Die Tiefen des Wesens Gottes - Hi 11:7-9

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aus "Ich will hören, was Gott sagt" (H.Schumacher)


Die Tiefen des Wesens Gottes - Hi 11:7-9

"Kannst du die Tiefen Gottes erreichen oder die Vollkommenheit des Allmächtigen ergründen? Himmelhoch sind sie - was kannst du tun? tiefer als das Totenreich - was kannst du erkennen? Länger als die Rede ist ihr Maß und breiter als das Meer." Hi 11:7-9


Das sind Worte des Freunde Zofar. Man hat schon darüber gestritten, ob die Reden der drei Freunde Hiobs auch "Wort Gottes" sind. Darf man das glauben, was sie sagen, oder ist alles falsch? Sagt nicht Gott am Ende, die Freunde hätten nicht recht von Gott geredet (Hi 42:7)? - Die Lösung liegt wohl darin, es so anzusehen: Die Freunde wenden richtige Erkenntnisse seelsorgerlich falsch an. Sie kennen die wahren Hintergründe der Leiden Hiobs nicht (sowenig wie er selbst), die der Leser in Hi 1 und Hi 2 erfährt, und so kommen sie zu falschen Schlüssen, etwa in der Richtung: Etwas muss bei dir nicht stimmen. Du musst gesündigt haben, sonst ginge es dir nicht so schlecht.

Davon abgesehen sprechen die drei jedoch großartige Wahrheiten aus, sprachgewaltig und bildhaft. Zofar spricht von den "Tiefen Gottes", die kein Mensch ergründen kann, und von der Vollkommenheit Gottes. Wie kannst du dir, Hiob, anmaßen, über Gott zu urteilen?

Wenn Zofar hier von den Tiefen und Höhen Gottes und von der Länge und Breite Seiner vollkommenen Macht und Weisheit spricht, die kein Geschöpf berechnen kann, so werden wir an ein paulinisches Gebet in Eph 3 erinnert. Da stehen wir auf dem Boden des Evangeliums. Da sind Gotteskinder angeredet. Sie dürfen, ja sie sollen "mit allen Heiligen völlig erfassen, was die Breite und Länge und Höhe und Tiefe ist". Nach dem Zusammenhang geht es hier um Gottes Wesen und Liebesgedanken. Der Mensch kann sie von sich aus niemals erfassen, doch in der Verbundeheit mit Jesus Christus haben wir Zugang dazu. Wir sollen ja fortschreitend "erfüllt werden zur ganzen Fülle Gottes" (Eph 3:14-19). Was für ein Vorrecht!