Die Halb-Zeit im Endgeschehen

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 2
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

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Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

62. Die Halb-Zeit im Endgeschehen

Die klare Erkenntnis über das Geschehen mitten in der Jahrwoche (Dan 9:27) ist wichtig. Nicht nur des Überblickes, sondern auch der Wortteilung wegen. Von den Geschehnissen der Halbzeit reden viele Bibelstellen. Wehe, wenn sie nicht in der sachlichen Reihenfolge gesehen werden.

Das im Thema angezeigte Doppelwort "Halb-Zeit" deutet an, dass im Ende zuerst eine gewisse Ganzzeit offenbar wird, die eine Halbierung erfährt. Diese prophetische Tatsache muss genauestens gesehen werden. Andernfalls ist eine klare Schriftdeutung nicht möglich.

Der größte Prophet des Alten Testamentes, Daniel, der nicht nur über sein eigenes Volk zu reden hatte, sondern auch über alle Nationen der Welt, der hat in der Sonderschau für sein Volk (in Dan 9) von einer Jahrwoche zu berichten, die dann in zwei Teile zerfällt, dreieinhalb und dreieinhalb Jahre. Es muss aber nach der danielischen Anzeige gesehen werden, dass die Aufteilung der Jahrwoche unerwartet geschieht. Es wird da nämlich „ein Bund gestärkt für eine Jahrwoche“. Also, ein weltliches Vorhaben mit einem „Siebenjahresplan“. Und dann kommt mitten in der Jahrwoche der Bruch. Im Blick auf das derzeitige Weltgeschehen, wie ein Blitz aus heiterem Himmel.

Auftreten des Welt-Haupt-Mannes

Erkannt muss auch werden, dass am Anfang der Jahrwoche der Welt-Haupt-Mann auftritt, der von der letzten Zehner-Macht-Welt als Präses (Vorsitzender) berufen wird. Er fängt jetzt an zu handeln. Er ist es! „Er wird mit den Vielen den Bund stärken“. Jawohl, Er, und nicht mehr die Zehn. Und doch ist sein Handeln sonderbar.

Was ist seine erste Tat? Er lässt den bereits bestehenden Welt-Bund, bei dem er der Präses ist, noch „stärken“. Wir können hier auch den Ausdruck „besiegeln“ gebrauchen. Das Welt-Dokument muss besiegelt werden. Daniel zeigt an, dass Er die „Vielen“ dazu benutzt. Wer die „Vielen“ sind, braucht hier nicht lange erörtert zu werden. Denn Daniel spricht an dieser Stelle von der Jahrwoche, die speziell Israel betrifft. Das Volk Israel ist hier unter den „Vielen“ zu sehen, die den Welt-Bund stärken sollen, und auch stärken werden. - Es wird uns noch ersichtlich, dass das Volk Israel am Anfang der Jahrwoche nicht nur bei dem Weltbund ist, sondern über dem Weltbund „sitzt“. Israel wird in den Sattel des Welttieres gesetzt! Zu welchem Zweck. Das sollte uns längst klar sein.

Dass aber das Welt-Tier zur Stärkung des „Bundes“ einen Reiter (Lenker) benötigt, ist ein Hinweis auf die Tatsache, dass der Welt-Bund noch nicht im letzten Diktatorenwesen ist, sondern gewisse demokratische Prinzipien aufweist. Wir werden noch sehen, dass das Haupt des Tieres nicht nur einen Reiter über sich, sondern sogar noch sechs Häupter unter sich hat. Das demokratische Prinzip ist also noch sehr konstruktiv (ordnend) da. - Merken wir uns: Die bevorstehende Einheitswelt wird vorerst noch demokratische Merkmale haben. Allerdings mit einer autokratischen Ausrichtung. Die Endwelt beginnt mit einem Mischverhältnis. - Eine gewisse Koexistenz.

Die Anfangszeit

Diese Anfangszeit wird triumphal sein. Demokratische und autokratische Verhältnisse sind harmonisch ausgerichtet. Für jedermann etwas. Es ist sogar ein totaler Welt-Bund mit einer besonderen Besiegelung da. Was soll, und was kann da noch Übles geschehen? Hier ist das Triumphlied angebracht: „Friede und Sicherheit“ (1Thes 5:3). Wahrhaftig, der Beginn der Jahrwoche ist einmalig und einzigartig. Nicht nur Sicherheit ist da, d.h. die Befreiung von aller bisherigen Welt-Angst, sondern auch der lang ersehnte Weltwohlstand kann beginnen. Alle Weltnationen nehmen teil am Reichtum der Welt. Jetzt ist das „Brot“ nicht nur für die Welt, sondern in der Welt da. Halleluja! Jetzt kann die Weltentwicklung in wachsender Weise fortgesetzt werden. - Der Höhepunkt muss freilich erst kommen. Darum der Siebenjahresplan.

Die tragische Halb-Zeit

Aber - und jetzt kommt das Aber - es folgt die tragische Halb-Zeit. Daniel sagt: „Mitten in der Jahrwoche wird das Opfer und das Speiseopfer aufhören. Und bei den Flügeln stehen Gräuel der Verwüstung“ (Dan 9:27). Was ist das? Kurze Antwort: Religiöse Revolution! Darauf kommen wir noch zu sprechen. Zunächst interessiert und die allgemeine Gestaltung der Halbzeit.

Der Seher Johannes, der die Jahrwoche genauestens zu beleuchten hat, zeigt dieses ausgewachsene Weltgebilde in dem bereits bekannten Zeichen eines Tieres aus dem (Völker) Meer. (In den Grundzügen das gleiche Bild nach Dan 7). Dieses Tier erhält mitten in der Jahrwoche eine „tödliche Wunde, die heil wird“ (Offb 13:1-5). Zweifellos ist dieses Geschehen mitten in der Jahrwoche, weil das heilgewordene „Tier aus dem Abgrund“ eine Wirkungszeit von zweiundvierzig Monden hat.

Wie ist die Anzeige „Seine tödliche Wunde ward heil“ zu verstehen? Die Antwort auf diese Frage gibt Johannes in Joh 17. Da wird das Gesamttier nochmals aufgezeigt, sogar mit dem prachtvollen, im Sattel sitzenden Reiter. „Ich will dir sagen das Geheimnis vom Weib und von dem Tier, das sie trägt, und hat sieben Häupter und zehn Hörner.“ Eine Zwischenbemerkung: Das ist das komplette Tier, samt dem Reiter, wie es am Anfang der Jahrwoche offenbar wird. Weiter lesen wir: „Das Tier, da du gesehen hast, ist gewesen und ist nicht, und wird wiederkommen aus dem Abgrund!“ Das ist der ergänzende Bericht von Offb 13. „Und seine tödliche Wunde ward heil“. „Es ist gewesen“ (ab Anfang der Jahrwoche), „und es ist nicht mehr (zufolge der Todes-Wunde), „und wird wiederkommen aus dem Abgrund“ (zufolge des Heilwerdens).

Sieben Häupter

Hierbei ist zu beachten die bereits erwähnte Tatsache, dass das Tier, bevor es die „Todes-Wunde“ erhält, noch sechs Unterhäupter hat, zusätzlich die obenan sitzende Reiterin. Dieses Haupt-Gemium (sieben Häupter) empfängt die Todeswunde. Wir lesen: „Hier ist der Sinn, da Weisheit zu gehört. Die sieben Häupter sind sieben Berge, auf welchen das Weib sitzt, und sieben Könige. Fünf sind gefallen, und einer ist, und der andere ist noch nicht kommen; und wenn er kommt, muss er eine kleine Zeit bleiben. Und das Tier, das gewesen ist, und nicht ist, das ist der achte, und ist von den sieben, und fährt in die Verdammnis.“ Hierzu eine kurze Erklärung. Die „tödliche Wunde, die heil wird“ können wir im tatsächlichen Geschehen noch nicht erklären. Kann sein, dass hier ein Tötungs- und Auferstehungsvorgang durchgeführt wird. Klar ist uns nur der Bericht, dass das Haupt-Gemium des bisherigen Tieres die Zahl Sieben hat. Diese Sieben werden gründlich durcheinandergerüttelt und beseitigt. Aus diesen Sieben kommt das achte Haupt (= die neue Eins) und zwar aus dem „Abgrund“. Das kann eine Auferstehungsmache sein, denn: „Der ganze Erdboden verwunderte sich des Tieres. Und beten den Drachen an, der dem Tier die Macht gab, und beteten das Tier an und sprachen: Wer ist dem Tier gleich? Wer kann mit ihm kriegen? Und es ward ihm gegeben...“ (Offb 13:3-8). Schöpferische Teufelswerke sind da bemerkbar. Zu beachten ist auch: Dieses Tier wird „eine kleine Zeit bleiben“ (Offb 13:3.8). Schöpferische Teufelswerke sind da bemerkbar. Zu beachten ist auch: Dieses Tier wird „eine kleine Zeit bleiben“. Diese kleine Zeit dauert zweiundvierzig Monde. - Und dann? „... und fährt in die Verdammnis“. Gericht am Ende der Halbzeit. Darüber reden wir noch.

Das Abgrunds-Haupt

Das ist das restlos diktatorische Tier-Haupt der Halbzeit, d.h. der eigentlichen Abschlusszeit. Zu beachten ist hierbei die Tatsache, dass in der zweiten Hälfte die Siebenhauptregierung nicht mehr da ist. Das achte Haupt (= die neue Eins) ist von jetzt an das letzte und ausschlaggebende Haupt. Das ist das Abgrunds-Haupt. - Es behält zum echten Fundament die Zehn-Hörner-Welt-Macht.

Und nun noch einen kurzen Blick auf die Tätigkeit dieses Hauptes: „Und wenn sie (die zwei Zeugen) ihr Zeugnis geendet haben, so wird das Tier, das aus dem Abgrund aufsteigt, mit ihnen einen Streit halten und wird sie überwinden und wird sie töten“ (Offb 11:7). Weiter: „Und ward ihm gegeben ein Mund zu reden große Dinge und Lästerungen, und ward ihm gegeben, dass es mit ihm währte zweiundvierzig Monde lang. Und es tat seinen Mund auf zur Lästerung gegen Gott, zu lästern seinen Namen und seine Hütte und die im Himmel wohnen“ (Offb 13:5.6). Weiter: „Und die zehn Häupter, die du gesehen hast, und das Tier, die werden die Hure (Reiterin) hassen, und werden sie wüst machen und bloß, und werden ihr Fleisch essen, und werden sie mit Feuer verbrennen“ (Offb 17:16). - Hier werden sogar die „zehn Hörner“, die das Weltmachtfundament in der ganzen Jahrwoche sind, beim Zerfleischen der bisherigen Tier-Lenkerin eine fundamentale Stütze und Hilfe sein. Hier ist der Untergang des hochpolitischen Israel.

Die Haupt-Revolution

Was ist die eigentliche Ursache der „Haupt-Revolution“ der Halbzeit? Die Antwort ist nicht schwer zu geben. Siehe das Ergebnis der Revolution: Kampf den zwei Zeugen, Kampf dem Gott, Kampf seinen Namen, Kampf seiner Hütte, Kampf den Heiligen (Erweckten), Kampf denen, die im Himmel sind, zuletzt Kampf dem Lamm (Offb 17:14). Also, Kampf dem göttlichen Erlösungs- und Versöhnungsgeschehen, schließlich Kampf dem wiederkommenden Erlöser und Versöhner. Da liegt die Ursache der gesamten „Abgrunds-Revolution“. - Selbsterlösung ist ausschlaggebend. Weg mit der himmlischen Erlösung und mit dem himmlischen Erlöser. Darum: „Er setzt sich in den Tempel und gibt sich aus als Gott.“ Nicht etwa als Christus. Christus ist das Ärgernis! Nur Gott ist noch zu verehren.

Darum die Haupt-Revolution in der Halbzeit. Die bisherige Sieben-Haupt-Führung (samt dem Lenker) war zu lasch, zu unkorrekt. Sie duldete zu viel die entsetzliche Erweckung. Sie war in ihrer Struktur zu labil. Sie hörte zu viel nach beiden Seiten. Vor allem, sie ließ sich zu viel von der Reiterin, die durch die Erweckungsbewegung sehr „anfällig“ wurde, bestimmen. Es musste eine radikale Wendung kommen. Darum das Auslöschen der religiös-demokratisch-autokratischen Regierungsspitze. Darum das „Zerfleischen“ des so unzuverlässigen Israel. Die ganze Bereinigung und Neuausrichtung ist nur möglich durch das „Haupt aus dem Abgrund“ - Auferstehungswunder.

Verführung durch den falschen Propheten

Wahrscheinlich wird das „Heilwerden“ des Hauptes mit einer Auferstehung zusammenhängen. Ausdrücklich sagt Johannes: Das achte Haupt ist von den sieben, die da fallen (Offb 17:11). Beachtlich ist dabei auch die Charakterisierung: aus dem Abgrund. Der „Drache“, der anschließend vom ganzen Erdkreis angebetet wird (Offb 13:4), spielt jetzt die letzte und höchste Rolle. Jetzt kann er sich glaubhaft ausgeben als der Gott - der Gott dieser Welt. Weiter ist zu beachten, dass in der Halbzeit (nicht früher) der falsche Prophet auftritt. Das hat viel zu sagen. Warum tritt der „Propaganda-Minister“ erst in der Halbzeit auf? Wir lesen: „Und es übt alle Macht des ersten Tieres vor ihm; und es macht, dass die Erde und die darauf wohnen, anbeten das erste Tier (jetzt Tier Nr. 1), welches tödliche Wunde heil geworden war. Und es tat große Zeichen, dass es macht Feuer vom Himmel fallen vor den Menschen. Und verführt, die auf Erden wohnen, um der Zeichen willen, die ihm gegeben sind zu tun vor dem Tier; und sagt denen, die auf Erden wohnen, dass sie dem Tier ein Bild machen sollen, das die Wunde vom Schwert hatte und lebendig worden war. Und es ward ihm gegeben, dass es dem Bild des Tieres den Geist gab, dass des Tieres Bild redete und machte, dass, welche nicht des Tieres Bild anbeteten, ertötet würden. Und es macht, dass die Kleinen und Großen, die Reichen und Armen, die Freien und Knechte, allesamt sich ein Malzeichen geben an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn“ (Offb 13:12-16). Wahrhaftig, der falsche Prophet wird ein „Wunder-Mann“ hohen Ranges sein. Seine Wundertaten sind mehr als faszinierend. Seine „übernatürlichen Kräfte“ bestätigen die himmlische Würde des Abgrundtieres, in dessen Diensten steht er. Also, in der Halbzeit werden Wunder über Wunder geschehen. Sie beginnen wahrscheinlich mit dem Heilwerden, d.h. mit dem Auferstehen des todwunden Hauptes, und dann mit allerlei Wunder und Zeichen im Kosmos.

Das alles zu dem Zweck: „Und verführet, die auf Erden wohnen, um der Zeichen willen.“ Da ist vorhanden bei allen Bewohnern der Erde nicht nur allein die Zustimmung zur Göttlichkeit des Weltführers, sondern auch die restlose Bejahung der letzten Maßnahmen: Kampf gegen Gott, Kampf seinem Namen, Kampf seiner Hütte, Kampf seinen Heiligen, Kampf dem gesamte Israel, das als Reiter und Lenker so schmählich versagt hat, und Kampf dem wiederkommenden Lamm.

Gerichts-Antworten Gottes

Noch ein sehr wichtiges Anliegen der Halbzeit muss uns klarwerden. Auf die tollen Herausforderungen des „Abgrund-Tieres“ wird Gott, als der wahre und gerechte Gott, antworten. Man kann sagen: Auf jede Herausforderung eine dementsprechend Antwort. Wie sich die Herausforderungen steigern werden, so wird die Antwort an Härte zunehmen. In der Halbzeit beginnen die Herausforderungen, in der gleichen Halbzeit kommen die gerichtsmäßigen Eingriffe. Diese Gerichts-Antworten Gottes zeigt Johannes in Offb 6. Da ist der Aufbruch der bisher versiegelten Siegel und der Ausguss der Zornschalen mit ihren entsetzlichen Wehen. Wohlgemerkt, sie steigern sich je nach Herausforderung.

Dass die göttlichen „Siegel-Katastrophe“ erst in der zweiten Hälfte der Jahrwoche liegen, beweist Johannes mit seiner Darlegung im siebten Kapitel. Wir lesen: „Und danach sah ich vier Engel stehen auf den vier Ecken der Erde, die hielten die vier Winde der Erde, auf dass kein Wind auf die Erde blies, noch über das Meer, noch über irgendeinen Baum. Und ich sah einen anderen Engel aufsteigen von der Sonne Aufgang, der hatte das Siegel des lebendigen Gottes, und schrie mit lauter Stimme zu den vier Engeln, welchen gegeben war zu beschädigen die Erde und das Meer. Und er sprach: Beschädigt die Erde nicht, noch das Meer, noch die Bäume, bis dass wir versiegeln die Knechte unseres Gottes an ihren Stirnen“ (Offb 7:1-8). - Klar ist, dass die „Versiegelung“, d.h. die große Erweckungsbewegung in der ersten Hälfte der Jahrwoche liegt. Sie, und nur sie ist darum die Ursache der „Haupt-Revolution“ und der sich anschließenden und wachsenden Herausforderungen des Weltdiktators, andererseits der entsprechenden Antworten Gottes. Also die erste Hälfte der Jahrwoche ist triumphal, allerdings mit der verhängnisvollen Erweckungsbewegung. Die zweite Hälfte der Jahrwoche ist katastrophal, gekennzeichnet von der drachenmäßigen Herausforderung und der gerechten Gerichtsantwort Gottes. Abschluss bei Harmagedon.

Dieser vom prophetischen Wort gegebene Blick in die Jahrwoche, sonderlich in die Halbzeit, bewahrt uns vor den spekulativen Deutungen der hinter uns liegenden Weltgeschichte. Auch alle Rechenkünste bleiben weg, weil sie für die Endzeit nicht erforderlich sind. Da ist alles aufs genaueste „ER-rechnet“.

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