Im Kreuze Jesu Christi

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Abschrift des Buches: Vom Geheimnis Gottes und Christi
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Sonderabdruck aus dem Monatsblatt für biblische Vertiefung „Die Gemeine“ 1925/26
Philadelphia Buchhandlung August Fuhr, Reutlingen

weitere Abschriften siehe:

Inhaltsverzeichnis des Buches
Kapitel davor:
5. Freie Gottpassion für Sünder
6. Passion

7. Im Kreuze Jesu Christi

Gal 6:14

Das geschehe mir ja nicht, dass ich mich rühme, außer im Kreuze unseres Herrn Jesu Christi, durch welches mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt.

Die Gläubigen stehen im Kreuze Jesu Christi. Da sind sie hineinverwurzelt und verwachsen. Ihre ganze Lebensanschauung ist kreuzvermittelt. Im Kreuze von Golgatha sehen sie sich, Welt und Himmel. Dieser Kreuzesstand ist ihr Ruhm und ihre Freude, genau wie der Welt der kreuzlose Stand. Nur ein Gekreuzigter in Christo Jesu sieht Gott und Welt und sich im rechten Lichte. Darum schiebt auch der Apostel Paulus jedes Rühmen, außer im Kreuze, so weit von sich weg. Er ist selig und glücklich, dass er nach langen, schweren Kämpfen den Kreuzesstandpunkt gewonnen hat. -

Im Kreuze Jesu Christi sind wir selbst, w i r in unserem Ich-Wesen gekreuzigt. Im Kreuze hat der Sohn Gottes Sein Ich mit allem Wünschen und Begehren, auch mit den höchsten und herrlichsten und göttlichsten Wünschen in den Tod gegeben. Da heißt es für Ihn: „Nicht, wie Ich will, sondern wie Du willst.“ Selbst der Wille, beim Vaterbund im Vater zu sein, ist dort in den Tod gesunken. Um der Versöhnung der Welt willen ist Er in die Gottferne, in die Gottverlassenheit gegangen. Damit ist am Kreuze alles Eigenwesen gekreuzigt. Damit schreit das Kreuz von Golgatha laut hinaus - das Eigenwesen - das ist die Sünde, das Eigenwesen, das ist der Tod. Das in sich selbst stehende Ich, das muss hinab - dem hangt die Hölle an und die Finsternis. Das weiß, wer im Kreuze steht. Darum muss jeder Ich-Ruhm und jedes Ich-Leben bei solchen in den Tod. Ach nein - es lebt noch, und es will leben. Es steht jeden Tag mit uns auf, es will in jeder Lage sich geltend machen. Und es ist stark - es fällt uns und wirft uns zu Boden. Und doch wollen wir es nicht. Wir sind todbetrübt, wenn Eigenleben uns beherrscht. Wir sind ja gekreuzigt mit Ihm. Wir stehen ja im Kreuze in der klaren Erkenntnis des Ich-Elendes. Wie bekennen uns ja im Kreuze stehend mit Paulus dazu: „Ich lebe, doch nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“ „ Wir wissen ja, dass Christus darum gestorben und wieder lebendig geworden ist, dass die, so da leben - nämlich im Geist Christi leben - hinfort nicht sich selbst leben, sondern Dem, der für sie gestorben und auferstanden ist.“

Wir erschrecken darum bei allen Äußerungen und Ausbrüchen des Ich-Lebens. Es geschehe mir ja nicht, mich zu rühmen, außer im Kreuze. Wir rühmen diese tiefe und selige, wenn auch dem Fleische todschmerzliche Erkenntnis, dass alles Elend und aller Jammer, alles Leid und aller Tod aus dem Leben des Ich, ohne Gott oder wider Gott, kommt. Was das Ich auch unternimmt, in sich selbst, es sei böse oder gut, es sei hoch oder tief, es sei schmutzig oder herrlich - es ist Tod, es ist Fluch, es ist Verderben. O Kreatur, wie kannst du es ohne Gott wagen! Wo Gott fehlt, fehlt alles. Licht, Leben, Friede, Wahrheit, Gerechtigkeit, Freiheit. Drum brich den eigenen Sinn; Armut nur ist Gewinn für den Himmel. Schmücke dein Ich, womit du willst, den Zerbruch kannst du nicht hindern. Darum rühmen wir uns des Kreuzes, an welchem der heilige Ich-Zerbrochene hängt - im Zerbruch für alle unzerbrochenen Ichs. Das Unsrige aber soll mit zerbrochen bei Dir stehen, ja bei Dir hängen. Das sei ferne, ja das geschehe ja nicht, dass wir im eigenen Ich uns rühmend erfunden werden.

Und im Kreuze rühmen wir

Und im Kreuze rühmen wir. Unser ganzes, törichtes Eigen- und Ich-Leben hast du versöhnt. Wer in Dir zerbricht, dem bedeckst Du alles ungöttliche Wesen. Eine völlige, eine ganze Zudeckung nehmen wir in Deinem Blute. Und eine fortlaufende Reinigung ziehen wir an. Wir rühmen laut den Stand der Vergebung, den Stand der Freiheit von Sünde und Schuld. Nichts darf, nichts kann uns verklagen in Dir. Ein Leben im Ich, w i e es auch geführt worden ist, das ist eine ganze und volle Schuld. Mein ganzes Leben im Ich ist e i n Irrweg, e i n e Torheit, e i n Verderben. Nicht einzelne Sünden sind auf dem Todeswege, nein - es ist Gesamtsünde. Mein ganzes Leben im Ich musst Du durchstreichen - ja, Du hast es durchgestrichen, und wo es wieder auflebt, streichst Du es wieder durch, Du bist der lebendige Hohepriester, unsere lastenbefreite Seele rühmt Dich.

Und Du, Gekreuzigter, Du gibst als Erstandener das neue Leben! In Dir ist ist Aufstehen. In Dir ist das Leben. Wer in Dir ist, lebt in Gott und göttlicher Kraft. Dieses neuen Glaubenslebens, dieses wunderbaren Ewigkeitslebens rühmen wir uns - dem ist die Bahn gebrochen durchs Kreuz. Die Versöhnung hat die Tür aufgetan. Wir haben einen freien, offenen Zugang zum Vater. Niemand kann zuschließen, nachdem geöffnet ist - in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit. Und dieses neuen Menschen rühmen wir uns - der aus dem Kreuze geboren, unterm Kreuze wächst. Der gekreuzigte alte Mensch macht Raum dem neuen Menschen. Und ganz allein der gekreuzigte und erhöhte Herr ist Schöpfer und Pfleger des Neuen in uns durch den Heiligen Geist. Darum geschehe es mir ja nicht, dass ich eines andern mich rühmte, denn allein im Kreuze Jesu Christi. Gekreuzigter, lass mir Dein Kreuze je länger und je lieber sein.

Uns ist die Welt gekreuzigt

Ja, unser eigener Ruhm soll es sein - was gibt es doch für eine neue, wunderbare Stellung. Unter dem Kreuze sieht sich die ganze Welt ganz anders an. Vom Kreuze aus ist mir die Welt, das ist der ganze Kosmos, gekreuzigt. Wenn der Sohn Gottes am Kreuze den Fluchtod leiden muss zur Rettung des Kosmos, so ist der ganze Kosmos tot und verloren ohne dieses Kreuz. Das ist die gekreuzigte Welt: ich sehe sie im Kreuze von Golgatha als unterm Todesfluch. Im Kosmos wirkt sich das Gesetz der Sünde und des Todes wachstümlich aus. Der ganze Kosmos lebt ein Eigenleben. In allem, im persönlichen, familiären, staatlichen, religiösen, sittlichen, künstlerischen Leben; in allem, was es auch sei, herrscht das Ich-Wesen, darum der Tod. Die Weltgeschichte ist der Verlauf der menschlichen Ich-Aufbäumungen, welche alle immer wieder zusammenstürzen. Und das geht wachstümlich. Immer Ich-mäßiger wird die Welt. Das eigentlich teuflische Ich-Prinzip bricht immer klarer heraus. Die Katastrophen des Todes werden immer ungeheuerlicher und umfassender. Denken wir nur an die letztvergangenen.

Die letzte Ich-Erhöhung ist die antichristliche, ihr Zerbruch die letzte Katastrophe vor dem Königreich. So sehen wir die Welt, den ganzen Kosmos vom Kreuze her. Uns ist die Welt gekreuzigt. Wir sehen alle die Staaten und Mächte in all ihrem Ringen, Schaffen und Können dem Todesverfall preisgegeben. „Welt war verloren“, so sagen wir - und ist und bleibt ohne Christus verloren, so bekennen wir. Wir glauben nicht an einen Aufschwung von Ich-Deutschland. Wir sehen nur neue Kräfte im Ich-Geist sich entfalten, welche alle wieder dem Tod geweiht sind. Die W e l t in s i c h endet katastrophal - sie bricht zusammen. Alle ihre eigene Scheingröße imponiert uns nicht - wir sehen sie gekreuzigt, wir sehen sie schmachvoll untergehen. Das ist die Welt im Kreuzesblick.

Und wir sehen im Kreuze, dass sie sich selbst nicht retten kann. Das Kreuz, dieser am sündlosen Sohne vollzogene Fluch, ist die einzige Rettung der Welt. Versöhnt muss alles werden in seiner Sünde, und erlöst in Ihm, dem gekreuzigten Erstandenden. Die Welt mag sich aufwerfen, wie sie will, sie mag unternehmen, was sie will - sie kann sich nicht retten und nicht erlösen. Eine völkerbeseligende Demokratie ist Irrtum; ein völkererlösende Sozialdemokratie ist Fehlweg; ein „neuschöpfender“ Bolschewismus führt in den Abgrund. Es ist in keinem andern Heil, und ist kein anderer Name den Menschen gegeben, darinnen sie können gerettet werden. Wir sehen die Welt gekreuzigt. Alle ihre Anstrengungen sind völlig umsonst. In immer neuen Selbstanläufen rennt sie sich endlich zu Tode - und wird so heilandsreif. Im Kreuze die Welt sehen, heißt ihre einzige Rettung und Hilfe in Christo erkennen.

Mir ist die Welt gekreuzigt. In Christo sehe ich über ihr, der Verlorenen, den Heilsplan des Vaters gebreitet. Der Weg zum Tode wird in Christo Weg zum Leben. Gott hat alles beschlossen unter den Unglauben, dass Er Sich aller erbarme. In wunderbaren Gottveranstaltungnen dringt Ordnung für Ordnung in Christo, dem Gekreuzigten, zum Leben. Der Erstling Christus, darauf die des Christus eigen sind, danach geht es von Stufe zu Stufe zum Rettungssiege. Aber alles nur im Kreuze, alles nur im Gekreuzigten! Aber der Liebesrat Gottes ist im Kreuze über den ganzen Kosmos ausgebreitet. „Er ist gestorben für unsere Sünden, nicht allein aber für die unsrigen, sondern auch für die des ganzen Kosmos.“ So sehen wir auf Golgatha die Welt gekreuzigt: Wir sehen ihren Todesfluch, wir sehen die absolute Unmöglichkeit, sich selber herauszuziehen - wir sehen aber hinter allem und über allem die Liebesrat Gottes in Christo. Liebe schuf, Liebe trägt, Liebe verwirft, und Liebe rettet den Kosmos: und das Kreuz ist die Rettung, der Gekreuzigte, der Heiland. So sehen wir die Welt an, sie ist uns gekreuzigt. Und im Gekreuzigten rühmen wir - gleichwie die Ewigkeiten Ihn rühmen. Des Herrn Rat ist wunderbar - ein Fluch- und Todesrat; aber Er, nur Er allein, und Er als der Verfluchte und Gestorbene, führet es herrlich hinaus.

Ich bin der Welt gekreuzigt

Ist die Welt so mir gekreuzigt, so auch ich der Welt. Die Welt mit all ihrer Herrlichkeit, mit all ihrem Wirken und Schaffen, mit ihren glänzenden Kulturen, findet mich für sich gekreuzigt, also tot. Ihren Reizungen und Lockungen, ihren Anforderungen und Anerbietungen stehe ich im Kreuze gegenüber als Gestorbener. All ihr Großes, Herrliches und Schönes hat, je länger je mehr für mich nichts mehr. Es ist der Tod im Topf. Von den Gläubigen heißt es; „Sie führen, gestorben den äußeren Sinnen, ein Leben des Glaubens im Heiland von innen.“ Die inneren Werte, welche der Glaube in Christo, dem Gekreuzigten und Erstandenen hat, sind so groß, so tief, so wertvoll, so ewig, dass die Vergänglichkeits-Werte dieser Welt dem gegenüber in ihr Nichts zerfallen. Darum nehmen wir nicht teil an der Welt Vergnügen und Lust; aber auch nicht an der Welt Schaffen und Schöpfen, Kunst und Gunst. Wir wissen, der Tod ist drin. Nur so weit die irdische Lebensaufgabe uns zwingt, so weit sind wir treu, aber leidendlich drin - sonst sind wir gestorben, gekreuzigt. Dies gilt auch von den politischen, religiösen, sozialen und andern Dingen, wir kommen nicht aus und nicht durch drinnen mit den ewigen Linien - wir sind in diesem Äon dem gekreuzigt. Jesus hat in nichts eingegriffen. Paulus auch nicht. Das Leben des Kindes Gottes haben sie gelebt und gelitten und sind reif geworden. Und ihr Gekreuzigtsein war ihre riesige Kraft. „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark“ - sagt Paulus. Ich bin der Welt gekreuzigt; ich mache ihr den Eindruck eines schmachvoll Toten.

Ich kann ihr eben mit einem „I c h" nicht dienen. Mein Ich ist gekreuzigt mit Christo. Alle aus dem Eigen-Ich kommenden Triebe nehme ich in Kreuz und Tod. Ich kann nicht im Guten und nicht im Bösen, nicht mit meinen Gaben und Kräften, als ein Ich-Mensch mich in die Welt stürzen. Ich kann keine Ich-Stellung ausfüllen. Ich bin zu dumm und zu töricht für die Welt. Darum lacht, spottet und höhnt die Welt auch diesem Gekreuzigten, der ihr gegenübersteht. Wohl stehe ich da in Christo. Wohl lebe ich in der Kraft des ewigen Lebens. Aber mit diesen Gnaden, Gaben und Kräften bin ich der Welt stets gekreuzigt. Sie laufen der Welt und ihrer Art zuwider. Sie stößt sie von sich und, wo ich sie einführe, empfindet die Welt das unangenehm. Die Gläubigen ja, die freuen sich. Aufrichtige ja, die loben’s. Den andern ist es Torheit und Narrheit. So kreuzigt mich die Welt noch selbst, wenn ich ihr gekreuzigt bin. Ich nehme der Welt gegenüber einen gar niedrigen Stand ein. Ein Gekreuzigter, ein zum Schmachtod Verurteilter - was ist das? Und doch - diese Gekreuzigten für die Welt - das sind die Lebensträger des lebendigen Gottes. Sie nennt Er Seine Kinder und Erben. Sie verbreiten, wo man es annimmt, Licht und Leben.

Das ist die Stellung im Kreuz unseres Herrn Jesu Christi - das ist die Gottpassion - so wandern wir, wie Tersteegen sagt, mit dem armen Haufen nackt zur Ewigkeit.

Voll der Gnaden Gottes - aber es ist uns die Welt gekreuzigt und wir der Welt. - So steht ein Kind Gottes i n d e m Kreuze unseres Herrn Jesu Christi.


8. Auferstehung

1Kor 15:23ff.

Ein jeglicher in seiner Kampfesordnung: Der Erstling Christus, dann die des Christus sind, in Seiner Gegenwärtig-Machung. Dann zum Ziele hin - als letzter Feind wird unwirksam gemacht - der Tod....

Wenn Ihm aber das All wird untergetan sein, dann wird der Sohn Selbst Sich untertan machen Dem, der Ihm das All untergetan hat, damit Gott alles in allem sei.

Der biblische Begriff der Auferstehung ist der übergroßen Mehrzahl der sogenannten Christen ferne und entleert. Ein jeglicher tut in diesen Begriff hinein, was er selbst hat; und das ist bei den meisten herzlich wenig. Einigermaßen wenigstens biblische Klarheit und etwas von der biblischen Fülle haben nur recht wenige. Wir haben viele, welche u n t e r dem allgemeinen Menschen-Niveau stehen. Es ist gerade den Gliedern der christlichen Kirchen vorbehalten, auch die tiefste Finsternis zu haben. Das Leugnen eines Weiterlebens und Fortbestehens nach dem leiblichen Tode ist überhaupt nicht g e g e n c h r i s t l i c h, sondern g e g e n m e n s c h l i c h. Die Auferstehungslehre, besser gesagt die Auferstehungs-Tatsache im Christentum, ist nicht soviel wie Weiterleben, sondern viel, viel mehr. Sie schließt natürlich das Weiterleben in sich, aber sie ist in ihm nicht beschlossen. Die Gewissheit des Weiterlebens ist eine a l l g e m e i n m e n s c h l i c h e. Es gibt kein Volk er Erde, so niedrig oder so hoch es sei, welches nicht auch irgendeinen Begriff des Weiterlebens nach dem leiblichen Tode hätte. Natürlich sind diese Begriffe so verschieden, wie die Menschen und die Völker sind. Die zerreißende Sünde hat auch hier ihr zersetzendes Werk gründlich getan. Die Anschauungen vom Weiterleben und seiner Art sind zu Teil sehr niedrig, zum Teil aber auch sehr hoch und schön.

Die Tatsache des Weiterlebens

Die Predigt des Evangeliums hat an diesen Allgemeinhoffnungen der Menschen die verschiedensten Anknüpfungspunkte. Dass wir unendlich sind, unzerstörbar nach Geist, Seele und Leib - das ist uns tief im Herzen eingeprägt. Darum will ja die neuere Wissenschaft das Weiterleben der Menschen auch erkenntnismäßig nachweisen. Spiritismus und Okkultismus wollen das übersinnliche und das Unsichtbare und das bleibende Wesen im Menschen wissensmäßig nahebringen. Das kann man. Das Weitersein und Weiterleben ist eben Tatsache. Wer es aber auf irgendeine natürliche Weise ergründen will, kann es nur in Verbindung mit der Finsternis tun. Gott offenbart Sich nur in Christus durch Wort und Geist. W a h r h e i t s m ä ß i g gibt es keinen anderen Weg. Darum fallen die Selbstwege des menschlichen Beweisens in viel Irrtum, Lüge und Verführung. Aber die eine Tatsache des Weiterlebens, die ist wahrhaftig wahr. Die brauchen wir gar nicht bewiesen zu bekommen, die trägt jeder in sich. Nur sollten wir die innere Wahrheit ganz hören? Unser Inneres hat eingeschrieben das Gesetz Gottes; und unser Gewissen und die verklagenden Gedanken sagen uns, dass wir es nicht gehalten haben, und dass deshalb Tod und Gericht unser Teil seien.

„Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, danach aber das Gericht.“ Das ist die allen Kreaturen innewohnende, allgemeine Wahrheit. Darum ist die Tatsache und Wahrhaftigkeit des Weiterlebens für den Menschen so furchtbar. Darum suchen alle nichtchristlichen Nationen, auf irgendeine Weise diese Tatsache aufzuheben - durch Opfer oder durch was es auch sei. Darum sucht auch der Unglaube, diese Tatsache aufzuheben und ein Aufhören oder Vernichtetwerden an die Stelle zu setzten. Dass auch bibelgläubige Leute ein endliches Vernichtetwerden der in die Straforte Verdammten annehmen, ist unbegreiflich und völlig widerbiblisch. Was göttlich ist, kann nicht vernichtet werden, es kann nur unter den Feuereifer Gottes gestellt, oder gerettet werden von Gott Selbst. Etwas anderes ist nicht möglich, sonst müsste Gott Sich Selbst oder doch einen Teil von Sich Selbst vernichten. Man will, von dieser unbiblischen Lehre von der Vernichtung der Unendlichkeit, der Höllenstrafen aus dem Wege gehen, weil man die klaren, hellen Bibellinien von der Allrettung durch die Feuergerichte hindurch nicht sieht. Doch davon später.

Hier nur die Tatsache, dass Weiterleben, ja Weiterleben in einem Todes- und Gerichts-Zustand ein allgemein menschliche Wissen ist. Natürlich sucht nun die Menschheit auf die verschiedenste Weise, das Gerichtliche dieses Weiterlebens zu entfernen und ein seliges Weiterleben an die Stelle zu setzen. Das gelingt ihr natürlich durch all ihre Werke und Philosophien nicht. Darum ist gerade dieses Wissen um todesmäßiges, gerichtliches Weiterleben ein Hauptanknüpfungspunkt für die Predigt des Evangeliums. Wir dürfen in diesem Stück nie mit den Menschen disputieren; das wissen sie. Sterben, Weiterleben, Gericht gehören zu den Geschöpfes-Axiomen, d. h. zu den ewigen, unzerstörbaren Grundlagen dieser Sündenwelt. Darum aber eben ist die Predigt von der Auferstehung, von der Auferstehung in Christus, n i c h t die Predigt des W e i t e r l e b e n s. Dies letztere ist eine Sache der Anfangsgründe dieser Welt. Das Evangelium sagt „j a“ dazu und bestätigt es, wie es den Gesamtzustand der sündigen Wirklichkeit bestätigt. Es möchte ihn aber in seiner Furchtbarkeit aufheben.

Die Predigt von der Auferstehung

So ist die Predigt des Evangeliums von der Auferstehung nach der e i n e n S e i t e hin geradezu die Aufhebung des allgemein natürlichen Weiterlebe-Glaubens mit seinem Gericht. Anderseits allerdings bestätigt und vertieft das Evangelium auch das Gericht des Weiterlebens für die Ungläubigen. Das ist nun eine sehr bedeutungsvolle Sache, dass wir das Weiterleben nach dem Tode und sein Gericht als eine Allgemeinsache der Kreatur wissen, welche wir einfach voraussetzen, auffrischen und lebendig machen dürfen. Der biblische Auferstehungsglaube und die Auferstehungspredigt ist die göttliche, überreiche Antwort auf diesen Sünden- und Gerichts-Tatbestand des Weiterlebens der Kreatur. Dass diese christliche Auferstehungspredigt als eine einfache „Weiterlebe-Predigt“ von Millionen gefasst wird, ist ein Zeichen dafür, auf welchen niedrigen Naturboden trotz aller Predigt die Millionen noch stehen. Darum jubeln sie auch jedes Frühjahr dem Auferstehen der Natur zu, ohne zu bedenken, dass das alles über ein Kleines wieder in den Tod sinkt, also nach einer wahrhaftigen, bleibenden Auferstehung geradezu schreit. Die predigen nun wir Christen in u n s e r e r Auferstehung: „Wir warten eines neuen Himmels und einer neuen Erde.“

So ist also die gläubige christliche Auferstehungshoffnung nicht Glauben an ein Weiterleben, am wenigsten an ein solches unter Gericht, wie könnte sie sonst trösten? Sie ist aber auch nicht der Glaube an ein seliges W e i t e r l e b e n in einer anderen Welt. Mit einer ungeheuren Kühnheit der Selbsttäuschung stehen Millionen in dem Glauben „Drüben ist’s gut“. Mit einer zu bewundernden Selbstverständlichkeit schreiben sie auf ihre Gräber: „Auf Wiedersehn!“ Sie fragen nicht „Wo?“, sie fragen nicht „Wie?“, sie nehmen einfach an, des wird schon schön und gut werden. „Über den Sternen ist Frieden“, meinen sie. „Er hat ausgekämpft“ sagen sie, wenn einer nach harten Tagen gestorben ist. Auch die meisten Herkommens-Christen stehen in solchem Wahn. Sie stellen sich die Gestorbenen selig beim Heiland im Himmel vor. Wo war Buße? Wo war Glaube? Wo war neues Leben? Wo war ein Eigensinn Christi? Sie lassen dahinten und beachten nicht das Schwerste - das Gericht! Gewisslich wird eine gar mannigfache Verschiedenheit im Totenreich sein - erträglicher und unerträglicher - aber im Totenreich ist alles, was keinen persönlichen Heiland hat. Und „ein Warten des Gerichts“ hat alles, was nicht aus Gott geboren ist. Ein solches allgemeines Seligkeits-Weiterleben predigt das Evangelium nicht, und die Auferstehungsbotschaft in Christus ist eine ganz andere.

Die Auferstehung des Gottesrates in Christus ist auch nicht bloß eine einfache, sondern, wie wir noch sehen werden, eine mehrfache und verschiedenartige. Die meisten sogenannten Christen glauben mit dem Glaubensbekenntnis: „Aufgefahren gen Himmel, von dannen Er kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Toten.“ Sie meinen, es sei nur e i n Auferstehungstag, an welchem alles, was gelebt, heraustritt ins jüngste Gericht und dann sortiert wird in rechts und links, zu ewiger Seligkeit oder ewiger Verdammnis. So sagt die Schrift nicht. Bei ihr ist auch die Auferstehung, wie alles göttliche, reich und mannigfaltig gegliedert.

Auferstehung zur Erde

Wer wissen will, was nach der Heiligen Schrift „Auferstehung" heißt und ist, muss sich zunächst, und vor allem am Heiland orientieren. Da hat nun die biblische Auferstehung, wenn wir so sagen dürfen e i n e n starken E r d g e r u c h. Es handelt sich in der Auferstehung um etwas, was für d i e s e Welt und E r d e geschieht. Der auferstandene Heiland ist auf diese E r d e auferstanden. Er hätte ja ebensogut, nach m e n s c h l i c h e m Denken, in die unsichtbare Herrlichkeit hinein auferstehen können und von dort aus wirken, wie Er es ja auch tut durch den Heiligen Geist. Aber er ist auf diese Erde zurückgekommen, worauf Evangelium und Apostel den allergrößten Wert legen. Den ersten Gläubigen in Christus war das auch eine Hauptsache. Deswegen waren sie sehr traurig, als etliche der Gläubigen starben. Ihre Lebenshoffnung war eine ganz diesseitige. Sie warteten auf das Kommen ihres Heilands auf diese Erde zurück und warteten bei Seiner Rückkunft und Ankunft bei den Seinen auf ihre ganze und volle Ausgeburt. Und hier auf Erden dann mit dem Herrn das Reich Seiner Königsherrschaft zu erleben, war ihre Hoffnung.

Darum meinten sowohl die Korinther wie die Thessalonicher, die G e s t o r b e n e n in Christus kämen hinten dran, weil sie nicht mehr auf Erden wären bei der Wiederkunft des Herrn. Der Apostel muss sie in 1Kor 15 und 1Thes 5 trösten, dass die Entschlafenen so sicher mit dem Heiland wiederkämen, als Er selbst nach Tod und Grab wiedergekommen sei. Er verfehlt aber nicht zu offenbaren, dass ein Teil der Gemeine, nämlich bei der Wiederkunft des Herrn noch Lebende, werde ohne Tod verwandet werden. Die Auferstehung der ganzen Gemeine geschieht f ü r diese W e l t und i n diese W e l t hinein. Das Sterben und beim Herrn drüben warten auf den Tag der Erscheinung ist nur ein Zwischenstand. Und so ist alles Auferstehen ein Zurückgeführtwerden i n diese W e l t.

Auch die am jüngsten Gerichtstage Auferstehenden gehen nach ihrem Gericht alle in diese Welt ein. Dabei ist natürlich zu bemerken, dass nach der Schrift auch die Erde selbst aufersteht. Schon im Königreich Christi werden die Erd-Verhältnisse ganz andere sein als jetzt, und nach dem jüngsten Gericht wird die neue Erde durch Feuer herausgebildet sein. Aber immer wird die Erde der Wohnplatz der Auferstanden sein - der Seligen, wie der Unseligen. Auferstehung und Erde sind unzertrennlich.

Dann ist Auferstehung g e i s t -l e i b l i c h e Verklärung, mit der Erde zusammenhängend, hat es immer auch mit dem Leib zu tun. Der Heiland ist geist-leiblich verklärt erstanden. Auferstehung nach der Schrift ist nie nur etwas Geistiges oder Seelisches. In 1Kor 15 handelt es sich hauptsächlich um die Leiber. Die Gedanken Gottes in Christus laufen auf die verklärte Geist-Leiblichkeit hinaus. Wenn die Geister reif sind, in Licht und Finsternis, so bilden sich nach ihrem Geistesprinzip verschiedene Leiber - Licht-Leiber oder Finsternis-Leiber, wobei diese letzteren, wie wir später noch sehen werden, nur Durchgangsleiber sind. Im jüngsten Gericht gibt es solche Leiber ewiger Schmach und Schande, welche dem Ich-Geistesprinzip der Betreffenden entsprechen. So ist der biblische Begriff der Auferstehung stets und immer ein geistleiblicher, wobei das G e i s t e s p r i n z i p, gut oder böse, göttlich oder selbstisch, s o l a n g e es noch b e i d e geistigen P r i n z i p i e n gibt, das leibbildendes und körperschaffendes ist.

Wir haben eben gesagt, „solange es noch beide Prinzipien gibt“ - es gibt sie nämlich nach der Schrift nicht immer. Die ganze geistleibliche Auferstehung auf diese Erde zurück, hängt nach der ganzen Bibel i n C h r i s t u s. Gleich wie a l l e r T o d in Satan hängt, also dass die Schrift in ihm den Tod personifizieren kann und von ihm sagen kann, er sei der, welcher des Todes Gewalt habe, und wiederum: der letzte Feind, welcher außer Gewalt gesetzt wird, i s t der T o d. Ist der Sohn Gottes das Leben, so ist der Feind der T o d. Ausdrücklich heißt es in Mt 13 im Gleichnis vom Unkraut der Satan: S e i n F e i n d. Natürlich ist Satan, bei aller seiner Größe und Macht, niemals dem Sohne Gottes ebenbürtig. Der Sohn Gottes ist Gott aus Gott, Satan ist und bleibt Kreatur und Geschöpf. Darum i s t und w i r d er auch überwunden. Da stellt nun die Bibel a l l e Auferstehung i n C h r i s t u s. Ohne Christus, den Heiland, gibt es keine Auferstehung. Ohne Christus, liegt alles im Tode, und ohne Christus würde es niemals vom Tode auferstehen.

Die Botschaft der Schrift

Der ewige Sohn Gottes musste Mensch werden. Er musste Sich zwischen Gott und Teufel stellen und zwischen Gott und alles Gefallene. Da musste Er Sich zur Sünde machen lassen und alles Feuergericht Gottes tragen, in welchem Gottes Wesen sich gegenüber der Sünde auswirkt. Und Er hat’s getragen, nachdem Er ohne Sünde durch dieses Leben gegangen. Und Er hat auch den Tod getragen, und hat im Totenreich in eigener Person den Tribut bezahlt. Da hat Ihn der Vater auferweckt und hat Ihn geistleiblich verklärt, zur Rechten Seiner Majestät gesetzt, und nun ist Er, der Erstandene, Ursache und Quell aller geistleiblich-verklärten Auferstehung auf dieser Erde, die selbst auch verklärt wird, zurück. Aber E r und Er a l l e i n, der für uns Gestorbene und Auferstandene ist Ursache aller Auferstehung. Außer Ihm waltet der Tod bis in den andern Tod hinein. Also, wer keinen Heiland hat, darf nicht auf selige Auferstehung hoffen. Christus ist nach vollbrachter Versöhnung das geöffnete Lebensreservoir für alle ins Sündenwesen hineingezogene Kreatur. Und fürwahr, es ist alles hineingezogen worden. Auch die Got treu geblieben Engel sind durch den Satansriss gestört worden und mussten wieder mit hineinversöhnt werden durch den Herrn.

Nach der Himmelfahrt, wo der geistleiblich-verklärte Herr durch sie hindurch gefahren ist, sind auch in sie neue Lebens- und Auferstehungskräfte hineingekommen. So kommt nichts und auch gar nichts zu geistleiblich-verklärter Vollendung ohne den Herrn Jesus Christus. Das ist die Auferstehung, die wir predigen - n u r durch I h n. - Das ist der große Unterschied von aller weltlichen Weiterlebe-Hoffnung, dass die biblische Auferstehung voll und ganz im menschgewordenen, leidenden, sterbenden und erstandenen Christus liegt. Hier wird voller Ernst gemacht: „Es ist in keinem anderen Heil!"

Aber das ist nun die weitere, klare und helle Botschaft der Schrift, dass in diesem Heiland für A l l e Auferstehung des Lebens und der Herrlichkeit bereit sei! Wir müssten die ganze Schrift hier abdrucken, wollten wir Schriftstellen anführen. Hören wir nur den Römerbrief: "Wie nun durch eines Sünde die Verdammnis über alle Menschen kommen ist, also ist auch durch eines Gerechtigkeit die R e c h t f e r t i g u n g des L e b e n s über a l l e M e n s c h e n gekommen.“ „Wo die Sünde mächtig geworden ist, da ist die Gnade drüber mächtig, dass g l e i c h w i e die Sünde geherrscht hat in dem Tode, s o a u c h die Gnade herrsche durch Gerechtigkeit z u m ewigen L e b e n durch Jesum Christum“ (Röm 5). Hören wir den ersten Korintherbrief: „Durch einen Menschen kommt der Tod, durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. Gleichwie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden.“ „Der letzte Feind, der außer Gewalt gesetzt wird, ist der Tod.“ „Und Gott wird alles in allem“ (1Kor 15).

Lesen wir Phil 2, und hören wir Kolosser und Eph 1. Kol 1:20: „Das All soll durch Ihn versöhnt werden zu Ihm Selbst, es sei auf Erden oder in den Himmeln." Eph 1:10: „Das All soll durch Ihn zusammengefasst werden, im Himmel und auf Erden.“ - So klingt’s durch die ganze Bibel. Und der Psalmist weiß es schon im letzten Vers, dass alles, was Odem hat, lobt noch den Herrn. Der Rat Gottes geht wurzel- und zielmäßig aufs Ganze. Das ist das furchtbarste Gericht für alle Halsstarrigen, dass sie endlich doch noch kommen, und in Jesu auferstehen - und das frei im Glauben. Aber das alles geht nun wachstümlich, stufenweise, in göttlichen Zeitaltern. Weil niemand gezwungen wird, sondern nur immer Evangelium verkündigt wird, durch Gericht hindurch, so geht es langsam und langwierig. Aber es geht: „Des Herrn Rat ist wunderbar, aber Er führt alles herrlich hinaus.“ Und weil alles durchgerichtet werden muss, so geht es bei vielen tief, und immer tiefer.

Der Erstling aller Auferstandenen

Der Erstling aller Auferstandenen - der Erstling aller geistleiblich verklärt auf diese Erde Zurückgekommenen - ist Christus. Er ist der Erstling der Durchgerichteten. Er hat den Sündenleib angenommen und keine Sünde getan. Er hat das Gesamtgericht aller Kreatur getragen. Er hat als der Träger des Gotteslebens den Tod geschmeckt. Dann ist Er hervorgedrungen, und sitzt nun als Inhaber aller Gewalt zur Rechten des Vaters - der Erstandene. Er ist das Haupt. Nun sucht Er den Leib. - Es geht Kindschaftsbotschaft aus - seit zweitausend Jahren glauben aus Juden und Nationen viele - im Verhältnis zum Ganzen wenige. Ihr lebendiger Glaube, ihre lebendige Hingabe an Christum ist der Anfang ihrer Auferstehung. Was Christus gehört und in Ihm ist, das ist aus Gott geboren. Und diese Gläubigen, die sind mit Christus gestorben und mit Ihm wieder auferstanden. Sie sind vom Tode zum Leben hindurchgedrungen. „Seid ihr nun mit Christus auferstanden“, so heißt es von ihnen, „so suchet, was droben ist, da Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes.“ In diesen Heiligen des Herrn lebt und wächst der neue Mensch, der geistleiblich erstandene. Der Auferstehungsschöpfer ist nach Röm 8 der Heilige Geist.

Viele dieser Erstandenen in Christo sind schon gegangen, und gehen noch durch den leiblichen Tod. Sie gehen noch durch denselben zu ihrem Erstling, Christus, und warten und wachsen dort. Viele sind gewiss schon reif und harren nur des zusammenfassenden Tages. Sie warten alle, hüben und drüben, auf e i n e n T a g, auf den Tag der Parousie oder Gegenwärtigmachung Christi. Paulus sagt, dieser Tag sei in der Zeit der letzten, das ist doch wohl nach der Offenbarung Johannes der s i e b e n t e n P o s a u n e. Auch der 1Thes 5, weist uns auf diese Posaune. Ob nun sofort zu Anfang dieses Zeitabschnittes die Gemeine vom Herrn gesammelt wird, und ob die ganzen folgenden Kapitel der Offenbarung nur von Juden und Heiden handeln; ob die Gemeine die antichristliche Zeit ganz oder teilweise noch erlebt, darüber hat der Schreiber noch keine ganze Klarheit. Eins ist sicher, dass Offb 19:11ff., in der Offenbarung der Herr Seine Heiligen mitbringt, also müssen dieselben zwischen Offb 11 und Offb 19 zu Ihm gekommen sein.

Das ist nun die zweite Reihe der Auferstehung - nach dem Erstling Christus kommen die, welche Christi eigen sind, wenn Er kommt in der Parousie. Von da an geht es dann, wie die Schrift, sonderlich auch 1Kor 15, sagt, zur schrittweisen Untertanmachung aller von unten machthabenden Obrigkeiten und Gewalten. Hier liegt zunächst die Zeit des Königreiches Christi, oder des sogenannten tausendjährigen Reiches. Am Anfang desselben ist die Erstauferstehung oder die Auferstehung der Gerechten. Das ist die Auferstehung aller gläubigen Knechte aus dem Judentum. Wer Hes 37 nachdenklich liest, muss an die Auferstehung in Israel glauben. Wenn man hört, dass Auferstandene nach Christi Auferstehung in die heilige Stadt kamen und vielen erschienen, so ist da der Anfang der Auferstehung, welche mit dem Königreich Christi verbunden ist.

Ziel der Auferstehung

Dass das tausendjährige Reich die Welt hüben und die Totenwelt drüben umfasst, ist wohl klar, weil alle Offenbarungen Gottes alles umfassen. Es ist auch zu bemerken, dass im jüngsten Gericht (Mt 25) keine Juden sind, sondern nur Nationen: „Alle Nationen werden versammelt.“ Auch steht geschrieben, das Gericht beginne am Hause Gottes, da hat es zunächst an Christus begonnnen, dann an der Gemeine, dann geht es weiter an den Juden. Das Gleichnis von den Knechten und Pfunden (Mt 25), welches vor dem jüngsten Gericht steht, weist auf ein solches Gericht über die Juden, welche als Knechte Gottes im tausendjährigen Reich Dienst taten, hin. All das zusammengenommen, hätten wir dann an eine Auferweckung von Juden am Anfang des Königreichs Christi zu denken, die dort als Knechte Gottes eintreten, und am Schluss des Königreiches an ein Gericht über die Knechte.

Zum jüngsten Gericht, in welchem die Gläubigen aus Juden und Nationen Mitrichter, die treu erfundenen Juden eine Art Beisitzer wären, würden dann alle aus den Nationen zusammen auferstehen. Bei dieser Auferstehung zum jüngsten Gericht, nach dem gewatligen Appel des Königreiches Christi, gibt es dann noch viele, welche in Leibern des Finsternis-Wesens auferstehen. Diese gehen in ihre Gerichtsorte, welche, wie ein erleuchteter schwäbischer Gottesmann meint, einst den Untergrund der neuen Erde bilden. Diese Gerichtw sind schrecklich, weil man in ihnen nicht Heil ergreifen kann, wie man will. Da kommt man nicht heraus, bis der letzte Heller bezahlt ist. Diese Gerichte werden so verhängt, wie sie jeder braucht. Das ist die Gerechtigkeit Gottes. In ihnen stirbt der Wurm nicht, und das Feuer verlöscht nicht, denn sie müssen durchgehalten werden. Aber alle Gerichte Gottes sind nie Endziel, sondern Durchgangsmittel.

Der letzte Feind, der außer Macht und Kraft gesetzt wird, ist der Tod. Schritt für Schritt laufen auch diese Gefängniszeiten ab, so gewiss als die jetzt schon zweitausendjährige jüdische abläuft, und die Geister wenden sich zum Herrn, und gehen in Ihm in die geistleibliche Verklärungs-Auferstehung ein. Aber schrecklich ist’s in die Hände des lebendigen Gotte zu fallen, und dann endlich doch noch die Gnade zu ergreifen, die man immer wieder ausgeschlagen hat. Das geht so lange, bis dem Heiland alles untergetan ist. Es ist ganz klar, dass dem Heiland mit den Wundmalen in Händen und Füßen, alles nur versöhnt untergetan sein wird. Wohl kann er richten, aber nicht vernichten. Und wenn Er endlich alles dem Vater zu Füßen legt, wäre es doch unbegreiflich, wenn Er Millionen unerlöst bringen müsste. Die wären doch auch nicht untertan. Ihr Wesen wäre gerade das des Nichtuntergetaneins. Aber alle Zungen bekennen noch, dass Er der Herr sei, zur E h r e des V a t e r s. Ja, dann kann Gott sein alles in allem. „Es kann nicht Ruhe werden, bis Jesu Liebe siegt,“ und es wahr ist: „Wo die Sünde mächtig geworden ist, da ist die Gnade n o c h übermächtiger.“ Das ist Ziel und Kraft der Auferstehung in Christus.

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9. Der über den Wassern brütende Geist