Rühme dich nicht - Spr 27:1-2

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306. Rühme dich nicht - Spr 27:1-2

Rühme dich nicht des morgigen Tages, denn du weißt nicht, was ein Tag gebiert. Es rühme dich ein anderer und nicht dein eigener Mund, ein Fremder und ja nicht deine eigenen Lippen!

Allein Gott gehört die Verfügungsgewalt über die Zeit, auch über kommende Jahrhunderte, Jahrtausende, ja Äonen. Vor Ihm ist alle Zukünftige ebenso offenbar wie das Vergangene - Endzeit wir Urzeit. Vor Ihm sind 1000 Jahre wie ein Tag, und ein Tag wie 1000 Jahre. "Er gebietet, und es geschieht, Er spricht und es steht da! (Ps 33:9)! Aber nicht nur die Zeit, sondern auch das Werden in der Zeit, die Umgestaltung der Weltgeschichte in die Heilsgeschichte - das "zeiterfüllende Geschehen" - gestaltet ER selbst. Als der "Gott der Hoffnung", der die Ziele Seines Vorsatzes bereits wie erfüllt vor sich stehen sieht, kann ER allein sich des Zukünftigen rühmen, auch des kommenden Tages des Messiasreiches. "In Seiner eigenen Machtvollkommenheit hat der Vater Zeitabläufe (chronoi) und Heilstermine (kairoi) festgesetzt" (Apg 1:7). "Gedenket des Anfänglichen von der Urzeit her, dass ich Gott bin und sonst ist keiner Gott, und gar keiner wie ich; der ich von Anfang an das Ende verkündige, und von alters her, was noch nicht geschehen ist; der ich spreche: Mein Ratschluss soll zustande kommen und all mein Wohlgefallen werde ich tun" (Jes 46:9-10)! Allein die Propheten sind als Künder des Zukünftigen in diese ewige Zeitqualität Gottes einbezogen.

Der Mensch in seiner geschöpflichen Abhängigkeit von Gott weiß nicht, was der kommende Tag gebiert. Zwar mag der heutige Tag schon die "embryonale Vorstufe" dessen sein, was morgen und künftig geschieht, aber wir können es nicht erkennen (BA), wie es sich gestalten wird. Dies war der große Irrtum des "reichen Kornbauern", der in seinen Vorsorgemaßnahmen, in Scheunenbau und Lagerhaltung Zukunftssicherung betreiben wollte. Er sah seinen Tod nicht voraus, der dies alles zunichte machte, und wurde darum von Gott als ein "Narr" eingestuft (Lk 12:18-20). Auch uns gilt Jesu Wort: "So seid nun nicht besorgt um den morgigen Tag, denn der kommende Tag wird für sich selber sorgen" (Mt 6:34)! Wieviel zermürbender Stress und welche Seelenangst könnten uns erspart bleiben, wenn wir uns diese Haltung zu eigen machten!

In dieser Lage als "Eintagsfliegen" vor Gott, ist auch jegliches Rühmen ausgeschlossen, denn es ist ein Anmaßen göttlicher Verfügungsgewalt; darum ermahnt uns Jakobus: "Wohlan denn, die ihr sagt: Heute oder morgen werden wir in die und die Stadt gehen und dort ein Jahr zubringen und Handel treiben und Gewinn machen (die ihr nicht wisst was der morgige Tag bringen wird)... statt dessen ihr sagt: wenn der HERR will und wir leben, so werden wir auch dieses oder jenes tun! Nun aber rühmt ihr euch in euren Großsprechereien! Alles solches Rühmen ist böse" (Jak 4:13-16)!

Dies gilt nun auch für den Eigenruhm. Nach Delitzsch ist er "unsittliche, da er eine Selbstbespiegelung darstellt, unanständig, weil er andere abwertet, unklug, weil er uns letztlich nur schadet". Dies nimmt die Redensart auf, wenn sie sagt: "Eigentlich stinkt - Freundes Lob hinkt, fremdes Lob klingt!" Wir haben schon auf die unangenehme "Selbstbeweihräucherung" des Mischpropheten Bileam an anderer Stelle hingewiesen (4Mo 24:16).

Wie angenehm hebt sich von solchem Eigenruhm die Gesinnung des Apostels Paulus ab, wie sie in 2Kor 10:12+17-18 zutage tritt: "Denn wir wagen es nicht, uns mit gewissen Leuten unter denen, die sich selbst empfehlen, auf eine Stufe zu stellen oder uns mit ihnen zu vergleichen; nein, sie sind unverständig genug, sich an sich selbst zu messen und sich mit sich selbst zu vergleichen. Nein, wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn! Denn nicht wer sich selbst empfiehlt, ist bewährt, sondern der, den der Herr empfiehlt!"

Freilich musst er dann einmal - in der Verteidigung seines Apostolats - zum "Toren" werden und sich "nach dem Fleisch rühmen" (2Kor 11:18-19), was er dann auch in 2Kor 12:1-6 zu tun wagte. Doch war sein Hinweis auf eine überragende Gottesoffenbarung "der Wahrheit gemäß" (2Kor 12:6). Der "Pfahl im Fleisch", der Satansbote, der ihn "mit Fäusten schlug" hielt ihn in der Demut und in der Schwachheit, so dass er sich der hohen Offenbarungen wegen nicht überhob, sondern sich an der Gnade Gottes genügen ließ, an der Kraft, die sich in der Schwachheit vollendet!

Es rühme dich ein anderer und nicht dein eigener Mund, ein Fremder und ja nicht deine eigenen Lippen!

Was wird das einmal sein, wenn der Herr selbst den "guten und treuen Knecht" ehren und rühmen wird (Mt 25:21); denn "wenn jemand dient, wird ihn der Vater ehren", so hat es Jesus verheißen (Joh 12:26b). Dann wird einem jeden sein Lob werden vor Gott (1Kor 4:5).


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307. Schwer zu ertragen - Spr 27:2-4