Erläuterungen zum 1. Korintherbrief

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von Heinz Schumacher aus der HSN

Die Korinthergemeinde war von Paulus während seiner zweiten Missionsreise gegründet worden (Apg 18:1-17). Korinth hatte damals als Hauptstadt der römischen Provinz Achaja, als Mittelpunkt griechischen Lebens und als wichtigster Umschlagplatz für den Warenverkehr zwischen Ost und West in seiner Bedeutung sogar das benachbarte Athen überflügelt. Paulus hielt sich eineinhalb Jahre dort auf, wohl von Herbst 50 bis Frühjahr 52 (W. Michaelis). Es entstand eine große Gemeinde, deren geistlicher "Vater" Paulus war (1Kor 4:15). Gott hatte "ein großes Volk in dieser Stadt" (Apg 18:10). Schon bald scharten sich um den judenchristlichen Kern der Gemeinde mehr und mehr Heidenchristen. Spannungen und Spaltungen blieben nicht aus. Es gab Paulus-, Apollos- und Petrus-Anhänger und daneben noch eine Gruppe, die sich einfach auf "Christus" berief (1Kor 1:12). Ein falsches Verständnis von "christlicher Freiheit" führte zu Verirrungen und Zügellosigkeiten. Auch feierte man das "Mahl des Herrn" in unwürdiger Weise. Einige leugneten gar die von Paulus verkündigte Auferstehung der Toten. So gab es in dieser Gemeinde, die sich nicht unter Verfolgung, sondern inmitten von Wohlstand und Zügellosigkeit zu bewähren hatte, eine Menge von Missständen, die auch Paulus zu Ohren kamen (1Kor 1:11). - Es ist äußerst lehrreich, darauf zu achten, wie nun Paulus mit diesen Missständen umgeht, welche Methoden der Zurechtbringung er anwendet. Er kann harte Gemeindezucht üben (1Kor 5:1-5), aber auch zart und sanft zu gegenseitiger Rücksichtnahme auffordern (1Kor 8.) Er kann die Gläubigen durch Hinweise auf den kommenden Tag Christi zu einem geheiligten Lebenswandel auffordern (1Kor 3:11-17 - 1Kor 6:1-4) und ein andermal als scharfer logischer Denker den Leugnern der Totenauferstehung entgegentreten (1Kor 15:12-19). Er gibt Hilfestellung in Ehefragen und bezüglich des rechten Umgangs mit den Gnadengaben des Heiligen Geistes. - Doch Paulus korrigiert nicht nur Missstände. Er rühmt die Weisheit Gottes, die sich im Kreuzestod Jesu Christi den Anschein von "Torheit" gab (1Kor 1 und 2), und führt in den Kapiteln 1Kor 13 und 15 den Lesern seines Briefes in einzigartiger Weise die Liebe Gottes und Gottes Sieg über den Tod durch die Auferstehung der Toten vor Augen. - Paulus hat, wie man annimmt, den 1. Korintherbrief um die Osterzeit 55 geschrieben, und zwar in Ephesus (1Kor 16:8). Der Brief zeigt uns ein lebendiges Spiegelbild einer urchristlichen Großstadtgemeinde. Viele ihrer Fragen und Probleme beschäftigen auch heute die Gemeinden der Gläubigen.