Von der Tischgemeinschaft im Reiche Gottes

Aus Bibelwissen
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Abschrift des Buches: Der da war, und der da ist und der da kommt!
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Aus dem Gemeinschaftsblatt für innere Mission Augsb. Bek.: "Reich-Gottes-Bote“ (1918-26)
Selbstverlag des Bibelheims „Bethanien", Langensteinbach

weitere Abschriften hier:

Inhaltsverzeichnis:
Kapitel davor:
79. Der Sabbat Lk 14:1-6 (1926)

80. Von der Tischgemeinschaft im Reiche Gottes

  • Lk 14:15-24 (ELB) (15) Als aber einer von denen, die mit zu Tisch lagen, dies hörte, sprach er zu ihm: Glückselig, wer essen wird im Reich Gottes! (16) Er aber sprach zu ihm: Ein Mensch machte ein großes Gastmahl und lud viele ein. (17) Und er sandte seinen Knecht zur Stunde des Gastmahls, um den Eingeladenen zu sagen: Kommt! Denn schon ist alles bereit. (18) Und sie fingen alle ohne Ausnahme an, sich zu entschuldigen. Der erste sprach zu ihm: Ich habe einen Acker gekauft und muß unbedingt hinausgehen und ihn besehen; ich bitte dich, halte mich für entschuldigt. (19) Und ein anderer sprach: Ich habe fünf Joch Ochsen gekauft, und ich gehe hin, sie zu erproben; ich bitte dich, halte mich für entschuldigt. (20) Und ein anderer sprach: Ich habe eine Frau geheiratet, und darum kann ich nicht kommen. (21) Und der Knecht kam herbei und berichtete dies seinem Herrn. Da wurde der Hausherr zornig und sprach zu seinem Knecht: Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und bringe die Armen und Krüppel und Blinden und Lahmen hier herein! (22) Und der Knecht sprach: Herr, es ist geschehen, wie du befohlen hast, und es ist noch Raum. (23) Und der Herr sprach zu dem Knecht: Geh hinaus auf die Wege und [an die] Zäune und nötige [sie] hereinzukommen, daß mein Haus voll werde! (24) Denn ich sage euch, daß nicht einer jener Männer, die eingeladen waren, mein Gastmahl schmecken wird.

Bedeutung der Tischgemeinschaft

In unserem 14. Kapitel des Lukas-Evangeliums finden wir den Heiland in einer Tischgemeinschaft. Dabei waren Seine Taten und Reden so gewaltig und köstlich, dass einer aus der Tischgemeinschaft prophetischen Geistes rief: „Selig ist, der das Brot isst im Reiche Gottes.“ Er hat offenbar etwas gesehen und geschmeckt von der Herrlichkeit der Jesusgemeinschaft und hat geahnt, dass es Vorgeschmack des wahrhaftigen Brotessens im Reiche Gottes sei. Der Mann hat recht gesehen, und der Heiland bestätigt es ihm durch unser Gleichnis, dass es etwas Großes und Seliges sei um die Tischgemeinschaft im Reiche Gottes; aber Er muss ihm zu gleicher Zeit offenbaren, wie viele diese Seligkeit verachten, und wer allein sie schätze und genieße.

Das Reich Gottes hat von Anfang an seinen höchsten und seligsten Ausdruck in der Tischgemeinschaft gefunden, und darin auch seine größte Kraft entfaltet. Daher kommt es, dass auch die Welt ihr Größtes immer durch eine Tischgemeinschaft besiegelt. Gemeinsames Essen und Trinken spielt bei allen weltlichen Dingen eine große Rolle, so auch, nur in anderer Art, im Reich Gottes. Schon vor dem Sündenfall war das gemeinsame Essen der ersten Menschen v o m B a u m e des L e b e n s eine gar selige und kraftvoll ihr Geistesleben nährende Tischgemeinschaft. Nach dem Sündenfall konnten sie wohl diese Tischgemeinschaft nicht mehr pflegen; aber der Herr gab ihnen ein neue, dem neuen Stand gemäße.

Im geschlachteten Opferlamm, von dem sie nach seiner Opferung aßen, hatten sie eine neue, selige Tischgemeinschaft. Da schlossen sie sich zusammen um die Verheißung des kommenden Retters, der Sein Leben für sie lassen und vom Todesbann sie befreien sollte. Sie verkündeten gewissermaßen in jedem Opfer des Herrn Tod, bis dass Er kommen sollte, und nahmen in Glauben und Hoffnung die verheißene Rettung voraus. Von Abel an über Seth hin finden wir alle Gläubigen in der Tischgemeinschaft dieses gottbereiteten Mahles. Melchisedek, der große prophetische Vorläufer Christi, genießt mit Abraham schon Brot und Wein in heiliger Tischgemeinschaft des Reiches Gottes.

Am Tisch im Reiche Gottes

Unter dem Gesetz aber hat der Herr im Passahmahl Seinem Volk einen Tisch bereitet wider alle seine Feinde. Die Verschonung des Volkes vor dem Gericht und die Befreiung des Volkes von dem Druck der Weltmacht - das essen und trinken die Kinder Israel bis auf den heutigen Tag immer neu in ihrem Passah. Es ist nicht nur ein Mahl zur Erinnerung an Vergangenes, sondern ein Mahl der Verheißung an Gegenwärtiges und Zukünftiges. Selig das Volk, das Passah halten darf und an Verschonung und Rettung in allen menschlichen und göttlichen Nöten und Gerichten glauben darf! Aber noch seliger das Volk, welches die Fülle des Passah-Tisches genießen darf im heiligen Abendmahl! Ja, selig, wer das Brot isst im Reiche Gottes!

„Der gesegnete Kelch, den wir segnen, ist er nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist es nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi?“ Das ist fürwahr schon das g r o ß e Abendmahl, von dem der Herr in unserem Gleichnis redet, wiewohl noch nicht in der letzten Fülle. Aber wir haben in ihm doch eine Tischgemeinschaft, in welcher wir die ganze Versöhnung uns aneignen, das Glaubens- und Wiedergeburtsleben in uns wachstümlich stärken, und des voll sich auswirkenden Heiles selig gewiss sein dürfen. Ja, was ist das: völlige Rettung vom Erdenfluch und völliges ewiges Leben, essen und trinken zu dürfen in solcher Tischgemeinschaft mit dem Herrn und allen Seinen Heiligen! Und wenn der Heilige Geist in uns wohnt, und wir im Glauben die innigste Personengemeinschaft mit dem Herrn haben, und der Heilige Geist vom Herrn die Gnaden nimmt und sie uns gibt - was ist das für eine Tischgemeinschaft! Da kommt Er zu uns und hält Abendmahl mit uns und wir mit Ihm. Ein Vorgeschmack der kommenden Fülle von Angesicht zu Angesicht. Da wird es erst ganz wahr sein: Selig, wer das Brot - nämlich den verklärten Herrn selbst - isst im Reich Gottes! Ja, selig wer zu diesem Abendmahl berufen ist! So hat das Leben der Gläubigen im Reich Gottes zu allen Zeiten in einer Tischgemeinschaft, in einem Mahl, seine herrlichste Entfaltung.

Die Menschen wollten nicht

Aber so selig dies Brotessen im Reich Gottes war, ist und sein wird, so haben doch bis heute die meisten die Glaubensteilnahme an diesem Mahl trotz aller Einladung ausgeschlagen. Schon Eva hat sich ein anderes Mahl erkoren und hat zuerst allein gegessen vom verbogenen Baum, und dann ist ihr Mann auch in diese Gemeinschaft des Teufelstisches eingetreten. Auch Kain hat sich einen eigenen Tisch bereitet nach seinem Willen und Wohlgefallen und ist nicht in die Gemeinschaft des Tisches des geopferten Lammes mit Abel eingetreten. Und so hat die große Masse der Nationen bis heute sich ihre verschiedenen Eigenmähler zugerichtet und hat ihren selbst gemachten Göttern und im letzten Grunde, wie Paulus sagt, den Teufeln geopfert. So geht es auch mit dem großen Abendmahl, welches der Herr jetzt bereitet hat. Schon der Herr, der es bereitete, gefällt ihnen nicht. „Es war ein Mensch, der machte ein großes Abendmahl.“ Ja, der menschgewordene Gottessohn, der hat das Abendmahl zugerichtet. Eben in Seiner Menschwerdung hat Er es bereitet, und in Seiner Hingabe in den Tod hat Er es vollendet.

„Ich bin das lebendige Brot, vom Himmel gekommen“, sagt er im Johannesevangelium. „Wer von diesem Brot essen wird, der wird leben in Ewigkeit. Und das Brot, das Ich geben werde, ist Mein Fleisch, welches Ich geben werde für das Leben der Welt. Werdet ihr nicht essen das Fleisch des Menschensohnes und trinken Sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch. Wer Mein Fleisch isst und trinkt Mein Blut, der hat das ewige Leben, und Ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken. Denn Mein Fleisch ist die rechte Speise, und Mein Blut ist der rechte Trank. Wer Mein Fleisch isst und trinkt Mein Blut, der bleibt in Mir und Ich in ihm“. (Joh 6:51ff.) Das ist das große Abendmahl, das Er bereitet hat durch Sich selbst. Aber gleichwie die Juden sich ärgerten, als Er diese Worte sprach, so ist es heut noch. Der Gekreuzigte ist den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit.

Wer eben noch von s e i n e m eigenen B r o t e lebt, d. h. genug hat, wenn er Äcker kauft und Ochsen schlachtet; wer eben noch am Menschengeblüt seine Wonne hat, ein Weib genommen hat und darin aufgeht, dem fehlt der Sinn für das große Abendmahl des Herrn. Solche Menschen haben noch andere Speise und brauchen der Heilandsspeise nicht. Genügt dir irdisch Brot und irdisch Fleisch und irdisch Leben, dann wird man dich umsonst rufen zum Abendmahl des Herrn. Vom Gekreuzigten und zum Gekreuzigten ließen sich die Juden nicht rufen, und lassen sich heute noch nicht rufen in ihrer Masse, und den Gekreuzigten, von dessen Fleisch und Blut wir leben, d.h. den wir als den Verklärten aufnehmen und einnehmen als unser wahrhaftiges Leben, den verstehen auch die meisten unter den Nationen heute noch nicht. Alles Erdenleben und Diesseitsleben braucht keinen gekreuzigten Retter. Darum ist auch für die übergroße Mehrzahl, welche heute noch das Mahl des Herrn genießt, dieser Genuss mehr eine Sache des Herkommens als eine Sache wirklichen geistlichen Essens.

Eine wunderliche Tischgemeinschaft

Das Mahl, das der gekreuzigte Herr uns bereitet hat, ist ein G n a d e n m a h l. Wir empfangen da Vergebung der Sünden, Lösung von Tod und Gericht und ewiges Leben, Kindschaftsleben aus freier Liebe. Wer noch in sich selbst und für sich selbst lebt, der braucht solches nicht. Darum geht er hin und lebt sein Eigenleben und lässt sich fürs Mahl des Herrn entschuldigen. Er begreift den Herrn und Sein Mahl nicht. Dazu gehört der Zerbruch des eigenen und irdischen Sinnes. Darum schickt der Herr Seinen Knecht zu den Armen, Krüppeln, Lahmen und Blinden auf den Straßen und Gassen der Stadt. Das sind lauter Rettungs- und Heilsbedürftige. Die haben weder Äcker, noch Ochsen, noch ein Weib; denn auch Familienleben ist ihnen nicht möglich. Das sind die Gelösten vom irdischen Sinn. Natürlich sind in Wirklichkeit nicht alle Armen, Krüppel, Lahmen und Blinden auch i n n e r l i c h Zerbrochene und Losgelöste. Im Gegenteil, diese können sich oft erst recht binden.

Aber der Heiland setzt sie zum Gleichnis, und das kann Er wohl; denn einem Armen, Lahmen, Krüppel und Blinden ist viel Möglichkeit des Erdengebrauchs zerschlagen. So sind sie die Gleichnisse für die Mühseligen und Beladenen, und s i e ruft der Herr zu Seinem Mahl, sie zu erquicken. Fürwahr, eine wunderliche Tischgemeinschaft: Arme, Lahme, Blinde, Krüppel. Möchtest du in einer solchen Tischgemeinschaft dein Leben zubringen und alle Tage mit solchen zusammen essen? Du weißt, es gibt Menschen - und es sind meist Menschen in Christo -, die haben sich solches erwählt als Lebenszweck, für diese Armen und mit diesen Armen zu leben. Aber du weißt auch, dass die meisten Menschen sogar ihre eigenen Lahmen, Blinden, Armen und Krüppel von sich tun, weil sie ihnen eine Störung ihres Lebensgenusses sind, den sie suchen. Die meisten Menschen würden ihr Leben für vergällt halten, wenn sie täglich mit Armen, Lahmen, Blinden und Krüppeln essen müssten.

Arme, Blinde, Lahme und Krüppel

Darum wollen sie nicht zu solchem Abendmahl, wo diese geladen sind. Sie wollen ins volle Leben, wie sie sagen: Äcker, Ochsen, Weib! Aber höre! Wenn du selbst ein Armer, Blinder, Lahmer und Krüppel wärest, nicht wahr, dann gingst du gerne in ihre Tischgemeinschaft, denn die Tischgemeinschaft der Gesunden und Starken wäre dir peinlich und schwer. Und sieh, das sind wir eben: wir sind Arme, Blinde, Lahme und Krüppel - wenn wir uns nur recht erkennen. Hast du es noch nie erfahren? Dann w i r s t du es noch erfahren; denn die Wahrheit, und das ist die Wahrheit, muss sich auch in dir noch offenbaren. Nicht nur für die Ewigkeit, sondern auch in zeitlichen Dingen; und zu zeitlichen Dingen sind wir oft und viel arm, lahm, blind und krüppelhaft. Wer das tief einsieht, der braucht und sucht Rettung und Hilfe wie jeder Arme, Blinde, Lahme und Krüppel. Diese Hilfe aber ist der Herr, der Bereiter des großen Abendmahls. Da begegnet mir in der versiegelten Liebe Gottes ein unaussprechlicher R e i c h t u m an Leben und Kraft; da werde ich s e h e n d über Sünde und Gnade, über Zeit und Ewigkeit, über Gott und auch sehend nach a l l e n Seiten; da lerne ich m a r s c h i e r e n durch Glück und Unglück, durch Kreuz und Freude, durch Höhen und Tiefen; da werde ich nach Geist, Seele und Leib Schritt für Schritt von G e b u n d e n h e i t e n befreit, von allem Krüppelhaften.

Seliges Mahl des Herrn! Ich will mich nicht stoßen an deiner Tischgesellschaft. Ich will eintreten in die Gemeinschaft der Armen, Lahmen, Blinden und Krüppel als ein Leidensgenosse und will an Deinem Mahl mich mit ihnen gesund essen. Ja, das Reich Gottes und sein Mahl ist freilich kein Paradeessen von Ministern und Generälen in glänzenden Uniformen. Es ist ein Essen für Arme und Elende, aber um sie reich und herrlich zu machen. Es ist, von außen betrachtet, keine Prachtgesellschaft, welches ich um den Tisch Christi schart, und auch keine Prachtgesellschaft, von innen nach der Natur betrachtet, aber eine Prachtgesellschaft in der Gnade Christi, und darum will ich mich zu ihr halten. Es sind natürlich, auch äußerlich-irdisch genommen, vielfach Arme und Niedrige und Elende und Schwergeprüfte, welche zur inneren Erkenntnis ihres Elends kommen, und darum trägt die Tischgemeinschaft Christi großen Niedrigkeitscharakter. Haltet euch herunter zu den Niedrigen! heißt unsere Losung, so wir selber niedrig in uns sind.

An den Straßen und Zäunen Liegende

Doch nach des Knechtes Bericht in unserem Gleichnis füllen diese Armen, Blinden, Lahmen und Krüppel noch nicht den ganzen Speisesaal des Herrn; darum wird der Knecht hinausgeschickt auf die Landstraßen und an die Zäune, um die dort Liegenden zu nötigen hereinzukommen, bis dass das Haus voll würde. Prophetisch gefasst haben wir hier die Heiden, die außerhalb des Zaunes des Gesetzes auf den breiten Landstraßen der Welt wohnenden Nationen. Die Lahmen und Krüppel waren von den Straßen d e r S t a d t, also J e r u s a l e m s : das waren die innerlich Zerbrochenen unter den Juden. Die auf den Straßen und an den Zäunen sind die von Natur völlig von der Offenbarung des Heils ausgeschlossenen Nationen, d.s. ihre heilsbegierigen Glieder. Diese muss man nötigen hereinzukommen, weil sie scheu sind. Wir sehen ja bei allen im Evangelium auftretenden Heiden diese Scheu. Es ist etwas Gewaltiges, dass sie gewürdigt sein sollen, am Abendmahl des Herrn, also an Seiner Eigentums- und Hausgemeine teilzunehmen, und zwar ohne durch die Gesetzesschule hindurchgegangen zu sein - rein aus Glauben.

Diese Gläubigen müssen nach Paulus d i e A u f f ü l l u n g sein für die, durch Verwerfung der Juden entstandene Lücke. (Röm 11:25). Wenn die Auffüllung fertig ist, dann erscheint der Herr. Darum schickt der Herr den Knecht, Seinen Boten, heute noch zu den Nationen. Dass der Herr sie Landstraßen und die Zäune nennt, deutet einerseits auf eine Unruhe, ein Wandern auf Landstraßen, andererseits auf eine Wohnungslosigkeit hin. Sie sind auf die Straße gesetzt; die Zäune deuten auf ein Sehnen, auch ins Eingezäunte zu kommen. Sie liegen am Zaun des Reiches Gottes, schauen hinein und möchten hinein. Das sind die Verlangenden unter den Nationen, wie es zu des Herrn Zeiten viele gab. So wären diese Leute der Landstraße und der Zäune die ganz Hinausgestoßenen, aber sehnsüchtig hinein Verlangenden. Diese sind noch mehr als nur zerbrochen; sie sind ganz verloren, aber voller Sehnen, Heil zu erlangen. Diese bringen noch eine tiefere Not in die Tischgesellschaft Jesu. Ja, Paulus sagt von den Christen zu Korinth: „Weder die Hurer, noch die Abgöttischen, noch die Ehebrecher, noch die Weichlinge, noch die Knabenschänder, noch die Diebe, noch die Geizigen, noch die Trunkenbolde, noch die Räuber, noch die Lästerer werden das Reich Gottes erben.

Die Abendmahlsgäste

Und s o l c h e sind e u e r etliche g e w e s e n ; aber ihr seid abgewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerecht geworden durch den Namen des Herrn Jesu und durch den Geist unseres Gottes.“Welch eine Tischgesellschaft im Reich Gottes! Schämst du dich? Oder sagst du verächtlich mit den Pharisäern: „Dieser nimmt die Sünder an und isst mit ihnen“? Sieh, am Abendmahlstisch des Herrn haben die Verworfensten Platz, wenn sie Buße tun und umkehren; ja wir sollen sie, wenn sie am Zaune liegen und sehnsüchtig hereinschauen, nötigen hereinzukommen. Wiederum wird, wer seine eigene völlige Verlorenheit und die innere Anlage zu jeder Sünde in sich kennt, und wer nur Gottes Erbarmen es zuschreibt, wenn er bewahrt blieb, sich gerne mit solchen aus der Tiefe Geretteten an den Tisch setzen.

Ja, die Tischgemeinschaft im Reiche Gottes hat etwas tief Demütigendes - aber das brauchen wir. Dafür hat sie aber auch die allergrößte Seligkeit. Wie vielen ist doch die Gemeinschaft mit den Kindern Gottes zu gering! Unter den Ackerkäufern, Ochsenbesitzern, unter den glücklichen und ehrbaren Familien kann man ein viel selbst aufgerichtetes Leben führen. Aber, spricht der Herr, Ich sage euch, von all den Männern, welche in Selbstgerechtigkeit und Selbstgröße sich abwandten, wird keiner Mein Abendmahl schmecken. Und diese Abendmahlsgäste, das sind doch einst die Herrlichen im vollendeten Reich. So werden alle die Männer, die abgelehnt haben, die E r s t l i n g s s c h a f t nicht schmecken, sondern auf geringeren Stufen sich begnügen müssen, ihrem aufs Niedrigere gerichteten Sinn entsprechend. Wir aber wollen uns weder des gekreuzigten Heilandes, noch Seines Mahles, wo wir im Geiste Seinen Leib und Sein Blut genießen, noch der freien Gnade, noch der Niedrigkeit der Tischgesellschaft schämen, sondern in uns selbst die Niedrigsten sein, und als solche uns einladen lassen zum Brotessen im Reich Gottes. Es ist und bleibt doch fest: „Selig, wer das Brot isst im Reiche Gottes“ oder, mit dem Wort der Offenbarung zu reden; „Selig sind, die zum Abendmahl des Lammes berufen sind.“

Wer Erde sucht: Äcker, Ochsen, Weib, findet Erdenlast und geht auf Spreu und Wind zu Gast. Wirket Speise, die da bleibt ins ewige Leben - kommt, es ist alles bereit!

Lies weiter:
81. Glückselig, wer das Brot isst im Königreich Gottes Lk 14:15-24