Schwer zu ertragen - Spr 27:2-4

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

aus WJS: "Das Buch der Sprüche - die Unterweisung des Vaters" (ausgelegt in 366 Tageslesungen)
zurück zu: 306. Rühme dich nicht - Spr 27:1-2


307. Schwer zu ertragen - Spr 27:2-4

Schwer ist der Stein, und der Sand eine Last; aber der Unmut des Narren ist schwerer als beide. - Grimm ist grausam, und Zorn eine überströmende Flut; wer aber kann bestehen vor der Eifersucht?!

Diese Verse kann jeder leicht verstehen. Der Unmut des Narren meint seine ungezügelten Emotionen, seien es nun Wut, Jähzorn, Ärger, Fluchen und Hassausbrüche. Sie sind schwerer zu ertragen als der schwere Stein und die Traglast des Sandes. Ist dieser doch nicht nur unzählbar und unermesslich, sondern auch schwer an Gewicht! So beklagte Hiob seine Leiden, sie seien "schwerer als der Sand der Meere", wenn sie gewogen würden (Hi 6:1-3).

Vom Unmut des Narren reden auch Spr 29:11 +22: "Der Tor lässt seinen ganzen Unmut herausfahren, aber der Weise hält ihn beschwichtigend zurück!" und "Ein zorniger Mann erregt Zank, und ein Hitziger ist reich an Übertretung!" "Der Narr im Zustand ärgerlicher, zorniger Erregtheit ist seiner selbst so wenig mächtig, dass das Schlimmste zu befürchten ist; er schmollt und grollt und tobt, ohne sich beschwichtigen zu lassen; sein Handeln ist unberechenbar, sein Gebaren nur schwer zu ertragen!" (nach DEL).

Spr 27:4 vergleicht nun die Eifersucht mit dem grausamen Grimm und dem alles überflutenden Zorn, die ja auch ein Bild für die Gerichte Gottes sind, denken wir nur an den Gotteszorn, der die Sintflut bewirkte.

Doch wird die Eifersucht als gefährlicher erachtet als selbst der wütende Grimm und der alles überschwemmende Zorn: beiden kann man, wenn man die Gefahr erkannt hat, wenigstens vorübergehend ausweichen, der Eifersucht jedoch nicht. Während andere Emotionen schnell 2verrauchen", ist die Eifersucht anhaltend, oft über Jahre und Jahrzehnte hinweg; sie ist sowohl eine tobende, als auch eine kalt berechnende Leidenschaft, die Verstandesgründen und Einwänden nicht zugänglich ist. Meist wird sie verursacht aus geschmähter, gekränkter und enttäuschter Liebe zwischen Ehepartnern. Spr 6:32-33 setzt einen Ehebruch voraus und fährt in Spr 27:24-25 fort: "Denn Eifersucht ist eines Mannes Grimm, und am Tage der Rache schont er nicht. Er nimmt keine Rücksicht auf irgendwelche Sühne und willigt nicht ein, magst du auch das Geschenk vergrößern!"

Dass aber die Eifersucht sich nicht auf die sexuelle Partnerschaft beschränkt, mag uns Pred 4:4 zeigen: "Und ich sah all die Mühe und alle die Geschicklichkeit in der Arbeit, dass es Eifersucht des einen gegen den anderen ist!" Leider gilt gilt dies nicht nur vom Konkurrenzkampf irdischer Arbeit, sondern auch in der "Reichsgottesarbeit", wo Neid, Streit und Eifersucht oftmals das Verhältnis zwischen dienenden Brüdern bestimmen (vgl. Phil 1:15-17). Dies sollte nicht also sein!

Ich habe lange gezögert; ob ich Spr 27:3-4 in die Betrachtung aufnehmen solle, weil sie leichthin verstanden werden können. Wenn wir jedoch die Beschreibung der eifernden Liebe aus Hl 8:6-7 mit heranziehen, eröffnet sich uns ein weiterer Horizont; dort sagt die Braut aus Israel zu ihrem Bräutigam-Messias: "Lege mich wie Siegelstecherei an Dein HERZ, wie Siegelstecherei auf Deinen ARM! Denn die Liebe ist gewaltsam wie der Tod, hart wie der Scheol ihr Eifer; ihre Gluten sind Feuergluten, eine Flamme JAHs! Große Wasser vermögen nicht die Liebe auszulöschen, und Ströme überfluten sie nicht. Wenn ein Mann allen Reichtum seines Hauses anstelle der Liebe geben wollte, man würde ihn nur verachten!"

Es wird deutlich, dass es in diesem reicht gefüllte Wort letztlich um den Eifer der Liebe Gottes geht, die auch die Feuergluten der Gerichte einsetzt, um den Geliebten ans Ziel zu bringen; so ist der Zorn Gottes nichts anderes als ein Erweis Seiner Liebe!

Wenn Gottes Wort davon spricht, dass "JAHWEH ein eifernder Gott" sei, dann meint dies "die Eifersucht Gottes" gegenüber Seinem hurerischen "Weib" Israel, das sich anderen Götter verschrieben hat (2Mo 20:5 - 2Mo 34:14 - 5Mo 4:24 - Jos 24:19 - Nah 1:2-3). So heißt es in 5Mo 32:16+31 von den abtrünnigen Söhnen Israels: "Sie reizten IHN zur Eifersucht durch fremde Götter, durch Gräuel erbitterten sie Ihn! - Sie haben mich zur Eifersucht gereizt durch Nicht-Götter, haben mich erbittert durch ihre Nichtigkeiten!"

Will doch Gott Seine Ehre keinem anderen lassen!
In Ps 69:9 lesen wir als Messiaswort: "Denn der Eifer um Dein Haus hat mich verzehrt, und die Schmähungen derer, die Dich schmähen, sind auf mich gefallen!" Dies erfüllte sich, als Jesus im lodernden Zorn den Tempel zu Jerusalem reinigte, der zu einer "Räuber- und Mörderhöhle" und zu einem "Kaufhaus" verkommen war.

Wir dürfen damit rechnen, dass der Christus auch um das "Haus" Seiner Gemeinde in der Gegenwart eifert, so wie Er es durch den Apostel Paulus sagen lässt: "Denn ich eifere um euch mit Gottes Eifer, denn ich habe euch einem Manne verlobt, um euch als eine keusche Jungfrau dem Christus darzustellen" (2Kor 11:2)!

Wer von uns gleichzeitig in Licht und Finsternis, Gottesdienst und Götzendienst, Christusliebe und Weltliebe lebt, muss sich die Frage aus 1Kor 10:22 gefallen lassen: "Oder reizen wir den Herrn zur Eifersucht? Sind wir etwa stärker als Er?"

So gewinnt das Sprüchewort von der menschlichen Eifersucht eine tiefere Bedeutung, wenn wir es auf Gottes Eifer um uns beziehen: Grimm ist grausam, und Zorn eine überströmende Flut; wer aber kann bestehen vor der Eifersucht?


Lies weiter hier:

308. Die Schläge des Liebenden - Spr 27:5-6