Ermunterung und Trost

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Von Daniel Muhl

In einer Welt des Kummers und des Leides brauchen die Menschen mehr denn je Ermunterung, Trost der Liebe, wahre Gemeinschaft, innerstes Mitgefühl und Mitleid. Die Aufzählung des Apostels Paulus in Phil 2:1 könnte man auch als das „Psychopharmaka“ des Heiligen Geistes bezeichnen. Es ist der ultimative „Medikamenten-Cocktail“ aus der Apotheke Gottes für eine betrübte Seele.

  • Phil 2:1 - Wenn es nun irgendeine Ermunterung in Christus [gibt], wenn irgendeinen Trost der Liebe, wenn irgendeine Gemeinschaft des Geistes, wenn irgendein herzliches [Mitleid] und Erbarmen, ...

Diese wohltuenden Eigenschaften stehen in einem direkten Zusammenhang mit der Selbsterniedrigung Jesu, bzw. mit der Gesinnung Jesu Christi. Man kann diese tröstenden Eigenschaften nicht von der göttlichen Niedrigkeitsgesinnung trennen. Wir müssen hier diesen zwingenden Zusammenhang erkennen, wenn wir solche werden wollen, die göttlich trösten können. Echte Seelsorger Gottes müssen genau eine solche Gesinnung haben, wenn sie im Sinne Gottes trösten und ermuntern wollen. Wahrhaftige Tröster Gottes können den Menschen dann am allerbesten helfen, ...

... wenn sie dieselbe Liebe wie der Christus haben,
... wenn sie einmütig und eines Sinnes zur Verherrlichung Gottes leben wollen,
... wenn sie nichts aus Eigennutz tun, indem sie auf den eigenen Vorteil konzentriert sind,
... wenn sie frei von Ruhm- und Ehrsucht sind,
... wenn sie in der Demut den anderen höher als sich selbst achten
... und wenn sie nicht auf das Eigene, sondern auf das den anderen schauen!
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Das beinhaltet die Gesinnung Jesu Christi, mit der man ein wirklicher Seelsorger Gottes werden kann!

Eigentlich kann man nie in gottgemäßer Weise Seelsorge praktizieren ohne sich zuvor mit der Niedrigkeitsgesinnung Jesu Christi eins gemacht zu haben. Nur aus dieser Haltung erreicht man die Menschen und nur aus dieser Einstellung kann man die Menschen auch in ihrem Innern berühren.
In Vers 2 macht Paulus die Bemerkung: „So erfüllt meine Freude“. Wenn die Brüder und Schwestern aus Philippi mit dieser Gesinnung erfüllt wurden, dann hatten sie die Freude des Apostel erfüllt, bzw. „voll gemacht“. Diese innere Haltung vermittelt also vollmachende Freude. Alles andere ist letztendlich nicht so erfüllend! Wenn Paulus solches bezeugt, dann heißt das selbstverständlich auch, dass die Freude unseres Herrn gerade dann vollgemacht wird, wenn auch wir diese Gesinnung haben.

Die Ermunterung in Christus

Das griech. Wort „paraklesis“ (+3874) beinhaltet ein Herbeirufen zur Hilfe, einen Zuspruch der Ermutigung und des Trostes, aber auch der Ermahnung. Wörtlich könnte paraklesis auch mit „Beiseiteruf“ übersetzt werden. Es handelt sich hier um ein Nahe-herbei-rufen. Dieser „Beiseiteruf“ kann nur dann in richtiger Weise geschehen, wenn der „herbeirufende Tröster“ wertschätzt und den anderen höher als sich selbst achtet. Aus dieser Herzenshaltung kann der andere beim Herbeirufen auch wirklich erreicht werden.
Wie hat Jesus eigentlich mein Herz erreicht? Nicht dadurch, dass Er aus Liebe zu mir alles geopfert hat? Er opferte Seinen Reichtum, Seine Herrlichkeit, Sein Ansehen und Sein Wohlbefinden! Mit dieser geoffenbarten Liebe zu mir, hat Er für immer mein Herz gewonnen.
Weisheit, Glanz, Herrlichkeit und Größe vermögen zwar sehr zu beeindrucken, sie mögen aus einem Menschen einen „Fan“ oder „Anhänger“ machen, aber diese Dinge erreichen das Herz nicht im Innersten, so dass es eine bleibende Freude und einen nie endenden Frieden bewirken würde. Nur die göttliche Liebe vermag solches zu tun!

Der Trost der Liebe

Der Trost (gr. paramythion; +3890) oder „der Zuspruch“ wie es H. Schumacher übersetzt setzt, beinhaltet ein „Nahebringen einer Fabel“ oder ein „Beibringen einer vergleichenden Erzählung“. Das Wort setzt sich aus „para“ (nahe, bei) und „mythos“ (Fabel) zusammen. In unserem Sprachgebrauch ist ein Mythos oder eine Fabel eine Erzählung, eine sagenhafte Geschichte oder eine Sage. Diese Erzählungen haben auch eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Gleichnis, bzw. einer Parabel (gr. Parabole; +3850).
Beim Trost in Phil 2:1 geht es auch um ein Nahebringen einer vergleichenden Erzählung, die der Getröstete mit seinem Leben in Verbindung bringen kann. Das kann er aber auch nur dann, wenn es in der Liebe geschieht.
Wenn ein Trauernder aus der Geschichte Josephs erkennen kann, dass es trotz Treue und Aufrichtigkeit zu einer Verschlechterung des eigenen Zustandes kommen kann, dann kann ihn das ermutigen, trotzdem treu zu bleiben, obwohl sich dadurch der aktuelle Zustand vielleicht nicht verbessert, sondern sogar noch verschlechtert (Joseph ließ sich nicht zum Ehebruch verführen und landete anschließend im Kerker; 1Mo 40.)
Auch wenn die Geschichte Josephs keine Parabel und kein Gleichnis ist, sondern eine wahre Begebenheit, so sind die einzelnen Situationen dieser Geschichte für den Hörenden wie eine Fabel, da er diese Ereignisse ja nicht persönlich miterlebt hat.
Der Zuspruch der Liebe lässt den Bekümmerten u. a. im Geiste Dinge sehen, die er selber nicht erlebt hat, die ihm aber Trost und Zuversicht vermitteln können. Auch dies kann dann in vollkommener Weise geschehen, wenn der Tröster über die Gesinnung Jesu Christi verfügt, in der er bereit ist, sich selbst zu erniedrigen. Diese Gesinnung kann den Trauernden in seinem tiefsten Herzen erreichen; sie berührt wesenhaft.
Auch dieser Umstand zeigt uns, dass das gehörte Wort dann zur Entfaltung kommt, wenn es mit dem eigenen Leben in Verbindung gebracht werden kann.

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