Die Gemeinde in ihrer vorgeschichtlichen Existenz

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Abschrift des Heftes: Die Gemeinde Jesu Christi
in ihrer Bedeutung für Himmel, Erde, Zeit, Ewigkeit
Friedrich Malessa, Samplatten (Ostpr.)

Paulus Verlag Stuttgart

Siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis


Die Gemeinde Jesu Christi

in ihrer Bedeutung für Himmel, Erde, Zeit, Ewigkeit

3. Die Gemeinde in ihrer vorgeschichtlichen Existenz

Hat die Gemeinde eine vorgeschichtliche Existenz? Sind wir nicht der Meinung, dass die Geburtsstunde der Gemeinde zu Pfingsten in Jerusalem war? Da ist doch die Gemeinde im Anfang. Darum bezeichnen wir sie in dieser Anfangsstunde als die Urgemeinde. Somit sollte unser Thema lauten: Die Gemeinde Jesu Christi in ihrer urgeschichtlichen Existenz. Und doch stellen wir das Thema so, weil die Gemeine nicht nur eine Urgeschichte, sondern eine Existenz vor der W e l t geschichte hat.*

*Pfingsten zu Jerusalem ist nicht der Geburtstag der Gemeinde, sondern der Anbruch des Gottesreiches!’'

Hören wir doch, was uns die Bibel darüber zu sagen hat! Der Reihe nach lesen wir drei Schriftabschnitte. „Dass mir ist kundgeworden dieses Geheimnis durch Offenbarung, wie ich droben aufs kürzeste geschrieben habe, daran ihr, so ihr es leset, merken könnt meinen Verstand des Geheimnisse Christi, welches nicht kundgetan ist in den vorigen Zeiten den Menschenkindern, als es nun offenbaret ist seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist. Mir, dem allergeringsten unter allen Heiligen, ist gegeben diese Gnade, unter den Heiden zu verkündigen den unausforschlichen Reichtum Christi, und zu erleuchten jedermann, welche da sei die Gemeinschaft des Geheimnisses, das von der Welt her in Gott verborgen gewesen ist, der alle Dinge geschaffen hat durch Jesum Geist“ (Eph 3:3-5.8.9). „Daher freue ich mich, wenn ich auch zu eurem Heil etwas leiden darf. Indem ich nämlich durch körperliche Drangsale um Christi willen gehe, kann ich an den Geburtswehen Anteil haben, welche noch erforderlich sind, damit der Leib Christi - die Gemeinde - herausgeboren werde. Ich bin ja nun einmal nach dem von Gott übertragenen Haushalteramt für euch zum Diener des Evangeliums bestellt, um das Wort Gottes voll und ganz zu verkündigen. Denn das Geheimnis, das bisher allen Zeitaltern und Geschlechtern verborgen war, ist jetzt den Heiligen geoffenbart worden“ (Kol 1:24-26). „Dem aber, der euch zu befestigen vermag nach meinem Evangelium und der Predigt von Jesu Christo, nach der Offenbarung des Geheimnisses, das in den Zeiten der Zeitalter verschwiegen war, jetzt aber geoffenbaret und durch prophetische Schriften, nach Befehl des ewigen Gottes ...“ (Röm 16:25.26).

Klarer und bestimmter kann es nicht ausgesprochen werden, dass die Gemeinde Christi war, ehe der Grund dieser Welt gelegt war. Paulus sieht die Anfänge der Gemeinde in der vorweltlichen Zeit.

Wie kommt Paulus zu der Feststellung? Die Antwort finden wir in Eph 3:3. „Dass mir ist kundgeworden dieses Geheimnis durch Offenbarung!“ Allein Paulus ist derjenige, der die verborgene Gemeinde offenbaren darf. Diese Tatsache muss genau erkannt werden. Will jemand Klarheit über die Gemeinde haben, der gehe zu Paulus! Wer anderweitig die Begründung der Gemeinde sucht, der findet sie nicht, oder er verwechselt etwas anderes mit der Leibesgemeinde.

Wir merken, dass es etwas Gewaltiges und Erhabenes um die Gemeinde sein muss, wenn sie vor Grundlegung der Welt in Gott verborgen gewesen ist. In Gott, und dann noch verborgen in der geschichtlichen Zeit, das lässt ahnen, dass sie eine besondere Bedeutung haben muss!

Wir können hier von der Bedeutung der Gemeinde noch nicht reden, weil sich uns zunächst die Frage aufdrängt: Warum liegen ihre Anfänge so weit zurück? Mit dieser Fragen bleiben wir nicht im Unklaren. Der Mann, der die Gemeinde offenbaren durfte, wird auch die weiteren Umstände zu beleuchten wissen. Wir lasen in Eph 1:22-23 jenes bedeutsame Wort: „Und hat alle Dinge unter seine Füße getan und hat ihn gesetzt zum Haupt der Gemeinde über alles, welche da ist sein Leib, nämlich die Fülle des, der alles in allem erfüllet“. Was sagt Paulus? Die Gemeinde ist Christi „Fülle“? Hat Christus die Fülle ohne die Gemeinde nicht? Nein! Aus anderen Übersetzungen geht dieses noch klarer hervor, wenn es da heißt: Die Gemeinde ist seine „Vervollständigung, Ergänzung, Ausgestaltung, Vollmaß“!

Nach diesen Aussprüchen des Paulus muss Christus irgendwo und irgendwann seine „Fülle“ verloren haben, weil er sie sucht und zwar in der Gemeinde. Was war das für ein Ereignis? Um hierin Klarheit zu erlangen, müssen wir etwas weiter ausholen.

Jesus Christus ist der Schöpfer

Die Bibel sagt uns sehr deutlich, dass Jesus Christus der Schöpfer sei. „Alle Dinge sind durch dasselbige (Wort = Christus) gemacht, und ohne dasselbige ist nichts gemacht, was gemacht ist“ (Joh 1:3). „Welcher ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor allen Kreaturen. Denn durch ihn ist alles geschaffen, das im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Obrigkeiten, es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen!“ (Kol 1:15.16). „... welchen er gesetzt hat zum Erben über alles, durch welchen er auch die Welten gemacht hat“ (Hebr 1:2).

Kann uns die Darstellung über den Schöpfer noch deutlicher gegeben werden? Die Tatsache ist sonnenklar: Jesus Christus ist der Schöpfer! Vergl. hierzu die wichtige Stelle 1Kor 8:6.

Nun sagt uns der erste Vers im ersten Mosesbuch: „Im Anfang schufen Elohim (= Gottheiten) die Himmel und die Erde.“ Das stimmt mit den oben gelesenen neutestamentlichen Stellen überein. Wenn wir noch die Tatsache hinzuziehen, dass Jesus Christus die Ausstrahlung der Vaterherrlichkeit und die Ausprägung des Vaterwesens ist (Hebr 1:3), so dürfen wir wohl annehmen, dass die ersten Schöpfungen Herrlichkeits- und Seligkeitsschöpfungen waren. Jedoch besagt der zweite Vers im ersten Mosesbuch etwas unsagbar Schweres: „Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe.“ Das kann unmöglich die erste Schöpfung sein! (Vergl. Jes 45:18 (samt Fußnote in der Elberf. Übers.): „nicht als eine Öde hat er sie geschaffen“.) Aus Christus kommt nicht „Leere“ sondern „Fülle“, nicht „Finsternis“ sondern „Licht“! Hier liegt eine Katastrophe vor, die wir mit dem Fall Luzifers in Verbindung bringen können. Die herrlichen Schöpfungen sind in ein Chaos verwandelt, die Erde verwüstet, wohl auch zum Teil die Himmel verwüstet, das sind Geschehnisse, die weit über unser Verstehen reichen. Den Umfang der Not können wir nicht ergründen, wir ahnen aber eine entsetzliche Tragik.

Verlust der Herrlichkeitsfülle

Hier ist wohl dem Schöpfer die „Schöpfer-Herrlichkeits-Fülle“ verloren gegangen! Da musste etwas geschehen, um die Schöpferfülle wieder herzustellen. Es musste eine Neuschöpfung stattfinden, das ist die - G e m e i n d e ! ! Darum ist die Gemeinde da, d. h. vor Grundlegung dieser Welt von Gott beschlossen.

Wenn wir Röm 8 hinzuziehen, so wird uns diese Tatsache noch verständlicher „Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet auf die Offenbarung der Kinder Gottes. Sintemal die Kreatur unterworfen ist der Eitelkeit ohne ihren Willen, sondern um des Willen, der sie unterworfen hat auf Hoffnung. Denn auch die Kreatur frei werden wird von dem Dienst des vergänglichen Wesens zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes“. Die Kinder Gottes (= die Gemeinde) sollen die Freiheit aller Kreatur bringen, die schon damals von Satan gefangen genommen und gefesselt war. Diese Freiheit ist doch nichts anderes als der Urzustand der ersten Schöpfungen. Die „Freiheit“ der Kreatur ist darum gleichbedeutend mit der „Fülle“ des Schöpfers. Durch die Gemeinde will der Schöpfer zu seiner ursprünglichen Schöpferfülle gelangen.*

*In dieser Verbindung gebe ich zum Nachdenken die paulinische Darstellung des Christus als Schöpfer und Erlöser zugleich. Lies Kol 1:15-20; Hebr 1:1-3. Der Schöpfer tätigt eine Schöpfung, um zu erlösen. Hernach erlöst er, um neu zu schaffen. Schöpfung und Erlösung stehen in einer einzigartigen Wechselwirkung. Paulus kann darum den Schöpfer nicht von dem Erlöser trennen und den Erlöser nicht von dem Schöpfer.

Der Mensch - Gott zum Bilde

Hier könnte die Frage auftauchen: warum wurde die Gemeinde, die das Vollmaß des Christus ist, nicht schon am Anfang herausgestellt? Die Antwort ist leicht zu geben. Der Urmensch sollte dem Schöpfer die „Fülle“ wiederbringen. Er war darum „ihm zum Bilde“ erschaffen mit der Bestimmung, die Welt zu erfüllen und zu beherrschen! „F ü l l e h e r r s c h a f t“ war der Zweck des menschlichen Daseins! (1Mo 1:28). Unter die Gottesherrschaft sollte der Mensch alles bringen, was unter der Herrschaft Satans stand. Durch die wieder hergestellte „Gottesherrschaft“ wäre die „Fülle“ des Schöpfers da. Leider hat der Mensch versagt. Seine Erlösung ist notwendig geworden. Das ist auf Golgatha geschehen. Darum konnte erst nach dem Golgathageschehen die Gemeinde herausgestellt werden.

Gemeine ist darum Christi ureigenstes Werk, an dem er wirkt, ehe dieser Welt Grund gelegt war. Er allein hat den vollen Anspruch an sie, er hat darum auch die volle Bestimmung über sie. Die Gemeinde wurzelt in Christus! Christus ist ihr Grund, ihr Baumeister und ihr Ziel! Kennst du diese Gemeinde? Gehörst du ihr an? Bist du „Mit-Glied“ am Leibe Jesu Christi?

Lies weiter:
4. Die Gemeinde in ihrer Wesenhaftigkeit