bezeugt, dass die gegenwärtige Entwicklung hin zur Welteinheit das alleinige Ziel Gottes ist. Wenn die Welt total vereint sein wird, dann ist das Reich Gottes da. Einheit ist doch nur Gottes Sache. Also setzen wir ja alles ein, damit das Reich Gottes kommen kann! - Ganz gewiss, eine Einheit ist immer eine beglückende Sache. Sonderlich die Welteinheit, die wir jetzt so sehnsüchtig erwarten, dürfte doch unaussprechliche Triumphe bringen. Aber bitte, sagt das Wort Gottes solches auch? Oder sagt es noch was anderes? Sonnenklar zeigt uns das prophetische Wort an, dass die im Ende vereinte Menschheit zwei Bezeugungen haben wird. Das erste Zeugnis, das jauchzend hinausposaunt wird, lautet: „Es ist Friede, es hat keine Gefahr“ (1Thes 5:3). Das zweite Zeugnis, das mit verkrampften und versteinerten Herzen ebenfalls stark hinausposaunt wird, lautet: „Kampf dem Lamm“ (Offb 17:14). Wer wird gegen das Lamm kämpfen? Die total vereinte antichristliche Welt!

Diese Geschehnisse stellt das prophetische Wort klar heraus. Wem gilt die Aufklärung? - In erster Linie den ehrlich meinenden Christen. Sie sollen wissen, dass der Strom, in dem die ganze Menschheit von Jahr zu Jahr enger und rascher schwimmt, ein verhängnisvolles Ziel hat. Und nun sollen die Christen vor die Entscheidung gestellt werden, indem sie gefragt werden: Wollt ihr da mitschwimmen? Dürft ihr da mitschwimmen? Das Dagegenschwimmen, das zweifellos die Aufgabe der wahren Christen ist, bedeutet nicht nur die Bewahrung vor dem verhängisvollen Ende, sondern hat auch die gottgewollte Aufgabe des „Aufhaltens“ Lies 2Thes 2:6-8. Höre: Die Gegenschwimmer haben Aufhaltedienste! Gewiss werden sie alle Schwimmer in dem gewaltigen Strom nicht aufhalten können. Das ist auch nicht ihre Aufgabe. Aber die Schwimmer in ihrer nächsten Umgebung können sie aufhalten. Es sind noch „einige“ und „wenige“, die aufgehalten werden sollen. Die warten auf die Dienste der Gegenschwimmer. Und nur die Gegenschwimmer können sie aufhalten.

Übersehen wir nicht die Tatsache, dass in der gegenwärtigen Zeit mit „großer Eile“ die beiden Körperschaften zur Vollendung auswachsen: Christus und Antichristus. Beide müssen ihre Leibes-Einheit, ihre totale Verkörperung haben. Christus erlangt sein Vollmaß, wenn er die Seinen, die Entschlafenen und auch dann noch Lebenden, zu sich ruft (= Entrückung). Zu gleicher Zeit erlangt der Antichrist sein Voll-Maß, wenn die ganze Welt ihm einmütig und einhellig hörig ist. Dann handelt er als „Gott“. Dann bekennen seine Untertanen: „Wir glauben alle an einen Gott.“ Dann Kampf dem, der nochmals eine „friedliche Koexistenz“ einrichten will. Wie endet der Kampf?

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114. Die zeitenbestimmende Lammesgeschichte