Die Träger der göttlichen Natur

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Abschrift des Buches: Der da war, und der da ist und der da kommt!
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Aus dem Gemeinschaftsblatt für innere Mission Augsb. Bek.: "Reich-Gottes-Bote“ (1918-26)
Selbstverlag des Bibelheims „Bethanien", Langensteinbach

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Inhaltsverzeichnis:
Kapitel davor:
55. Die Leiden in Christus 1Petr 4:12-19 (1923)

56. Die Träger der göttlichen Natur

  • 2Petr 1:3-8 (ELB) (3) Da seine göttliche Kraft uns alles zum Leben und zur Gottseligkeit geschenkt hat durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat durch seine eigene Herrlichkeit und Tugend, (4) durch die er uns die kostbaren und größten Verheißungen geschenkt hat, damit ihr durch sie Teilhaber der göttlichen Natur werdet, die ihr dem Verderben, das durch die Begierde in der Welt ist, entflohen seid: (5) eben deshalb wendet aber auch allen Fleiß auf und reicht in eurem Glauben die Tugend dar, in der Tugend aber die Erkenntnis, (6) in der Erkenntnis aber die Enthaltsamkeit, in der Enthaltsamkeit aber das Ausharren, in dem Ausharren aber die Gottseligkeit, (7) in der Gottseligkeit aber die Bruderliebe, in der Bruderliebe aber die Liebe! (8) Denn wenn diese Dinge bei euch vorhanden sind und zunehmen, lassen sie euch im Hinblick auf die Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus nicht träge und nicht fruchtleer sein.

Jahresfeste gläubiger Menschen müssen Tage der Selbstbesinnung sein. Wer sind wir? Und was erwartet man von uns? Der Apostel Petrus zeichnet uns heute mit tief eindringendem Gotteswort unseren Stand als Kinder Gottes. Er sagt uns, wir seien T r ä g e r der g ö t t l i c h e n N a t u r. Zuerst stellt er uns die Größe dieser Gabe vor Augen, dann aber auch die Größe der daraus entspringenden Aufgabe. Wir wollen uns durchs Wort des Geistes zur Selbstbesinnung führen lassen! Wir wollen tief erwägen vor dem Herrn, was das heißt, T r ä g e r der g ö t t l i c h e n N a t u r sein. Anbetend wollen wir’s fassen, was uns da gegeben ist, dankbar wollen wir ergreifen den damit gegebenen Beruf.

Von der Ich-Natur zur Gottnatur

Ein jeder Mensch, wie er hineingeboren ist in die Welt, ist Träger seiner eigenen Natur. Wir alle waren und sind zum Teil noch Ich-Naturen. Diese Ich-Natur widerstrebt der Gottnatur. Fleischlich gesinnt sein, d.h. im Ich stehen, ist eine Feindschaft wider Gott. Und in der Ich-Natur gehen ist der Tod. Alle Übel dieser Welt und alle ewigen Qualen kommen von der ausgewirkten Ich-Natur. Die Ich-Natur wirkt jede Sünde, und die Sünde ist Ich-Natur auf den verschiedensten Stufen. Wer zum Glauben gekommen ist, weiß das. Darum ist er in seiner Ich-Natur zerbrochen und will in Christo die Gottnatur. Das ist Gnade über alle Gnaden, wenn wir durch Wirkung des Wortes und Geistes zur Erkenntnis gekommen sind, dass alles Elend im Ich-Leben liegt und dass alles Heil im Heilandsleben liegt.

Groß und anbetungswürdig ist Gottes Rettungsrat, durch welchen Er uns von der Ich-Natur rettet und in die Gottnatur einführt. Durch die Sendung Seines eingeborenen Sohnes ins Fleisch ist Gott selbst in die Ich-Natur eingegangen. Und der ins Fleisch eingegangene Sohn, welcher keine Sünde je getan hat, der im Kleinsten nicht im Ich-Wesen ging, sondern in allem im Gehorsam des Vaters und im Willen des Vaters, der hat in die Natur die Gottnatur hineingelebt und hineingewirkt. Durch den Heiland ist die gefallene Natur gereinigt, geheiligt und verklärt. Der Gestorbene und Auferstandene trägt an Sich die verklärte Gottnatur im verklärten Menschenleibe. Und in diesem Gottnatur-Sohn wird uns nun die Gottnatur angeboten.

Die Herrlichkeit des Sohnes Gottes

Gelobt sei der Herr, der Natur angenommen; gelobt sei der Herr, der die Sünde in der Natur überwunden; gelobt sei der Herr, der in verklärter Gottmensch-Natur für uns zur Verfügung steht“! Das ist Seine Herrlichkeit und Tugend, von der unser Text redet, Seine Gottherrlichkeit als eingeborener Sohn, der in völligem Gehorsam in der Sündernatur die Sünde überwand, und in der Hingabe des sündlosen Leibes in Tod und Grab für uns die verklärte Gottnatur herausholte. Diese Herrlichkeit und Tugend, dieser menschgewordene, sündlose, sterbende und auferstehende Gottesssohn, in welchem wir berufen sind, hat uns innerlich berufen und gläubig gemacht.

In diesem Gottessohn voll Herrlichkeit und Tugend steht uns nun alles zur Verfügung, was auch uns zu Genossen Seiner göttlichen Natur machen kann. Im Heiland zur Rechten des Vaters stehen jedem, der will, alle göttlichen Lebensüberwinderkräfte zur Verfügung. Jeder arme, in der Ich-Natur und damit in Tod und Verderben gefangene Mensch, darf hier alles nehmen, was zu seiner Vollrettung in Zeit und Ewigkeiten dient. Unsere griechische Bibel sagt: d a s g a n z e der göttlichen Kraft, was zum Leben und zur völligen Göttlichkeit notwendig sei, das sei uns in dem Sohn der verklärten Gottnatur gegeben. Wir sind ja völlig unfähig, aus der todverfallenen Ich-Natur uns selbst herauszuziehen - wir sind verknechtet und versklavt in ihr; aber Christus hat ihre Bande alle zerrissen, und diesen Christus bietet uns der Vater an. Durch den Heiligen Geist gibt uns der Sohn das Seine. Und alles vom ersten Anfang bis zum höchsten Ziel ist uns in Ihm gegeben.

In Christo Jesu, dem verklärten Zentral-Herrn sind wir alle fix und fertig, selig und herrlich gemacht. Am meisten bekommt, wer bußfertig am meisten braucht und wer gläubig am meisten nimmt. In Christo Jesu bist du ein völlig vollendetes Gotteskind. In Ihm hast und kriegst du alles, was für dich notwendig ist. Der Glaube lebt vom Vollbrachten. Hier ist nichts zu tun und nichts zu vollbringen, hier ist nur sich hinzugeben und aus der Fülle zu nehmen Gnade um Gnade. Sieh an Seine Herrlichkeit und Tugend, wie der Sohn in der Menschheit vollendet ist - und vollendet hat. Das ruft dir zu: komm und nimm! Sieh an, wie dir alles zu Diensten steht. Hier fehlt nichts; hier ist ein jeder schon vollkommen.

Zum Höchsten bestimmt

Und die herrlichsten und größten Verheißungen sind uns in Ihm geschenkt. Der göttlichen Natur sollen wir teilhaftig werden. In Sein eigen Bild zieht Er uns hinein. Rein wie Er; heilig wie Er; verklärt wie Er; herrschend wie Er; in der Herrlichkeit wie Er; völlig miterbend mit Ihm. Das ist uns alles in Ihm gegeben und geschenkt. Heilige, Geliebte Kinder, Erben dürfen wir heißen, und Er schämt sich nicht, uns Brüder zu nennen. Leben und volles Genüge ist unser. Gott hat arme Sünder, die es gläubig annehmen, in Sich zum Höchsten bestimmt. Hineinwachsen dürfen wir in die göttliche Natur, drin stehen in der Gottheit Leben und Herrlichkeit. Kein Geist kann das ermessen, kein Sinn es verstehen. Und doch ist es und wird es in denen, die da glauben. Staunend rufen wir mit Johannes: „Sehet, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeiget, dass wir Gottes Kinder sollen heißen.“ Wir sind selige Leute, so rein hingegeben schöpfen zu dürfen aus dem lebendigen Brunnen. Geschenkt, geschenkt heißt das Grundwort unserer ersten Verse. Und a l l e s , a l l e s , aber auch alles geschenkt, was bis zur Vollendung der Gottnatur in uns nötig ist.

Kinder wachsen in der Vaternatur. Hier ist Jesus der Ewig-Vater! Weg, Ich-Natur; komm, Gottnatur im Heiligen Geist in mein Herz! Hier gibt es kein Zagen und kein Verzagen: es ist uns alles geschenkt. Unsere Sache ist durchgeführt - unser völliges Heil muss nun von Stufe zu Stufe unter Glaubenskampf gegen die zähe Ich-Natur angezogen werden. Welche Er berufen hat, die hat Er auch gerecht gemacht; welche Er gerecht gemacht hat, die hat Er auch herrlich gemacht. Gehörst du zu den Seligen, zu den Gläubigen, die das begreifen? Bist du so klein, so nichts, so gar nichts - kennst du den Sklavenjammer der Ich-Natur, dass du dir alles kannst schenken lassen? Die Ich-Natur will immer selbst tun und wird darin immer unglücklicher; der zerbrochene Geist ist selig, dass ihm alles geschenkt ist.

Groß steht vor uns die Herrlichkeit des Eingeborenen; groß steht vor uns die sündlose Menschheit des Erniedrigten, verklärt in Seiner Herrlichkeit und Tugend - der gottgenaturte Retterheld. Und der ist unser, ganz unser, und erhebt uns in Seine Gleichheit. Dürfen wir’s glauben? - teilhaftig göttlicher Natur! Gewiss, wir haben schon manches Stück, wir werden auch die Vollkommenheit haben. Wie reich, wie erhoben und darum erhaben sind doch wir Armen, wir Geretteten, wir Kinder gewordene Sünder! Komm, lass dir schenken, lass dir schenken! Warum bist du nicht reicher? Warum bist du so arm? Das Ganze ist dir geschenkt - Hände auf! Herzen auf! Reichere Stundenleute, stärkere Glaubensmenschen, wachsendere Kinder! So nehmt doch! Offen ist der Zugang; frei steht dir die Fülle. O großer Gott, der Du gegen Sünder so gebefreudig bist! O armer Sünder, der du durch freie Gnade Träger der göttlichen Natur bist! Woraus wir selbst gefallen, da hebt Gott selbst wieder hinein. Lass dir einen Gräuel werden der Ich-Natur Todesfratze; lass dir erwünschte Seligkeit sein der Gottnatur Lebensadel!

Adel verpflichtet

Wer nun an solch frei offenem Born sitzt und trinkt, wer solche Gabe täglich nimmt in wachstümlichem Maße, der hat auch eine der Gabe entsprechende Aufgabe. Adel verpflichtet - Gottadel wirkt sich göttlich aus. Wer, auf welcher Stufe auch immer, göttliches Leben in sich trägt, erfährt auch immer tiefer den Verderb der gegenwärtigen Welt. Der Blick in den Himmel öffnet den Blick auf die Erde. Der Blick für die göttliche Ewigkeit öffnet den Blick für die vergängliche Diesseitigkeit. Je reiner der Rock, umso schmerzlicher der Fleck. Im Licht sieht man die Finsternis, in der Wahrheit die Lüge, im Leben den Tod. Darum ist die erste Lebensäußerung der gottgenaturten Kinder, dass sie fliehen die vergängliche Luft des Kosmos, der Welt. Eigentlich heißt das: „Träger der göttlichen Natur fliehen das im Kosmos liegende Verderben und haben keine Lust an ihm.“ Die ganze Welt, der ganze Kosmos mit all seinem Hohen und Tiefen, mit seinem Schönen und Hässlichen liegt im Argen. Wer Christum in sich hat, der sieht den Feind in der Welt, im Kosmos. Der Kosmos hat überall Ich-Natur. Und in der Ich-Natur hat er Todesnatur. Das sieht, schmeckt und fühlt der gottgenaturte Geist. Was nicht gottgenaturt ist, geht den Verderbensweg.

Nur Gott allein und Göttliches steht. Alles - ohne Gott - verdirbt. Darum fliehen die Gottgenaturten die Welt. Ihre Politik und ihr Bürgerrecht ist im Himmlischen. Sie senken ihre Lust und Begierde nicht in Diesseitiges, sie haben ihre Lust am Herrn, in welchem ihnen alles geschenkt ist. Kinder Gottes stehen wohl i n d e r W e l t, aber sie haben keine Lust an Weltlichem. Sie stehen in der Welt im G e g e n s a t z zur Welt. Sie kämpfen und leiden in der Welt. Und sie kriegen zu leiden von der Welt. Weltüberwindung liegt in der Gottnatur. Wir sagen den Kindern der Welt: Euer Schönes, dies und jenes, uns nur goldne Fesseln sind. Ein gottgenaturter Mensch steht mitten in der Welt als ein Fremdling und Sonderling. Es gibt nichts, was ein Gotteskind ebenso macht wie ein Weltkind. Und ob die äußere Schale gleich wäre, so ist der Sinn ein anderer. Es widerstrebt der Gottnatur, Lust der Welt zu haben. Selbst die Welt glaubt nicht an die Gottnatur eines Menschen, dass sie ehrlich und reinlich sei, wenn irdische Lust, Begier nach Diesseitigem bei ihr erscheint.

Sag an, nach was für Stücken im Kosmos im Weltgebiet, steckt in dir noch starke Lust und Begierde? Prüfe dich ernst und täusche dich nicht! Und hast du Lust zur Gottnatur in ihren verschiedenen Auswirkungen? In der Welt ist das Verderben. Der Gottnatur-Mensch flieht das süße Gift - er sieht nicht die Süßigkeit, sondern das Gift. Wer flieht, bietet dem, vor welchem er flieht, d e n R ü c k e n. Und er bietet dem, zu welchem er flieht, d a s G e s i c h t. So hat der Gottgenaturte die Welt immer mehr im Rücken. Hinaus, davon! heißt hier die Losung. Und er hat im Gesicht den Herrn. Hinein zu Ihm! heißt die Losung. Weltlösung ist die erste Grundaufgabe der Gottgenaturten. Wo eine wahrhaftige Bekehrung oder eine neue Geburt ist, da ist immer am Anfang eine sehr starke Weltabwendung. Das ist nötig, sonst kriegt das Glaubensleben die rechte Richtung nicht. Wo in den Anfangsstadien keine klare Weltabwendung war, geht es durch viele Schwierigkeiten. Je reiner die Abwendung, umso klarer geht der Lauf.

Auf der Flucht vor der Welt

Stundenleute dürfen nicht welteingewickelt sein; die Gottnatur ist ihr Verlangen, nach ihr der Weg. „Das befremdet sie, dass ihr nicht mit ihnen läuft in ihr verkehrtes Wesen.“ Der eitle Wandel nach väterlicher Weise ist in der Gottnatur abgetan. Wir stehen mitten in der Welt auf der Flucht vor der Welt. Wer flieht, hat Angst. Ja, wir fürchten jede zu starke Weltberührung, weil sie das göttliche Leben beeinträchtigt. Wo wir gehen und stehen in der Welt, muss die Welt an uns Ewigkeit schmecken. Das ist die erste große Aufgabe der Gottgenaturten. Geht die ganze Welt linksherum so gehen wir rechtsherum. Darum dürfen sonderlich junge Gläubige nicht sofort wieder in die Welt hineingeschickt werden. Heraus! muss die Losung heißen. Das praktische Leben zwingt uns nur zu viel hinein; und es sind nicht kleine Kämpfe für uns, die Gottnaturten, da, wo wir hineinmüssen, innerlich frei zu bleiben. Durch solchen himmlischen Sinn sind wir sehr wirkungskräftig.

Als die Weltflüchtigen und Ewigkeitsgerichteten haben wir dann die weitere Aufgabe, jeglichen Fleiß daran zu wenden, dass wir der Welt göttliche Früchte darreichen. Die Gottnatur bringt Gottesfrüchte. Dies bieten wir der Welt an. Wieder sehen wir hier bei Petrus, wie das auch Paulus allenthalben zeigt, dass wir, die Gottgenaturten, unsere Wirkungen nicht so sehr durch das ausüben, was wir tun, als durch das, was wir sind. Wir reichen, wie Petrus sagt, durch unser ganzes Wesen der Welt Frucht dar, und diese Früchte sind derartig, dass sie die Welt herziehen, sie zu essen. Gläubige haben nur e i n Zugmittel: was sie selbst in Christo sind. Darum sehen wir darauf, dass wir immer mehr gottgenaturt werden, dass wir mehr darreichen können.

Die Frucht des Glaubens

In köstlicher Weise zeichnet Petrus die Gottnaturfrucht. „Reichest dar in eurem Glauben“, sagt er. Die Gottnatur ist Glaubensnatur. Der Glaube lebt im Unsichtbaren. Leute der unsichtbaren Welt sind wir, nicht S c h a u e n s leute - Augenlust ist der Gottnatur fern - , G l a u b e n s l e u t e sind und leben in dem, den wir nicht sehen. Als solche Glaubende reichen wir nun nach Petrus eine s i e b e n f a c h e Frucht dar. S i e b e n f a c h zeichnet Petrus die Frucht, weil die Früchte aus der Gottgemeinschaft wachsen. Gottgemeinschaft ist aber 3+4 oder 7.

Die Träger der Gottnatur stehen mitten in der Weltnatur und reichen Gottesfrucht dar voll ewigen Gehaltes. Voraus nennt Petrus - d i e T u g e n d: „Reichest dar in eurem Glauben Tugend.“ Tugend, das ist die innergöttliche Festigkeit und Tüchtigkeit. Gottesträger müssen in allen Dingen Getragene sein - nicht Umgetriebene, nicht Hin- und Hergeworfene -, eine starke, sittliche Festigkeit, in Leid und Freud, unter guten Gerüchten und bösen Gerüchten, und Aufregendem und Hastendem innerlich fest in dem Herrn. Weltkinder werden getrieben - sie sind den windbewegten Wogen gleich; Gottgenaturte sind Felsen in den Wogen. Ein starker Friede, eine tiefe Ruhe muss die Gottgenaturten in allem erfüllen. Das tut der ganzen Umgebung, das tut der ganzen um uns lebenden Welt gut, so ein fester, gegründeter, angewachsener, ewigkeitsgehaltener innerer Sinn. Die Ewigkeit hat etwas Stetes, Ruhiges, Festes. Das reichen die Gottgenaturten der Welt dar.

Stehst du in deinem Kreis innerlich gefestigt, dass viele sich an dir aufrichten können? Aufgeregtes, durcheinander geworfenes, unruhiges Wesen ziemt sich für Gottgenaturte nicht. Rücke all deinen Fleiß daran, Tugend, innere, stetige Kraft darzureichen. Das ist etwas in der taumelnden Welt; das ist etwas in der erschütterten Welt. Mit dieser inneren Festigkeit bist du ein evangelistischer Hort weithin.

Erkenntnis und Mäßigkeit

„Und in der Tugend E r k e n n t n i s“. Wer Gottnatur hat, der kennt in vielen Stücken Gott; er hat Einsichten in die göttlichen Dinge. Die Gottnatur macht auch weise und klug in irdischen Dingen. Die Gottnatur lernt hinter die Dinge und in die Dinge sehen. Sie gibt Verstand und richtiges Urteil. Da kommen viele Weltkinder und holen sich Rat bei den Gotteskindern. Das ist von großer Bedeutung, dass unsere Gläubigen in Christo wie ein Joseph und Daniel als die Klugen und Weisen ausgewiesen sind. Die Welt ist voller Narren. Die Welt ist voller Unklugen und Törichten. Sünde macht blind, Glaube macht sehend. Gottgenaturte machen immer weniger Dummheiten und können je länger, je mehr auch anderen dienen mit Einsicht. Sonderlich göttliche Wege können sie weisen und göttliche Führungen erklären. So stehen die Träger göttlicher Natur als die Weisen in ihrer Umwelt.

„Und in der Erkenntnis M ä ß i g k e i t.“ Diese Mäßigkeit ist die ausgeglichene Harmonie. Die Ich-Natur springt bald zu hoch, bald wirft sie zu tief hinab. Bei der Ich-Natur heißt es: himmelhoch jauchzend - zu Tode betrübt. Bei der Ich-Natur ist auch maßloses Urteil in Freundschaft und Feindschaft. Die Gottnatur hat etwas Gleichmäßiges und Ausgeglichenes. Das Ausgeglichene ist schön. So ist die Gottnatur schön. Ausgeglichene Menschen sind ein großer Segen, wo sie sind. Ausgeglichene Menschen ziehen an. Übertriebene und übertreibende Menschen stoßen ab. Reichet dar in eurem Glauben - Ausgeglichenheit.

Geduld und Gottseligkeit

„Und in Mäßigkeit G e d u l d.“ Geduld ist das Auf-Sich-Nehmen. Gläubige nehmen alle Führungen an. Sie gehen darunter und tragen darunter, und warten darunter. Gläubige nehmen auch ungute Leute und ungute Verhältnisse anderer auf sich und teilen sie mittragend. Dieser Sinn des Druntergehens und Mit-drunter-Gehens ist ein reicher Segen und wirkt mächtig. Solchen Menschen ist nicht gleich etwas zu viel. Die Welt bekommt von solchen Geduldigen tiefe Eindrücke. Entziehe dich nirgends, wo der Herr dir etwas auflegt auch von anderen. Drücke dich nicht, sondern beuge dich. Die Tragenden sind die Einflussreichen! Reich’s dar im Glauben.

„Und in der Geduld G o t t s e l i g k e i t.“ - Ein wahrhaftiges Stehen unter Gott und in Gott ist der Gottgenaturten Art. Die Träger der Gottnatur sind immer mit Gott einig. Ihnen ist Gott immer groß; ihnen macht Gott alles recht. Sie stehen ständig in der Anbetung. Gottergeben, gottehrend, gottinnig - das ist ihr Wesen. Nichts treibt sie aus Gott, stehen sie doch in Ihm. Dieses gottgeweihte, gottübergebene Wesen macht tiefen Eindruck.

Bruderliebe und allgemeine Liebe

Als Gotthörige gehören sie auch den Brüdern. Reichet dar in eurem Glauben B r u d e r l i e b e. Rechte Bruderliebe ist eine sehr reife Frucht der Gottnatur. Es haben sie nicht viele. Nicht alle Sundenleute haben Brudersinn. Der Brudersinn ist unbedingt eins mit den Gläubigen. Hier ist Geistesleben-Verbindung. Einheit mit Gott schafft Einheit mit den Gottesmenschen. Die Bruderliebe in Christo ist das stärkste Band im Himmel und auf Erden. Unsere Gemeinschaften sollten viel Bruderliebe haben. Dann müssen sie eben viel Gottgeborene haben. Fehlt uns Bruderliebe, dann fehlt’s eben auch an der Gottnatur. Der Herr schenke uns viel Gottnatur, dann ist auch viel Bruderliebe da.

Und in der Bruderliebe wurzelt dann die a l l g e m e i n e L i e b e. Sie ist die letzte Frucht - die höchste, aber auch die schwerste. Man kann sie nicht üben, wenn man nichts ist; darum kommen alle anderen Früchte zuvor. Und sie taugt nichts, wenn sie nicht gewurzelt ist in der Bruderliebe. Dann wird sie verderbende Humanität. Für viele, die nicht in der Wahrheit gottgenaturt sind, hat der Glaube nur e i n e Frucht, eben die allgemeine Liebe. So etwas kennen die Apostel nicht. Die ersten sechs Früchte sind auch in ihrer Art reiche allgemeine Liebe - geistlicherweise. Die allgemeine Liebe wurzelt in allen sechsen. Sie sind alle ineinander. Jeder Gottgenaturte hat auch seinen Welt-Liebe-Umkreis. Der Herr wirft immer viele auf uns, denen wir unsere Liebe geben, auch wenn sie fern stehen. Wir hassen die Welt nicht, ob sie gleich uns hasst - wir lieben sie. Und ob sie unsere Liebe auch nicht dankt, so lieben wir sie ohne Dank.

Wir stehen tiefgebeugt ob solcher Siebeneraufgabe. Da uns aber alles geschenkt ist, was zum Leben und zur Frömmigkeit dient, so wollen wir mehr Gnade in Christo anziehen, damit wir reicher darreichen können. Gehet hin, ergreifet Gabe und Aufgabe, so werdet ihr nicht unfruchtbar sein, und es wird euch dargereicht werden: ein reichlicher Eingang, ein herrscher- und erbenmäßiger, ein Reich unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi - ihr werdet wie jetzt, so in allen Ewigkeiten verklärt dastehen als T r ä g e r der G o t t n a t u r !

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