Der Glaube des Senfkorns

Aus Bibelwissen
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Von Daniel Muhl

Im Neuen Testament gebraucht Jesus immer wieder kleine und interessante Bilder um göttliche Realitäten aufzuzeigen. Wie bereits erwähnt, beinhaltet das Senfkorn etliche heilende und geschmackliche Eigenschaften, die sehr beachtenswert sind. Gleichzeitig ist das Senfkorn aber auch das Bild für einen ganz großen Glauben. So lesen wir Lk 17:6:

  • Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, so würdet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Entwurzle dich und verpflanze dich ins Meer! Und er würde euch gehorchen.

Was ist am Senfkorn so spektakulär, dass Jesus es als Bild für den Glauben genommen hat, dem alles möglich ist? Warum verweist er auf ein Senfkorn, um einen Glauben zu erhalten, mit dem man Berge versetzen kann (Mt 17:20)? Das Senfkorn wird in Mt 13:32 als das kleinste von allen Samen bezeichnet. Auch wenn es noch kleinere Samen gibt, so war das Senfkorn doch der kleinste Samen, der damals von einem Bauer oder Gemüsegärtner für sein Feld verwendet wurde. Was will Jesus damit sagen? Ganz egal, wie klein oder unbegabt wir sind, ganz egal, ob es uns an Stärke oder Intelligenz fehlt, wenn wir an dem Vertrauen auf Gott festhalten, werden wir früher oder später „Berge versetzen“.
Das Senfkorn ist äußerst widerstandsfähig. Es kann sich lange Zeit in der Erde befinden, ohne zerstört zu werden. Es kann warten, bis das Wasser kommt und der Boden so beschaffen ist, damit es sprießen kann. Mit anderen Worten: „Es vergeht nicht, bis Gott die Umstände schenkt, die es dem Senfkorn ermöglicht, wachsen zu können. Wenn es wächst, dann wächst es so schnell, dass die Pflanze – je nach Untergrund – schon nach einem Jahr 2 Meter hoch sein kann.“
Unsere natürlichen Stärken oder Befähigungen können viel kleiner sein, als bei unseren Mitmenschen, aber wenn wir den Glauben des Senfkorns haben, dann wird daraus - irgendwann einmal - etwas viel Größeres, als wenn uns der Glaube (das Gottvertrauen) fehlt. Allerdings braucht es manchmal auch Geduld!
Da der biblische Glaube eine treue Vertrauensbeziehung zu Gott beinhaltet, lernt man in dieser Beziehung auch in Übereinstimmung mit Gott zu bitten. Das wiederum bedeutet auch ein Suchen nach Gottes Willen im Gebet und im Leben. Hat man erkannt, was der Wille Gottes ist, kann man durch den Glauben auch „Berge versetzen“. Vieles erscheint uns als unüberwindbarer Berg, doch durch den Glauben kann jeder „Berg“ versetzt werden. Vielleicht wird „unser Berg“ nicht zu dem Zeitpunkt versetzt, wo wir es uns wünschen, aber ganz bestimmt in der Stunde, wo Gott es bestimmt hat. In den Reiseberichten von Marco Polo findet man auch eine Überlieferung, wonach sich Anfang des 14. Jahrhunderts „das Wunder von Scharbekir“ ereignete. Dabei wurde buchstäblich ein Berg durch einen Vulkanausbruch versetzt, nachdem im Glauben gebetet wurde. Auch wenn wir heute nicht mit Bestimmtheit sagen können, ob sich diese Geschichte genauso ereignete, so dürfen wir trotzdem wissen, dass dem allmächtigen Gott - der Himmel und Erde erschaffen hat - alle Dinge möglich sind (Mt 19:26)!
Der Senfbaum oder die Senfstaude (vmtl. die "Brassica nigra"; der schwarze Senf) gehört zu der Gattung „Kohl“. Auch wenn der Senfbaum im Vergleich zu anderen Bäumen - wie z. B. die Eiche - eher klein ist, so war er doch im „Gemüsegarten“ zur Zeit Jesu der Größte!
Das kleine, widerstandsfähige und robuste Korn wird zum größten Gemüsegartengewächs. So sagt Jesus in Mt 13:30-32:

  • Womit sollen wir das Reich Gottes vergleichen, oder durch was für ein Gleichnis sollen wir es darstellen? Es ist einem Senfkorn gleich, das, wenn es in die Erde gesät wird, das kleinste ist unter allen Samen auf Erden. Und wenn es gesät ist, geht es auf und wird größer als alle Gartengewächse und treibt große Zweige, so dass die Vögel des Himmels unter seinem Schatten nisten können.

Jesus möchte uns anhand des Senfkornes zeigen, wie man das Reich Gottes auch sehen kann. Für mich ist jedes Gleichnis „eine Ansicht“, die uns das Reich Gottes von einer ganz bestimmten Seite her zeigt. So wie man einen dreidimensionalen Körper mit zweidimensionalen Bildern erst dann erfassen kann, wenn man alle „Ansichten“ studiert hat, so können wir das Reich Gottes nur dann annähernd erkennen, wenn wir alle „Ansichten“, die uns die Bibel aufzeigt, erfasst haben. Das Gleichnis vom Senfkorn zeigt uns das Reich Gottes von einer ganz bestimmten Seite.
Die Jünger (o. Schüler) Jesu, wurden mit einem unlösbaren Problem konfrontiert (Mt 17:16). Sie wussten nicht mehr weiter und Jesus verwies auf den Glauben des Senfkornes. Was wollte er damit sagen? Anfänglich sieht das Reich Gottes klein und unbedeutend aus! Es scheint schwächer und bedeutungsloser als alles andere zu sein. Wer kommt schon auf die Idee, sein Reich auf einem Ereignis aufzubauen, dass scheinbar nur aus Schande und grenzenloser Ohnmacht besteht? Ein Reich wird doch mit einer militärischen Macht gegründet und sicher nicht mit einer Kreuzigung!
Doch die Gedanken Gottes waren diesbezüglich anders. Alles Große und Ansehnliche, alles das, was uns Menschen normalerweise beeindruckt, wird im Vergleich mit dem Reich Gottes einmal bedeutungslos sein, sofern es nicht aus Glauben entstanden ist. Nur das, was aus Glauben entstanden ist, wird auch im Reich Gottes noch von Bedeutung sein. Mit anderen Worten; alles was aus der lebendigen Beziehung mit Gott entstanden ist, hat auch Ewigkeitswert. Dabei geht es nicht um unseren großen Glauben, sondern um das, was schon Hudson Taylor gesagt hat:

  • Wir brauchen keinen großen Glauben, nur einen Glauben an einen großen Gott.

Wer sich klein und elend vorkommt, wer sich selbst kaum mehr etwas zutraut, aber an einen Gott glaubt, dem alles möglich ist und der auch durch uns alles schaffen kann, was ihm gefällt, der hat den Glauben eines Senfkorns!
Übrigens: Senf hat eine lange Haltbarkeit. Auch das ist ein Hinweis auf die Kostbarkeit des Glaubens. Paulus stellt fest, dass es drei Dinge gibt, die bleiben und nicht vergehen:

  • 1Kor 13:13 - Glaube (o. Treue), Hoffnung (o. Erwartung) und Liebe!