Jesus Christus im Erlösungkampf

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Abschrift des Heftes: Jesus Christus im Alten Testament
Friedrich Malessa

Selbstverlag des Verfassers, 2. Aufl.

Siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Jesus Christus im Alten Testament

4. Jesus Christus im Erlösungkampf

Ein sehr ernstes Kapitel war das vorige: Jesus Christus in seiner Passion. Dem Teufel gelang ein Einbruch bis hinein in das Heiligtum des Schöpfers. Große Beute hat er gemacht. Eine große Schar Gefangener nennt er sein eigen, die er beherrscht und nach seinem Willen gebraucht. Seine Dämonie ist ein gewaltiges Werk!

Nicht nur das steht nach seinem Willen, sondern er hat auch die ganze Kreatur in seiner Gewalt. Er hat die ganze Kreatur seinem Wesen gemäß in ein Chaos verwandelt. Er hat sie mit Finsternis umhüllet. Dass er sie mit Finsternis einhüllen konnte, ist ein Beweis dafür, dass der Schöpfer von seinem Lichtwesen sich zurückgezogen hat. Anders ausgedrückt: der Schöpfer hat seine Schöpfung dahingeben müssen.

Eines Tages ging unser Jüngster in einem unbewachten Augenblick ins vordere Zimmer. Er nahm die schönste Blume, über deren Wuchs wir uns so gefreut hatten, und zerstörte sie vollkommen. Als wir das sahen, waren wir entsetzt und - traurig. Was tun? Den Jungen verprügeln? Das könnten wir schon, jedoch ist damit der zerstörten Blume nicht geholfen. Das Strafen hätte hier im besten Falle Erziehungswert für den Zerstörer, aber keinen Wiedergutmachungswert für das Zerstörte. Still sammelte meine Frau die zerbrochenen Zweiglein und pflanzte sie wieder ein. Das Weiterwachsen ist der Hoffnung überlassen.

Seine Liebe zur Schöpfung

So stand der Mittler Jesus Christus da. Vor ihm die zerstörte Schöpfung. Strafen konnte er den Zerstörer, und das hat er auch getan, indem er ihm seine Lichtgemeinschaft entzog. Damit war aber der zerstörten Schöpfung nicht geholfen. Die Wiederherstellung seiner Schöpfung war ihm wichtiger als die Bestrafung des Zerstörers.

Und wie liebte er auch seine Schöpfung! Sie war ja ursprünglich die Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und die Ausprägung seines Wesens. Er liebte sie und musste sie lieben, eben weil die Schöpfung die Darstellung seiner Fülleherrlichkeit war!

Und nun? Nun litt er, litt unsagbar. Er litt und musste leiden, weil er die Schöpfung so innig liebte. Wäre seine Liebe nicht verkörpert in der Schöpfung, dann hätte er sie in dem zerstörten Verhältnis beseitigen können. Doch das konnte er nicht und durfte er nicht, weil er dann sein Liebesobjekt, seinen Liebesgrund und darum sich selbst beseitigen würde. - Diese Tatsache verbietet uns endgültig, jemals an die Vernichtung irgendeines Geschöpfes zu glauben.

Er trat darum unentwegt in das Leiden ein, weil er liebte. Und er liebte je länger, desto mehr, weil er litt. Wie sollte er die Schöpfung drangeben und aufgeben, wo er durch die Liebe an sie gekettet war und in seinem Vollkommenheitswesen sich zum Leiden entschlossen hatte? Diese große Passion des Schöpfers wird mit dem kurzen aber inhaltsschweren Satz gekennzeichnet:

"Und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.“ Andere Übersetzung: „Und der Geist Gottes brütete auf dem Wasser“.

Ja wahrlich, angesichts des Leidenmüssens war das ein Brüten im wahrsten Sinne des Wortes. Obwohl sich der Schöpfer zurückziehen musste mit seinem Lichtwesen, mit seinem Lebensgeist, und Raum geben musste dem Todes- und Vernichtungsgeist, so hielt er sich noch in einer ihm geziemenden Entfernung auf und brütet auf den Wassern, erwärmend, belebend, erneuernd.

Grund und Zweck Seiner Leiden

Jesu Passion war Erlösung! Er litt, um zu erlösen! Hätte er nicht die Erlösung gewollt, dann wäre sein Leiden da und hernach überflüssig und eine Komödie. Der Grund seiner Leiden war Liebe. Er litt, weil er liebte. Der Zweck seiner Leiden war Erlösung! „Musste nicht Christus solches leiden?“ Darum ist die Erlösung aufgebaut auf den Grund: Liebe und Gerechtigkeit.

Liebe muss sich offenbaren! Liebe drängt zur Verwirklichung, zur Tat. Als sich nun des Schöpfers Liebe in der Passionszeit offenbaren wollte, da gewann sie die erste Gestalt, von der im dritten Verse des Alten Testamentes gesagt ist:

“Es werde Licht!"

Nicht wurde das Licht dort geschaffen, denn das Licht war - „Gott ist Licht“ (1Jo 1:5). Sein Wesen trägt die Lichtsignatur. Aber der Schöpfer, der Licht ist, näherte sich in seinem Liebeswesen und seiner Lichtoffenbarung der finsteren und wüsten Erde. Darum wurde es Licht!

Das ist der erste Einbruch des Erlösers in das Finsternisreich Satans. Dieser erste Einbruch zeitigt noch kein praktisches Erlösungsresultat, d. h. kein sichtbares Lösungs- und Wiederherstellungswerk, und doch ist dieser erste Einbruch von grundlegender Bedeutung. Der Schöpfer trat in die Aktivität. Er stellte sich Satan vor in seiner Erlösungsabsicht. Das war eine wichtige Visite, von der alle Ewigkeiten abhängen. Das war die erste Kampfesbegegnung im Zeichen der einsetzenden Erlösung. „Der entscheidende Punkt in der Gegenwart ist bestimmend für die ganze Zukunft.“ Die erste Begegnung der Lichtgewalten mit den Finsternismächten forderte einen Beschluss heraus, der für die Durchführung der Erlösung von grundlegender Bedeutung war:

“Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht“ (1Mo 1:4.5)

Gott trennt Licht und Finsternis

Das Wort: „und Gott sah, dass es gut war“, ist doch nichts anderes als der Ausdruck des Wohlgefallens Gottes an der Erlösung. Gott gefiel sein Einbruch in den Finsternisbereich und hieß ihn für gut. Damit war der Erlösungsplan besiegelt. Weiter schied Gott das Licht von der Finsternis. Nicht deswegen, weil etwa das Licht in die Finsternisgemeinschaft einging, o nein, das sind nie zu vereinbarende Dinge. Aber Gott schied, d. h. er offenbarte Gegensätzlichkeit und bestimmte die Kampfnotwendigkeit. In den Worten liegt die Kriegserklärung, oder anders gesagt, die Erlösungsdeutung. Erlösung kommt nur durch Kampf, Überwindung und Gericht.

Auch wurden die beiden gegensätzlichen Erscheinungen benannt, Licht mit Tag und Finsternis mit Nacht. Damit war das Ringen der beiden Gegensätze angesagt. Es werden Licht und Finsternis, Tag und Nacht sich so lange kämpfend ablösen, „bis der Tag aufstrahle und der Lichtträger aufgehe“ (2Petr 1:19; nach anderer Übersetzung: „wieder an seinen Ort gesetzt werde"). Dass es sich hier nicht um die 12-Stunden-Tage und -Nächte handelt, sondern um die Heilstage Gottes und Unheilsnächte Satans, wie sie in dem weiteren biblischen Bericht ersichtlich werden, sollte jedem einsichtigen Bibelleser klar sein.

Auf diesen Erlösungsbeschluss folgt das schwerwiegende Wort:

“Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag“ (1Mo 5b)

Aus dem bisherigen Abend, der dem Teufel ganz gehörte, und dem hereinbrechenden Morgen des Schöpfers ist der erste Tag geworden. Der Tag ging zur Neige. Satan darf noch triumphieren, denn es kam nur zum ersten Tag und nicht zum ewigen Tag. - Wahrlich, auch der Anbruch der Erlösung steht im Zeichen des Kreuzes.

Trennung zwischen Oben und Unten

Doch es geht weiter! Das war ja nur der erste Tag. Brachte der erste Tag des Schöpfers Beschluss zur Erlösung, so brachte der zweite Tag schon den Erlösungseingriff. In 1Mo 1:6 heißt es:

Und Gott sprach: "Es werde eine Feste zwischen den Wassern und die sei ein Unterschied zwischen den Wassern.“

Wiederum ist festzustellen, dass es sich hier um keine Neuschöpfung handelt, sondern um eine Wiederherstellung, also um einen Erlösungseingriff.

Was zuerst berührt wird sind die Elemente, die das Chaos besiegelt haben. Die Wasser haben die erste Schöpfung zur endgültigen Wüste gemacht. - Dasselbe Verhältnis bei der Sintflut. - Hier wird auch die Bedeutung der Wassertaufe erkennbar! - an den letzten Verwüstungselementen wird der Erlösungsdienst angesetzt. -

Nach 1Mo 1:7 sollen die Elemente, die das Durcheinander herbeigeführt haben, gesammelt, d. h. in die schöpferische Ordnung gebracht werden. Das war ein gewaltiger Eingriff in die Erlösung. Die chaotische Unterordnung erfährt die erste grundlegende Ordnung! Schöpferordnung ist die Grundlage aller Erlösung!

Zum zweiten Mal hören wir das zerschmetternde Wort:

“Und ward aus Abend und Morgen der andere Tag."

Gott sei Dank, nur der andere Tag und nicht der letzte. Wiewohl auch hier der Beschluss des Tages ein satanischer Triumph ist, so ist er gleichzeitig auch ein göttlicher Triumph. Denn mit der Ordnungssetzung des zweiten Tages ist die Vorbereitung für den Erlösungseingriff des dritten Tages gegeben.

Merkwürdigerweise fehlt allein am zweiten Tage der Ausspruch: „Und Gott sah, dass es gut war." Wahrscheinlich hat der erste Anblick der zerstörten Schöpfung den Schöpfer und Erlöser so betrübt, dass er die Verbindung zwischen der oberen und der unteren Welt für nicht gut hielt.

Die Erlösung wird konzentriert

Der dritte Tag erfährt eine wunderbare Einleitung: Und Gott sprach:

“Es sammle sich das Wasser unter den Himmeln an besonderen Orten, dass man das Trockene sehe.“ (1Mo 1:9)

Die Erlösung wird konzentriert! Die Konzentration gibt die Möglichkeit der Erlösung. - Die Erlösungskonzentration musste soweit fortgesetzt werden, bis dass sie sich auf ein paar Quadratmeter legte. Wo? Am Fluchholz auf Golgatha! (Für das Einlassen des Kreuzesbalkens war eine trockengemachte Erde nötig.) - Noch war es nicht soweit, aber ein großer Schritt auf das Ziel hin wurde getan. Es bekam nicht nur die Feste, das ist „die Himmel und die Erde“ eine getrennte Ordnung, sondern die Ordnung wurde im einzelnen fortgesetzt auf der Erde. - Denke an das früher Gesagte: die Erde ist der Ort der Erlösung.

Auf die Einleitung des dritten Tages folgt ein weiteres, wesentliches Erlösungswerk:

Und Gott sprach: "Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das sich besame, und fruchtbare Bäume, da ein jeglicher nach seiner Art Frucht trage, und habe seinen eigenen Samen bei sich selbst auf Erden." Und es geschah also. Und die Erde ließ aufgehen Gras und Kraut, das sich besamte, ein jegliches nach seiner Art, und Bäume, die da Frucht trugen, und ihren eigenen Samen bei sich selbst hatten, ein jeglicher nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war.“ (1Mo 1:11.12)

Hier wird die Lichtwirkung zur Lebenswirkung. Licht ist Lebensspender. Nun geht es von einer Lebensgestalt zur anderen, vom Niederen zum Höheren.

Abermals muss hervorgehoben werden, dass es sich hier um keine Neuschöpfung handelt, sondern um die Wiederherstellung, d. h. Erlösung der Schöpfung. Es muss die Schöpfung Schritt um Schritt dem Teufel abgerungen werden in der Reihenfolge, in der er die Schöpfung vernichtet hat.

Dass hier noch keine Neuschöpfungen stattfinden konnten, hat seinen Grund darin, dass erst die verwüstete Schöpfung erlöst werden musste. Der Schöpfer will Neuschöpfung erst nach vollbrachter Erlösung vollführen. An die Erlösung hält er sich gebunden, wenn er alles neu machen soll.

Auch den dritten Tag beschließt ein schauriger Abend. Nicht als ob der Erlöser in seinem Dienst ermüdet wäre, sondern um eine neue Etappe mit dem Erlösungsobjekt zu beginnen. Es geht in der Erlösung alles stufenmäßig. „Ein jeglicher in seiner Ordnung.“ - Ob die Zerstörung auch stufenweise vor sich ging? Schon möglich, denn Satan ist aus den himmlischen Örtern verdrängt worden bis zuletzt auf die kleine „Erde“. Es ist dabei ein Werdegang zu beobachten. - Oh geheimnisvolle Ewigkeiten!

Der vierte und fünfte Schöpfungstag

Der vierte Tag bringt nicht weniger Überraschungen.

Und Gott sprach: "Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht, und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre, und seien Lichter an der Feste des Himmels, dass sie scheinen auf Erden. Und es geschah also. Und Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere, dazu auch Sterne. Und Gott setzte sie an die Feste des Himmels, dass sie schienen auf die Erde, und den Tag und die Nacht regierten, und schieden Licht und Finsternis." Und Gott sah, dass es gut war. Da ward aus Abend und Morgen der vierte Tag. (1Mo 1:14-19)

Was sonderlich hervorgehoben werden muss, ist das Konzentrationsbestreben. Hier beginnen auch die Tage mit 24 Stunden, die in der Zeit der Erlösungsdurchführung (Jetztzeit) von maßgebender Bedeutung sind. Auch tritt aus diesem Bericht die Tatsache hervor, dass das ganze Lichtuniversum um der „Erde“ willen da ist: „Und Gott setzte die Feste des Himmels, dass sie schienen auf die Erde“ (1Mo 1:18). Es wird immer deutlicher, dass die „Erde“ in den „Himmeln“ eine zentrale Bedeutung erhält. Wie sollte es auch anders sein, weil der Erlösungsort genau das Herzstück im ganzen Heilsrat Gottes ist.

Der fünfte Tag bringt neue Erlösungseingriffe, die die Erlösung immer greifbarer gestalten. Die Einleitung ist mit dem Bericht von der Wiederherstellung einer gewissen Etappe gegeben:

“Und Gott sprach: Es rege sich das Wasser mit lebenden und webenden Tieren, und Gevögel fliege auf Erden unter der Feste des Himmels“ (1Mo 1:20).

Damit scheint die Wiederherstellung der Erde beendet zu sein.

Erste Neuschöpfungen

Nun langt der Schöpfer zu einer Schöpfungstat aus, um sie in den Dienst der weiteren Erlösung zu stellen.

“Und Gott schuf ....“ (1Mo 1:21)

Es wird der Erlöser nicht nur die unterjochte Kreatur auf dieser Erde erlöst haben wollen, sondern auch alle Kreatur, die dem gefallenen Himmel angehört. Die Erlösung hat ihre Bedeutung darin, dass sie alles umfasst. Darum erscheinen die Neuschöpfungen des fünften Tages zu einer besonderen Bestimmung und als Anbahnung für eine besondere Neuschöpfung, die im sechsten Tage sichtbar wird. Hier soll nur noch erwähnt werden, dass der Zweck der Neuschöpfung mit dem Vers 1Mo 1:22 angegeben ist:

“Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllet das Wasser.“

Das göttliche Erfüllerwesen tritt mit besonderer Deutlichkeit hervor. Es geht um die Eroberung und Beherrschung der Erde und darüber hinaus. Hier darf nicht übersehen werden, dass trotz Erlösungsordnung, die nun endgültig aufgerichtet wurde, Satan immer noch der Fürst dieser Welt ist. Dieser Zustand musste ebenfalls durch die Erlösung beseitigt werden. Das Ziel des Erlösers: „Keine Nacht kann da sein, weil da Jesus, die Sonne, stets scheint“, ist noch nicht erreicht. Die Finsternismächte trüben immer noch das Licht und vermögen die schaurige Nacht heraufzubeschwören. Darum werden die Neuschöpfungen zu einem besonderen Dienst getätigt sein. Der sechste Tag wird auch hierüber Klarheit geben und wird uns in großes Staunen versetzen. Die Neuschöpfungen des fünften Tages stehen im Dienst der Neuschöpfungen des sechsten Tages.

So dringt von Stufe zu Stufe, von Etappe zu Etappe hinein der Erlöser. Wir sahen, dass die Wiederherstellung der Schöpfung, ja sogar die ersten Neuschöpfungen, im Zeichen des Kreuzes stehen. Seine Passion ist eben das Kreuz. Kreuz bedeutet Erlösungskampf. So sahen wir in diesem Abschnitt unseren Herrn Jesus Christus im Erlösungskampf.

Lies weiter:
5. Jesus Christus im Erlösungsanbruch