Der Sabbat

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Abschrift des Buches: Der da war, und der da ist und der da kommt!
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Aus dem Gemeinschaftsblatt für innere Mission Augsb. Bek.: "Reich-Gottes-Bote“ (1918-26)
Selbstverlag des Bibelheims „Bethanien", Langensteinbach

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Inhaltsverzeichnis:
Kapitel davor:
78. Das Zeichen von Nain Lk 7:11-17 (1926)

79. Der Sabbat

  • Lk 14:1-6 (ELB) (1) Und es geschah, als er am Sabbat in das Haus eines der Obersten der Pharisäer kam, um zu essen, daß sie auf ihn lauerten. (2) Und siehe, ein wassersüchtiger Mensch war vor ihm. (3) Und Jesus begann und sprach zu den Gesetzesgelehrten und Pharisäern und sagte: Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen oder nicht ? (4) Sie aber schwiegen. Und er faßte ihn an und heilte ihn und entließ ihn. (5) Und er sprach zu ihnen: Wer unter euch, dessen Sohn oder Ochse in einen Brunnen fällt, zieht ihn nicht sogleich heraus am Tag des Sabbats ? (6) Und sie konnten ihm darauf nicht antworten.

Der Herr und der Sabbat

Der Heiland muss in unseren Versen mit den Pharisäern und Schriftgelehrten über den Sabbat streiten. Dieser Streit ist bis heute noch nicht vorüber. Unter den gläubigen Christen unserer Tage gibt es auch noch eine Sabbat-Differenz. Viele machen sich ein Gewissen oder lassen sich ein Gewissen machen über den Sabbat. Etliche meinen, wer den Sabbat nicht halte, den siebenten Tag, der könne nicht zur Erstlingsschar gehören. Sie sagen, den Sonntag halten, sei eine Veränderung der Gebote Gottes, also eine große Sünde. Viele halten ihren Sonntag und ihre Feiertage auch voll und ganz wie die Juden ihren Sabbat und ihre Festtage und meinen, wir hätten nur verändert um Christi willen, weil Er am ersten Tage auferstanden sei. Solche Geister sind aber doch nie ganz sicher und ruhig über dieser Veränderung und werden von überzeugten Sabbatisten oft sehr in die Enge gebracht. Es ist eben wenig evangelische Erkenntnis vom Sabbat und vom Sonntag vorhanden.

Der Heiland, der Sohn Gottes, war ganz evangelisch. Er war frei vom Sabbat, ging aber in Seiner Freiheit auch wieder frei unters Gesetz und hielt den Sabbat, weil Er niemand ärgern wollte. In Sich selbst aber war des Menschen Sohn ein H e r r des Sabbats. Das wussten die Gesetzesleute und Schriftgelehrten wohl. Darum luden sie Jesus auf den Sabbat zu Tisch und lauerten Ihm auf, ob Er nicht den Sabbat übertreten würde. Ihren heuchlerischen Versuchungen musste sogar ein Kranker, ein Wassersüchtiger, dienen. Solcher Missbrauch eines armen Kranken war für sie keine Sünde am Sabbat. Der Herr aber durchschaut und durchhaut ihre heuchlerische Schlauheit. Er fragt sie, ob man wohl am Sabbat gesundmachen dürfe? Darauf verstummen sie. Er macht den Kranken gesund und entlässt ihn. Dann geht Er zum Angriff über und fragt die Falschgesetzlichen, ob sie nicht etwa am Sabbat ihren Sohn oder ihren Ochsen aus dem Brunnen ziehen würden, wenn er hineinfiele. Wieder vermögen sie nichts zu sagen. Sie sind über ihrem falschgesetzlichen Sabbat-Wesen gestraft und in Verwirrung gesetzt. Wir aber wollen uns heute, weil diese Schrift uns vorgelegt ist, in Klarheit setzen lassen über Sabbat und Sonntag, damit auch in diesen Stücken unser Herz gewiss, und unser Gang sicher sei.

Ein Schöpfungstag

Der Sabbat tritt uns schon auf der allerersten Seite der Bibel entgegen. Dort ruht Gott, der Herr am siebenten Tage, segnet und heilig ihn. Das ist eine Hauptstelle der Sabbatanhänger, und diese Stelle beunruhigt viele, weil sie vor dem Gesetz liegt, in der Urzeit der Menschheit. Da scheint ja der Sabbat wirklich und wahrhaftig der Kreatur eingeschaffen zu sein - wer darf ihn abändern! Es liegt aber ein Grundfehler in der Anschauung, welche den Neuschöpfungs-Sabbat zu einem Tag von 24 Stunden macht. Das sind gewaltige Schöpfungsperioden, deren jede e i n e n göttlichen Grundcharakter hat und darum e i n Tag ist. So ist auch die Spanne von der Erhöhung Christi bis zu Seiner Wiederkunft e i n Tag - der Tag der Gemeine. Und auch bei diesem Tag wird es Abend. Satan hat endlich die Oberhand - aber es wird wieder Morgen in der Wiederkunft des Herrn, und es wird ein neuer Tag. Das ist das Gesetz der göttlichen Lebensperioden.

Das Sechstagewerk gehört in die Erlösungszeit. Da haben wir den Anfang der Neuschöpfung der gefallenen Erde. Da werden dem Satan Kräfte entrissen, eine um die andere. Da reißt Satan die neugeschaffenen Stufen immer wieder in den Abend, in die Finsternis. Der Herr aber fährt immer wieder auf zu einem neuen Morgen. Wir haben eine gewaltige Kampfes- und Katastrophenzeit vor uns in jenem Sechstagezeitalter. Nach diesen sechs Tagen aber, und sonderlich nach der Erschaffung des Menschen, war es nun soweit, dass es sehr gut war. Jetzt war alles so zweckmäßig nach seinen Gründen und Zielen angelegt, dass sie Hinausführung des Lichtsieges von selbst laufen konnte, wenn der Mensch in Gott, dem Herrn blieb, und seine göttliche Aufgabe erfüllte. Der Mensch in Gott, dem Herrn, hätte Lichtherrscher werden können.

Gott ruht am siebten Tag

Darum konnte der Herr, Gott jetzt ruhen von den Kämpfen; Er konnte a u s r u h e n in der K r e a t u r. Der ganze folgende Äon wäre ein Sabbatäon geworden. Adam hat vor dem Sündenfall gewiss keinen 24-stündigen Sabbat gehalten und dann wieder Werktag! Nein, im Paradies war es stets Sabbat. Da ruhte der Herr in den Kreaturen, und die Kreaturen in Ihm. Und dieser Paradieses-Sabbat hätte Schritt für Schritt durch Mitteilung des in seinem Herrn stehenden Menschen die ganze Erde durchdringen sollen.

Die Sünde hob diesen Sabbatfrieden auf. Die hereinkommende Sünde war Sabbat-Zerbruch, doch hatten die Gottesmenschen jenes Gottzeitalters ihren Sabbat. Sie ruhten in Gottes Wort und auf Gottes Verheißung. Abel, Seth, Henoch, Noah und andere mehr, deren Namen wir nicht kennen, waren Sabbat-Menschen. Auch nach der Sintflut und nach dem Babel-Bau gab es Sabbat-Menschen. Diese hatten keinen 24stündigen Sabbat, aber ihr Leben war Sabbat. Ein Abraham, Jakob, Joseph, ja das ganze Volk in Ägypten, die hatten alle keine Sabbate im Eintags-Sinn - sie lebten ja ohne Gesetz. Sie hatten also, wie wir nach heutigem Sprachgebrauch sagen würden, weder Sonntage, noch Feiertage, noch Festtage. Ein Abraham opferte täglich seinem Gott, wandelte vor Ihm und war fromm. So haben wir durch Jahrhunderte hindurch eine völlig sonntagslose und feiertagslose, eine - nach dem E i n t a g s - S i n n des Sabbats genommen - sabbatlose Welt.

Das wurde anders unter dem Schatten-Gesetz. Da sollte ein Volk erzogen werden auf den kommenden Sabbat des Herrn. Ein Volk sollte erzogen werden zum Sabbat-Friedens-Volk für alle Nationen. Im kommenden Messias und Herrn sollte dieses Volk den Sabbat-Frieden mit der seligen Ruhe in Christo füllen. Damit nun dieses Volk sich recht sehne und strecke nach solchem Sabbat, bekam es denselben im S c h a t t e n - V o r g e s c h m a c k. Gott gab ihm alle sieben Tage einen Sabbat. Diesen Tag sollte es völlig Gott opfern. Da sollte es alle Werktagsarbeit ruhen lassen. Und zu diesem siebenten Tag bekam es noch Festtage, noch tiefer dem Herrn geheiligt. Durch diese regelmäßig wiederkehrenden, aber auch regelmäßig aufhörenden Sabbatzeiten sollte das Volk der Wahl sich nach dem wahrhaftigen und bleibenden Sabbat im kommenden Heilskönig sehnen lernen. Die Sabbate und Feiertage der Juden gehören nach dem ausdrücklichen Wort des Herrn durch Paulus zu den vergänglichen Elementen der Welt, sie gehören zu dem Schatten-Wesen; aber der Körper ist in Christus. Sabbate und Feiertage sind, wie das ganze Gesetz, Zuchtmeister auf Christus gewesen. Der fromme Jude sollte an den Sabbaten und Feiertagen seufzen lernen. Ach, wenn es doch nur endlich ganz Sabbat und ganz Feiertag wäre! O, komme bald, Messias, Christus! Sabbate und Feiertage des Gesetzes gehören zu dem Aufhörenden. In Christus sollte ihr Ende sein und ist ihr Ende, und doch auch wieder ihr bleibender Anfang.

Der leibhaftige Sabbat

Der menschgewordene Sohn Gottes ist der leibhaftige, menschgewordene Sabbat. Der Heiland lebte ständig im Vater und der Vater in Ihm. Da war ununterbrochen Sabbat und Feiertag. Er brauchte für Sich keinen 24stündigen Sabbat und keinen solchen Feiertag. Des Menschen Sohn war ein Herr auch des Sabbats. Er war völlig frei. Welche Stunde war für Ihn nicht Sabbat? Er tat allezeit und zu jeder Stunde nichts als den Willen des Vaters. Bei Ihm war alles Gott geheiligt. Wenn darum Seine Brüder aufs Fest gingen und Ihn fragen, ob Er auch hinaufginge, da sagte Er ihnen: Eure Zeit ist allewege, geht ihr nur, ihr müsst, ihr seid Gesetzes-Leute. Der Sohn war frei. Er ging auf den Wink des Vaters oder blieb weg auf den Wink des Vaters. Bei all dieser Freiheit des Kindes, des Sohnes Gottes, war der Heiland aber doch frei dem Gesetze untertan.

Die Freiheit des Kindes Gottes bewegt sich in den Linien Gottes. Sie kann nie gegen Gottes Gesetze sein - sonst müsste ja Gott gegen Gott sein. Und der Heiland wollte nicht nur denen unter dem Gesetz kein Ärgernis geben, sondern Er wollte die unter dem Gesetz erlösen. Darum ging Er frei unter das Gesetz. Darum ging Er sogar als Erfüller des Gesetzes unter den Fluch des Gesetzes, auf dass Er die unter dem Gesetze erlöste vom Fluch. Das tat Er aber alles ganz frei in hingebender Liebe. Und Er zeigte es den Gesetzlichen je und je, dass Er frei vom Gesetz, auch des Sabbats und der Feiertage wäre. Darum, weil sie das sahen und wussten, hielten die Gesetzlichen und Schriftgelehrten auf Ihn, dass sie Ihn fingen. Er aber, voller Weisheit Gottes, schlug sie und machte sie gänzlich verstummen.

Unsere Freiheit in Christo

Und so wie Er, sind nun die aus Ihm geborenen Kinder und Söhne Gottes. Ein Gläubiger, welcher in Christo Jesu Vergebung der Sünden und Frieden hat, ein Gläubiger, welcher im Heiligen Gest das neue Leben angezogen hat, der ist in Christo in den wahrhaftigen Sabbat und Sabbat-Frieden eingegangen. Ein Kind Gottes lebt alle Tage, alle Stunden in Seinem Heiland. Sein Sabbat ist allewege. Sein einziges Lebensgesetz ist Christus. Ihm sind die Wochentage ebenso Sabbat wie der siebente oder der erste Tag. Ein Kind kann alle Tage Feiertag haben und hat ihn. In Christo Jesu sein, das ist sein Feiertag. Darum kann Paulus den ins Gesetz zurückgefallenen Galatern schreiben: „Ihr haltet Tage, Monate und Feste und Jahre; ich fürchte, dass ich vielleicht umsonst an euch gearbeitet habe. Wie wendet ihr euch denn zu den schwachen und dürftigen Satzungen?“ (Gal 4:9-11). Und den Römern schreibt er (Röm 14:5.6): „Einer hält einen Tag vor dem anderen, der andere aber h ä l t alle T a g e g l e i c h. Ein jeglicher sei in seiner Meinung gewiss. Welcher auf die Tage hält, der tut’s dem Herrn, und welcher nicht darauf hält, der tut’s auch dem Herrn.“ Und im Kolosserbrief Kol 2:16.17 schreibt der Apostel: „Niemand soll euch richten betreffs eines Festes oder Neumondes oder Sabbates, welches ist der Schatten des Kommenden, der Körper aber ist in Christus.“ So brauchen also Kinder Gottes weder Sabbate, noch Sonntage, noch Feiertage. Die Kinder sind frei wie ihr Heiland war.

Aber es heißt für sie: so sehet nun zu, dass ihr die Freiheit nicht brauchet zum Deckel der Bosheit. Jene Freiheit gilt nur für einfältig im Geist Stehende. Wer nicht mit Geist, Seele und Leib an Christus gebunden ist, der hat kein Anrecht auf Freiheit. Die Freiheit ist nur in Christus. Außer Christus gebraucht, wird sie zum Gericht.

Die Gläubigen in Christo brauchten ihrer aber zu aller Zeit. Wenn schon die ersten Christen, weil sie einen Tag zum Zusammenkommen brauchten, den S o n n t a g nahmen und n i c h t den Sabbat, welcher ihnen doch viel näher gelegen wäre, so taten sie das eben kraft ihrer Freiheit. Sie wollten zeigen, dass sie nicht mehr ans Gesetz gebunden seien. Dass sie den Auferstehungstag nahmen, das lag für Auferstandene in Christo sehr nahe. Und dass sie die Siebener-Woche nahmen, lag für Leute, welche im Schöpfungsrahmen Gottes bleiben wollten, auch nahe. Die vielen Feiertage und Festtage neben dem Sonntag fallen gewiss schon dem G e s e t z l i c h e r w e r d e n der Gemeine zur Last. In der Heiligen Schrift liegen dafür keine Grundlagen.

Frei vom Gesetz

Wenn nun aber im Laufe der Jahrtausende und bei zunehmender Gesetzlichkeit und Naturmäßigkeit des Christentums immer mehr wieder gesetzliches Tageswesen aufkam, so ist der Gläubige davon frei. Weil aber die Menge der Menschen gesetzlich und natürlich ist, und solches Tageswesen braucht, weil sie den Lebenssabbat Christi nicht im Herzen hat, so gehen wir um ihretwillen f r e i in d i e s e T a g e. Wir gehen hier wie in vielen anderen D i n g e n f r e i unters G e s e t z. Und wenn wir darunter gehen, dann halten wir’s auch. Wir geben diese einmal geltenden Tage ganz dem Herrn. Wir sind aber wie unser Heiland bei allem uns Untertänigmachen doch frei. Wir stehen in Ihm, und was wir in Ihm tun müssen und dürfen an solchen Tagen, das tun wir frei und ohne uns Gewissen zu machen. Nur Anstoß und Ärgernis meiden wir, obwohl wir, Jesu gleich, Törichte und Selbstgroße im Gesetzeswesen auch einmal treffen dürfen. Ein Kind Gottes geht einfältig in seinem Herrn. Es macht sich frei untertan, ist aber untergetan doch frei.

So kann uns mit dem Sabbat niemand ängstigen. Wir haben Ihn und sind in Ihm. Wir sind in Christo Jesu wider hineinversetzt in jene selige Ursabbats-Zeit in 1Mo 2. Ja, wir haben m e h r als jene Sabbats-Zeit, denn wir haben den Erlöser-Herrn innewohnend im Heiligen Geist. Wir haben aber nach e i n e r Seite hin auch noch nicht, was jene Zeit in 1Mo 2 hatte. Wir müssen nämlich in Vielem noch gesetzlich sein, in der Liebe gegen die Gesetzlichen und Natürlichen. Auch in diesem Stück warten wir erst noch der seligen Gesamtfreiheit der Kinder Gottes. Aber das selige Kinderrecht, alle Tage in unserem Heiland zu sein, und in Ihm tägliche Sonntags-Kinder zu sein, das haben und das brauchen wir.

Alle Tage Sabbat

Und das selige Kindesrecht nicht nur 24 Stunden Sabbat zu haben, sondern mitten unter Arbeit und Kampf dieser Zeit im seligen Sabbatfrieden Christi arbeiten und kämpfen zu dürfen, das haben wir auch. Und jeden Tag, so oft wir wollen und können, nicht bloss Sonntags und Feiertags, zusammen zu kommen zum Wort und Gebet, diese Freiheit haben wir auch und brauchen sie. Recht viel Sabbat soll in unserem Leben sein. Dass aber aller irdische Sabbat, alles Leben in Christo noch in der Ausgeburt steht, dass wissen wir auch, darum freuen wir uns, dass es wahr ist:

„Es ist n o c h ein Sabbat vorhanden dem Volke Gottes“ - und dieser hat erst recht nicht nur 24 Stunden. Gelobt sei der Herr, der unser Sabbat, unser Sonntag, unser Festtag ist.

Was ist Sonntag und Feiertag, wenn nicht in Ihm? Weniger als Werktag! Was ist Werktag in Ihm? Fürwahr - Sabbat, Sonntag und Feiertag! Der Geist macht die Tage, nicht machen die Tage den Geist. Gotteskinder, Sabbatmenschen, frei und doch in der Freiheit untertänig: so wandelt im Geiste euren Weg!

Lies weiter:
80. Von der Tischgemeinschaft im Reiche Gottes Lk 14:15-24