Jesus Christus als Schöpfer

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Abschrift des Heftes: Jesus Christus im Alten Testament
Friedrich Malessa

Selbstverlag des Verfassers, 2. Aufl.

Siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Jesus Christus im Alten Testament

2. Jesus Christus als Schöpfer

Wie schon angedeutet, ist Jesus Christus die Ausstrahlung der Vaterherrlichkeit und die Ausprägung des Vaterwesens. Er ist der, durch den alles wurde. Kurz, er ist der Schöpfer und Gestalter. Auch hier müssen wir noch einige neutestamentliche Stellen anführen, weil sie über das Alte Testament hinausragen und uns Klarheit geben über das Schöpfungsgeschehen durch unseren Herrn Jesus Christus.

Die Anschauung, Gott ist der Schöpfer und Jesus Christus sein stiller Zuschauer, muss richtiggestellt werden. Diese Richtigstellung soll in erster Linie dazu dienen, unseren Herrn Jesus in seiner ganzen Größe zu schauen, zu erkennen und zu erleben. Er darf nicht kleiner gemacht werden, als er ist. Je deutlicher wir unseren großen Erlöser erkennen, umso größer und gewisser wird uns die Erlösung.

Schon die Hebräerstelle, die wir uns im ersten Abschnitt vergegenwärtigt haben, weist mit Bestimmtheit darauf hin, dass Jesus Christus der Schöpfer aller Dinge ist. Er strahlt und prägt den Vater aus. Gott ist der Vater und hat Vaterwesen. Vaterwesen fordert Geburtsoffenbarung. Die Geburtsoffenbarung des Vaters war im eingeborenen Sohn. So ist der Sohn die Darstellung des Vaterwesens.

Offenbarung Gottes durch den Sohn

Die Ausprägung des Vaterwesens im Sohn kann noch nicht beendet sein. Wiewohl wir ahnen können, dass es da zwischen Vater und Sohn ungeahnte Offenbarungsherrlichkeiten und Offenbarungsseligkeiten gegeben hat, kann der Offenbarungsfluss noch nicht am Ende gewesen sein, weil eine Stockung die Offenbarungsseligkeit in Unseligkeit verwandeln würde. Vaterwesen bleibt nur dann bestehen, wenn eine hemmungslose Offenbarung sich ergeben kann. Die Geburtsoffenbarung im Sohn müsste seinen Fortgang nehmen und zwar in den Schöpfungen. Die Schöpfungen wiederum können gar nicht anders geschehen als durch den Sohn, weil er die Ausprägung des Vaterwesens ist. Alles, was sich nunmehr aus dem Vater offenbaren will, kann nur durch den Sohn geschehen.

Johannes, der uns am weitesten schauen lässt, nämlich bis in den Anfang, bringt mit dem Anfang eine Tatsache in Verbindung, die er so wiedergibt:

“Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.“ (Joh 1:3)

Auch der Hebräerbrief, der von dem Sohn als von dem Ausstrahler und Auspräger spricht, fügt in diesem Zusammenhang hinzu:

“Er hat den Sohn gesetzt zum Erben über alles, durch welchen er auch die Weltzeiten gemacht hat“ (Hebr 1:2).

Und einige Verse weiter:

“Du, Herr hast von Anfang die Erde gegründet, und die Himmel sind deiner Hände Werk.“’'

Paulus, der vom Geiste Gottes in die Tiefen der Gottheit geführt wurde, bringt dasselbe zum Ausdruck in den Worten:

“Welcher ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor allen Kreaturen. Denn durch ihn ist alles geschaffen, ,das im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Obrigkeiten; es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen“ (Kol 1:15.16)

Am Anfang schufen Gottheiten

Und nun können wir uns den ersten Vers des Alten Testaments ansehen und begreifen, warum es da heißt:

“Am Anfang schufen Gottheiten die Himmel und die Erde."

Dem Gottesmann Mose ist es noch nicht gegeben, in den Sohnesrat hineinzuschauen, und doch muss er ihn nach der Weisung des Geistes andeuten, indem er den Namen Gottes in der Mehrzahl gebraucht. So haben wir die wunderbare Tatsache vor uns: Jesus Christus ist der Schöpfer aller Dinge, der Herr aller Kreaturen, dem alle Gewalt gegeben ist in den Himmeln und auf Erden.

Wichtig ist auch zu erkennen, was und wie alles geschaffen wurde. Was geschaffen wurde, ist uns in dem Anfangswort gesagt: Himmel und Erde. Paulus umschreibt dies noch, indem er sagt: „Denn durch ihn ist alles geschaffen, das im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Obrigkeiten.“ Geschaffen sind also: die Himmel und das Engelheer, die Erde und alle sichtbare Kreatur.

Interessant ist auch festzustellen, was eher geschaffen wurde. Wahrscheinlich haben wir die genannte Reihenfolge innezuhalten: Himmel und Erde. Wie ja auch immer das Unsichtbare dem Sichtbaren, das Geistige dem Kreatürlichen, das Wesenhafte dem Bildhaften vorausgeht. „Durch den Glauben merken wir, dass die Welt durch Gottes Wort fertig ist; es sollte das, was man jetzt sieht, aus Unsichtbarem entstehen“ (Hebr 11:3).

Wie wurde alles geschaffen?

Ganz kurz wollen wir uns auch vergegenwärtigen, wie alles geschaffen wurde. Dass die gegenwärtige Weltordnung nicht die erste sein kann, ist jedem vorurteilslosen Bibelleser einleuchtend. Diese Weltordnung ist die wieder hergestellte, wie wir in einem der weiteren Kapitel festzustellen haben werden. Für das „Wie“ der ursprünglichen Weltordnung ist erklärend und beweiskräftig das Wort:

“Er ist die Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und die Ausprägung seines Wesens." Wie der Sohn die Ausstrahlung der Vaterherrlichkeit und die Ausprägung des Vaterwesens war, so war auch die Schöpfung die Ausstrahlung und Ausprägung des Sohnes.

Die erste Schöpfung, die in dem Anfangswort „Am Anfang schufen Gottheiten die Himmel und die Erde“ angedeutet ist, muss ungeahnte Schönheiten gehabt haben. Ohne Zweifel war das eine Licht- und Herrlichkeitsschöpfung, die in vollster Harmonie zum Urgrund, dem Vater, stand.

Auch werden wohl die kosmischen und klimatischen Verhältnisse der Urwelt ganz anders gewesen sein. Dafür kann uns die heutige Naturwissenschaft der beste Beweis sein. Man findet fortgesetzt in den Polargegenden Tiere vom ewigen Eis eingeschlossen, die in ihre Eigenart und Beschaffenheit auf eine warme Gegend schließen lassen. Wie sollen sie dahin gekommen sein? Durch das Eis sind sie bestimmt nicht dahin gebracht worden, denn das Eis trägt alles hinaus in entgegengesetzter Richtung. Ebensowenig ist es auf diese Weise erklärlich, woher die unergründbaren Kohlenbestände in den Polargegenden kommen. Es wird in der Urzeit die Vegetation auch da eine großartige gewesen sein. Die biblischen und außerbiblischen Tatsachen weisen jedenfalls darauf hin.

Erlösungsnotwendigkeit

Es ist etwas Großartiges, sich vom Geiste Gottes in dieses Zeitalter führen zu lassen, um die Herrlichkeit der Urschöpfung zu erkennen. Doch noch viel wichtiger ist es, bei dieser Schau den zu erblicken, der der Herr der Schöpfung ist. Das ist unser Herr Jesus Christus! Er, aus dessen Hand alles steht und stehen wird, der ist es, der unsere Erlösung aufgerichtet hat, der sie auch vollführt und vollendet. Hier sehen wir in Anbetracht des Sündenfalles die Erlösungsnotwendigkeit. Er ist die Ausstrahlung der Vaterherrlichkeit und die Ausprägung des Vaterwesens. Wie sollte er zusehen können, dass das ungetrübte Licht vom Vater in Finsternis verwandelt wird, und wie sollte er zusehen können, dass die unüberbietbare Lebensherrlichkeit des Vaters in Todesnöten endet? Hier sehen wir aber auch die Erlösungsmöglichkeit. Er war und ist kein Schwächling. Er kann die Erlösung durchführen: „Denn Gott war in Christo und versöhnte die Welt mit ihm selber“ (2Kor 5:19).

Der nächste Schritt in den Zeitläufen Gottes, der uns unseren Herrn Jesus Christus in einer besonderen Stellung zeigen wird, ist schaurig. Jedoch gerade in dieser Schaurigkeit tritt er uns am wertvollsten entgegen.

Lies weiter:
3. Jesus Christus in seiner Passion