Jakob stellt Gott Bedingungen

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aus "Ich will hören, was Gott sagt" (H.Schumacher)


"Jakob legte ein Gelübde ab und sagte: Wenn Gott mit mir ist und mich behütet auf diesem Weg, den ich gehe, und mir Brot zu essen und Kleidung auszuziehen gibt und ich in Frieden zurückkehre zum Haus meines Vates, dann soll der HERR mein Gott sein." (1Mo 28:20.21)


Es ist ein eigenartiges "Gelübde", das wir hier aus dem Munde Jakobs vernehmen. Darf man Gott in solcher Weise Bedingungen stellen? Sollten wir Gott nicht "unbedingt" vertrauen und gehorchen? Ist Jakob duch und durch ein Händler, der sogar mit Gott sozusagen ein Geschäft machen will?

Ausleger warnen davor, dieses "Gelübde als ein primitves Tauschgeschäft religös zu verdächtigen" (G.von Rad). Es sei wohl eher ein Echo auf Gottes Verheißung. Tatsächlich hatte ja Gott Jakob in einem Traumgesicht zugesichert: "Ich bin der HERR, der Gott deines Vaters Abraham und der Gott Isaaks; das Land, auf dem du liegst, dir will ich es geben und deiner Nachkommenschaft... und in dir und deiner Nachkommenschaft sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde. Und siehe, ich bin mit dir und will dich behüten überall, wohin du gehst.." (1Mo 28:13-15). - Hier wird der Abrahamssegen von 1Mo 12:1-3 auf Jakob übertragen (und damit auf Israel). So könnte das eigenartige "Gelübde" Jakobs auch den Sinn staunender Dankbarkeit haben: Wenn Du o Gott, das wirklich tust und mich rundherum behütest und segnest, dann sollst Du wirklich mein Gott sein!

So haben ja auch manche Menschen - Christen und sogar Nichtchristen - in ausweglos erscheinender Lage, etwa im Kessel von Stalingrad, zu Gott geschrieen und gesagt: Wenn Du mich hier noch einmal herausbringst, dann sollst Du mein Gott sein! Und Gott ist so groß, dass Er, wie so manche berichtet haben, sich auf einen solchen Ruf mit Bedingung eingelassen hat.

Normalerweise sollten aber unsere Gebete der Weihe und Hingabe keine solche Bedingungen enthalten. Lasst uns mit Dora Rappard sprechen: "Nimm mein Leben! Jesus, Dir übergeb ich's für und für. Nimm Besitz von meiner Zeit; jede Stund sei dir geweiht! - Nimm Du meiner Liebe Füll; Jesu, all mein Sehnen still! Nimm mich selbst und lass mich sein - ewig, einzig, völlig Dein!"