Die Überwinder in der Bewährung

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 2
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

65. Die Überwinder in der Bewährung

In den sieben Sendschreiben der Offenbarung sind die Überwinder siebenmal angezeigt. Sehr wichtig! Das kündigt die göttliche Originalität der Überwindung an. - Damit wir sie in ihrer gottgewollten Bedeutung vor Augen haben, führen wir sie hier wörtlich an:

  1. Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem Holz des Lebens, das im Paradiese Gottes ist.
  2. Wer überwindet, dem soll kein Leid geschehen von dem anderen Tode.
  3. Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem verborgenen Manna, und will ihm geben einen weißen Stein, und auf dem Stein einen neuen Namen geschrieben, welchen niemand kennt, denn der ihm empfängt.
  4. Wer überwindet, und hält meine Werke bis ans Ende, dem will ich Macht geben über die Heiden. Und er soll sie weiden mit einem eisernen Stabe, und wie eines Töpfers Gefäße soll er sie zerschmeißen.
  5. Wer überwindet, der soll mit weißen Kleidern angetan werden, und ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens, und will seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln.
  6. Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes, und soll nicht mehr hinausgehen; und will auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen des neuen Jerusalem, der Stadt meines Gottes, die vom Himmel hernieder kommt von meinem Gott, und meinen Namen, den neuen.
  7. Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Stuhl zu sitzen, wie ich überwunden habe und bin gesessen mit meinem Vater auf seinem Stuhl.

Wenn wir uns die hier angezeigten Überwinder in ihrer ursprünglichen und ewig gültigen Heilsbedeutung ansehen, dann erkennen wir eine unbeschreiblich erhabene Heils-Herrlichkeit und eine dringende und zwingende Heils-Dienlichkeit, die allen zuteil wird, die tatsächlich Überwinder sind. Aber Überwinder müssen sie sein, d.h. sie müssen klar und wahr standhalten und bestehen in den Kämpfen, Nöten, Anfechtungen, Versuchungen, Bedrängnissen usw. Sie müssen stehen in der Kraft und in der Würde ihres Herrn. - Wohlgemerkt: Die Ekklesia (= Herauswahl) stellt die Menschen, die in den Kämpfen (und nur in den Kämpfen) sich als Überwinder erweisen; bei denen das Wort wahr wird: „Selig der Mann, der die Anfechtung erduldet; denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, welche Gott verheißen hat denen, die ihn lieb haben“ (Jak 1:12).

Die sieben Sendschreiben

Die sieben Sendschreiben zeigen aber auch, dass die Ekklesia in ihrer Auferbauungszeit durch ganz gewaltige Kämpfe hindurch muss. Diese Kämpfe sind freilich auch enorm zunehmend in der Versuchung, und gereichen den Kämpfern zur höchsten Gefahr. Die in den Sendschreiben angedeutete Geschichte der Gemeinde (oder auch Kirche) ist ein Beweis für die starke Einwirkung der Versuchung. Sehen wir uns bitte nur die erste und die letzte Gemeinde an. Für die Gemeinde in Ephesus wird gesagt: „Ich weiß deine Werke und deine Arbeit und deine Geduld, und dass du die Bösen nicht tragen kannst; und hast versucht die, so da sagen, sie seien Apostel, und sind’s nicht, und hast sie als Lügner erfunden; und verträgst und hast Geduld, und um meines Namens willen arbeitest du und bist nicht müde geworden.“ Für die Gemeinde Laodizea heißt es schon: „Ich weiß deine Werke, dass du weder kalt noch warm bist. Ach, dass du kalt oder warm wärest! Weil du aber lau bist und weder kalt noch warm, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde. Du sprichst: Ich bin reich und habe gar satt und bedarf nichts; und weißt nicht, dass du bist elend und jämmerlich arm und bloß. Ich rate dir, dass du Gold von mir kaufst, das mit Feuer durchläutert ist, dass du reich werdest; und weiße Kleider, dass du dich antust und nicht offenbart werde die Schande deiner Blöße; und salbe deine Augen mit Augensalbe, dass du sehen mögest.“ - Sehen wir hier das fatale Herabfallen und Abfallen der „Überwinder“ in der Versuchung? Ein Großteil der Überwinder (Groß-Teil ganz groß geschrieben) sind der Versuchung erlegen, und sind in der totalen Verwirrung und Verirrung. Abfall!

Eine Zwischenbemerkung: Die sieben Sendschreiben wollen viele Bibelausleger nicht als die Gemeinde- oder Kirchengeschichte gelten lassen, sondern sehen darin die Endgeschichte Israels. Man weist darauf hin, dass da nur israelitische Merkmale genannt sind. Auch zeigt man an, dass eine Gemeinde von den sieben noch nicht da war und erst kommen wird. Also Endgeschehen. Diese Annahme ist nicht stichhaltig, weil „der Tag des Herrn“, d.h. die Endgeschichte Israels und der Welt erst „danach“ (nach der Gemeindezeit) beginnt. Lies Offb 4:1! Auch sind da Merkmale genannt, die nur die Gemeinde als den Leib Christi (den Fülle-Christus) betreffen. Darüber einmal in einer speziellen Abhandlung. - Sehr zu beachten ist auch der wichtige Vermerk in dem Sendschreiben: „Dieweil du hast bewahrt das Wort meiner Geduld, will ich auch dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die kommen wir über den ganzen Weltkreis, zu versuchen, die da wohnen auf Erden“ (Offb 3:10). Also, die Gemeinde Jesu Christi hat Versuchungszeiten. Sie wird aber bewahrt vor der „Stunde der Versuchung über den ganzen Weltkreis“ die am Gipfelpunkt der Antichristenzeit liegt. Bei diesem Geschehen ist die Ekklesia in der „Heraus-Bewahrung“ vor dem Preisrichterstuhl Christi. - Auch Paulus spricht davon: „Und zu warten seines Sohnes vom Himmel, welchen er auferweckt hat von den Toten, Jesum, der uns von dem zukünftigen (endgeschichtlichen) Zorn erlöset“ (1Thes 1:10).

Kehren wir zurück zu der Betrachtung der Überwinder. Zweifellos ist die Gemeinde Jesu Christi auch zu ihrer Zeit einer beständig wachsenden Versuchung ausgesetzt. Sie hat sich zu bewähren. Uns muss aber die Art und Weise der Versuchung klarwerden. Darauf kommt es an. Wenn wir nämlich die Sonderheit der Versuchung nicht erkennen, dann kann es geschehen, dass wir die Versuchung übersehen und ihr erliegen. - Leider ist es vielfach so.

Welcher Art ist die Versuchung?

Etwa so, dass die Gläubigen dem nackten Teufel (mit Hörnern und Pferdefüßen) ausgesetzt sind? Solche Versuchung wäre im gewissen Sinne harmlos, denn sie ist zu offensichtlich und darum leicht erkennbar. Nein, die in der Offenbarung genannte Versuchung sieht ganz anders aus. Schauen wir uns bitte die sieben Sendschreiben an. Im ersten Sendschreiben (am Anfang der Gemeindegeschichte) ist der Widerstand gegen die Versuchung noch am echtesten. Wem haben da die Christen widerstanden? „Ich weiß deine Werke und deine Arbeit und deine Geduld, dass du die Bösen nicht tragen kannst; und hast versucht die, so da sagen, sie seien Apostel, und sind’s nicht, und hast sie als Lügner erfunden“ (Offb 2:2). Was wird aber diesbezüglich im letzten Sendschreiben (am Ende der Kirchengeschichte) gesagt? „Ich weiß deine Werke, dass du weder kalt noch warm bist. Ach, dass du kalt oder warm wärest! Weil du aber lau bist und weder kalt noch warm, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde. Du sprichst: Ich bin reich und habe gar satt und bedarf nichts; und weißt nicht, dass du bist elend, arm, blind und bloß. Ich rate dir, dass du Gold von mir kaufest, das mit Feuer geläutert ist, dass du reich werdest und weiße Kleider, dass du dich antust und nicht offenbart werde die Schande deiner Blöße; und salbe deine Augen mit Augensalbe, dass du sehen mögest“ (Offb 3:15-18).

In dieser Versuchungs-Darstellung, die wir hier nur aus dem ersten und dem siebten Sendschreiben uns vorgestellt haben, erkennen wir genauestens, dass die Versuchung der Gläubigen im geistlichen Raum ist, und mit biblisch frommen Belangen operiert. Hier ist der Durcheinanderwerfer nicht offen, sondern maskiert und fungiert als „Engel des Lichts“. - Wohl werden in den Sendschreiben schwere sittliche und moralische Entgleisungen angezeigt. Sie tun sich selbstverständlich in der Ausreifezeit auch kund. Aber in erster Linie, d.h. im Beginn sind die Versuchungen bei den Frommen frommer Art. Die Lüge beginnt an der Wahrheit; die Entgleisung beginnt an der geraden Spur. Die Versuchung ist da am höchsten und gefährlichsten, wo der Versucher sich dem Versuchten am besten anpassen kann. Höre: Der Ursprung der Versuchungen ist im Heiligtum.

In der Gemeinde- und Kirchengeschichte

Das ist die Grundnot immer gewesen und wird im Ende der Gemeinde- und Kirchengeschichte in der größten Kraft offenbar werden. Luther hatte recht: „Groß Macht und viel List, sein grausam Rüstung ist.“ Weithin übersieht man heute den Grundsinn der Begriffe „warm oder kalt“. Man ist mit dem „lau“ (Lauheit) sehr zufrieden und rühmt sich der großen Gottseligkeit, wenn eben das laue Wesen noch da ist. Ja, man liebäugelt mit der Lauheit ganz bewusst und schätzt sie sogar, weil sie dem adamitischen Wesen entspricht. Der alte Adam wird gerade „den Schein des gottseligen Wesens“ als die genügende Heiligkeit ansehen und sogar anpreisen.

Man bedenke auch die Tatsache, dass die Sendschreiben, als die eigentliche Darstellung der Kirchengeschichte, nicht die atheistischen oder nihilistischen Merkmale aufzeigen. Die sind selbstverständlich in der Welt auch vorhanden, denn der Abgefallene fällt bis in den tiefsten Grund und liebt die Grund-Verhältnisse. Aber im Raum der angefochtenen Gemeinde ist der Atheismus am Platze. Das ist der Gottglaube ohne die gottgewollte Heilshilfe des Sohnes Gottes. Gott, Gott, und nochmals Gott. Von dem wird viel gesprochen, und sein Name wird viel genannt. Das „mein Gott“ ist oft der sinnloseste Ausspruch. Aber Gottes Erlösung durch Jesus Christus wird immer fremder und unbekannter. Erlösung? Nun, die hat er vollführt. Die nehmen wir sogar in Anspruch, denn er hat sie für uns vollführt. Und nun mag der „liebe Gott“ zufrieden sein, dass wir infolge seiner Erlösung so sind, wie wir sind.

Kampf dem Lamm

In dieser Weise besteht die Versuchung. In dieser Weise lässt sich die Welt-Christenheit führen, führen bis zum Laodizea-Verhältnis. - Gekennzeichnet mit dem Begriff: „lau“ oder „Ich bin reich und habe gar satt und bedarf nichts.“ Der Abschluss dieses Verhältnisses ist nicht nur die bleibende Lauheit, mit der der „liebe Gott“ fertig werden soll, sondern: „Diese werden streiten mit dem Lamm“ (Offb 17:14). Hier ist die Laodizea-Geschichte in der Vollreife. - Merken wir uns: Nicht Kampf gegen Gott (höheres Wesen), sondern Kampf gegen die Er-Lösung Gottes, die durchgeführt wird allein durch Jesus Christus, den Sohn Gottes. „Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt.“ Dieses Lammes-Angebot und diese Herausforderung zu der Lammes-Gestalt ist das Unerträgliche. Darum Kampf, bewusster Kampf der Erlösungstat des Lammes.

Jetzt sehen wir die Überwinder in einem ganz anderen Licht. Nachdem wir uns die Struktur und das Wesen der Versuchung angesehen haben, begreifen wir um so deutlicher die Art und Weise der Überwindung. Der Überwinder beginnt nicht im Raume des Atheismus oder sogar Nihilismus, sondern im Raume des Theismus, richtiger gesagt im Raume des Liberalismus, Liberalismus im Geiste der „entmythologisierten Bibel“. Da braucht man weder kalt noch warm zu sein. Da ist die Lauheit ein durchaus ausreichendes und angenehmes Klima. Vollauf genügt da das Wissen (Rationalismus) um die Gottheit unter uns. „Ihr werde sein wie Gott.“ - Laodizea im wahrsten Sinne des Wortes. Wir müssen uns zwangsläufg mit dem Laodizea-Wesen beschäftigen, um den Überwindungscharakter der Überwinder verstehen zu können. Überwinder in der Bewährung!

Die Überwinder

In diesem Lebensbezirk haben die Überwinder sich zu bewähren. Mit anderen Worten: In der Zeit des Liberalismus werden sich die Überwinder standhaft und zeugenmäßig verhalten müssen. In welcher Zeit sieht das prophetische Wort den Laodizea-Liberalismus. Nun, in der Endzeit. Warum in der Endzeit? Die Gegenfrage: Kann sie nicht schon heute sein, mindestens in den klaren Anfängen? Als Antwort ein „kleines“ Beispiel, das als „Bei-Spiel“ bewertet werden muss:

Das Hamburger „Sonntagsblatt“ hat in der Weihnachtsnummer 1960 einen Artikel gebracht, betitelt: „Der Sohn und die Söhne“. Geistig gesehen hoch, geistlich gesehen niedrig. Genau gesagt: Liberal bis dort hinaus. Darauf haben zwei in gläubigen Kreisen bekannte Pfarrer in dem „Sonntagsblatt“ einen entsprechenden Gegenartikel bringen wollen. Sie haben sich darum sehr bemüht. Ohne Erfolg. Es blieb ihnen nur übrig, mit einem Rundschreiben alle Kollegen anzusprechen. Der summarische Erfolg? Schweigen, Schweigen, Schweigen von oben bis unten. Ein vielsagendes Schweigen.

Was bedeutet das Schweigen in diesem Falle? Etwa eine allgemeine Interesselosigkeit dem Liberalismus gegenüber? Man überlege, ob das eine Interesselosigkeit ist, oder eine bewusste Interessenwilligkeit! Ist dieses Schweigen nicht ein klares Ja zu einem verfälschten Vorhaben?

Lassen wir uns diese ganze ernste Frage von Gott beantworten. Sein prophetisches Wort ist und bleibt ein „Licht auf unserem Wege“. Er täuscht uns nicht. Er ist uns gegenüber auch in seiner Forderung nicht freisinnig. Er liebt die Wahrheit, denn Er ist die Wahrheit. Er sagt uns durch die sieben Sendschreiben: Das Ende der Kirchengeschichte ist das Laodizea-Christentum. Das ist liberal, rational entmythologisierungssüchtig, mit der überzeugten Aussage: „Ich bin reich und habe gar satt, und bedarf nichts!“

Hier leuchtet ganz klar die gegenwärtige Aufgabe der Überwinder auf. Sie besteht nicht in dem „Schweigen“, sondern.... Hier leuchten die Lebensumstände der Überwinder auf: Kampf! Hier leuchtet das Lebensresultat der Überwinder auf: Bewährung! Höre: Nur die bewährten Überwinder können in der unwahren Zeit die echten Zeugen sein. Und sie zeugen! „In Wort und Werk und allem Wesen, sei Jesus und sonst nichts zu lesen.“ Die Überwinder werden in ihrer Bewährung demnächst sich noch weit mehr bewähren müssen, weil der „Kampf gegen das Lamm“ im eiligen Anstieg ist. Und da gilt es: „Ihr sollt meine Zeugen sein!“ Überwinder, bleibt im Lammeswesen, aber opfert euch! So ist die Bewährung bestätigt.

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