Dank-Gebet

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Abschrift des Heftes:'"Fünf Gebetsstufen"
von Friedrich Malessa, Samplatten (Ostpr.)

Veröffentlicht unter Zulassung der Militärregierung 1947
Kurt Reith Verlag "Wort und Geist", Wüstenrot Kr. Heilbronn"

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Inhaltsverzeichnis

III. Dank-Gebet

Dank hat ein höheres Verhältnis. Es übersteigt alle Bittverhältnisse und übersteigt auch alle Fürbitteverhältnisse. Dank führt aus der gesamten menschlichen Sphäre heraus und stellt unbelastet und ungebunden vor Gott. Mit dem Dank beginnt das freie Gebet. Darum sagt Paulus den Korinthern, dass die Danksagung das Resultat aller Handreichung und aller Dienste ist (1Kor 9:11.12). Der Dank ist also das erste gottgewollte Ergebnis des Gebetslebens. Das Alte Testament spricht vom Dankopfer. Nur wer Dank o p f e r t , preiset Gott (Ps 50:23). Der Dank wird erst echt, wenn er den Charakter des Opfers angenommen hat. Dank ohne Opferwesen ist eine Phrase.

Damit ist das Wesen der Danksagung aufgewiesen. Folgende Merkmale sind zu beachten:

1. Dank hat volle Freiheit

Dank ist frei von allen Bindungen und Belastungen, die bei Bitte und Fürbitte vorhanden sind. Obgleich die Fürbitte auch schon Freiheit vom Ichwesen hat, ist sie dennoch gebunden an Menschen. Die Fürbittenden schauen Gott und die umbeteten Menschen. Himmlische und irdische, ewige und zeitliche Faktoren werden in Zusammenhang gebracht. Die Freiheit ist somit bedingt. Anders ist es beim Dank vor Gott. Der Dankende wird das Irdische bestenfalls als Triebfeder zur Danksagung bei sich haben, jedoch mit dem Danken selbst ist er von allen Bedürfnissen und Anforderungen frei. Er kann danken, eben weil er von den Bedürfnissen frei ist. - Danken setzt Freiheit voraus.

Zu diesem Freiheitsverhältnis führt uns Gott. Darin will er uns haben. Solches entspricht seinem Wesen. Darum ist das Dankesverhältnis von Gott gewollt. Ein Beter, der sich schließlich nicht zum Dank aufschwingen kann, hat das Gebetsverhältnis in seinem Führungswesen noch nicht begriffen.

Warum ist das Danken unter den Betern so selten und so mangelhaft? Warum haben die mancherlei Bitten den Vorrang? Weil die Bedürfnisbedingungen noch zu groß sind und die volle Freiheit von dem „Haben-Wollen“ noch nicht erstanden ist. Gewiss wird der Mensch in seinem Erdendasein bis ans Ende seine Bedürfnisse behalten. Jedoch liegen die meisten Bittanliegen außer dem Rahmen des Erforderlichen. Zu wenig wird der Beter die Worte Jesu: „... solches wird euch alles zufallen“ beachten. Es ist selbstverständlich, dass im Gebetsleben die Danksagung nur soviel Raum gewinnt, wie die Bitten ihr Raum gewähren. Wer zu viel Anlass hat zum Bitten, hat umso weniger Anlass zum Danken.

Der Glaubende sieht vom Morgen bis zum Abend das Gnadenwirken seines Gottes. Der Glaubende nimmt jede Stunde seines Lebens aus der Hand Gottes. Der Glaubende sieht sein ganzes Leben als die Gabenfülle Gottes an. Der Glaubende kann dafür danken, viel danken!

Somit ist der Dank nicht nur die Lösung von den zu vielen menschlichen Bedürfnissen und die Freiheit, unbelastet vor Gott zu stehen, sondern ist gleichzeitig die volle Bindung an Gott. Damit erkennen wir das nächste Merkmal:

2. Dank hat ganze Hingabe

Dank bewirkt volle Zuwendung zu Gott. Eine Teilung in der Zuwendung, wie bei den Bitten, ist beim Danken nicht erforderlich. Der Dankende steht allein vor Gott! Er steht vor Gott, um die Hingabe Gottes zu bestätigen. Nun steht der Dankende vor Gott, um die Hingabe zu erwidern. Die Hingabe an Gott entspricht der Hingabe Gottes an ihn: sie ist ganz!

Dank wird darum mit der Wesenstiefe des Opfers verglichen. Der Dankende hat nicht nur ein paar Dankesworte abzustatten, die wären sehr billig, sondern er hat mit dem Danken sich dem Geber auszuliefern. Er wird durch die empfangenen Gaben in eine gewisse Wesensgleichheit mit dem Geber gestellt. Gleich wie Gott sich ihm mit der Gabe opfert, so wird er vor Gott die Opferhaltung einnehmen müssen. Der Dankende erwidert Opfer mit Opfer.

Des Dankenden Hingabe an Gott ist zwangsläufig. Denn jede Gabe verpflichtet. Darum ist der Dankende vor Gott ein großer Schuldner. Sofern er seiner Verpflichtung nachkommt, findet er keine Gelegenheit mehr, sich von dem gütigen Gott zu wenden.

Dank lässt denken an die erlebten Gnadengaben Gottes. Gott wird in seinem ganzen Gnadenwirken dem Dankenden offenbar. Des Dankenden Auge wird für die Güte Gottes sehend. Je tiefer sein Danken ist, umso tiefer ist sein Blick. Der Dankende wird zuletzt überwältigt und spricht: „Herr, deine Güte reicht, soweit der Himmel ist, und deine Wahrheit, soweit die Wolken gehn“ (Ps 36:6). Dank bewirkt volle Einsicht und tiefe Ergriffenheit.

Dank ist die Quelle immer neuen Dankens. Weil Dank die unendliche Güte Gottes schaut, ist auch die Notwendigkeit zum Danken unendlich. Der recht Dankende muss danken ohne Aufhören (Eph 1:15.16).

Die Danksagung ist darum nicht nur eine schöne Verpflichtung und ein beglückendes Vorrecht, sondern auch ein Triebfeder zu immer neuer Freude. Damit werden wir zum weiteren Merkmal geführt:

3. Dank hat tiefe Glückseligkeit

Es ist ein großer Unterschied, ob der Betende bittend vor Gott tritt, oder danken. Der Bittende ist in Unruhe. Als Suchender lebt er in einer Rastlosigkeit. Dagegen der Dankende tritt vor den Geber mit tiefem Frieden. Sein Begehren ist gestillt. - Dank vermittelt Frieden!

Dank vermittelt auch Freude. Mit dem Frieden kehrt Freude ein. Freude ist immer die Folge eines Erlebens. Echte Freude hat nur der Dankende.

Der Dankende hat dann weiter eine beglückende Einflussfähigkeit. Sein Herz überfließt von Glückseligkeit. Der Einfluss bleibt nicht verborgen, er teils sich der Umgebung mit. Der Dankende führt vor seinem Nächsten ein überzeugendes und hinreißendes Leben.

Die überzeugende Einflussfähigkeit kommt aus dem Besitz. Der Dankende besitzt die Reichtümer Gottes. Dank ist Empfangsbestätigung. Dank ist der Ausdruck des Besitzes. Der Dankende wird darum vor seinem Nächsten eine besondere Zeugnisfähigkeit offenbaren.

Der Dankende trägt in seinem Wesen Ewigkeitsmerkmale. Das Bittverhätlnis ist zeitlich. In der Ewigkeit wird Gott nicht Bettler vor sich haben, sondern Vollmaßmenschen! Dankende haben das volle Maß der Güte Gottes. Dankende bleiben in Ewigkeit. Das Dankeswesen ist ewigkeitsmäßig. Darum ist der Dankende erfüllt mit ewiger Glückseligkeit.

Beter, die Dankeswesen tragen, haben einen Vorzug in Zeit und Ewigkeit. Sie sind in sich grundmäßig glücklich und haben die Fähigkeit, andere glücklich zu machen. Denn ihre Lebensäußerung ist Glück. Ihr Glück ist so tief und so umfassend, dass sie keinen Raum für Traurigkeit haben. „So du würdest Gott Dank für jede Wohltat sagen, du fändest keine Zeit noch über Leid zu klagen“.

Hat ein Dankender noch Bitten?

Zum Schluss noch die Frage: Hat ein Dankender auch noch Bitten? Ja! Aber der Dankende hat eine besondere Bittfähigkeit. Seine Bitten sind verwoben mit dem Danken. Seine Bitten sind dem Danken untergeordnet. Sie sind mehr Dank als Bitte. Auch wenn sie als reine Bitte ausgesprochen werden, sind sie dennoch so ruhevoll und zuversichtlich. Denn sie werden gesprochen vom Menschen, der im Dankeswesen steht. - Es ist wahrhaftig nicht gleich, ob die Bitte ein Dankveranlagter oder Dankbereiter ausspricht, oder ein Ruheloser, ein Undankbarer. Ein Dankbarer kann auch bitten. Seine Bitten entsprechen seinem Danken. Dagegen der nur Bittende, der zum Danken nicht hindurchfindet, wird weder gottgefällig bitten, noch jemals die Haltung des Dankenden annehmen.

Bitten müssen und bitten können wird auch der Dankende. Aber er bleibt bei allem Bitten doch der Dankende. Er dankt, dass er die Bitte vortragen darf. Er dankt, dass Gott seine Bitte anhört und erhört. Er dankt für den Glauben in der Bitte.

Der Dankende verwendet für seine Bitten eine reiche Erfahrung. Seine Bitten sind darum planvoll, d. h. sie sind nach dem Willen Gottes ausgerichtet. Der Dankende ist ein gereifter Beter. Darum haben auch seine Bitten eine Reife.

Der Dankende wird auch bei seinen Bitten seine Haltung nicht verleugnen. Er ist gelöst, er hat die Freiheit, er hat den Glauben, er ist Gott hingegeben, er steht in einer einzigartigen Weise vor Gott. Er bleibt bei allem und trotz allem der Dankende.

Lies weiter:
4. Das Lob Gottes