Wo gehört der geliebte Bruder hin?

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Von Daniel Muhl

Bibeltext

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ELB Phim 1:13 Ich wollte ihn bei mir behalten, damit er statt deiner mir diene in den Fesseln des Evangeliums.

ELB Phim 1:14 Aber ohne deinen Willen wollte ich nichts tun, damit deine Wohltat nicht wie gezwungen, sondern freiwillig sei.
ELB Phim 1:15 Denn vielleicht ist er deswegen für eine Zeit [von dir] getrennt gewesen, damit du ihn für immer besitzen sollst,
ELB Phim 1:16 nicht länger als einen Sklaven, sondern mehr als einen Sklaven, als einen geliebten Bruder, besonders für mich, wie viel mehr aber für dich, sowohl im Fleisch als auch im Herrn.

Ein Liebesdienst in der Einengung

Paulus hätte Onesimus gerne behalten. Er war ihm bestimmt eine große Hilfe, die er sehr schätzte. Aber er hatte keinen Anspruch auf ihn. Nach dem Gesetz war er ein "Eigentum" seines Herrn. Auch wenn Paulus frei vom Gesetz war, so unterordnete er sich trotzdem den staatlichen Gesetzen. Paulus wusste, dass er nicht einfach einen Mann beanspruchen konnte, der eigentlich einem anderen Haus zugeordnet war.
Gerade weil die Gegenwart des Onesimus dem Paulus eine ganz große Hilfe war, bedeutete seine Entscheidung, Onesimus zurückzusenden, ein großes Opfer. Er musste auf Hilfe verzichten! Aber nicht nur das! Er musste jemand loslassen, der ihm sehr ans Herz gewachsen ist. Dieser Sklave war ein Mann, den er mit seinem Innersten identifizierte. Es war fast, wie wenn ihm sein Herz herausgerissen wurde. Paulus spürte auf jeden Fall einen großen Verlustschmerz! Ich denke, jeder Mensch, der etwas älter geworden ist, kennt den Verlustschmerz und je mehr man liebt, desto größer der Schmerz, wenn man die entsprechende Person verliert. Paulus entscheidet sich hier, teilweise auch freiwillig, einen geliebten Menschen wegzuschicken und dadurch auch loszulassen. Doch jedes Loslassen wirkt sich früher oder später als Segen aus! Ja, im Loslassen liegt das Geheimnis des überströmenden Empfangens.
Der Vers 13 macht auch deutlich, wie sich die geschwisterliche Liebe praktisch auswirkt! Da ist ein Bruder, der leidet unter einer Gefangenschaft und der andere Bruder steht ihm mit praktischen Hilfeleistungen bei! Wer liebt, der tut gute Werke, weil er dem Geliebten wohl tun will!

Vom "Ich-muss" zum "Ich-will"

Freiwilligkeit ist immer das Ziel unseres Gottes! Solange etwas nur um des Lohnes willen oder um der Pflicht willen, resp. um des Gesetzes willen geschieht, ist noch nicht der Zustand erreicht, den Gott sich für uns wünscht. Wenn man etwas Gutes tut, ohne etwas dafür zu bekommen und weil man aus der Liebe heraus dem Nächsten wohltun will, dann ist man da, wo uns Gott haben möchte. Man ist vom "Ich-muss" zum "Ich-will" gelangt. Die Unmündigen, die noch Gesetz benötigen, werden immer wieder dazu aufgerufen, das Gesetz einzuhalten, indem man ihnen sagt: "Du sollst ... , du musst ..." usw. Wer geistlich mündig ist, ...

- der will kein falsches Zeugnis wider seinen Nächsten abgeben
- der will nicht die Ehe brechen, weil er niemand verletzen will
- der will auch nicht stehlen, weil er niemandem Schaden zufügen will
- usw.

Der Unmündige stiehlt vielleicht nicht, weil er die Strafe fürchtet oder wegen der Gefahr geächtet zu werden usw. Wenn Philemon auf seinen Sklaven zugunsten von Paulus verzichtet, dann soll das freiwillig geschehen, ganz ohne Druck und keinesfalls aus einer Nötigung heraus. So verhält man sich unter geistlich mündigen Christen; so und nicht anders!

Als geliebter Bruder immer beim "Liebreichen"

Paulus zog also die Möglichkeit in Erwägung, dass Onesimus von nun an, immer bei Philemon bleiben würde. Durch die Trennung und die Wegführung Gottes hätte Philemon dann einen ganz anderen Sklaven bei sich gehabt. Er hätte viel mehr als einen treuen Sklaven gehabt; er hätte einen wertvollen Bruder als Mitarbeiter in seinem Haus gehabt! Dies nicht zuletzt durch den kostbaren Dienst des Apostels Paulus!
Vielleicht war Onesimus danach immer bei Philemon, dem Liebreichen! Für uns gilt das auf jeden Fall! Wir werden immer bei dem sein, der die Liebe ist und darum schreibt Paulus:

  • Kol 1:13 - er hat uns gerettet aus der Macht der Finsternis und versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe.

und

  • 1Thes 4:17 - danach werden wir, die Lebenden, die übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und so werden wir allezeit beim Herrn sein.


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