Gottes Zeiten 3

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 1
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

36. Gottes Zeiten 3

Im Blick auf „Gottes Zeiten“ wollen wir das dritte Unterthema behandeln.

Die Zeit des Ablaufs

Wir setzen voraus, dass niemand den ersten Fall im Paradies sieht. Da war auch ein Fall, aber nicht der erste. Im Paradies wurden die Menschen vom Versucher verführt. Es bestand also da schon ein Versucher. Der muss auch gefallen sein; und das viel früher.

Tatsache ist, dass es mehrere Fälle gib. Und weil mehrere, darum auch in verschiedener Weise. Wir tun gut, wenn wir den ersten Fall nicht als Sünden-Fall kennzeichnen. Der Sündenfall betrifft den Menschen. Sie fielen in die bereits bestehende Sünde. - Sie lebten im Bereich der Sünde. Sie hatten eine Heilsaufgabe im Lande der Sünde. Ihr erhabenes Leben ging durch die Welt der Sünde. Als sie dann stolperten und zu Fall kamen, fielen sie in die Sünde. Das ist Sündenfall.

Der erste Fall geschah zu einer Zeit, in der es noch keine Sünde (= Trennung) gab. Da konnte der Fallende nicht in die Sünde fallen, sondern von seiner erhabenen Lebenshöhe ab-fallen. Dieser Fall ist also in erster Linie ein Ab-Fall! - Von den Lebenshöhen des Schöpfers sind die Geschöpfe in die äußersten Finsternistiefen abgefallen.

Wir heben diese Fallverschiedenheit so deutlich hervor, weil wir damit die Art und Weise der Fälle klarer aufzeigen können. - Es ist nämlich ein Unterschied, ob ein Wanderer im klebrigen Schlamm fällt, oder ob er von erhabenen Lebenshöhen abfällt. Sofort wird uns klar, dass der Abfall nicht nur anders geartet ist, sondern auch mehr Schuld und Verantwortung hat. Diese Sicht gibt uns ein anderes Verständnis für den ersten Abfall. Auch gewinnen wir mehr Klarheit für den endgeschichtlichen (heutigen) Abfall nach 2Thes 2:3. Wir merken sofort, dass der erste und der letzte Abfall die gleiche Struktur haben.

Betreffs des Abfalls sollen uns drei Fragen kurz beschäftigen: Wer ist abgefallen? Von welchen Höhen war der Abfall? in welche Tiefen führte der Abfall?

Wer ist abgefallen?

Abgefallen ist Luzifer (Lichtträge). „Wie bist du vom Himmel gefallen, du schöner Morgenstern! Wie bist du zur Erde gefället, der du die Heiden schwächst!“ (Jes 14:12). (Wir verstehen dieses Wort nicht nur geschichtlich, sondern auch übergeschichtlich.) Dem Luzifer können wir auch die Namen geben: Engelfürst, Fürst der Fürstentümer, Herr der Herrschaften, Oberst der Obrigkeiten, Gewalthaber der Gewalten, usw. Lies dazu Kol 1:16; Eph 6:12!

Wichtig zu wissen ist, dass Luzifer nicht als einziger abgefallen ist. Eine große „Division“ ging mit ihm. Als „Fürst“ hatte er einen unsagbaren Einfluss auf seine Untergebenen. Sie waren natur-gemäß ihm sehr ergeben. Die Bibel spricht von „seinen Engeln“ (Offb 12:7). Wieviele mögen es gewesen sein? Zahlenmäßig sind sie nicht zu fassen. Aber wir dürfen annehmen, dass der Abfall des „Fürsten“ sich gelohnt hat. Vom prophetischen Wort her können wir für den Umfang der Abfall-Armee Schlüsse ziehen. Wir lesen: „Und sein Schwanz zog den dritten Teil der Sterne des Himmels und warf sie auf die Erde“ (Offb 12:4).

Von einem Drittel ist da die Rede. Können wir uns vorstellen, was ein Drittel der Engel ausmacht? Nein, wir können uns das nicht vorstellen. Aber wir tun gut, wenn wir den ersten Fall nicht verharmlosen. - Diese Drittel-Geschichte wird uns übrigens erhärtet durch den Abfall der Christen-Menschen in der Endzeit. „Und es wurden die Engel los, die bereit waren auf die Stunde und auf den Tag, und auf den Monat und auf das Jahr, dass sie töteten das dritte Teil der Menschen.... Von diesen dreien ward ertötet der dritte Teil der Menschen, von dem Feuer und Rauch und Schwefel, der aus ihrem Munde ging“ (Offb 9:15.18). Wie merkwürdig, dass die Drittel-Geschichte im Endgeschehen eine so große Rolle spielt. Diese Tatsache lässt erkennen, dass das teuflische Abfall-Drittel eine zeitenumfassende Bedeutung hat. Wir können hier wohl sagen: „Das Ende kehrt zum Anfang zurück.“ Was im Ende sich fast haargenau errechnen lässt, gibt einen klaren Hinweis für die Anfänge.

Von welchen Höhen war der Abfall?

Von welchen Höhen ist der Lichtfürst gefallen? Das ist wohl nicht schwer zu sagen. Der Licht-Träger kann doch nur bei der Licht-Quelle gewesen sein. Ein Lichtempfänger muss schon in der Gegenwart des Lichtspenders stehen. Wir können wohl sagen, dass die gesamte Schöpfung in der ungetrübten Gegenwart des Schöpfers war. Und wenn wir an den „Fürsten“ der Schöpfung denken, dann können wir nur von der makellosen Lebensgemeinschaft mit dem Schöpfer sprechen. Das war die Lebenshöhe Luzifers. Von da ist er abgefallen.

Man stelle sich diese Tatsache vor: Luzifer, der nicht nur in der nächsten Nähe des Schöpfers stand, sondern im gewissen Sinne im Schöpfer war, fällt ab! Dieser Vorgang ist unfassbar. Viele Fragen tauchen auf. War dem Luzifer der majestätische Lebensstandard nicht gut genug? Was hat ihn zum Abfall bewogen? usw. Diese Fragen werden wir wohl nur ungenügend beantworten können. Vielleicht kann uns seine spätere Versuchungsmethode, die er an den Menschen angewandt hat, in etwa aufklären: „Ihr werdet sein wie Gott“ (1Mo 3:5). Lies auch 1Mo 3:13.14! Das mag die prinzipielle Haltung des Luzifer gewesen sein.

Wie mag wohl der Luzifer zu dieser teuflischen Idee gekommen sein? Was bewog ihn, die Gottgleichheit zu erstreben? Wer hat ihm diesen Größenwahn beigebracht? Bitte, urteilen wir ganz vorsichtig. So teuflisch ist diese Idee nämlich nicht. Nein, sie ist sogar ganz göttlich! Was nun hat Gott z.B. mit den in Sünde gefallenen Menschen vor? „Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder, und es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden. Wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, dass wir ihm gleich sein werden; denn wir werden ihn sehen wie er ist“ (1Jo 3:2). „Auf dass sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir; dass auch sie in uns eins seien“ (Joh 17:21). Sollte Gott dieses Lebensziel nicht auch dem Luzifer zugedacht haben? Wenn die Geschöpfe der Jetztzeit die Möglichkeit haben, die Gottgleichheit zu erlangen, warum nicht die Geschöpfe von damals? Das Verlangen nach der „Gottgleichheit“ hätte den Luzifer nicht zum Teufel gemacht, wenn er es gottwärts getragen hätte. Er war ja der Lichtfürst und hatte einen diesbezüglichen Auftrag. Auf dem Weg zu Gott wäre die Gottgleichheit eine heilige Sache geworden Aber - und nun kommt das leidige Aber: - Luzifer hat die Gottgleichheit „eines Tages“ nicht zu Gott hin, sondern von Gott ab, richtiger gesagt, neben Gott, erstrebt. Er wollte nicht in Gott, sondern bei Gott sein. Höre: „sein wie Gott“ zu Gott hin ist durchaus göttlich. Aber „sein wie Gott“ neben Gott ist diabolisch. - Da ist des Durcheinanderwerfers Anfang.

Wir sehen, dass die beiden Begriffe: Luzifer und Satan, sehr viel Gemeinsames und Verwandtes haben. - Auch Satan kann als Luzifer auftreten und mit der Bibel in der Hand göttlichen Willen bekunden, und vielen seinen „Auftrag“ glaubhaft machen. Darauf kommen wir noch zu sprechen.

In welche Tiefen führte der Abfall?

Diese Fragen beantwortet uns die Bibel am besten mit dem Ausdruck: „Finsternis!“ Finsternis ist der krasseste Gegensatz von Licht. Ob wir uns dabei die ganze Falltiefe vorstellen können, ist fraglich. Uns ist die Finsternis immer noch „bewohnbar“. In Gottes Augen wird die Finsternis wohl noch abstrakter sein.

Wichtig ist für uns die weitere Frage: Wo waren diese Finsternis-Tiefen? Höre: Im Sichtbaren - auf unserer Erde! Moses berichtet: „Und die Erde war (wurde) wüst und leer, und es war (wurde) finster auf der Tiefe“ (1Mo 1:2). Sichtbares und Erde, das sind zu unserem Erstaunen die Tief-Punkte! - Wir erinnern uns der Feststellung im vorigen Traktat, dass die Erde für diese Geschehnisse bereits vorgesehen war. Nicht erst nach dem Sündenfall hat der Schöpfer in aller Eile etwas Neues hinzu schaffen müssen, um aus einer bedrängten Lange herauszukommen. Nein, ER hat alles in seinem Schöpfungsplan festgelegt, und darum das Himmlische und das Irdische geschaffen. Ob zu gleicher Zeit, ist unwichtig. Wichtig ist die Tatsache, dass der Schöpfer für alle Verlegenheiten vorbereitet war.

Nun kommt aber eine weitere Tatsache hinzu: Das „Sichtbare“ wird wider den eigenen Willen unter die Herrschaft des Abfall-Fürsten gesetzt (Röm 8:20). Dem bisherigen Licht-Fürsten wurde nach seinem Fall ein neues Fürsten-Reich zugewiesen. Er wurde der „Gott dieser Welt“. - Du kannst jetzt mit deinem Wenn und Aber antreten und Gott beschuldigen, und ihn dafür verantwortlich machen, dass er die ahnungslose, sichtbare Kreatur in solche unverschuldete Not gebracht hat. Bitte, sei getrost: „Denn auch die Kreatur wird frei werden von dem Dienst des vergänglichen Wesens zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes“ (Röm 8:21). Wahrhaftig: „Was Gott tut, das ist wohlgetan, es bleibt gerecht sein Wille.“ Auch das Geschehen gereicht zum Lob seiner Gnadenherrlichkeit.

Der Fürst dieser Welt

Zunächst haben wir es aber mit der Tatsache zu tun, dass das Sichtbare die „Behausung“ des Satans wurde. Allerdings behielt er noch die Freiheit, einige Dimensionen „in der Luft“ weiterhin zu beherrschen. „In welchem ihr weiland gewandelt habt nach dem Lauf dieser Welt und nach dem Fürsten, der in der Luft herrscht, ...die in der Finsternis dieser Welt herrschen mit den bösen Geistern unter dem Himmel“ (Eph 2:2; Eph 6:12). Diese Herrschaft „in der Luft“ wird sonderlich in der Endzeit große und überraschende Ausmaße haben. Die „Luft-Herrschaften“ zeigen sich gegenwärtig auch in der rasenden Entwicklung des Sputniks. - Die Dämonie, die sich bisher mehr im Unsichtbaren ereiferte, greift nunmehr in fabelhafter Weise ins Sichtbare ein. Nach Offb 13:13-15 werden im Ende diese sichtbaren Eingriffe noch überraschender sein. Sie werden zur Verehrung des Gottes dieser Welt sehr viel beitragen.

Es kommt aber die Zeit, in der dem Gott dieser Welt die Herrschaft „in der Luft“ versagt wird. Man lese Offb 12:7-9 und ziehe dabei die Entrückung der Ekklesia in Betracht, die den Hinauswurf des Durcheinanderwerfes aus der „Luft“ erforderlich machen wird. Für ihn beginnen dann die konzentrierten Herrschaften in der Finsternis mit den katastrophalen Gerichtsfolgen Gottes. - Die „atomaren“ Geschehnisse mit der Ekklesia (1Kor 15:51.52) verursachen das konzentrierte Gerichtsgeschehen auf der Erde.

Der Abfall in der letzten Zeit

Erwähnt sei zum Schluss noch die Tatsache, dass in der letzten Auferbauungszeit der Ekklesia, d. h. vor ihrer Entrückung, der Abfall noch eine Hochkonjunktur erfährt. „lasset euch von niemand verführen in keinerlei Weise, denn er (der Tag mit dem Herrn) kommt nicht, es sei denn, dass zuvor der Abfall komme und offenbart werde der Mensch der Sünde, das Kind des Verderbens“ (2Thes 2:3). Beachten wir: Die Abschlusszeit der Ekklesia hat sehr stark mit dem Abfall zu tun. - Abfall der Christen aus den Lebenshöhen des Christus.

Wir müssen uns darum noch den Abfall ansehen. Es sollte uns klar geworden sein, dass der Abfall weit verhängnisvoller ist als der Sündenfall. Beim Sündenfall handelt es sich um ein Fallen in ein Element, in dem man sich befindet. Solcher Fall ist weit weniger mit Täuschungsmanövern verbunden. Der Gefallene sagt offen: „Lieber ein ehrlicher Sünder als ein verlogener Heiliger“. Ganz anders ist es beim Abfall. Der Abgefallene hatte es davor nicht mit Niedrigkeiten und Widrigkeiten zu tun, sondern mit Höhen und Erhabenheiten des Christus. Er fällt in die Niedrigkeiten, nicht weil er sie mehr liebt, sondern weil er sie mit den Höhen verwechselt. Er ist tief und spricht in täuschender Weise von Höhen und von Heiligkeiten. Er lebt im „Schein des gottseligen Wesens“ (2Tim 3:5). Er treibt Schauspielerei - sogar in sehr frommer Weise. Er ist ein echter Komödiant. Er liebt und übt die Maskierung. Er vermengt Christentum mit der Welt. Er will die „christliche Welt“. Er läuft mehr und mehr der Parole nach: „Kirchweihfest und Tanz!“ oder: „Erntedank-Tanz!“ usw.

Das Antichristentum

Der Mensch, der in die Sünde fällt, ist ein erkannter und zugegebener Sünder. Er gesteht ganz ehrlich, dass er sich in der Sünde wälzt, sie sogar liebt. Er bereut seine Sündhaftigkeit nicht, weil er sie mag und für sein natürliches Fleischesleben als unentbehrlich hält. Dagegen der Abgefallene kommt von den Höhen und kennt sie, spricht von ihnen, bezeugt sie, lobt sie und versucht, mit diesem Getue den Abfall zu verneinen. Er lebt in den Tiefen und vergoldet sie mit biblischen Sprüchen. Er lebt in der Finsternis und versucht sie lichtvoll zu gestalten. Er lügt und „glaubt der Lüge“. Lies 2Thes 2:9-12; 1Jo 2:18-23!

Einwandfrei sagt das prophetische Wort, dass im Endgeschehen der Abfall ganz groß sein wird. Da wird man christliche Reden schwingen und in Wirklichkeit gegen Christus sein. Höre: Da wird man gegen oder wider sein. Wie heißt das „Wider“ im Endgeschehen? Widerchristentum oder Antichristentum! - Merken wir uns die Tatsache: Das Antichristentum kommt aus dem Christentum, keineswegs aus dem Heidentum.

Die Zeit des Abfalls hat eine lange Geschichte. Zeiten sind es! Des Abfalls Anfang und Ende stehen auf gleicher Höhe, nein - auf gleicher Tiefe. Das Resultat des Abfalls lautet: „Diese werden streiten mit dem Lamm“ (Offb 17:14). Welche Tragik! Und welch ein Sieg! Denn: „Das Lamm wird sie überwinden!“ Letztlich ist es doch so, dass die Zeiten des Abfalls „verwandelt“ werden in die Zeiten Gottes. Die „Erde“, die der Zentralpunkt der finsteren Geschehnisse wurde, wird zum Zentrum der Lichtoffenbarung werden. Der ewige Licht-Fürst wird solches vollführen. „Ich bin das Licht der Welt.“ Mit dem Christus auch die wahren Christen. Lies Phil 2:15.16!

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37. Gottes Zeiten 4