Onesimus - das Kind und Herz des Paulus

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Von Daniel Muhl

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Bibeltext

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ELB Phim 1:10 Ich bitte dich für mein Kind, das ich gezeugt habe in den Fesseln, Onesimus,

ELB Phim 1:11 der dir einst unnütz war, jetzt aber dir und mir nützlich ist.
ELB Phim 1:12 Den habe ich zu dir zurückgesandt - ihn, das ist mein Herz.

Das in Fesseln gezeugte Kind

Während seiner römischen Gefangenschaft (Paulus sieht sich jedoch nur als Gefangener Jesu Christi) durfte er ein geistliches Kind zeugen. Paulus bezeichnet auch Timotheus als sein Kind (1Kor 4:17). Wie es zu dieser "Zeugung" kam, wissen wir nicht. Aber eins dürfte klar sein: Irgendwie kam Onesimus auf seiner Flucht als Sklave mit Paulus in Kontakt. Vielleicht hörte er von einem Christen, was für ein außergewöhnlicher Mann der Apostel Paulus war, der schon so viele unglaubliche Dinge getan und gesagt hatte und jetzt wollte er diesen Mann unbedingt kennenlernen. Vielleicht konnte ein Christ Onesimus einen Zugang ins Gefängnis verschaffen oder Onesimus kam durch andere Umstände ins Gefängnis, wo er mit Paulus ins Gespräch kam. Vermutlich fand er durch ein solches Gespräch zum lebendigen Glauben an Jesus Christus.
Vielleicht hat Onesimus schon im Hause des Philemon etwas von Paulus gehört und auf der Flucht wurde er wieder an Paulus erinnert, als er vernahm, dass er im Gefängnis saß. Eine solche Begebenheit hätte auch der Auslöser für das Treffen zwischen Paulus und Onesimus gewesen sein können.
Wie musste das auf den entflohenen Sklaven Onesimus wirken, als er von Paulus vernahm, dass er sich als ein Sklave und Gefangener Jesu Christi sah? Selbst wenn wir das in diesem Brief nicht explizit lesen können, so würde es mich doch sehr erstaunen, wenn Paulus dem Onesimus diese Tatsache vorenthalten hätte, wo er sich doch in etlichen Briefen als Sklave Jesu Christi vorstellt (o. Knecht; gr. doulos; +1401). Onesimus begegnet einem Sklaven Jesu Christi und dieser Sklave hatte einen Frieden und eine Freude im Herzen, wie er das vielleicht noch nie so gesehen hat. Zudem erkannte er hier ziemlich sicher eine unbeschreibliche Weisheit, so dass in ihm der Wunsch entstand, auch ein solcher Sklave zu werden.
Onesimus durfte bei Paulus erkennen, dass durch den Glauben an Jesus Christus ein Neuanfang möglich sein würde! In diesem Glauben konnte er seine Schuld, die ihm mittlerweile bestimmt zu schaffen machte, ablegen. Spätestens bei Paulus wurde ihm bewusst, dass er gegenüber seinem Herrn Philemon schuldig geworden ist. Diese Schuld lastete auf Onesimus' Schultern. Doch Paulus konnte ihm das Evangelium aufschließen und er durfte zum lebendigen Glauben an Jesus Christus finden. Aufgrund dieser Bekehrung konnte Paulus Onesimus als sein (geistliches) Kind bezeichnen, das er in seinen Fesseln gezeugt hat!

Ein unnützer Sklave wird nützlich

An den Tiefpunkten unseres Lebens kommt nicht selten die Frage in uns hoch: "Bin ich überhaupt zu etwas nützlich? Wie beurteilt der Herr meine Arbeit? Habe ich umsonst gearbeitet? usw." Solche Fragen können sehr schmerzhaft sein und auch eine ganz große Anfechtung! Andererseits ist es manchmal nicht schlecht, die eigene Arbeit infrage zu stellen und im Gebet zu fragen: "Herr Jesus, wie beurteilst Du mein Arbeiten? Schaffe ich in Deinem Sinn? Sind meine Mühen zu Deiner Ehre oder arbeite ich, weil ich den Gläubigen gefallen möchte, und mühe ich mich nur deshalb ab, damit mein Pastor mit mir zufrieden ist?" Wenn wir noch aus dem Motiv der Menschengefälligkeit arbeiten, dann stimmt bei uns eine ganz grundlegende Sache nicht! Die richtigen Motive, d. h. aus der Liebe und zur Ehre Gottes leben, sowie eine demütige Grundhaltung sind die Voraussetzungen für einen gesegneten Dienst.
Vielleicht werden wir an das Wort unseres Herrn erinnert, wo Er sagte:

  • ELB Lk 17:10 - So sprecht auch ihr, wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren.

Von Natur aus und aus uns selbst sind wir unnütze Sklaven. Vielfach wurden die Sklaven als die niedrigsten Menschen angeschaut! Ein unnützer Sklave war somit die unterste "Kaste"! Ohne Christus gehören wir zu dieser untersten Kaste. Nur durch den innewohnenden Christus haben wir den Geist der Sohnschaft in uns (Röm 8:15) und somit höchste Identität.
Der Werdegang des Onesimus entspricht unserem Werdegang! Durch den Geist Gottes, der in uns wohnt und uns unterrichtet, dürfen auch wir nützliche Sklaven für den Herrn werden!

Das Herz des Apostels Paulus

Paulus bezeichnet Onesimus nicht nur als sein Kind, sondern auch als sein „Herz“ oder besser übersetzt "sein Innerstes" (gr. splagchnon; +4698). Das gr. Wort kann genauso mit "Eingeweide" übersetzt werden und wird als Sitz der innersten Gefühle und Emotionen gesehen. Welche überwältigende Bedeutung hat dieser ehemals unnütze Sklave bekommen? Aus dem nichtsnutzigen Sklaven wird plötzlich eine innerste Angelegenheit des Apostels Paulus! Was für eine Ehre! Welchen großen Wert wird hier dem Onesimus zugemessen? Der einst unbrauchbare Sklave ist nicht irgendwer, sondern eine Herzensangelegenheit des Apostels!
Merken wir etwas? Realisieren wir, was uns hier der Geist Gottes sagen will? Wir sind nicht irgendwelche Objekte, die es zu erretten gilt und die der Herr aus dem Sumpf des Verderbens ziehen muss, weil ihm das der himmlische Vater aufgetragen hat (was ja nicht falsch ist)! Wir sind viel mehr! Wir sind eine Herzensangelegenheit unseres Herrn und unseres himmlischen Vaters! Das, was den Vater im Innersten bewegt, sind Seine Söhne und somit Seine herausgerufene Gemeinde!
Wenn wir die weltweite Christenverfolgung anschauen, die vielleicht ein noch nie da gewesenes Ausmaß erreicht hat, dann könnte man - menschlich gesehen - den Eindruck bekommen, dass es der Herr mit Seiner Gemeinde nicht besonders gut meint. Doch das Gegenteil ist der Fall! Unser himmlischer Vater und unser Herr Jesus Christus haben Ihr Augenmerk besonders auf der Gemeinde und somit auch auf die Glieder Jesu Christi Glieder gerichtet. In diesen Jahren geht es um nichts Geringeres, als um die Vollendung der Glieder des Leibes Jesu aus den Nationen und einigen aus Israel. Auch wenn ich nicht aus eigener Erfahrung sprechen kann, so zeigt uns die Geschichte Gottes mit den Gläubigen, dass jeweils das Feuer der Verfolgung die Gemeinde wachsen und die Gläubigen ausreifen ließ. So schreibt auch Petrus:

  • 1Petr 1:12-14 - Geliebte, lasst euch durch das Feuer der Verfolgung unter euch, das euch zur Prüfung geschieht, nicht befremden, als begegne euch etwas Fremdes; 13 sondern freut euch, insoweit ihr der Leiden des Christus teilhaftig seid, damit ihr euch auch in der Offenbarung seiner Herrlichkeit jubelnd freut! 14 Wenn ihr im Namen Christi geschmäht werdet, glückselig seid ihr! Denn der Geist der Herrlichkeit und Gottes ruht auf euch.

Gerade auf die verfolgte Gemeinde hat der Herr Sein Augenmerk gerichtet und Er tut an ihr Dinge, die wir hier im Wohlstand kaum realisieren. Oder wissen wir, was es heißt, wenn "der Geist der Herrlichkeit und Gottes auf uns ruht"? Lassen wir uns vom äußeren Geschehen nicht irremachen, sondern daran festhalten, dass wir eine Herzensangelegenheit unseres himmlischen Vaters sind!

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