Die satte und die hungrige Seele - Spr 27:7-8

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309. Die satte und die hungrige Seele - Spr 27:7-8

Eine satte Seele zertritt Honigseim; aber einer hungrigen Seele ist (sogar) alles Bittere süß. - Wie ein Vogel, der fern von seinem Nest flattert, so ein Mann, der fern von seinem Wohnort umherschweift

Beide Verse sprechen von der Missachtung dessen, was man an Gutem hat. Es ist weniger der satte Leib, als die übersättigte Seele, die in ihrem Überdruss selbst das Edelste, den Honigseim, zertrampelt (BA). Dass die Übersättigung des Reichen, der keine Wünsche mehr offen hat und auf allen Lebensgebieten nach immer neuen Sinnesreizen strebt, schließlich zum Lebensüberdruss der Seele führen kann, lässt sich gerade in unserer Zeit beobachten. In Seiner Bergrede sagte Jesus: "Aber wehe euch Reichen, denn ihr habt euren Trost dahin. Wehe euch, die ihr voll seid, denn ihr werdet hungern" (Lk 6:24-25)! Dagegen ist "Hunger der beste Koch". Der Hungrige strebt nicht nach immer feineren Delikatessen - der oftmals der Gesundheit gar nicht zuträglich sind - , sondern begnügt sich mit einfacher Kost, um seinen Hunger zu stillen: Ihm ist sogar alles Bittere süß.

Wenn aber von der übersättigten und hungrigen SEELE gesprochen wird, dann geht es auch um den seelisch-geistlichen Hunger und Durst, oder deren Übersättigung. "Selig, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden"! sagt Jesus in Mt 5:6.

Immer wieder rief Er die Dürstenden zum Trunk an den ewigen Wasserquellen des Lebens, die Hungernden zum Genuss des Brotes, das als "Brot des Lebens" aus dem Himmel kommt (Joh 4:14 - Joh 6:35+51 - Joh 7:37 - Offb 22:17). Zur geistlichen Unterernährung derer zu Laodicea gehörte es, dass sie sprachen: "Ich bin reich und bin reicht geworden und bedarf nichts", obgleich sie in Wirklichkeit "jämmerlich, arm, blind und bloss" waren (Offb 3:17). Das geistliche Essen und Trinken im Reich Gottes bietet den Hungernden "Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist" als Speise an (Röm 14:17). Allerdings teilt Gott auch geistlicherweise einem jeden "nach dem Maß seines Essens", d.h. seines Hungers, zu (2Mo 12:1-4). Er gebe uns solch geistliches Dürsten und Hungern: Dann verachten wir weder den Honigseim der Erquickungen, Freundlichkeiten und Gnaden, die Gott uns gibt, noch das Bittere, das Er als Züchtigung unserem Leben zuordnet, und dass süß wird; was uns zunächst Schmerzen bereite, schafft und schließlich "die friedsame Frucht der Gerechtigkeit" und vermittelt uns "Anteil an Seiner Heiligkeit" (Hebr 12:10-11).

Auch Spr 27:8 spricht von einer Übersättigung: Während der Vogel nur in Gefahr und Bedrohung sein Nest verlässt, schweift der übersättigte Mensch freiwillig in die Ferne, "entflattert" seinem Wohnort. Getrieben von der "Prahlerei des Lebens" sucht er in fernen Ländern und Kontinenten und an immer exotischeren Orten die Erfüllung seiner Sehnsüchte, ohne auch nur seine eigen Heimat zu kennen. Dabei vergisst er, dass er sich selbst - mit all seinen Verbiegungen und Problemen - mitnimmt und auch durch den bloßen Ortswechsel keinen Frieden findet. So heißt es im Lied: "Ich bin durch die Welt gegangen" von den ""Weltreisenden": "Sie suchen, was sie nicht finden, in Liebe und Ehre und Glück, und sie kommen belastet mit Sünden und unbefriedigt zurück"! Es ist wahrlich keine Abwehr von Bildungsreisen und eine Erweiterung des geistigen Horizonts, wenn Ps 37:3-4 sagt: "Vertraue auf JAHWEH und wirke Gutes wohne im Lande und weide dich an Treue; und ergötze dich an JAHWEH, so wird Er dir geben die Bitten deines Herzens!" Denn der Herr selbst ist ja die Wohnung Israels von Generation zu Generation" (Ps 90:1). Er it die Auswirkung eines Fluches über die Gottesfeinde, wenn sie "fern von ihren verwüsteten Wohnungen nach Brot suchen§ (Ps 109:10).

So geht es letztlich um das Verlassen der Wohnstätte bei dem lebendigen Gott und der Quellen Seines Heils! Schon Adam und Eva verließen die Geborgenheit bei ihrem väterlichen Gott, um in die Ferne, die Gottesferne, zu schweifen - und in ihnen und nach ihnen Millionen solcher Flüchtlinge vor Gott. Dürfen wir hier nicht von einem Vogellernen, der sein Nest nicht verlässt? Ps 84:3 bezeugt: "Selbst der Sperling hat ein Haus gefunden, und die Schwalbe ein Nest für sich, wo sie ihre Jungen erbrütet.... Eine Altäre, JAHWEH der Heerscharen, mein König und mein Gott!" Die Stätte, da neues Leben entsteht, ist, wie für den Vogel das Nest, für uns Menschen der Altar Gottes, das Kreuz Jesu Christi. An diesem Zufluchtsort wollen wir bleiben und nicht in die Ferne schweifen! Das eingangs erwähnte Lied schließt mit dem Vers:

"Es ist eine Ruh gefunden für alle, fern und nah:
In des Gotteslammes Wunden, am Kreuze auf Golgatha!"


Lies weiter hier:

310. Öl und Räucherwerk - Spr 27:8-10