Wann treten Gog und Magog auf?

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 2
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

In Bearbeitung

69. Wann treten Gog und Magog auf?

Es gibt viele biblische Aussagen, die bei den Bibellesern sehr umstritten sind. Die Gog- und Magoggeschichte steht aber in der Vieldeutigkeit an der Spitze. Sogar gute Kenner des prophetischen Wortes widersprechen sich fortgesetzt. Die einen sagen, Gog und Magog treten erst nach dem tausendjährigen Reich auf, denn so ist es ganz eindeutig in Offb 20:7-9 angezeigt. Die anderen sagen, dass auch Hesekiel von Gog ung Magog spricht (siehe Hes 38) und zwar im Blick auf die gegenwärtige Geschichte Israels. Folglich werden Gog und Magog mindestens zweimal auftreten, nämlich vor und nach dem tausendjährigen Reich. Die dritten sagen, dass nur die Aussage des Hesekiel gelten kann, zumal er von „Rosch“ (= Russland) spricht. Das Russland, das dem jüdischen Volk in jeder Weise kontra ist, ist das gegenwärtige Russland. Darum ist dieses Geschehen vor dem tausendjährigen Reich zu sehen. Noch andere messen den Aussagen des Sehers Johannes keine große Bedeutung zu, weil die apokalyptischen Anzeigen (sachlich und zeitlich gesehen) durcheinandergewürfelt sind. Da ist keine klare Reihenfolge. Darum lehnen sehr viele Bibelleser die apokalyptischen Darstellungen glatt ab mit der Begründung, sie sind nicht chronologisch, darum nicht zuverlässig. So häufen sich die gegensätzlichen Meinungen zu einer Unsumme, und nehmen dem bescheidenen und ehrlich meinenden Bibelleser jede Freudigkeit zum vertieften Studium des prophetischen Wortes.

Ist das prophetische Wort wirklich so widerspruchsvoll? Oder tragen etwa die sogenannten Propheten diese Widersprüche hinein? Die zweite Frage stimmt! Das prophetische Wort wird nämlich nur dann so schwierig, wenn die heutigen Propheten die Dreistigkeit besitzen, die damaligen Propheten zu korrigieren. Solches Unterfangen begründen sie mit den jetzigen Zeitumständen und den gegenwärtigen Zeitgeschehnissen. Alles was in der Zeit geschieht, ist doch Wirklichkeit und kann nicht unberücksichtigt gelassen werden. Nur soweit die prophetischen Anzeigen mit den gegenwärtigen Ereignissen übereinstimmen, sind sie anerkennenswert. Alles andere muss umgedeutet oder gestrichen werden. - Darum ist auch das prophetische Wort so widerspruchsvoll, weil man die Zeitereignisse nicht an dem Platz belässt, an dem das prophetische Wort sie sieht. Man schiebt und verschiebt alles nach Willkür. Höre: Die Zeitenfrage der Prophetie ist entscheidend wichtig. Das prophetische Wort zeigt die Zeit an. Wer die prophetische Zeitenschau nicht kennt und nicht beachtet, der kommt aus den Widersprüchen nicht heraus.

Das prophetische Wort Hesekiels

Wenden wir uns jetzt dem prophetischen Wort zu. Es bietet die Grundlage. Vergegenwärtigen wir uns zunächst die Darstellung des Propheten Hesekiel. Aber bitte in aller Einfalt und mit aller Glaubwürdigkeit. Wir zitieren zunächst einen längeren Abschnitt aus Hes 37. Da ist nämlich die Rede von dem Geschehen vor der Gog- und Magoggeschichte. Das Davor müssen wir erst sehen, um die Abgrenzung der Gog- und Magog-Zeit feststellen zu können. Wohlgemerkt: Wer eine Sache klar sehen will, der muss sie ganz, d.h. mit ihrer Abgrenzung sehen. Die Grenzen davor und dahinter müssen genauestens beachtet werden, weil sie das Eigentliche umfassend beleuchten. Lesen wir jetzt, was vor der Gog- und Magoggeschichte geschehen wird.

„Und das Wort des Herrn erging an mich also: Du Menschenkind, nimm dir einen hölzernen Stab und schreibe darauf: „Für Juda und die Kinder Israel, seine Mitverbundenen“. Alsdann nimm einen anderen hölzernen Stab und schreibe darauf: ‚Für Joseph Holz Ephraims, und das ganze Haus Israel, seine Mitverbundenden.‘ Danach füge diese beiden Holzstäbe zusammen, dass dir ein Holz daraus werde, ja, dass sie eines werden in deiner Hand. Wenn dann die Kinder deines Volkes zu dir sagen: Willst du uns nicht erklären, was das bedeutet? - so gib ihnen zur Antwort: So spricht der Herr Jehova: Siehe, ich will den Holzstab Josephs nehmen, der in der Hand Ephraims und der Stämme Israels, seiner Mitverbundenen, ist, und will zu dem Holzstab Judas tun und sie zu einem Holz machen, und sie sollen in meiner Hand eins werden! Also sollst du die hölzernen Stäbe, auf welche du geschrieben hast, vor ihren Augen in deiner Hand halten und zu ihnen sagen: So spricht der Herr, Jehova: Wahrlich, ich will die Kinder Israel aus den Völkern, unter welche sich gekommen sind, wieder holen und sie allenthalben her wieder sammeln und sie auf ihren Heimatboden führen, und sie im Lande auf den Bergen Israels zu einem Volke machen; sie sollen alle nur einen einzigen König haben, sie sollen auch hinfort nicht mehr zwei Völker sein, noch in zwei Reiche geteilt werden. Und sie sollen sich auch hinfort nicht mehr mit ihren Götzen und mit ihren Gräueln, noch mit allerlei Übertretungen verunreinigen. Und ich will ihnen aus all ihrer Abtrünnigkeit, durch die sie sich versündigt haben, heraushelfen und sie reinigen; sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein. Und mein Knecht David soll König über sie sein, und sie sollen alle einen einzigen Hirten haben. Und sie werden in meinen Rechten wandeln und meine Satzungen beobachten und dieselben tun. Sie werden wieder in dem Lande wohnen, das ich meinem Knecht Jakob gegeben habe, darin auch ihre Väter gewohnt haben. Ja, darin sollen sie, ihre Kinder und Kindeskinder, allezeit wohnen, und mein Knecht David soll ihr Fürst sein ewiglich. Ich will auch einen Bund des Friedens mit ihnen schließen, ein ewiger Bund soll mit ihnen bestehen, und will sie pflanzen und mehren; ich will mein Heiligtum auf ewig in ihre Mitte geben. Meine Wohnung wird über ihnen sein, und ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein. Und die Völker werden erfahren, dass ich Jehova bin, welcher Israel heiligt, wenn mein Heiligtum in Ewigkeit in ihrer Mitte sein wird.“ Soweit die Darstellung Hesekiels.

Was haben wir gelesen? Ist das nicht eine ganz klare Darstellung der totalen Wiederherstellung des Volkes Israel? Ist uns hier nicht die restlose Verwandlung dieses Volkes aus dem Unheilsverhältnis in das „ewige“ Heilsverhältnis und die „ewigen“ Heilsdienste angezeigt worden? Sehen wir hier die nunmehrige „ewige Bestimmung“ dieses Volkes? Wir fragen weiter: Hat Hesekiel hier nicht das Millennium, das tausendjährige Friedensreich, dargestellt? Ist uns das jetzt bewusst, dass die totale Wiederherstellung Israels nur im Millennium sein kann und sein wird? - Wohl gebraucht Hesekiel die Ausdrücke Millennium (tausend Jahre, usw.) nicht, aber die Wesendarstellung dieser Zeit ist doch die genaue Anzeige dessen, was Israel erwartet, was diesem Israel nach der Verheißung Gottes auch zusteht, und was es (als das Volk der Wahl) auch erlangen wird. Wer diese Feststellung noch nicht ganz begriffen hat, der lese den oben angeführten Abschnitt noch einmal. Ihm wird die Tatsache ersichtlich, dass Hesekiel hier von dem zukünftigen Friedensgeschehen und Friedensregieren Israels spricht, Also: Israel in der Herausgestaltung im tausendjährigen Friedensreich. In Hes 37 ist zweifellos von den Verhältnissen des Millenniums die Rede.

„Du Menschenkind, wende dich gegen Gog, im Land Magog, den Fürsten von Rosch, Mesech und Tubal, siehe, ich will an dich“ Und will dich herumlenken und dir Ringe in deine Kinnbacken legen; ich will dich und alle deine Knechte herausführen, Rosse und Reiter, alle aufs Beste gekleidet, ein großes Volk, die alle Tartschen, Schilde und Schwerter tragen. Es soll aber geschehen an jenem Tage, da Gog gegen das Land Israel hinaufzieht, spricht der Herr Jehova, da wird mir das Zornesfeuer in mein Angesicht steigen. In meinem Eifer, im Feuer meines Zornes rede ich: Wahrlich, an jenem Tage wird ein großes Erdbeben sein über das Land Israel hin“ - Bitte weiterlesen!

Die Darstellung der Offenbarung

Zu unserem Erstaunen stellen wir die gleiche Darstellung (wenn auch mit anderen Worten) bei dem Seher Johannes fest: „Und wenn die tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan aus seinem Gefängnis losgelassen werden, und wird ausgehen, die Nationen zu verführen, die an den vier Ecken der Erde sind, den Gog und den Magog, sie zumStreit zu versammeln; deren Zahl ist wie der Sand am Meer. Und sie zogen herauf auf die Breite der Erde und umlagerten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt. Und es fiel Feuer aus dem Himmel herab und verzehrte sie. Und der Teufel, der sie verführte, ward in den Feuer- und Schwefelsee geworfen, wo das Tier ist ...“ (Offb 20:7).

Beachten wir die Tatsache: Nur Hesekiel und Daniel haben über Gog und Magog in endgeschichtlicher Weise zu berichten. Beide Propheten widersprechen sich nicht im geringsten, sondern ergänzen sich in der ganz klaren Darstellung: Nach den tausend Jahren, d.h. nach dem Friedensreich, in dem Israel heilsmäßig führend ist, wird die Gog- und Magoggeschichte sich verwirklichen. Auf die Einzelheiten dieser Verwirklichung können wir hier nicht eingehen, sondern nur die Frage stellen: Wie kommen die heutigen „Propheten“ dazu, die beiden gleichen biblischen Berichte gegeneinander auszuspielen, und die gleichen Zeitvorgänge infrage zu stellen? Kann bei dieser so klaren prophetischen Anzeige überhaupt noch die Frage gestellt werden, wann Gog und Magog auftreten? Ist diese Frage nicht restlos überflüssig? Ist die Idee, Gog und Magog werden zweimal, d.h. vor und nach dem tausendjährigen Reich auftreten, überhaupt noch vertretbar? Merkt man nicht den Widerspruch, den man selbst - und nur selbst - fabriziert?

Wer ist Gog und Magog?

Wenn die Gog- und Magoggeschichte in dieser prophetischen Klarheit erkannt wird, dann klären sich mit Leichtigkeit viele oder sogar alle echten Fragen, die jene Zeit betreffen. Aber dann bleiben auch alle unechten Fragen weg. Man fragt dann nicht nach Dingen, die nicht befragt werden können. Zum Beispiel wird man nicht das Verlangen haben, klären zu wollen, welche Länder unter Rosch, Mesech und Tubal zu verstehen sind. Bitte, ist es heute möglich zu sagen, welche Länder nach dem tausendjährigen Reich geschlossen dem losgelassenen Teufel zufallen werden? Werden nach der total vereinten Friedens-Welt noch geschlossene Nationen (etwa Rosch = Russland) sich dem Teufel zuwenden? Selbstverständlich werden sich dem Teufel viele Menschen „wie Sand am Meer“ zuwenden, aber sind das geschlossene Nationen? Wer ist in der Lage, die einst in Erfüllung gehende Anzeige Hesekiels: „Gog, du Fürst von Rosch, Mesech und Tubal“ zu deuten? Es ist sehr ratsam, solche Dinge, die nur vermutlich gedeutet werden können, nicht zu deuten, denn die Vermutungen steigern sich zu einer unübersehbaren Vielzahl. Demzufolge auch die Deutungen.Wie ist es dann mit der Glaubwürdigkeit bestellt? - Hände weg von allen pantastischen Deutungen!

Als erste Frage kann folgendes angesehen werden: Sind Gog und Magog als Länder aufzufassen? Sind Gog und Magog als Länder aufzufassen? Oder sind es Leute, d.h. Männer, die dem losgelassenen Teufel dienlich sind? Diese Frage kann im Zusammenhang der beiden prophetischen Darstellungen geklärt werden. Johannes hat von dem Diabolos, der nach den tausend Jahren gelöst wird, Folgendes zu sagen: „Und der Teufel der sie (die wieder abgefallenen Menschen) verführte, wird geworfen in den feurigen Pfuhl und Schwefel, da auch das Tier und der falsche Prophet war“ (Offb 20:10) Diese Anzeige besagt, dass der Teufel vor seiner „Gefangenschaft“ in einer Dreieinigkeit war: Teufel, Antichrist, falscher Prophet. Diese Dreieinigkeit hatte er dringend nötig. Nicht nur um den wahren Gott nachzuäffen, sondern um in der entscheidenden Stunde sein Wesen „göttlich groß“ zu machen. „Gott dieser Welt.“ Wenn dieser Satan wiederum losgelassen wird, dann wird er nach klarer Aussage des Johannes in der „Alleinigkeit“ da sein. Seine beiden früheren „Dreieinigkeitsgenossen“ bleiben gebunden im Abgrund. Ausdrücklich wird nun von Johannes weiter gesagt, dass die erste Tat des losgelassenen Durcheinanderwerfers die Verführung „an den vier Enden der Erde“ sein wird, dazu er den Gog und Magog herbeiholt. Er muss ja in alter, nein, stark erneuerter Weise ans Werk gehen. Diese „Werkmeister“ sind nicht Länder oder Landbezirke, sondern Männer, d.h. Persönlichkeiten, die die jetzt endgültig entscheidenden satanischen Dreieinigkeitsdienste fundieren und besiegeln wollen. Gewiss stehen hinter ihnen auch ihre „Lands-Leute“. Aber sie werden zweifellos eine unentbehrliche Ergänzung sein für jene Männer, die im Abgrund blieben. Diese Ergänzung ist, wie bereits angedeutet, höchst wichtig, weil nunmehr tatsächlich die Entscheidung fällt.

Gog und Magog werden also in den Dreieinigkeitsdiensten die Gipfelbedeutung haben. Hierbei ist nicht der Kollektivismus, sondern die Korporation entscheidend. Der Kollektivismus, ist Mittel zum Zweck, die Verkörperung ist Haupt- und Selbstzweck. Gog und Magog werden im wahrsten Sinne des Wortes die verkörperte Dreieinigkeit darstellen. Johannes sagt ergänzend: „Und der Teufel, der sie verführte, ward geworfen in den feurigen Pfuhl und Schwefel, da auch das Tier und der falsche Prophet war und werden gequält werden“ (Offb 20:10). Also, die Dreieinigkeit geht hin zu der alten. Der zweimal verkörperte Satan wird endgültig „ent-körpert“. Anders gesagt: der nochmals verkörperte Satan wird endgültig gerichtet.

Weitere Antworten

Noch mehr Fragen erhalten hier ihre Antwort. Folgendes sei noch angedeutet: Wer wird im Ende zu den satanischen Kämpfern gehören, und wer wird bekämpft? Nach Aussage des Wortes wird die Zahl der von Christus Abgefallenen, und dem Satan Zugefallenen nicht gering sein. Feste Zahlen sind nicht genannt, aber „wie Sand am Meer“. Wiederholt ist in der Bibel diese Angabe zu finden und bedeutet immer eine Menge. Also, eine Menge wird dem Satan zufallen, zumal er dann in einer höchsten Raffiniertheit auftreten wird, die alles bisherige überbietet. Auf alle Fälle sind seine Anhänger Menschen mit dem Doppelerleben: abgefallen, zugefallen. Zweifellos wird im tausendjährigen Reich nur eine Christusnachfolge vorhanden sein, denn Satan ist dann gebunden. Aber die Christusnachfolge kann (schlicht gesagt) aktiv oder passiv sein. Nun ist klar, welche Christusnachfolger dem Satan zufallen werden. Wieweit sie auf der Gegenseite aktiv sein werden, ist nicht gesagt. Auf alle Fälle zeigt der Abfall von Christus die Passivität und der Zufall zu Teufel die Aktivität. O Mensch, zu welchen Dingen bist du fähig! - Der Kreis der Bekämpften ist von den Propheten klar angezeigt: „Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt.“ Israel steht im gesamten Zeiten- und Erdengeschehen im Brennpunkt. Sonderlich im letzten Geschehen ist auch Israel in der letzten Heilsbedeutung. Darum auch im höchsten Angriff der Unheilskämpfer. Gog und Magog werden in der satanischen Dreieinigkeit wohl den höchsten „Antisemitismus" austragen. Ihre „Landsleute“ werden sie tragen und decken.

Zur Klärung sei noch die Tatsache angedeutet, dass das prophetische Wort von zwei Weltgerichten spricht, vor und nach den tausend Jahren. Gog und Magog stehen im zweiten Weltgericht, im sogenannten „Jüngsten Gericht“.

Auf welcher Seite liegt der letzte Sieg? „Dass Jesus siegt, bleibt ewig ausgemacht, sein wird die ganze Welt."

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70. Erwählt vor Grundlegung der Welt